Grenzen der Hakenharfe

Branwen
schon länger da
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Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Branwen »

bastian hat geschrieben:Es geht nicht alles auf der Hakenharfe, nein. Jazz quer durch alle Tonarten ist nicht drin. Klassiker, Romantiker und moderne Klassik notengetreu spielen auch nicht.
Danke, das ist schonmal konkreter. Damit kann ich was anfangen.
bastian hat geschrieben:Aber schon wenn man das "notengetreu" streicht, geht einiges. Klappen umwerfen während des Spielens ist reine Übungssache und man findet oft die Möglichkeit, das auch in der knappen Zeit der Begleithand unterzubringen.
Das dürfte für meine privaten Zwecke absolut ausreichend sein.
bastian hat geschrieben:Bei Renaissance- und Barockmusik stellt sich die Frage nach dem notengetreu i.d.R. gar nicht. Weil es zu der Zeit noch üblich war, dem Musiker das variieren zu überlassen. Die Chromatik der Zeit ist überschaubar und mit einigen Einschränkungen aber trotzdem auf der Hakenharfe spielbar.
Danke, das wusste ich nicht. Macht auch schon wieder Mut. :_smile_:
bastian hat geschrieben:Für Irisch-Schottischen Folk taugt die Hakenharfe sogar besser als die Pedalharfe. Weil sie zum einen durch die geringeren Saitenspannungen viel leichter flott spielbar ist, zum anderen aber auch durch ein obertonreicheres Klangideal dieser Instrumente im Vergleich zu den lauten aber dumpferen Konzertharfen besser zu dieser Art der Musik passt.
Diesen Eindruck hatte ich eben auch… Deswegen war ich jetzt etwas erstaunt, als man mir sagte, dass das auf Pedalharfe viel besser ginge. :_huh_:
bastian hat geschrieben:Ich selbst habe auch mal so gedacht: Ich will ja nur ein bisschen Folk spielen. Inzwischen (nach allerdings fast zehn Jahren am Instrument) verzweifele ich schon das ein oder andere Mal ob der fehlenden Chromatik.
Ich glaube, so lange kann ich warten und bis dahin ist vielleicht auch mein Gehalt wieder gestiegen und eine g’scheite Pedalharfe ist drin. Im Moment könnte ich mir eh nur die billigste Version leisten - was mich dann auch wieder nerven würde. Nicht das was ich über ein neues Instrument, über das ich mich freuen möchte, sagen möchte.
Zaahra hat geschrieben:Liebe Branwen,
unabhängig von möglicherweise herrschenden Standesdünkel oder Vorurteilen, würde ich sagen, so wie du deine Situation beschreibst (was du gerne magst, was du vorhast, wo es dich hinzieht, welche Rahmenbedingungen - Wohnung, Lautstärke, Preis, es etc. gibt) hast du deine Antwort eh schon, oder?
Naja, eigentlich wollte ich immer eine Hakenharfe… Es hat mir nur zu denken gegeben, dass eine Lehrerin meinte, ihre Schüler stießen alle nach ein bis zwei Jahren schon an die Grenzen dessen, was mit Hakenharfe spielbar ist und müssten sich dann erst recht eine Pedalharfe zulegen.
Deshalb wollte ich verschiedene Standpunkte hören…
Zaahra hat geschrieben:Ich finde, es ist auch ein ganz durchschlagendes Argument, wenn jemand sagt, die Hakenharfe spricht mich vom Gefühl her einfach mehr an...
Danke, dass du mich darin bestätigst. Ich bin mehr der Kopfmensch, sowas muss man mir immer erst sagen. :_smile_:
Zaahra hat geschrieben:Letztendlich ist es deine Entscheidung, deinE LehrerIn wird diese akzeptieren (müssen).
Ich glaube auch, dass es im Endeffekt darauf hinauslaufen wird, dass ich eben mit meiner Lehrerin reden werde müssen, ob sie bereit ist, einfach zu akzeptieren, dass ich Hakenharfe spielen möchte und ob sie sich auf meine Wünsche einlassen kann oder das halt nicht möchte.
Dann geht die Odyssee des Harfenlehrersuchens halt weiter. Hilft nix.
Zaahra hat geschrieben:P.S. es gibt noch einen wichtigen Faktor: Die Größe und das Gewicht. Eine Hakenharfe kannst du leichter mal wohin mitnehmen, u.U. verreisen (mit Öffis), mit in den Garten nehmen, etc...
Das ist allerdings auch ein Pluspunkt für mich…
Koko P. hat geschrieben:Trotzdem erlaube ich mir, auf deine eigentlichen Fragen zu antworten:
Branwen hat geschrieben:Empfindet ihr das überhaupt als Einschränkung?
Nein. Definitiv nein. Allerdings habe ich auch nicht den Ehrgeiz, klassische Literatur spielen zu wollen, …
Das ist es ja, diesen Ehrgeiz habe ich auch nicht – zumal ich einfach andere Interessen und Vorlieben habe.
Koko P. hat geschrieben:
Branwen hat geschrieben:Welche Einschränkungen erlebt ihr an der Hakenharfe?
Bei zwei oder drei Stücken musste ich "klappen", aber da war immer genug Zeit dafür. Ein einziges Stück, dass ich mal spielen wollte, ging nicht, weil ich c, d, cis schnell nacheinander spielen müsste.
Offtopic:
Und gerade überlege ich, ob ich nicht die d-Saite auf cis und die nicht benötigte es-Saite auf d stimmen könnte. Müsste doch für ein Stück ok sein, oder nicht?
Eben, das denke ich auch die ganze Zeit. Man kann doch auch eine Seite mal ganz umstimmen. Geht natürlich beim Vorspielen nicht, aber ob ich jemals irgendwem was vorspiele, ist eh eine ganz andere Geschichte…
mygga hat geschrieben:Es dürfte ja letztlich auch eine Frage der Finanzen sein, oder? Und zwar auf Dauer: teurere Transporttaschen, häufigeres Nacharbeiten/Warten der Mechaniken bei der Pedalharfe, und das ist, so weit ich weiß, nicht ganz billig.
Vielen Dank für diese Info über die Zusatzkosten. An die hatte ich noch gar nicht gedacht.
mygga hat geschrieben:Branwen, es geht eine ganze Menge Pop auf der Hakenharfe, wenn man nicht ausgefeilte Arrangements mit C7sus4-Griffen spielen will. Etwas Harmonielehre und Mogeln hilft - der Klapp-Ton lässt sich auch austauschen. Den meisten Zuhörern wird das nicht mal auffallen, weil das Hirn sich Vertrautes standardmäßig passend macht und einfach "ergänzt", was fehlt. Und denen, die es merken, sagst du lächelnd: "Ist MEINE Interpretation des Stückes."

