Wettbewerbe - Contra

Hat gar nix mit Harfen zu tun, aber du willst es trotzdem unbedingt loswerden? Dann mal los.
detlef
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 128
Registriert: Mo 17. Jun 2013, 17:10
Postleitzahl: 56414
Land: Deutschland

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von detlef »

" Man brennt nicht gleich aus... " schreibt Meeresbriese und ich möchte da zustimmen, obwohl das Thema Contra Wettbewerbe heißt.
Ich begleite schon einige Zeit meine Tochter mit ihrer Harfe zu Wettbewerben und es ist immer ihre Idee gewesen, daran Teizunehmen, sich den manchmal sehr ungerechten Wertungskriterien zu stellen. Das sind aber alles auch nur Menschen, die auch ihre Vorlieben haben, das Ganze aber leider als Objektiv darstellen. Hierzu läßt sich viel erzählen. Nicht umsonst darf auf solchen Veranstaltungen oft nicht gefilmt werden, ein Videobeweis würde sonst etwas anderes zeigen. Hier kann viel gelernt werden, diese Prozesse mitzuerleben .
Es geht es oft nicht um Musikalität. Da wird Musikalität mit Virtuosität verwechselt, das sehe ich zB. auch beim Publikum, die Erwartung viele kleine " Vietnamesen " zu erleben und viele kleine Wunderkinder zu bestaunen.
Aber ein Grund da immer wieder teilzunehmen ist auch , sich ein Ziel zu setzten, wenn das Programm steht, sich auch manchmal zu Quälen, nicht aufgeben, eine Sache zu Ende bringen......... und zu Versuchen sein Bestes zu geben. Das auch einschätzen zu lernen.
Sich mit anderen Messen, heißt auch sich auszutauschen, Erfahrungen zu machen, auch zu Staunen über Leute die ein Stück ganz anders spielen, viel besser vielleicht.......
Erfolg mit dem 1. Platz muß nicht für jeden das Ziel sein aber das ist leider eine Sache der vielen schon schlechten Erfahrungen jedes Einzelnen ,der Erziehung und der Begegnung mit Lehrern, die auch nach den Wunderkindern suchen.
Benutzeravatar
Maira
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 4976
Registriert: So 6. Jan 2013, 17:59
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Maira Bausatz von Klaus Regelsberger, Schwabach
Hobbit von Klaus & Annika Regelsberger, Schwabach
Fischer 80 von Thomas Fischer, Traunstein

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von Maira »

Und wie viele , ungezählte , haben aufgegeben , weil dieses ,, messen mit den Besten " keine
gute Erfahrung für sie war ?
Man sieht nur die im Hellen , die im Dunkeln sieht man nicht
( oder man möchte sie nicht sehen , das hat noch immer funktioniert ).
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
Meeresbrise
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 802
Registriert: Do 21. Feb 2013, 15:36
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Meine Harfe hat 8 Löcher und ist eine Blockflöte.
Wohnort: Rhein-Main

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von Meeresbrise »

Hum, die Rede war ja gerade von Jugendlichen, die unbedingt WOLLEN! Sowohl Arwens Schülerinnen, als auch detlefs Tochter.
Benutzeravatar
Maira
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 4976
Registriert: So 6. Jan 2013, 17:59
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Maira Bausatz von Klaus Regelsberger, Schwabach
Hobbit von Klaus & Annika Regelsberger, Schwabach
Fischer 80 von Thomas Fischer, Traunstein

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von Maira »

Detlev , Du schreibst , daß sich Deine Tochter gerne auf Wettbewerben misst.
Dann ist sie schon sehr erwachsen , wenn sie das so sportlich sieht.
Fakt ist aber , daß es durchaus Kinder gibt , denen das gar nicht gut tut.
Und ein Kind geht nie zu einem Wettbewerb nur um zu sehen , wo es steht oder was es besser machen kann.
Das ist Erwachsenendenke.
Ein Kind , das sich mit anderen misst , will gewinnen.
Isso.
Jeder , der glaubt , Kinder wollten sich nur mit anderen messen um zu wissen , wo sie selber stehen ,
und dabei sein ist alles , der irrt.
Und zwar gewaltig.

Um was anderes als Musikalität soll es denn auf einem Musikwettbewerb gehen ?
Zur Musikalität gehört nun mal Spieltechnik , Virtuosität , musikalischer Ausdruck und wenn der Bewerb gut ist ,
Freude am Tun.
Findet man auf solchen Veranstaltungen eher nicht.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
Meeresbrise
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 802
Registriert: Do 21. Feb 2013, 15:36
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Meine Harfe hat 8 Löcher und ist eine Blockflöte.
Wohnort: Rhein-Main

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von Meeresbrise »

Was ist denn mit den ganzen Kindern, die an Sportwettbewerben teilnehmen? Leiden die etwa auch so schrecklich, wenn sie nicht gewinnen?

Ich hab als Kind und Jugendliche regelmäßig an sportlichen und anderen Wettbewerben teilgenommen, freiwillig, dabei äußerst selten gewonnen und eine Menge Spaß gehabt.

