Hilfe!!

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Thomas66
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Hilfe!!

Beitrag von Thomas66 »

Hallo zusammen,
ich trage mich mit dem Gedanken, die Harfe zu lernen. Musikalisch bewege ich mich seit vielen Jahren in der
Volksmusik. Auch möchte ich mich mit der Harfe in diesem Genre bewegen. Zum einen im Solospiel und natürlich
auch mit der Begleitung. Da die Tonarten doch sehr oft wechseln, fällt die Hakenharfe wahrscheinlich weg.
Da wäre dann noch die einfache Pedalharfe (Volksharfe). Und irgendwie bin ich auch auf die Chromatische
Harfe gestoßen. Hier gibt es dann auch verschiedene Systeme, wo ich nicht genau durchblicke. Kann mir
irgendjemand ein wenig helfen, meine Gedanken zu ordnen, damit ich entscheiden kann, was ich nun
machen soll.
Bei der Klangwerkstatt werden auch Baukurse angeboten, auch für eine chromatische Harfe. Die Bespannung soll
so wie bei einem chromatischen Hackbrett angeordnet sein. Das kommt mir zum momentanen Zeitpunkt
am sinnvollsten vor, natürlich vom Blick eines Unwissenden aus. Die Kosten hierfür halten sich auch in
Grenzen.
Vielen Dank schon mal im Voraus für eure Hilfe.

LG
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Duesterlady
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Re: Hilfe!!

Beitrag von Duesterlady »

Hallo Thomas,

herzlich willkommen. Ich hatte Deinen Vorstellungsthread schon verfolgt, wollte mich nur nicht als erste so weit aus dem Fenster lehnen .... aber .... ich bin selber vor ca. 3 Monaten auf chromatische Harfe (Klangwerkstatt) umgestiegen und bin vollends begeistert.

Ich hatte auch das Problem, dass mich die Hakenharfe ziemlich bald eingeengt hätte. Pedalharfen sind teuer - nicht nur in der Anschaffung, auch die regelmäßig notwendige Regulierung und irgendwann fällige Reparaturen gehen ins Geld. Und bei mir kommt noch hinzu, dass ich meine Harfe gern mal mitnehme ... bei einer Volksharfe schon schwierig, von einer Doppelpedalharfe ganz zu schweigen. Abgesehen von dem Risiko für die Mechanik bei dem Transport.

Chromatische Harfen sind selbst in der gehobenen Ausführung (Zangerl, Gust ....) bezahlbar und es gibt keine zu wartenden Mechaniken. Das Gewicht ist auch moderat genug für den Transport.

Ich hab mich auch lange vor der Entscheidung gedrückt, weil ich vor dem völlig anderen Spielsystem total Bammel hatte. Aber ich habe gemerkt, dass man das genausogut lernen kann wie das andere System. Letztendlich muss es ja jeder selber entscheiden .... ich würde gerade für den Hobbymusiker ehrlich gesagt immer eine chromatische Harfe empfehlen. Den finanziellen Aufwand einer Pedalharfe finde ich für mich selber, wenn ich nur zum Spaß spiele, einfach zu hoch. Auf der chromatischen habe ich echt alle Möglichkeiten und sie ist handlicher.

Viel Spaß bei der Entscheidungsfindung. Bei Deinem Wohnort hast du es etwas leichter .... du bist z.B.näher an Burghausen. Da wird es bestimmt auch im Frühling die ein oder andere chromatische zu sehen (und vielleicht testen) geben. Und dann gibt es noch die Chromatikerfreunde, die sich dort evtl. im Herbst treffen.

LG
Claudia
Lieber Speck auf der Hüfte als Magersucht im Gehirn.
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Thomas66
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Re: Hilfe!!

Beitrag von Thomas66 »

