erste erfahrung mit vorspielen

Benutzeravatar
ysa
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1273
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 11:47
Postleitzahl: 70197
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Arnica von Martin Gust, 34 Saiten
Iona von Bernhard Schmidt
Die Häussler-Harfe von Pepe Weissgerber ist wieder zurück beim Erbauer...
Wohnort: Stuttgart

erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von ysa »

hallöle!
nun hab ich in meinem leben ja schon oft vorgespielt und -gesungen, muss ich vorausschicken (klavier und gesagt). ich kenne also das gefühl von lampenfieber und so. also ich bin jetzt kein profi oder sowas, aber eigentlich kein mensch, der sich davor fürchtet, vor anderen zu sprechen oder zu spielen.

ABER AM SONNTAG!!!!!!!!!!!!!!!!
also ich habe in unserem gottesdienst als hintergrundmusik zum abendmahl ein stück aus dem heft "reise in die anderwelt" (heißt das so?) von stephanie bieber gespielt, und zwar "corinn's lament". ein sehr schönes und einfaches stück. ich konnte es fehlerlos. habs vorher 380289357 mal durchgespielt.

und im gottesdienst haben mir so die hände vor aufregung gezittert, dass ich mich an einer stelle böse verhauen habe. es war jetzt nicht schlimm, aber ich fand es echt ärgerlich. also verhauen im sinn von kurz mal nicht wissen wo ich bin und wie ich heiße.

ich hab im anschluss zwar trotzdem total viel gutes feedback bekommen, aber irgendwie hab ich mich trotzdem geärgert.

naja, nobody is perfect und mit dem klavier verhau ich mich auch mal, aber mit der harfe hats mich irgendwie besonders getroffen.

wie geht es euch mit solchen situationen? was macht ihr, damit ihr das können zuhause auch im vorführ-umfeld umsetzt?

inzwischen beruhigt grüßt
ysa
Florentina Gilhofer
schon länger da
Beiträge: 36
Registriert: Di 4. Jun 2013, 10:17
Postleitzahl: 53773
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): "Aida" von Salvi, "Christina Therapy Harp" v. Triplett Harps, "Nightingale" von Creek;
Kontaktdaten:

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von Florentina Gilhofer »

Hallo Ysa,

danke für Deinen ehrlichen, herzerfrischenden Beitrag. Du sprichst mir aus dem Herzen. Ich bin auch eher ein extrovertierter Mensch, aber allein schon die Vorstellung von Harfe Vorspiel macht mich total nervös. Ich habe dann einfach den Anspruch keinen Fehler zu machen. Müßte ich im Gottesdienst vorspielen, würde ich wahrscheinlich zusammenbrechen.

Trotzdem komme ich immer wieder in Situationen, in denen ich vorspielen muß (darf?). So diese typischen Momente: "Wie, Du hast ne Harfe, toll, spiel uns mal was vor!" Das erlebe ich oft. (mit Blockflöte wäre die Resonanz wahrscheinlich anders)

Ich habe für mich verschiedene Strategien entwickelt um mir nicht so einen Druck dabei zu machen:

Ich beginne mit einem Lied, das ich im Schlaf kann (Morgengruß von Pampuch). Ist einfach, aber kommt an! Mehrmals hintereinander in verschiedenen Variationen, über verschiedene Oktaven, dann habe ich schon fast alle Saiten begrüßt und mich eingegroovt.

Gerne singe ich dann ein Lied (oder mehrere) und begleite mich dazu mittels relat. einfacher Akkordfolgen, die ich auch "im
Schlaf kann". Würde ich nur singen, wäre ich vielleicht aufgeregt, oder nur Harfe spielen, aber beides zusammen, beruhigt mich ungemein, da bin ich dann in meinem Element. Da besteht auch nicht so die Gefahr falsch zu spielen, weil ich ständig Gesang und Begleitung aufeinander abstimme.

Wenn ich bestimmte Stücke vortragen möchte, finde ich es gut, wenn die Leute sich noch unterhalten, oder noch nicht richtig hinhören (z.B. auf Festen). Ich könnte das nicht so gut, wenn alle still sind und gespannt lauschen. Mir ist lieber, die kommen so langsam hinterher, gerne spiele ich die Stücke dann mehrmals.

Ich habe mir jetzt vorgenommen mehr in unverfänglichen Situationen vorzuspielen (Freunden , Familie,), wo es um nichts geht damit das Vorspiel selbstverständlich wird und sich dann übertragen läßt auf offiziellere Anlässe. Aus diesem Grund würde ich auch gerne Straßenmusik machen, ich glaube,das ist die beste Übung für den "Ernstfall".