Wer noch nie an einem Wettbewerb/Wettkampf teilgenommen hat, kann das vielleicht nicht nachvollziehen.
Benutzeravatar
Anne
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1315
Registriert: Sa 24. Dez 2011, 00:48
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): - Matia Mou (Klangschiff, Lutz Bönisch) aus Birne und Esche, 44 Saiten CC-d4, Nylon/Carbon, Säulenhöhe 172cm
- Athanasos (Klangschiff, Lutz Bönisch) aus Walnuss und Esche, 34 Saiten C-a3, Nylon, Säulenhöhe 125cm
- mein 27-saitiger asiatischer Reiseparvenü

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von Anne »

Leider wird man gerade im Sport oft genug gezwungen, ich sag nur Bundesjugendspiele.....
Spätestens, wenn man als (ebenfalls zwangsverpflichteter Messknecht) in die Gesichter von locker der Hälfte der Schüler guckt, weiß man wie toll die das finden, auch wenn sich das Sportlehrer grundsätzlich nicht vorstellen können, dass jemand eine solche Veranstaltung hasst....
Benutzeravatar
mygga
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1759
Registriert: Di 18. Dez 2007, 09:06
Postleitzahl: 44536
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Chromatische Arwen 7x5 von Martin Gust.
Plus zwei Handpans und eine Tongue Drum.

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von mygga »

Arwen hat geschrieben:Tja. . . Und was will man da machen? Ich persönlich brauche keinen Wettbewerb mehr. Aber die Kinder wollen es unbedingt noch mal versuchen. Bei einer solchen kurzen Unterrichtseinheit, wie sie sie haben -25 Minuten- fast schon aussichtslos. Abgesehen davon behindert das Wettbewerbsprogramm alles andere, was nötig wäre , um Fortschritte zu machen. Übungen, Etüden, andere Stücke kommen viel zu kurz.
Es ist nicht nur das. Ich hatte solchen Geigenunterricht. Er war lediglich darauf ausgerichtet, was bei den "Vorspielwettbewerben" der Musikschule in unserem Kaff - Velbert - präsentiert werden könne. Da ich bekanntermaßen chancenlos war, wurde das Stück ausgewählt, technisch eingeprügelt und mit Etüden etc. unterfüttert. Ich habe in gut 10 Jahren nicht ein Stück gespielt, das ich selber ausgesucht habe. Und ich habe nicht gelernt, wie man mit Soul, mit eigenem Ausdruck spielt, und dass das Instrument singen kann.

Das ist auch bei den begabteren Schülern bei dieser Ausrichtung auf der Strecke geblieben.

Und ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, man hört es auch auf den Harfentreffen heraus, wer mit viel Ehrgeiz und Erfolgsorientierung spielt und wer eher zum Ausdruck. Beides zusammen ist sehr selten.

Arwen, gibt es die Möglichkeit, die Zeit in "Blöcke" zu teilen? 3, 4 Stunden lange vor einem Wettbewerb sich mal auf Übungen, Etüden oder auch nur "musikalischen Blödsinn" zu konzentrieren, und danach auf Wettbewerbsvorbereitung? Beides in 25 Minuten zu vereinen dürfte unmöglich sein, sehe ich auch. Ich halte es für wichtig, ihnen zu zeigen, dass es beides gibt. Wo sollen sie es sonst lernen? Viel zu oft zählt doch nur - wie gut ist man im Vergleich zum Rest der Masse?
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
Arwen
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 332
Registriert: So 8. Dez 2013, 20:27
Postleitzahl: 64291
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Lyon and Healy, Chicago Concertino seit 5.04.2018
Wohnort: Darmstadt

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von Arwen »

mygga hat geschrieben:
Arwen hat geschrieben:Tja. . . Und was will man da machen? Ich persönlich brauche keinen Wettbewerb mehr. Aber die Kinder wollen es unbedingt noch mal versuchen. Bei einer solchen kurzen Unterrichtseinheit, wie sie sie haben -25 Minuten- fast schon aussichtslos. Abgesehen davon behindert das Wettbewerbsprogramm alles andere, was nötig wäre , um Fortschritte zu machen. Übungen, Etüden, andere Stücke kommen viel zu kurz.
Es ist nicht nur das. Ich hatte solchen Geigenunterricht. Er war lediglich darauf ausgerichtet, was bei den "Vorspielwettbewerben" der Musikschule in unserem Kaff - Velbert - präsentiert werden könne. Da ich bekanntermaßen chancenlos war, wurde das Stück ausgewählt, technisch eingeprügelt und mit Etüden etc. unterfüttert. Ich habe in gut 10 Jahren nicht ein Stück gespielt, das ich selber ausgesucht habe. Und ich habe nicht gelernt, wie man mit Soul, mit eigenem Ausdruck spielt, und dass das Instrument singen kann.

Das ist auch bei den begabteren Schülern bei dieser Ausrichtung auf der Strecke geblieben.