Hallo Claudia,

erstmal vielen Dank für deine Antwort, die hilft mir auf jeden Fall schon mal weiter. Mich interessiert die Harfe als
Begleitinstrument in der Volksmusik sehr stark, da ich das Klangbild in den letzten Jahren zu schätzen gelernt habe.
Ich hatte zwar als Haupftfach die Tuba, bin aber schließlich durch einen Zufall (Mein früherer Chef in der Musikschule
hat mich "genötigt" die nötigen Fähigkeiten der steirischen Harmonika zu erlernen) auf die Harmonika gekommen, und
unterrichte dieses Instrument mittlerweile in meiner eigenen Harmonikaschule. Im Ensemblespiel sind die Harfen
sehr willkommene Gäste, nur gibt es viel zu wenig davon. Und da hast du auf jeden Fall recht, nicht nur der Preis
für eine "Volksharfe" ist sehr hoch, auch der Transport ist halt sehr schwierig, und auch nicht gerade ungefährlich.
Das Gewicht dieses Instrumentes und die Größe werden immer ein Problem sein. Ich habe ja von einer Freundin eine
kleine Hakenharfe zum ausprobieren bekommen, habe aber gleich feststellen müssen, das diese in der Volksmusikbegleitung
sehr eingeschränkt ist. Ich habe mir die nötigen Akkorde gesucht, und festgestellt, dass das Umstellen der notwendigen
Töne doch sehr schwer möglich ist. Durch meine weiteren Recherchen bin ich dann auf die chromatische gestoßen,
die, soweit meine Vorstellung geht, mich durch alle Tonarten die benötige führen kann. Auch hat mich das Durchstöbern des
Internets auf die Seite der Klangwerkstatt gebracht, die auch diese chromatischen Harfen im Selbstbau, zu einem sehr
"freundlichen" Preis anbietet. Auch die Größe und das Gewicht dieser Harfe ist natürlich sehr transportfreundlich.
Der nächste freie Termin eines dieser Seminare wäre im April diesen Jahres in der Nähe von Nürnberg. Da bin ich jetzt
am überlegen, ob ich mich da anmelde. Sollte ich fähig sein dieses Instrument zu erlernen, würde ich für mich eine
Möglichkeit sehen, dieses Instrument ein mein Arbeitsleben mit einzubauen. Denn für viele draußen ist der Preis, die
Größe und der Transport eine wichtige Sache. Das finden eines geeigneten Lehrers wird allerdings etwas schwierig sein,
denn momentan sehe ich in meiner Gegend noch niemanden. Aber ich denke, das ich durch meine eigene Ausbildung
die Fähigkeit besitze, im Selbststudium vorzubereiten, und es dann in Seminaren verfeinern zu können. Und, ich habe ja Zeit,
da ich erst 50 bin, habe ich ja erst die Hälfte meines Lebens hinter mir.

LG
annunziato
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Re: Hilfe!!

Beitrag von annunziato »

Wenn Du hauptsächlich Volksmusik spielen möchtest und da auf einen etwas breiteren Bereich an Tonarten zugreifen musst, ist die 6/6 vermutlich besser geeignet, und ihre Nachteile werden Dir vielleicht nicht so auffallen, wenn Du Dich erstmal mit dem Spielsystem vertraut gemacht hast.

Wenn Dein Schwerpunkt eher Barockmusik / Alte Musik sein sollte, haben die historischen 7/5er (Doppelharfen, "italienische" mit parallelen oder "spanische" mit gekreuzten Saitenreihen, oder Tripelharfen) vor allem musikalische und musikantische Vorteile.
Ein geübter historischer Harfenist wird dir selbstverständlich auch sagen, dass es mit diesen Instrumenten von Es-Dur bis A-Dur kein Problem ist, aber das sollte man einem Hobby-Musiker eher nicht abverlangen, das führt erfahrungsgemäss zu Frustrationsschleifen.
Frohes Suchen (und möglichst Ausprobieren).
Nur durch Harfe spielen lernt man Harfe spielen. (Aristoteles)
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mygga
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Re: Hilfe!!

Beitrag von mygga »

Ok, meine 2 Cent.

Ich hab 6x6 gespielt und auf 5x7 gewechselt. Es gibt kein Besser oder Schlechter, jedes System hat Vor- und Nachteile.

Bei 6x6 musst du für eine Tonleiter, auch für die C, generell die Ebebe wechseln. (=von überm Kreuzungspunkt zu unterm Kreuzungspunkt). Das deckt sich nicht mit der Schwarze-Wwiße-Tasten-Logik vom Klavier oder dem, was man von der Hakenharfe gewöhnt ist, und das kann verwirren. Dafür sind aber die Saitenabstände und die Griffweisen immer gleich, egal welche Tonart.

Die 5x7 erlaubt Spielen mit der Hakenharfe vergleichbar. In C sowieso, aber auch der eine andere Griff für F und G ist relativ unkompliziert. Dafür kann es sein, dass du manchmal größere Abstände zwischen den Saiten hast, wenn du den Halbton greifst. Das ist Gewöhnungssache.

Meine Einschätzung:Wer mit 6x6 direkt anfängt und die vor allem als einzige Harfe hat, ist damit sicher besser bedient.

Wer sich am Klavier orientiert, meist in F bis G spielt und die Freiheit gelegentlicher Halbtöne haben will kann mit 5x7 richtig glücklich werden.

Die Chromatischen der Klangwerkstatt sind schön, ohne Systemwechsel hätte ich meine nicht abgegeben. Sie haben aber enge Saitenabstände, du solltest testen, ob du das greifen kannst.

Ich hab jetzt eine 5x7 Arwen von Martin Gust, weil mein blödes Hirn auf Klavierlogik schwört und ich eben auch ständig im Wechsel noch die Hakenharfe spiele. Mit der bin ich sehr zufrieden.
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
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Socke
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Re: Hilfe!!

Beitrag von Socke »

Ich kann auf jeden Fall ebenfalls das 6/6-System empfehlen. Ich finde es einfach toll, weil es mir viel logischer erscheint.

Letztendlich kann man sich aber relativ schnell von einem System auf's andere umgewöhnen. Bei all den Instrumenten, die du spielst, dürfte das wirklich ein Kinderspiel sein, dich an eine der chromatischen Harfen zu gewöhnen und im Zweifelsfall auch mal auf eine andere umzusteigen.

