Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Hat gar nix mit Harfen zu tun, aber du willst es trotzdem unbedingt loswerden? Dann mal los.
Meeresbrise
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Meeresbrise »

Wenn du Wettbewerbe überhaupt nochmal in Betracht ziehst, würde ich vielleicht Jugend Musiziert im Januar 2018 anpeilen.
Dann hättest du jetzt 1 Jahr Zeit für die Vorbereitung (bis zur Anmeldung).

Bei Jugend Musiziert kann man auch über das eine oder andere meckern, aber was Wettbewerbe angeht ist das ein etabliertes Format.
Arwen
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Arwen »

Meeresbrise hat geschrieben:Wenn du Wettbewerbe überhaupt nochmal in Betracht ziehst, würde ich vielleicht Jugend Musiziert im Januar 2018 anpeilen.
Dann hättest du jetzt 1 Jahr Zeit für die Vorbereitung (bis zur Anmeldung).

Bei Jugend Musiziert kann man auch über das eine oder andere meckern, aber was Wettbewerbe angeht ist das ein etabliertes Format.
Ich glaube, wir lassen uns lieber noch mehr Zeit....Heute habe ich mit 2 Jury -Mitgliedern gesprochen, sie fanden meine Mädchen sehr gut. Ok, Bach war zwar ordentlich hätte vom Tempo schneller sein können, aber das habe ich auch selbst gewußt, der Walzer hatte trotz kleiner Patzer Ausstrahlung und für 3 Jahre Unterricht (25 Min.pro Woche) waren sie schon sehr gut. Deswegen konnte man sich gleich an sie erinnern. Aber diese Gewinner haben alle Privatlehrer, die viel Zeit in sie investieren, sie sind 1-3 Jahre älter und spielen seit 6 bis 10 Jahren Klavier. Und jetzt kommt es : der Gewinner ( 1. Platz), ein Vietnamese. Er hat einen vietnamesischen Lehrer, der mit wahnsinnigen Drillmethoden arbeitet. Er übt 4 bis 6 Stunden am Tag und in den Ferien 8 bis 10. Der Vater ist auch Pianist, überwacht das Ganze. Er geht zu jedem Wettbewerb, der gerade stattfindet und macht immer ausschließlich den 1. PLatz. Und die Jury meinte, solange der Vietnamese da ist, hat niemand eine Chance auf einen Sieg. 2. Platz ging an eine Schülerin, deren russische Lehrerin (alte Schule) auch mit Drill Resultate erzielt. Wir, die unsere Schüler achten und respektieren, gucken dumm aus der Röhre)))
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Meeresbrise »

Mit achten und respektieren der Schüler hat das aber nur teilweise etwas zu tun.

Ehrgeizige Jungpianisten können mit 13 bis 16 Jahren durchaus 4 bis 6 Stunden pro Tag üben. Das ist völlig normal, wenn man bestimmte Ziele erreichen will sogar ein Muss. Es ist jetzt leicht, das nur auf Drill zu schieben - in der Regel gehört da schon auch eine gute Portion Eigenmotivation dazu. Diese Jugendlichen sind häufig sehr intelligent und in dem Alter kommt man mit Drill allein nicht weit. Wenn man an die Top-Musikhochschulen schaut wird man dort fast nur Studenten finden, die von klein auf die Musik in den Mittelpunkt gestellt haben und die mit großer Begeisterung bei der Sache sind.

Der Fehler ist einfach, sich mit denen vergleichen zu wollen, wenn man ganz andere Ziele hat und trotzdem zu meinen, einem stünde der Preis irgendwie zu.

Mit Verlaub, aber das ist naiver Narzissmus, den man als Lehrer überwunden habem sollte und den man um Gottes Willen nicht auf die Schüler übertragen darf. Es gibt doch kein Grundrecht auf einen ersten Platz!

Wer nicht so üben mag wie jemand der Wettbewerbe gewinnt (und das ist völlig ok), der sollte halt nicht auf Wettbewerbe gehen.
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Arwen »

Ich habe selbst als Kind 4 bis 8 Stunden geübt, ohne Drill , durch Eigenmotivation. Und ich hatte mal selbst einen vietnamesischen Schüler (vor langer Zeit ). Er war von Natur aus eher unterdurchschnittlich begabt. Doch in den Unterricht kamen regemäßig seine Mutter und die Tante. Ich habe eigentlich überhaupt nichts gegen Angehörige in meinem Unterricht, ganz im Gegenteil. So können sie das Ganze besser einschätzen und vielleicht auf bestimmte Dinge mehr achten, wenn das Kind übt. Aber diese Leute....Immer wenn ich ihn korrigiert hatte und er trotzdem den Fehler wiederholt machte, sprangen die Mutter und die Tante auf und schrien ihn richtig an: "Hey, hörst du nicht, was dir die Lehrerin sagt! " Und einmal war sein Vater da und ich sagte (blöderweise ) in seiner Anwesenheit , dass er eine bestimmte mehr üben sollte. Nächste Woche kamen sie mit dem Vater wie der und dieser berichtete mir sofort: "Ich hoffe sehr, dass die Stelle jetzt klappt. Ich habe ihn jeden Tag im Raum, wo unser Klavier steht, für 4 Stunden eingesperrt und er durfte erst raus, wenn er 4 Stunden lang geübt hat". Der Junge spielte sehr gut, aber zu welchem Preis .
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Arwen »