Ein lieber Musikerfreund von mir, der in mehreren Ensembles spielt meinte, er würde sich immer mal wieder verspielen, das sei normal,das gehöre dazu(!) ,und die meisten Zuhörer würden es gar nicht merken, weil sie nicht wissen, wie das Stück "eigentlich" gemeint ist.

Ich glaube das und trotzdem bin ich aufgeregt beim Vorspiel. Für mich ist der Weg, immer wieder im Beisein von anderen Menschen zu spielen bis ich eine Leichtigkeit und Selbstverständlickeit entwickel, und es irgendwann egal ist, wo und vor wem ich spiele.

Liebe Grüße, Du Mutige :_smile_:

Leandra

imm
Benutzeravatar
Freaper
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 102
Registriert: Fr 14. Jan 2011, 00:31
Postleitzahl: 14469
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Iona von Bernhard Schmidt
Wohnort: Potsdam
Kontaktdaten:

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von Freaper »

Jo, Verspieler sind absolut normal und man kann es nicht vermeiden... Es sei denn :_grin_: -> Mentales Spielen.
Hatte vor 2 Tagen ein Harfenvorspiel für irgendso ein Mathepublikum, die ihre Masterzeugnisse abgeholt haben, auch schön mit Stuhlreihen, die Augen auf dich gerichtet und Sekt schlürfend.
Gleich danach durfte ich noch 3 Sänger auf der Bühne bei einem Musizierabend am Klavier begleiten.
Mittlerweile hab ich es aber abgelegt, Stundenlang davor zu Üben und gehe oft unvorbereitet zu Auftritten.
Ich gehe zu Vorspielen immer mit folgenden Leitgedanken:
1. Musik ist flüchtig. Sogar eigentlich banal. Sobald der Ton verklingt, ist er für immer weg. Es macht keinen Sinn, sich über etwas Gedanken zu machen, was so kurzlebig ist, wie die Musik.
2. Du bist nicht auf der Bühne, um ein Stück perfekt zu spielen, sondern um den Zuschauer zu berühren. Es geht um die Performance, nicht um Perfektion.

Ob Straßenmusik dabei Hilft, das Lampenfieber auf Bühnen unter Kontrolle zu bringen?
Zu einem gewissen Teil sicherlich, weil man irgendwann die Bedeutungslosigkeit eines Vorspiels erkennt. Und trotzdem wird man immer einbisschen aufgeregt sein.
Es gibt wie gesagt nur einen Weg, fehlerfrei zu spielen. Aber Mentales Spielen ist einfach langweilig :_grin_:
Carolin Nobles
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 253
Registriert: Fr 21. Dez 2012, 13:38
Kontaktdaten:

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von Carolin Nobles »

Freaper hat geschrieben: Musik ist flüchtig. Sogar eigentlich banal. Sobald der Ton verklingt, ist er für immer weg. Es macht keinen Sinn, sich über etwas Gedanken zu machen, was so kurzlebig ist, wie die Musik.
Sehr schön philosophisch.

Nichts ist greifbar, die Klänge schweben im Raum, können aber nicht festgehalten werden - die Natur des Klanges, aber eigentlich aller Dinge.
Benutzeravatar
espero
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1270
Registriert: Sa 22. Dez 2007, 22:15
Postleitzahl: 68526
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): • Saphir, • Hobbit, • Brian-Boru, • Sirr
Wohnort: Ladenburg
Kontaktdaten:

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von espero »

Mir hilft es, wenn ich vor dem Spielen meine Harfe in den Arm nehme, sie anblicke und ihr sage, dass ich
für sie spiele. Während des Spiels verschmelze ich dann zu einer Einheit mit meiner Harfe. Da gibt es dann
keinen Aufpasser oder Polizist mehr, der mir sagt "Du Du! Eben hast Du Dich aber verspielt". Viel mehr bin
ich auf angenehme Weise über einen falschen Ton überrascht, Schmunzle in mich hinein und "denke/fühle" in mir,
wie ich aus dieser Situation ein "Variation" mache. Und dann klappts super einfach...

