Notenzeichen im Stück

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Maira
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Notenzeichen im Stück

Beitrag von Maira »

So, mir ist aufgefallen daß es in Harfennoten viele Auflösezeichen gibt.
Das verwirrt mich.
Vor Äonen habe ich einmal gelernt:
Vorne steht der Schlüssel, die Tonart und die Taktart.
Das gilt fürs ganze Stück sofern zwischendrin nix anderes geschrieben steht.
Verändere ich die Tonhöhe eines Tones ( z.B A nach Ab ) dann schreibe ich das b vor die zu verändernde Note.
Bleibt das in dem Takt erhalten, dann gibt es NUR vor der ersten Note das Vorzeichen.
Ist das eine einmalige Sache und das A kommt im selben Takt als Ab und dann als A vor
so muss ich das in diesem Takt auflösen.
Bleibt das Ab in einem Takt bestehen und es folgt ein weiterer Takt dann muss ich erneut ein b vor das A schreiben
wenn es beim Ab bleiben soll. Steht da nix, dann ist es automatisch wieder ein A, so wie es ganz vorne im Stück
angegeben ist. Auflösezeichen im neuen Takt wo das A ein A ist, ist überflüssig und wird NICHT notiert.
Das hat man mir vor Zeiten so beigebracht.
Nun wundere ich mich daß es in der Harfennotation anders ist. Da werden munter Auflösezeichen geschrieben,
auch wenn sie nach der allgemeinen Gültigkeit nicht notwendig sind.
Kann mir jemand erklären warum das hier anders als bei allen anderen ist?
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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merit
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von merit »

Liebe Maira, ich kann - erstaunlicherweise :-) Mich wundert, daß Du darüber nicht schon früher gestolpert bist.

In einigen Ländern (wohl z.B. USA) ist es wohl üblich, als eine Art "Erinnerung" bei nächster Gelegenheit nochmal reinzuschreiben, daß das fis, was im Takt davor (2 Takte davor oder wo auch immer, je nachdem, wo das erste f nach dem fis-Takt auftaucht) durch ein Vorzeichen erzeugt wurde, jetzt wieder ein f ist. Eine doppelte Absicherung sozusagen, die auch ich sehr verwirrend finde.

Ich kenne das Phänomen einerseits von Noten, die mit dem Notensatzprogramm Sibelius geschrieben sind- und nicht nur bei den Harfenstimmen. Der Komponist, von dem die betreffenden Noten kommen, konnte es bei Sibelius abstellen, und jetzt bin ich noch glücklicher mit den betreffenden Stimmen :-)

Weiterhin hatte ich das Phänomen bei (aus den USA kommenden) Noten von dem Theme von Game of Thrones, mit denen eine Schülerin von mir ankam.

Herzliche Grüße, Merit Zloch
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ralf
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von ralf »

Notenschrift ist zwar "ein Stück weit" standardisiert, aber es gibt eine gewisse Variationsbreite. Der eine Komponist schickt dir eine Fax-Kopie handgeschriebener Noten, die mehr für Klavier als für Harfe geeignet wären — der andere macht sich Mühe, setzt in einem guten Notensatzprogramm, denkt an die umsetzenden Musiker und vielleicht sogar an das Instrument, für das er/sie da schreibt. Teilweise finde ich die Auflösungszeichen auch etwas überflüssig, aber im Eifer des Gefechts ist's manchmal auch nett, daran erinnert zu werden.

Gruß,
Ralf
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Maira
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von Maira »

So, ich hatte eben die Freude mit Carola Pinder zu telefonieren.
Und: JA, sie sagt, diese vielen Auflösezeichen gehören grundsätzlich nicht
in die Notenschrift, ganz so wie man mir das vor Zeiten beibrachte.
Diese vielen Auflösezeichen vor der Note und beim Pedal sind Quatsch,
sofern es das allgemeine Regelwerk nicht vorsieht.
Das ist eine Modeerscheinung um den Leuten das Denken abzunehmen.
Aber: da ich davon ausgehe daß wir alle vernunftbegabte Wesen sind,
werde ich diesen Blödsinn in meinen Noten nicht verwenden.
Auflösezeichen nur da wo sie wirklich nötig sind.
Punktum.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von BrianBoruXX »

So ganz richtig ist das nicht mit der Modeerscheinung.

