Heißt das, man spannt die Saiten ziemlich stark vor und 'gleitet' dann nur noch ab - und der Finger landet dann automatisch in der Hand?
Genau. Eigentlich (physio)logisch, oder?
Ich gebrauche auch gern den Vergleich: wenn ich einen Stein an einer Schnur aufhänge, und ich schneide die Schnur durch, fällt der Stein auf den Boden, und zwar sehr schnell. Ich muss da nicht nachhelfen und ihn runterdrücken. Wenn er nicht runterfällt, heißt das, dass noch irgendeine andere Kraft wirken muss, die ihn daran hindert.
Auf das Abspielen bezogen: Finger zieht an der Saite / Daumen drückt gegen die Saite. Irgendwann rutschen sie von der Saite runter, Ton erklingt. Und wenn die Finger/Daumen WIRKLICH NUR gezogen/gedrückt haben, klappen sie automatisch und blitzschnell in die Hand. Wenn sie das nicht tun, hindere ich sie durch eine mir nicht bewusste Muskel- /Sehnenanspannung daran.
Und weil dieses lockere Klappen so unglaublich schnell geht, habe ich auch mehr als genug Zeit, meine Finger wieder in Position auf die Saiten zu bringen (jedenfalls habe ich so mehr Zeit als wenn ich mich durch unnötige Anspannungen selber ausbremse).
Bei mir geht das Klappen übrigens in allen Lautstärken (und bei Harfen mit hoher oder niedriger Saitenspannung) gleich schnell, also egal ob ich vor dem Abspielen die Saite stärker oder weniger stark aus ihrer Position gezogen/gedrückt habe. Wenn es bei Dir bei leisem Spiel weniger gut geht, ist das ein Hinweis auf eine noch nicht entdeckte unbewusste Anspannung, die die Finger am Klappen hindert und durch stärkeren Zug/Druck erst "überwunden" werden muss.
Noch ein Tipp: pass auf Deine kleinen Finger auf. Wenn z.B. bei einem Quint-Oktav-Griff- Arpeggio vor dem Abspielen den kleinen Finger völlig unnötigerweise hochziehst, blockierst Du damit die Bewegung der restlichen, und sie können nicht so gut reinklappen. Einfach mal ausprobieren. Zuerst kl. Finger vor dem Abspielen hochziehen -> klappt nicht richtig. Kleinen Finger vor dem Abspielen locker lassen -> klappt. (Es ist ein wenig Übungssache, mit dem 4. Finger an der Saite ziehen zu können und trotzdem den kleinen Finger locker zu lassen. Aber genau um diese Art von Entkoppelung einzelner Muskelpartien geht es ja bei der Sache.)
Klappt schon, oder?
Lg von Susanne