Uli
Ich BIN kreativ - also BIN ich! (Shanti Chironvana, anno Domini 2011)
Live your truth (The Kryon, anno Domini year one (2014))
Benutzeravatar
Maira
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 4975
Registriert: So 6. Jan 2013, 17:59
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Maira Bausatz von Klaus Regelsberger, Schwabach
Hobbit von Klaus & Annika Regelsberger, Schwabach
Fischer 80 von Thomas Fischer, Traunstein

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von Maira »

ja, das ist so ne Sache. Ich glaub, jeder muß da selbst herausfinden, wie er das hinbekommt.
Die bisherigen Erfahrungsberichte find ich echt gut.
Am Besten hilft mir : Vor Leuten spielen. Auch auf die Gefahr hin, daß was schief läuft.
Weil, wenn ich den Anspruch an mich selber hab, fehlerfrei zu spielen, weiß ich eigentlich
von vornherein, daß ich das nicht schaffen könnte, daß was schiefgehen könnte, und bin dann
umsomehr von mir selber enttäuscht. Die eigene Erwartungshaltung stellt mir dann das Bein.
Da versuch ich zur Zeit, einfach zu spielen. Das ist mit dem Theater wieder ne ganz andere Geschichte.
Bis ich dran bin, ist es fast dunkel. Um die Saiten zu sehen, krieg ich Licht auf die Finger.
Und dann seh ich nix mehr von den 450 Zuschauern, die da sitzen. Und dann darf ich keine
Fisematenten machen, denn ich bin eine Randfigur, die eingebunden in das Stück ist, die die
Harfenspielerin mimt und mit den Anderen zusammen musiziert.
Eigentlich hatte ich was Anderes im Sinn, als ich da eingestiegen bin, wollte auch die Angst verlieren.
Aber so ist es nun nicht, weil ich vom Publikum nicht viel mitkrieg und mein Problem mir wohl
erhalten bleibt.
Espero, Deine Haltung zu dem Thema ist bewundernswert. Ich wünschte, ich käme auch zu so einer Ruhe .
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
Benutzeravatar
sim-sim
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 449
Registriert: Fr 18. Feb 2011, 01:09
Postleitzahl: 51107
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Salvi Daphne Ex; Manjula in Ahorn von F. Sievert; große keltische Harfe in Robinie von Buxe Kleiner; Seraphin von Pepe Weissgerber, Discovery von Derwent Harps
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von sim-sim »

Ich kenne auch noch einen guten Tipp: Spaß haben!
Freut euch auf euren Auftritt und darauf, für andere Leute Musik zu spielen.

Dann setzt man sich nicht so unter Druck und lächelt das ein oder andere Fehlerchen, das passiert, vielleicht einfach weg. Mal davon abgesehen find ich es selbst als Zuschauer überhaupt nicht schlimm, wenn sich ein Musiker verspielt oder sogar ganz raus kommt. Das zeigt mir eher, dass ich gerade keine Musik vom Band höre.
Sängerin - Harfenistin - Bardin

Komm in meine Welt: http://www.simone-sorgalla.de
Benutzeravatar
ysa
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1273
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 11:47
Postleitzahl: 70197
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Arnica von Martin Gust, 34 Saiten
Iona von Bernhard Schmidt
Die Häussler-Harfe von Pepe Weissgerber ist wieder zurück beim Erbauer...
Wohnort: Stuttgart

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von ysa »

oh danke für eure anregungen - freaper, das ist wirklich gut gesagt "musik ist flüchtig"!
und uli deine methode muss ich echt mal ausprobieren.

meine lehrerin hat auch gesagt, dass das total normal ist, weshalb sie alles 120%ig vorbereitet, damits dann 90%ig klappt....
naja ich bin nunmal niemand der an zahlen jenseits der 100% glaubt oder das jemals erreichen kann. also mut zur lücke!

ich hab mir schon überlegt, ob ich mich einfach mal an die straße setze. aber dazu kann ich noch nicht genug *G*
Benutzeravatar
ysa
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1273
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 11:47
Postleitzahl: 70197
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Arnica von Martin Gust, 34 Saiten
Iona von Bernhard Schmidt
Die Häussler-Harfe von Pepe Weissgerber ist wieder zurück beim Erbauer...
Wohnort: Stuttgart

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von ysa »

sim-sim, das stimmt. der spaß sollte überwiegen! ich weiß, für die zuhörer ist das sowieso nicht schlimm. chris martin von coldplay baut ja seine textvergesser sogar absichtlich in die konzerte ein ;-b
ich hab das wirklich gern gemacht, ich bin schon ein bisschen ne rampensau :_cheesy_:
aber aufgeregt war ich trotzdem.
Benutzeravatar
Junari
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 444
Registriert: Mo 22. Nov 2010, 17:28
Postleitzahl: 91083
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): ~ eine kleine Brian Boru aus der Klangwerkstatt
~ eine wunderschöne Bluebell aus dem Hause Regelsberger
~ eine alte Gotschy Phoenix Drehleier

Re: erste erfahrung mit vorspielen

Beitrag von Junari »

Ich bin echt verblüfft, wieviele Leute überhaupt vorspielen :_grin_: ich versuche das zu vermeiden. Komischerweise ists bei der Drehleier nicht so schlimm, aber woran das liegt kann ich nicht sagen.
Antworten