Natürlich sollte ein Kind , das nicht noch mehr übt, als der Gewinner des Wettbewerbs, nicht zu einem solchen Wettbewerb gehen. Nur wollen die Kinder das trotzdem. Sie verstehen nicht, dass man für solche Wettbewerbe seine Kindheit opfern muss.
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Maira »

Da gibt es doch Filme , die das positiv ( im Fall von ,, Wunderkindern " oder Savents oder Hochbegabten )
und auch negativ ( gerne im Sportbereich : Eiskunstlauf , Turnen ) betrachten.
Vielleicht sollten Deine Schüler sich so etwas mit den Eltern zusammen bewusst ansehen.
Oder eben mal einen Ausflug zu einem Musikinternat für Hochbegabte unternehmen,
damit sie sehen , wie hart ( auch besessen ) und ausdauernd manch einer für den Erfolg arbeitet.
Grade die Spezialschulen ( Handball-Fußball-Kinderchor-usw-Internate ) die die Kinder auf Erfolg trimmen,
können Auskunft geben , wie viel Freizeit die Kinder haben ,--, fast keine.
Das sollten sich die Eltern mal vor Augen führen und dann abwägen ,
ob sie ihre Kinder in solche Mühlen stecken wollen.

Wettbewerbe werden oft von solch ,,geschundenen " Kindern gewonnen , verlieren dürfen
die sich gar nicht erlauben , sonst wird deren Martyrium nur noch schlimmer.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von kragi »

Es wird doch wohl irgendwo einen Klavierwettbewerb geben, der den Kindern angemessen ist!?

Ich denke da an etwas, das den regionalen, landesweiten oder bundesweiten Wettbewerben für Laienchöre entspricht.

Wenn nicht, vielleicht findest Du eine Art "Wertungswettbewerb" entsprechend etwa einem Wertungssingen für Laienchöre. So etwas halte ich für die persönliche Entwicklung für wertvoller, denn da bekommt man im Allgemeinen ein qualifiziertes Feedback von Außenstehenden Fachleuten, an welchen Stellen noch zu arbeiten ist und was man gut gemacht hat. Diese Veranstaltungen für Chöre ähneln oft öffentlichen Konzerten und es bildet sich auch dort eine Art Rangfolge heraus, auch wenn niemand mit einem Pokal nach Hause geht.

Einfach nur zuhören, was andere gleichen Alters machen, kann auch sehr motivieren.

Na, gibt's das für junge Pianisten?
Ich habe nicht gegoogelt.

Liebe Grüße
kragi
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Meeresbrise »

kragi hat geschrieben:Es wird doch wohl irgendwo einen Klavierwettbewerb geben, der den Kindern angemessen ist!?

Ich denke da an etwas, das den regionalen, landesweiten oder bundesweiten Wettbewerben für Laienchöre entspricht.

Einfach nur zuhören, was andere gleichen Alters machen, kann auch sehr motivieren.

Na, gibt's das für junge Pianisten?
Ja, das ist Jugend Musiziert.
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Arwen »

Und AUCH deswegen spiele ich jetzt Harfe. Weil ich die Harfenszene als viel menschlicher erlebe. Ich war schon beim jährlichen Treffen des Verbandes Deutscher Harfenisten e.V. Total nette, sozial eingestellte Leute. Habe schon so viele verschiedene Harfenkonzerte besucht. Ich schwöre, es ist eine ganz andere Atmosphäre da, nicht nur wegen der Harfe selbst. So viele Jahre habe ich dem Klavier gewidmet, aber irgendwann hatte ich das ganze Getue satt! Ständig wirst Du in irgendetwas hineingezogen, wo man dich argwöhnisch betrachtet. "Hoffentlich ist sie keine Konkurrenz. Hoffentlich sind ihre Schüler nicht besser , als meine...."Und die Leiterin der Musikschule sagt: "Frau Bla, die Romanze von Schumann ist natürlich schön, aber wir müssen etwas spielen, was richtig virtuos
klingt, damit dir Leute die Möglichkeiten des Instruments sehen". Und ich bin eher ein leiser Mensch, mir liegt eher etwas, wo man genau hinhören muss.
Und irgendwann sagte ich mir: Das Klavier ist mir zu laut und zu perfekt. Es gibt auch noch andere Instrumente auf dieser Welt. )))
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Re: Beim Wettbewerb verloren-Selbstzweifel-Tips)

Beitrag von Arwen »

Als ich Klavier studieren wollte, musste ich mich auf die Aufnahmeprüfungen vorbereiten. Und ich wollte Meinungen zu meinem Spiel von verschiedenen Leuten haben. Durch Bekannte lernte ich einen Studenten von der Hochschule für Musik in Frankfurt kennen, der....Waldhorn studierte, aber davor ein begnadeter Pianist war. Ich konnte es einfach nicht fassen: wie kann man bloß irgendetwas anderes speilen wollen, wenn man Klavier spielt?! Das ist ja das beste Instrument! Und er sagte: "Ich übte Klavier seit meinem 5. Lebensjahr. Und ich tat es sehr gerne und mit Erfolg. Doch je älter ich wurde, desto weniger fühlte ich mich beim Klavier zu Hause. Und jetzt habe ich endlich mein Instrument gefunden. Ich bin angekommen!" Nein, ich konnte es einfach überhaupt nicht verstehen. Und dann viele Jahre später erlebte ich selbst Klaviere Ermüdungserscheinungen )))und die Sehnsucht wurde immer stärker, einfach an einem anderen Instrument zu sitzen. Und die Harfe- wer hätte das gedacht!- ist nun mein Element!
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