Haha! Das ist eine gute Idee. Und so kompliziertes Zeug habe ich bisher auf Klavier und Gitarre auch vereinfacht, also wird das wohl nicht so das Problem sein.

Vielen Dank für eure Antworten! Ihr habt mir wirklich sehr weitergeholfen.
:_smile_: :_cool_:
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Anne
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Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Anne »

Lass dich nicht verunsichern, wenn du keltische Musik spielen möchtest, dann bist du bei der Hakenharfe richtig, und wenn deine Lehrerin da nicht mitgehen möchte solltest du nach einer anderen Lehrperson schauen, und nicht nach einer anderen Harfe.
Nur ein Beispiel aus der etwas weniger vielsaitigen Nachbarschaft: Für irische Fiddle Musik solltest du Idealerweise eine fünfsaitige Fiddle haben, keine Standardvioline, weil man für manche Reels die C-Saite braucht. Es gibt Geigenlehrer, die das nicht als "richtige" Violine betrachten. Meine zum Glück nicht, die ist sehr tolerant und nett. Wo es nötig ist nehme ich die Fiddle, und das passt dann auch.
jens
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Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von jens »

Anne hat geschrieben: Für irische Fiddle Musik solltest du Idealerweise eine fünfsaitige Fiddle haben, keine Standardvioline, weil man für manche Reels die C-Saite braucht. Es gibt Geigenlehrer, die das nicht als "richtige" Violine betrachten. Meine zum Glück nicht, die ist sehr tolerant und nett. Wo es nötig ist nehme ich die Fiddle, und das passt dann auch.

mal ne offtopicfrage Anne: hast du Beispiele für Fiddler im irishfolk die 5saiter spielen? mir fällt grad keine/r ein

zum topic: eigentlich ist ja schon alles gesagt zur Frage ob Pedal oder Hakenharfe...
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Anne
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Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Anne »

Es geht mir nicht um Personen, sondern um Musik. Als nur ein Beispiel von vielen sei das Buch "Das große Fiddlebuch" von Michael Thaut erwähnt (Voggenreiter Verlag), zum einen weil es in D erschienen und rel. weit verbreitet ist, zum anderen, weil es Fiddle Musik aus verschiedenen Ländern umfasst. Wenn du das komplett durchspielen möchtest, wirst du ohne die 5. Saite einige male auf Grund laufen.
Wenn du unbedingt bekannte Personen brauchst, die keltisches auf der 5Saitigen spielen, fällt mir spontan zb Tri Yann ein.
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Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Susanne »

jens hat geschrieben: mal ne offtopicfrage Anne: hast du Beispiele für Fiddler im irishfolk die 5saiter spielen? mir fällt grad keine/r ein
Jo. Mir auch nicht, Jens. Die spielen hier alle auf stinknormalen Geigen, bloß manchmal mit flacher gesägtem Steg.
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Anne
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Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Anne »

Susanne hat geschrieben:
jens hat geschrieben:..., bloß manchmal mit flacher gesägtem Steg.
Inwiefern flacher? Mit niedrigerer Saienlage? An der Rundung kannst du ja nichts abflachen, da sie ja zum Griffbrett passen muss
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Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Susanne »

Anne hat geschrieben: Inwiefern flacher? Mit niedrigerer Saienlage?
Genau. Aber Branwen zuliebe sollten wir hier vielleicht nicht mit diesem Thema weitermachen.
jens
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Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von jens »

Anne hat geschrieben:Es geht mir nicht um Personen, sondern um Musik. Als nur ein Beispiel von vielen sei das Buch "Das große Fiddlebuch" von Michael Thaut erwähnt (Voggenreiter Verlag), zum einen weil es in D erschienen und rel. weit verbreitet ist, zum anderen, weil es Fiddle Musik aus verschiedenen Ländern umfasst. Wenn du das komplett durchspielen möchtest, wirst du ohne die 5. Saite einige male auf Grund laufen.
Wenn du unbedingt bekannte Personen brauchst, die keltisches auf der 5Saitigen spielen, fällt mir spontan zb Tri Yann ein.
ich hab halt nur einmal im fatty´s nen fiddler mit einer fünfsaitigen gesehen, und hab eigentlich alle wichtigen fiddler im irishfolk schon mal live und auf youtube angeschaut... aber ihr habt recht, lasst uns den thread nicht weiter verfiddlen...

wobei mir zum thema grad einfällt-wenn ein klassisch ausgebildeter flötist auf meiner irischen holzquerflöte spielt, klingt das auf einmal nicht mehr nach irischer holzqerflöte sondern sehr nach böhm, wenn ich umgekehrt auf einer böhm spiele klingt das nicht mehr so ganz nach klassik...
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