Die von der Klangwerkstatt finde ich wirklich praktisch, weil sie eben gut transportabel ist. Klar kann man bei den Bassnoten nicht so zulangen wie bei anderen Harfen mit weiteren Saitenabständen, weil die dann schnell mal aneinanderschrammen und das dann schräg klingt, aber da muss man halt Kompromisse machen.

Chromatische Harfe autodidaktisch zu lernen, ist denke ich gut möglich. Die hat ja eh noch einen etwas experimentalen Charakter, daher gibt es gar nicht "die" Technik. Ich habe mir meine Chromatische erst nach über 20 Jahren diatonischer Harfe zugelegt und mir daher eine Technik angewöhnt, die eher auf die Pedalharfen-Spieltechnik aufbaut, aber für mich ganz gut funktioniert. Ich kann zum Beispiel beim besten Willen nicht mit den Fingern 2-4 nach oben gerichtet spielen. Im Zweifelsfall zeigen die eher zu mir hin und spielen auch mal Noten in (für den Harfenstandard) umgekehrter Reihenfolge. Der 5. Finger hält sich bei mir ganz raus.
Ich denke, jeder kann also ganz gut seine Technik finden.

In den ersten Wochen nach dem Baukurs dachte ich erstmal, dass ich es niemals schaffen würde, auf dieser Harfe jemals ernsthaft irgendwelche Stücke zu spielen. Gleichzeitig hat sie mich so fasziniert, dass ich nicht davon loskam. Inzwischen kommt mir praktisch alles möglich vor (ausser der "Fraîcheur" von Salzedo).

Bin gespannt, ob du im Herbst in Burghausen mit Harfe dabei bist - und wenn, dann mit was für einer :_smile_:
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Re: Hilfe!!

Beitrag von Meeresbrise »

Nach allem was ich über chromatische Harfen und die Musik, die du spielen willst weiß, wundert es mich auch ein bisschen dass dir die Klangwerkstatt ausgerechnet die diatonische Hakenharfe empfohlen hat. Das wird doch wohl nicht daran liegen, dass in dem betreffenden Kurs der Platz für die chromatische Harfe schon belegt war? :_huh_:
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Re: Hilfe!!

Beitrag von Socke »

Naja, mit der böhmischen Hakenharfe kann man schon eine ganze Menge machen, zumindest, wenn erstmal die Halbtonklappen dran sind (also ein paar Monate nach dem Baukurs). Man muss eben nur schnell sein mit den Klappen. Es ist schon irre, was manche Leute mit einer Hakenharfe alles gespielt kriegen. Das Spiel selbst ist halt auch weniger fingerbrecherisch, daher kann man sich etwas mehr auf die Klappen konzentrieren.

Die Hakenharfe hat schon durchaus auch ihre Vorteile. Gerade Glissandi sind auf der unendlich viel leichter zu spielen und auch in der Volksmusik macht sich ja so ein kleines Glissando hier und dort durchaus ganz gut. Außerdem kann man wohl insgesamt entspannter spielen, weil es meistens weniger schräg klingt, wenn man mal daneben greift.
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Karlchen
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Re: Hilfe!!

Beitrag von Karlchen »

Auch wenn ich nun nicht gerade der super-erfahrene Harfenist bin, bin auch ich - wie Meeresbrise - über die Empfehlung der Klangwerkstatt erstaunt. Genau die Wünsche und Vorstellungen, die Du für Deine Musik geäußert hast, haben mich zu einer chromatischen Harfe getrieben! :_grin_: Und Deine vorherige Erfahrung mit dem chromatischen Hackbrett mit seiner gleichartigen Besaitung spricht ja erst recht für eine 6/6-Harfe für Dich...

Noch mehr erstaunen mich allerdings immer wieder Aussagen dieser Art hier:
Meeresbrise hat geschrieben:Das wird doch wohl nicht daran liegen, dass in dem betreffenden Kurs der Platz für die chromatische Harfe schon belegt war?
Jürgen hat auch schon mehrfach angemerkt, dass er maximal eine chromatische Harfe pro Baukurs zulassen darf, aber:

In "meinem" Klangwerkstatt-Kurs, 18.-21. Juni 2015 in Neuhorst bei Mölln, Leitung Christoph Löcherbach, wurden zwei chromatische Harfen gebaut, eine von Miriam Rietberg, und eine von mir ! :_huh_:
(Beweisphotos dazu gibt's z.B. auf Karstilo's Webseite! :_grin_: )
"Das Schöne an der Harfe ist, dass sie so vielsaitig ist..." :_grin_:
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Harfenduo
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Re: Hilfe!!

Beitrag von Harfenduo »

Ich finde eine Chromatische prinzipiell immer klasse, finde aber eine Volksharfe für Deine Zwecke auch sinnvoll: ist einfacher zu lernen und hat auch mehr Power im Ensemble-Spiel, was evt. eine Rolle bei der Begleitung spielt...
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