Buch über Harfengeschichte

[Catze96]

Hallo!
Bin seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Buch, das die Geschichte und Entwicklung der Harfe bearbeitet. Wenn alles gut geht mache ich nächstes Jahr die Matura (=Abitur), unter anderem auch in Musik und habe mir als Spezialgebiet die Harfe ausgesucht.
Meine Lehrerin habe ich schon gefragt ob sie vielleicht ein Buch kennt, aber ihr fiel leider selbst nichts ein. Eines meiner Probleme ist, dass es in irgendeiner Weise wissenschaftlich sein sollte. Bisher habe ich leider nichts derartiges gefunden und hoffe, dass mir hier vielleicht jemand weiterhelfen kann.
Ob das Werk auf Deutsch oder Englisch geschrieben ist, ist mir eigentlich relativ egal. Drinnen stehen sollte so viel wie möglich, also von ihrer ersten Erscheinung, Erwähnung oder sonst was, bis möglichst heute.
Es wäre echt furchtbar nett wenn mir jemand ein Buch vorschlagen könnte, oder zumindest ein paar weitere Tipps für mich hätte.
Ich bin dankbar für alle Ideen, Anregungen und jede Art von Hilfe!
LG Catze

[Meeresbrise]

Ich kann Dir Deine Frage leider nicht beantworten, aber wenn Du die Suchfunktion dieses Forums bemühst, wirst Du einiges finden.

Aus den älteren Threads konnte ich entnehmen, dass die Sekundärliteratur recht dünn ist. Ich schätze mal, man müsste wirklich in die Primärliteratur einsteigen. Aus den letzten 500 Jahren gibt es ja einige Bücher, die sich jeweils mit den Musikinstrumenten ihrer Zeit beschäftigen, z.B. Syntagma Musicum von Michael Praetorius. Das dann natürlich auch über verschiedene Länder. Und wenn man es richtig gründlich machen wollte, müsste man vor Ort in den Musikinstrumentenmuseen recherchieren. Das wäre mal ein interessantes Thema für eine Doktorarbeit.

Natürlich könnte man eine wissenschaftliche Arbeit auch über die Harfenbauer der heutigen Zeit schreiben.

Oder über die Frage, wer heutzutage Harfe spielt, welche Arten von Harfen usw. Eine bevölkerungsrepräsentative Befragung zu diesem Thema, dann eine soziologische Einordnung...

Hach...

[Meeresbrise]

Jetzt konnte ich es mir doch nicht verkneifen.

Hier das, was Prätorius 1615 (!) zum Thema Harfe zu sagen hat:

Harff - Wie sie denn auch von den Alten mit dem Namen Cithara genennet worden. Darum schreibet Hieronymus [Übersetzung von mir]: Die hebräische Cithara hatte 24 Saiten oder mehr. Orpheus soll nach Virgil eine siebensaitige Cythara gespielt haben. [Die Saiten] sind aus getrockneten Tierdärmen (...). Diese werden mit den Fingern auf verschiedene Weise geschlagen, gezupft und gestrichen. [Ende Übersetzung]
Und wie Hieronymus schreibt, so ist sie in Gestalt und Form des griechischen Buchstabens Delta gemacht und formieret worden. Welches dann den unser jetzigen Harffen nicht sehr ungleich.

Jetziger Zeit sind dreyerley Art der Harffen:
1. Gemeine einfache Harff, welche 24 ettliche mehr Saiten haben vom F bis ins c' und a'', haben keine Semitonia bey sich
2. Großdoppel Harffe (Harpa Doppia), welche ein vollständig Corpus und alle Semitonia (welche dem Boden etwas näher als die andern Saitten, wiewol uffm Stege alle gleich liegen), darneben hat. Uff der einen Seiten zur lincken Hand: (Aufzählung der Töne), uff der andern Seiten zur rechten Hand: (Aufzählung der Töne)
3. Irrlendische Harff (Harpa Irlandica), derer Struktur und Form in der [Abbildung] zu finden, hat ziemlich grobe dicke Messingsaiten an der Zahl 43 und einen aus der Massen lieblichen Resonanz (Aufzählung der Töne).

Das Faksimile findet sich hier http://imslp.org/wiki/Syntagma_Musicum_ ... Michael%29 (Band 2, Seite 84 im pdf)

[Meeresbrise]

Dieser Hieronymus scheint übrigens recht wichtig gewesen zu sein, denn Ottmar Luscinius bezieht sich in seiner Musurgia seu praxis musicae (1518) auch darauf. Auf Seite 22 ist zwischen Psalterium, Hackbrett und Trumscheit auch eine 24-saitige Harfe abgebildet.

http://imslp.org/wiki/Musurgia_seu_prax ... _Ottmar%29

Dem Schweizer Luscinius scheint die Harfe übrigens weniger nahe gelegen haben als z.B. die Laute, was die Frage aufwirft, ob die Harfe generell in der Schweiz zu der Zeit nicht so verbreitet war?

