Grenzen der Hakenharfe

Branwen
schon länger da
Beiträge: 12
Registriert: Mo 26. Dez 2011, 23:17
Land: Oesterreich
Meine Harfe(n): Riedel Annabell

Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Branwen »

Ich habe mich jetzt dazu entschlossen, mir endlich eine Harfe zuzulegen. Eigentlich habe ich eine Hakenharfe haben wollen, doch nun habe ich schon von mehreren Harfenlehrern gehört, dass sie davon abraten, weil man dann, wenn man "anspruchsvolle" Stücke spielen möchte, doch sehr eingeschränkt ist und vieles einfach nicht geht.

Ich bin eigentlich nicht so der Fan von "Klassischer Musik" (also alles, was weitläufig als "Klassisch" - nicht nur als aus der Zeitepoche "Klassik" stammend - bezeichnet wird).
Ich möchte vor allem irisch/schottischen Folk spielen, auch zum dazu Singen.
Allerdings spiele ich auf dem Klavier (meinem Erstinstrument, dass ich mehr schlecht als recht spiele) auch gern mal ein bisschen Filmmusik oder Popmusik und könnte mir vorstellen, dass ich das irgendwann auch auf der Harfe versuchen möchte.
Weiters hat es mir die Alte Musik (also Renaissance-Musik) angetan.

Von daher, könnten da schon was dran sein.

Meine Frage also an die erfahrenen Haken-HarfenistInnen:
Welche Einschränkungen erlebt ihr an der Hakenharfe? Empfindet ihr das überhaupt als Einschränkung?

Danke :)
Pixi
schon länger da
Beiträge: 16
Registriert: Di 15. Sep 2015, 21:35
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Hakenharfe Azurit

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Pixi »

Nein, ich habe nicht das Gefühl in den Noten eingeschränkt zu sein. Es gibt ein sehr großes Repertoire an Noten für Hakenharfe in allen Bereichen. Wenn ich bei einem Stück sehe, dass ich Haken während des Stücks verändern muss, dann schlucke ich natürlich schon und würde mir Pedale wünschen. Ich denke, selbst wenn du viel übst, bist du für mind. 5 Jahre mit der Hakenharfe gut beschäftigt. Dann kann man immer noch "umsteigen". Es ist schließlich auch eine Kostenfrage.
Außerdem, wenn du vor allem keltische Sachen spielen willst- das klingt auf der keltischen Harfe schon am besten.
Benutzeravatar
Maira
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 4976
Registriert: So 6. Jan 2013, 17:59
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Maira Bausatz von Klaus Regelsberger, Schwabach
Hobbit von Klaus & Annika Regelsberger, Schwabach
Fischer 80 von Thomas Fischer, Traunstein

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Maira »

Es gibt inzwischen verschiedene Harfenmodelle die durchaus für verschiedene Musikstile gemacht sind.
Pedalharfen haben viele Vorteile aber auch Nachteile.
Und sie sind nicht für alles am Besten geeignet.
Und daß ich ad hoc nicht as oder des dur spielen kann stört mich jetzt gar nicht.
Mit der Hakenharfe kann ich ein großes Feld abdecken.
Wichtiger als Pedale finde ich die Saitenanzahl.
34 sollten es schon sein.
Damit kann man ordentlich viel machen , mehr , als ich inzwischen kann.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
Benutzeravatar
merit
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1361
Registriert: Do 24. Feb 2005, 18:01
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Böhmische Hakenharfe von Pepe Weissgerber, Baujahr 2009;
Böhmische Hakenharfe von Eric Kleinmann, Baujahr 2005
Kontaktdaten:

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von merit »

Liebe/r Branwen, ich sehe das so: Wenn ich technisch und musikalisch so (das erste übrigens OHNE Haken, die Harfe ist diatonisch)

https://www.youtube.com/watch?v=0SNhAKyXtC8

oder so
https://www.youtube.com/watch?v=tQB70NvG4e8

Hakenharfe spielen kann, dann bin ich an den Grenzen des Instrumentes. Da es relativ unwahrscheinlich ist, das das in den kommenden Jahren soweit sein wird, mache ich mir da keine Gedanken :-).

Herzliche Grüße, Merit Zloch
Branwen
schon länger da
Beiträge: 12
Registriert: Mo 26. Dez 2011, 23:17
Land: Oesterreich
Meine Harfe(n): Riedel Annabell

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Branwen »

Danke für die ersten Antworten.

Irgendwie habe ich so das Gefühl, dass es da ziemliche "Standesdünkel" gibt, dass Pedalharfe als etwas "besseres" angesehen wird...