Und ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, man hört es auch auf den Harfentreffen heraus, wer mit viel Ehrgeiz und Erfolgsorientierung spielt und wer eher zum Ausdruck. Beides zusammen ist sehr selten.

Arwen, gibt es die Möglichkeit, die Zeit in "Blöcke" zu teilen? 3, 4 Stunden lange vor einem Wettbewerb sich mal auf Übungen, Etüden oder auch nur "musikalischen Blödsinn" zu konzentrieren, und danach auf Wettbewerbsvorbereitung? Beides in 25 Minuten zu vereinen dürfte unmöglich sein, sehe ich auch. Ich halte es für wichtig, ihnen zu zeigen, dass es beides gibt. Wo sollen sie es sonst lernen? Viel zu oft zählt doch nur - wie gut ist man im Vergleich zum Rest der Masse?
In 10 Jahren nur ein Stück? Das ist ja blöd...
Wenn mich jemand fragt, was meine Schüler durch Klavierunterricht lernen sollen, so würde ich das so ausdrücken : sie sollen mit Notenmaterial selbstverständlich zurechtkommen lernen, sie sollen mit Noten auch kreativ umgehen lernen. Die Seele eines Pianisten liegt in den Fingerkuppen. Sie sollen imstande sein, mit ihren Fingerkuppen verschiedene Stimmungen zu zaubern. Sie sollen ein Gefühl entwicken für verschiedene Stilrichtungen, ihr Horizont erweitern und eine "gute Musik " erkennen. Und das wichtigste : Musik soll Bestandteil ihres Lebens werden, auch wenn sie keine Profimusiker werden. Und das alles ist ein Prozess, es braucht Zeit, die man sich nehmen muss. Jetzt ist die Frage, ob Wettbewerbe dies fördern oder eher hinderlich dabei sind?
Und was die Technik betrifft: ich habe gestern im Noten handel ein (glaube ich) geniales Buch gekauft: Alfred Cortot " Grundbegriffe der Klaviertechnik " (geschrieben 1928). Es gibt so vieles über die Technik und zur Technik, aber in diesem Werk wird alles Klaviertechnische richtig präzise erklärt und die Übungen sind methodisch aufgebaut und das Ganze ist richtig auf das Wesentliche reduziert, so dass man mit diesem Programm absolut alle technischen Schwächen loswird. Ich probiere das Ganze erst an mir selbst aus )))
Benutzeravatar
Maira
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 4976
Registriert: So 6. Jan 2013, 17:59
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Maira Bausatz von Klaus Regelsberger, Schwabach
Hobbit von Klaus & Annika Regelsberger, Schwabach
Fischer 80 von Thomas Fischer, Traunstein

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von Maira »

@ Arwen : ich glaube , Mygga meinte , daß sie 10 Jahre lang mit verschiedenen Stücken
gedrillt wurde , von denen sie selbst keines ausgesucht hatte.

Deinen Ansatz zum Unterricht finde ich sehr gut. Das ist es , was Musik ausmacht , und wenn Du Deine Schüler da
hinbringst , hast Du es richtig gemacht.
Die Musiklehrerin , die mir diese Grundlagen näher brachte , hat es ähnlich gemacht. Sie war am Gymnasium , das ich besuchte.
Wir haben damals den ganz normalen Unterricht genossen . Aber darüber hinaus hatte sie ein Gespür für die Schüler , bei denen
es ganz viel lohnte , sie besonders zu fördern. Wir waren recht viele , und irgendwie schaffte sie es , uns allen Gutes zu tun.
Ob nun im Chor , beim Blockflöte spielen oder der verrückten Idee , uns den Funkkolleg Musik schmackhaft zu machen und uns
beim Lernen zu unterstützen ( mit wöchentlich 90 min unbezahltem Extraunterricht ) , wir bildeten unsere Kenntnisse und
das Gespür , wie und was Musik ist.
Heute hat diese Schule den Schwerpunkt Musik , und auch wenn Frau Allendörfer schon einige Zeit verstorben ist , bin ich
überzeugt , daß dies ein wesentlicher Teil der Spuren ist , die sie hinterlassen hat.

Auch wenn wir mit Sicherheit ein super Spezialchor waren ( 7 Mädels auf 3 Stimmen , 14 Jungs auf 2 Stimmen , und wir wuppten das ),
sie meldete uns nicht zu einem Wettbewerb an ( obwohl wir bestimmt weit vorne gelandet wären ).
Das hätte uns bestimmt den Spaß an der Sache verdorben . So aber gaben wir uns bei den Auftritten ( Weihnachten , Ehrung des Rektors )
richtig Mühe und es war , auch ohne Preisrichter , eine sehr schöne Erfahrung an die wir alle gerne zurückdenken.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
Susanne
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 659
Registriert: Di 4. Okt 2005, 12:15

Re: Wettbewerbe - Contra

Beitrag von Susanne »

-
Zuletzt geändert von Susanne am Mi 23. Sep 2020, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.
Antworten