Interessant sein könnte auch (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Reglas generales de acompañar (Torres y Martínez Bravo, Joseph de) (1704)
http://conquest.imslp.info/files/imglnk ... r_1702.pdf

Die Harfe steht in diesem Werk gleichberechtigt neben Orgel und Clavichord und wird vom Autor mit der Bibel, David und dem Paradies assoziiert.

Musical and Poetical Relicks of the Welsh Bards (Jones, Edward) (1784)
http://imslp.org/wiki/Musical_and_Poeti ... _Edward%29

An Historical Enquiry Respecting the Performance on the Harp in the Highlands of Scotland (Gunn, John) (1807)
http://conquest.imslp.info/files/imglnk ... e_Harp.pdf

[Catze96]

Dieser Hieronymus scheint übrigens recht wichtig gewesen zu sein, denn Ottmar Luscinius bezieht sich in seiner Musurgia seu praxis musicae (1518) auch darauf. Auf Seite 22 ist zwischen Psalterium, Hackbrett und Trumscheit auch eine 24-saitige Harfe abgebildet.

http://imslp.org/wiki/Musurgia_seu_prax ... _Ottmar%29

Dem Schweizer Luscinius scheint die Harfe übrigens weniger nahe gelegen haben als z.B. die Laute, was die Frage aufwirft, ob die Harfe generell in der Schweiz zu der Zeit nicht so verbreitet war?

Interessant sein könnte auch (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Reglas generales de acompañar (Torres y Martínez Bravo, Joseph de) (1704)
http://conquest.imslp.info/files/imglnk ... r_1702.pdf

Die Harfe steht in diesem Werk gleichberechtigt neben Orgel und Clavichord und wird vom Autor mit der Bibel, David und dem Paradies assoziiert.

Musical and Poetical Relicks of the Welsh Bards (Jones, Edward) (1784)
http://imslp.org/wiki/Musical_and_Poeti ... _Edward%29

An Historical Enquiry Respecting the Performance on the Harp in the Highlands of Scotland (Gunn, John) (1807)
http://conquest.imslp.info/files/imglnk ... e_Harp.pdf

Das ist schon mal einiges für den Anfang. Vielen Dank erstmal.
Ich werde mir das noch genauer anschauen und mit meiner Lehrerin absprechen.
Leider sind die ersten Links/Bücher in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Funktioniert bei mir nur auf Deutsch oder auf Englisch. Danke trotzdem!

[Oliver]

Hallo Catze,

lies Dir mal diesen Beitrag im Wiki durch:

http://www.harfenforum.de/wiki/Keltische_Harfe

Dort wird u. a. ein Buch erwähnt. Vielleicht ist es eine gute Idee, Nancy Thym mal zu kontaktieren. Sie ist auch hier im Forum registriert. Ansonsten z. B. über die Webseite http://www.harptree.de

Viele Grüße
Oliver

[Meeresbrise]

Eine Suche in der Bibliographie des Musikschrifttums, also hier: http://www.musikbibliographie.de

fördert unter dem Stichwort "Harfe" 360 musikwissenschaftliche Bücher und Artikel zu Tage. Anhand der Ergebnisse wirst Du wohl feststellen, dass Du Dein Thema noch ein bisschen stärker eingrenzen musst und dass Du um die Recherche in einer guten wissenschaftlichen Bibliothek (Unibib, Landesbib) mit Fernleihe wohl nicht herumkommst.

Weiterhin viel Erfolg wünscht Meeresbrise

[Catze96]

Vielen Dank für eure Mithilfe!
Aber ich sehe schon, da kommt einiges an Arbeit auf mich zu. Anscheinend sollte ich das ganze wirklich deutlich mehr eingrenzen. Werde das bei nächster Gelegenheit mit meiner Lehrerin besprechen.

[Catze96]

Neuestes Update: wie es aussieht, geht es meiner Lehrerin doch weniger um die genaue Geschichte, sondern mehr um so allgemeine Sachen wie Spieltechniken, bekannte Harfentypen, berühmte Komponisten und spezielle Stücke für Harfe etc. Also doch eher eine andere Richtung. Dennoch werde ich mich (nachdem ich alles andere, wichtige in der Schule erledigt habe für heuer) auch auf die Suche nach passenden Büchern für diese Themen machen.
Ich danke nochmal recht herzlich für eure Mithilfe. Einiges, was ich bisher bekommen habe, kann ich sicherlich verwenden. :) Geschichte muss nur grob, und nur das wichtigste sein.

[Oliver]

Hallo Catze,

ich denke, es könnte auch für andere interessant sein, welche Quellen du letztlich hinzugezogen hast. Vielleicht magst Du das Ergebnis später hier schreiben.

Viele Grüße
Oliver