Ich wollte eigentlich eine Hakenharfe, da ich eben den "keltischen Klang" möchte. Jemand hat mir gesagt, das man keltische Sachen besser auf einer Pedalharfe spielen kann, was mir ein Widerspruch in sich erscheint. :_huh_:

Auch sollen Pedalharfen lauter und voller klingen, was mir schon wieder Sorgen macht, Nachbarn habe, d.h. ich wohne nicht in meinem eigenen Haus, wo ich Tag und Nacht laut Musik machen kann... Und sie sind größer und ich habe jetzt nicht soooo viel Platz in meiner Wohnung... Vom Finanziellen ganz zu schweigen...

Und das einzige, was mir einfallen würde, wo ich mit der Hakenharfe ein Problem haben könnte, ist Jazz, da sich in den meisten Jazzstücken doch häufig die Vorzeichen ändern. Jazzharfe scheint in meiner Umgebung sehr popular zu sein. Doch ehrlich gesagt, ist Jazz so überhaupt nicht mein Ding.

Vielleicht habt ihr ja noch mehr input für mich.

PS @merit: Branwen ist ein walisischer Frauenname, von daher ist "Liebe Branwen" richtig. ;)
Benutzeravatar
bastian
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 2834
Registriert: Fr 29. Aug 2008, 09:53
Postleitzahl: 55246
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): "Die Kleine": Brian Boru von der Klangwerkstatt (Ahorn/Fichte/Stahl)
Cadiz von Henrik Schupp (Eiche/Fichte/Nylgut)
Chromatische Harfe 6x6 von Martin Gust
Wohnort: Mainz-Kostheim
Kontaktdaten:

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von bastian »

Das ist ein Thema, wo ein jeder eine andere Meinung haben kann und trotzdem alle ein gutes Stück weit recht haben.

Dies ist meine Meinung:
Es geht nicht alles auf der Hakenharfe, nein. Jazz quer durch alle Tonarten ist nicht drin. Klassiker, Romantiker und moderne Klassik notengetreu spielen auch nicht. Somit haben die studierten Pedalisten aus ihrer Sicht absolut recht. Weil es das ist, was von einem studierten Harfinisten erwartet wird. Ohne wenn und aber. Deshalb ist die Meinung, die Hakenharfe wäre ein sehr eingeschränktes Instrument, in dieser Gruppe Harfinisten zu recht sehr weit verbreitet.

Aber schon wenn man das "notengetreu" streicht, geht einiges. Klappen umwerfen während des Spielens ist reine Übungssache und man findet oft die Möglichkeit, das auch in der knappen Zeit der Begleithand unterzubringen. Damit werden auch einige Stücke von Mozart, Tschaikowski und Satie auf der Hakenharfe spielbar. Bei Renaissance- und Barockmusik stellt sich die Frage nach dem notengetreu i.d.R. gar nicht. Weil es zu der Zeit noch üblich war, dem Musiker das variieren zu überlassen. Die Chromatik der Zeit ist überschaubar und mit einigen Einschränkungen aber trotzdem auf der Hakenharfe spielbar.

Für Irisch-Schottischen Folk taugt die Hakenharfe sogar besser als die Pedalharfe. Weil sie zum einen durch die geringeren Saitenspannungen viel leichter flott spielbar ist, zum anderen aber auch durch ein obertonreicheres Klangideal dieser Instrumente im Vergleich zu den lauten aber dumpferen Konzertharfen besser zu dieser Art der Musik passt.

Ich selbst habe auch mal so gedacht: Ich will ja nur ein bisschen Folk spielen. Inzwischen (nach allerdings fast zehn Jahren am Instrument) verzweifele ich schon das ein oder andere Mal ob der fehlenden Chromatik. Weil ich im Laufe der Jahre mich vom Folk weg hin zu chromatischeren Stücken entwickelt habe. Und dann beneide ich manchmal die Gitarristen, die scheinbar mühelos quer durch alle Tonarten zu spielen. Und trotzdem sage ich immer noch: die Hakenharfe ist mein Instrument.

Der Umstieg von Hakenharfe auf Pedalharfe ist später übrigens immer möglich, sofern Du Dir schon auf der Hakenharfe eine saubere Technik angewöhnst. Hakenharfen behalten auch recht lange ihren Wert, so dass Du die Hakenharfe später problemlos weiterverkaufen kannst, wenn Du dann doch umsteigen willst.

Merits Beispiele dessen, was geht, möchte ich noch erweitern um diese leicht :_grin_: chromatischen:
https://www.youtube.com/watch?v=-v2VjMsyXWY
https://www.youtube.com/watch?v=UepJFk_OAVM

So long,
Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
Benutzeravatar
Aoi
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 894
Registriert: Mi 4. Jul 2012, 15:01
Postleitzahl: 61267
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Meine große Lady - Newlyn -
Saphir von Glissando, Ahorn/Mahagoni - Darmsaiten

Meine kleine Möwe die eine Schwalbe sein wollte
eine der ersten von Lorenz Münderlein

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Aoi »

Ich finde auch so viele Einschränkungen gibt es nicht, dafür eine Menge unterschiedlicher
Techniken und Spielweisen. Wenn man da alles Ausschöpfen will ist man länger als 5 Jahre
mit beschäftigt.