Es gibt durchaus Drucke aus dem 18. Jh in denen die zusätzlichen Auflösungen geschrieben werden. (Nadermann machte das in seinen Drucken)

Die sollten orthographisch in Klammern gesetzt sein.
Das war und ist in größeren Partituren ganz gerne mal stimmübergreifend, also in der ersten Violine steht irgendwo ein Kreuz, das im folgenden Takt vorschriftsmäßig aufgelöst ist (also nicht wieder mit einem Auflösungszeichen aufgehoben wird), aber beispielsweise im Cello mit einem Auflösungszeichen wieder aufgelöst wird obwohl im Takt zuvor der Ton überhaupt nicht vorkam. (Mahler 5., z. B.)

Das macht(e) Sinn, es wurde unmissverständlich mitgeteilt, dass es wirklich aufgelöst ist. Früher wurde mehr gehört und weniger auf das geschriebene Wort gepocht, bei der Frage von Alterationen wollte der Komponist sicher sein, dass das nicht missverstanden wird.

Neu ist das also nicht, neuerdings aber viel Faul- und Bequemlichkeit, manchmal bei komplexen Harmonierverläufen sehr sinnvoll.
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merit
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von merit »

hahaha, Ihr solltet mal die Vorzeichen in historischen Tanzmusiknotenhandschriften sehen. Da gibt es sowohl vorn im System als auch mittendrin so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Herzliche Grüße, Merit Zloch
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Maira
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von Maira »

Die Musik die ich so schreibe kann auf überflüssige Zeichen verzichten.
Daher: das mag machen wer es für notwendig erachtet, bei komplexen Orchesterpartituren mag es auch Sinn machen,
allerdings für eine einzelne Harfe denke ich kann ich auf diese Dinge verzichten.
Wenn ich mich an die allgemeingültigen Regeln halte sollte das kein Problem darstellen.
Und wer es unbedingt für nötig erachtet, der mag sich die Zeichen per Hand dazu schreiben,
so viele sind das ja nicht.
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von BrianBoruXX »

Du hattest gefragt...
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von Maira »

Ja, weil ich viele Zeichen in der Harfenliteratur finde.
Ich habe gefragt warum das so ist.
Fazit: man macht das wohl um den Leuten das Denken abzunehmen.
Einen wirklich relevanten Grund gibt es anscheinend nicht dafür.
Wie Du sagst: In der Orchesterliteratur mag das Sinn machen weil da
viele Instrumente und Stimmen zusammenkommen.
Da mag es durchaus sinnvoll sein Auflösezeichen auch da zu schreiben
wo sie eigentlich nix zu suchen haben um für alle klarzustellen
hier ist die Verschiebung nicht mehr da.
Aber bei einer einzelnen Harfe, ob nun beklappt oder mit Pedalen,
auch mit double action, ist das nicht nötig.
Vielleicht hat man das mal als chic erachtet.
Aber nach den allgemeinen Regeln ist es hier unangebracht.
Findest Du nicht?
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Aber ich mach das wirklich.
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Re: Notenzeichen im Stück

Beitrag von Maira »

Nadermann schrieb das in seine Notentexte?
Das lässt folgende Gedanken zu:
Er wollte klar stellen daß die erhöhten oder erniedrigten Noten gaaaanz sicher , auch wenn ein neuer Takt folgt,
nicht mehr gespielt werden. ( der Unachtsamkeit der Ausführenden geschuldet)
Er fand das chic ( Harfenisten sind schon ein gaaaaaanz besonders dolles Volk)
Er hat es nicht besser gewusst ( bööööööse Unterstellung)
Wie auch immer:
Karl Lagerfeld designte einmal Anzüge ( 1990er-2000er?) die , weil es ja unbedingt was Besonderes sein sollte,
recht fürchterlich aussahen: Jacke oversized ( 3 Nummern zu groß) und Hose ganz eng und mindestens 7/8 lang.
Das sah fürchterlich aus: irgendwie erschien der Oberkörper groß und die Beine mickrig ( wie eine Hyäne so unegal).
Als die Presse nachfragte wie er diesen neuen Look fand sagte er trocken:
Man muss ja nicht jeden Blödsinn mitmachen ( es war SEIN DESIGN, wohlbemerkt)
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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