Folgende Harfenistin und dieses Jahr als Dozentin auf dem Harfensommer mit Ihrer Spezialität
Scottish Tunes and American Bluegrass zeigt einige Technische Möglichkeiten auf und ich bin mir
Sicher das ich die in diesem Leben nicht Ausschöpfen werde. :

Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.


Viele Lehrer die mehr aus der Klassik kommen habe in meinen Augen den Blick über den
Tellerrand und auch das was die Schüler (und nicht sie selber) Erreichen wollen verloren.

Meine Lehrerin kommt zwar im Ursprung auch aus der Klassik, spielt sowohl Pedal wie auch
wie Hakenharfe, halt jedes wohin es hingehört. Heißt mit Ihren Kolleginnen vom
Frankfurter Harfenensemble oder bei Orchesterarrangements ist eher Pedalharfe angesagt
und beim Weihnachtssoloauftrit beim Huggendubel eher Hackenharfe.
Ich bin froh das Sie auf das was Ihre Schüler wollen eingeht. Wenn einer keine Repertoire-
Wünsche hat, macht sie Vorschläge, ansonsten freut sie sich über Eigeninitavive der
Schüler und respektiert die Wünsche. Notfalls werden schon mal Pianonoten angepasst, wenn
es eben bei einem Wunschtitel der Schüler keine Harfennoten gibt.
Ich bin richtig Glücklich das es so ist und ich nicht wohin gedrückt werde, wohin ich gar nicht
will.

Lg
Astrid
War es möglich, dass Musik geheimste Gedanken und Gefühle übertragen konnte, jenseits aller Worte? Vielleicht sogar noch mehr, womöglich konnten wir auf diesem Wege noch weit tiefere Schichten unseres Wesens erreichen als mit unseren Gedanken. Gandalf
Meeresbrise
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 802
Registriert: Do 21. Feb 2013, 15:36
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Meine Harfe hat 8 Löcher und ist eine Blockflöte.
Wohnort: Rhein-Main

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Meeresbrise »

Ja, manche klassisch ausgebildeten Harfenisten scheinen die Hakenharfe als eine minderwertige Sparversion der Harfe zu betrachten, die man so schnell wie möglich hinter sich lässt.

Ich glaube aber, es macht mehr Sinn, die Hakenharfe (und erst recht die chromatische Harfe) als eigenständiges Instrument zu betrachten, mit eigenem Repertoire, Spieltechnik usw.

Ich sehe da eine Parallele zur Alten Musik - eine Traversflöte ist auch keine Billigquerflöte ohne Klappen. Ebenso ist sie auch nicht als Einstiegsintrument für moderne Querflöte geeignet.

Wer also Pedalharfe spielen will, sollte so bald wie möglich auch darauf spielen, wem die "keltische" Harfe besser gefällt, der muss sich nicht irre machen lassen.
Harleylady
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 369
Registriert: Sa 14. Aug 2010, 15:37
Postleitzahl: 64372
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Meine "Old Lady": Konzertharfe Lyon & Healy Stil 23 Gold (Bj. 1972) und "Black Beauty": Salvi Prima, eine matt schwarze Hakenharfe 34- saitig (Darmsaiten), Aoyama 130 Nylon.
Wohnort: Niedermodau/ Oberramstadt im schönen Odenwald

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Harleylady »

Es ist immer wieder erstaunlich, welche "Weisheiten" hier verbreitet werden, insbesondere von Leuten, die weder Fachwissen noch Instrumentenerfahrung haben ........da fehlen mir als sogenannten "Hakenharfenverachtendenprofi" die Worte !!! :_cool_:
Meeresbrise
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 802
Registriert: Do 21. Feb 2013, 15:36
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Meine Harfe hat 8 Löcher und ist eine Blockflöte.
Wohnort: Rhein-Main

Re: Grenzen der Hakenharfe

Beitrag von Meeresbrise »

Harleylady hat geschrieben:Es ist immer wieder erstaunlich, welche "Weisheiten" hier verbreitet werden, insbesondere von Leuten, die weder Fachwissen noch Instrumentenerfahrung haben ........da fehlen mir als sogenannten "Hakenharfenverachtendenprofi" die Worte !!! :_cool_:
Ich glaube es wäre hilfreicher, wenn du einfach deine Sicht der Dinge erläuterst, statt hier wild um dich zu schlagen.

Dann könntest du dir auch dies hier sparen:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem

Was genau siehst du denn anders als die bisherigen Beiträge?
Antworten