Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

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Fainwen
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Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von Fainwen »

Hello ihr Lieben,

Ich hab echt nen Durchhänger gerade.. Und Schuld dran ist mein 4. Finger, der einfach nicht so möchte, wie ich will.
Eine Zeit lang habe ich einfach munter weitergeübt und gedacht, das kommt schon noch. Aber Pustekuchen. Inzwischen sind die Lücken im Stück schon ihm Ohr und das ist leicht ärgerlich, weil: seitdem es mir aufgefallen ist, nervt es mich kolossal.

Ganz konkret geht es um den Morgenkaffee in der Wüste von Pampuch. In Takt 7 setzt man den 4. Finger unter beim 'nach oben wandern' und bei mir entsteht an dieser Stelle immer eine Art Atempause, in der ich die restlichen Finger sortieren muss. Gleiches auch nochmal in Takt 16.
Das Problem ist: Ich krieg das nicht weg. Wenn ich es laaangsam übe, klappt es. Aber sobald ich ein My schneller werden will und über die Stelle hinwegspielen will, verhakeln sich meine Finger an sich selber oder an den Saiten...

Ich bin echt ratlos und es frustriert mich mega, weil ich hier kein Stück weiter komme. Meine Harfenlehrerin hat gestern mal drauf geguckt und auch ihr ist nicht wirklich was aufgefallen (ein bisschen Schulter, ein bisschen anders setzen, aber der Durchbruch war es irgendwie nicht..)
Hat jemand irgendeine Idee, was ich so anstellen könnte, damit der Finger lockerer fließt? Am besten irgendwas bildliches zum Vorstellen oder so, das klappt bei mir eigentlich ganz gut.

Help?
(wenn der Thread nicht hierher gehört, verschiebt ihn gerne ;) )
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Koko P.
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von Koko P. »

Ja, das war auch bei mir die schlimmste Stelle. Ich habe es am Anfang so erklärt bekommen: Das Wichtigste: Daumen hoch. Bevor der 4. Finger nach dem Untersetzen spielt, die ganze Hand bzw. den Arm nach oben "schieben".

Später habe ich es anders gelernt. In meinen Noten steht in der Handschrift meiner Lehrerin: Ellbogen. Wenn der Ellbogen nicht eng anliegt und etwas frei schwebt, "dreht" man die Hand beim Untersetzen "in den 4. Finger hinein" und nach dem 4. Finger in die neue Position. Kann ich nicht besser beschreiben. Aber damit habe ich es besser hinbekommen.

Alternativ bleibt noch ein anderer Fingersatz: 3-2-1-3-2-1-2-1. Dann musst du allerdings zweimal untersetzen.
Heute ist ein guter Tag für einen guten Tag!
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von Harfe16 »

Mir hat das folgende Video super geholfen, da gibt es eine gute Erklärung fürs Üben vom Untersetzen:
https://www.youtube.com/watch?v=4-vTL0zeF9c&t=0s

Ich hoffe, dass es dir auch hilft... habe Geduld mit dir...

LG Claudia
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bastian
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von bastian »

Und neben den technischen Ratschlägen noch ein psychologischer: Druck raus nehmen. Nicht zu viel erwarten. Fortschritte lassen sich nicht immer planen. Irgendwann macht es schon Klick und läuft. Aber nicht morgen. Klar, man hat bisher viele schnelle Erfolgserlebnisse nein Harfe üben gemacht. Ist vielleicht verwöhnt. Jetzt eine Hürde, die man nicht spontan knackt. Aber ja, das gibt es auch.

Ich höre schon raus, dass du auf die Stelle schon lauerst. Gleich... Gleich kommt die Stelle, jetzt konzentrieren. Fuck!

Und dann steht das Hirn sich selber im Weg.

Locker lassen. Weiter üben. Aber nicht mit zu viel Erwartungshaltung. Irgendwann klappt das schon.
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
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merit
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von merit »

Ich kenne das Stück nicht gut genug, aber ich würde mal einen anderen - sinnvollen natürlich :-) - Fingersatz probieren. Zu den allermeisten Fingersätzen gibt es nach den klassischen Fingersatzprinzipien (da gibt es ja auch einiges an Auswahl) Alternativen. Deine Lehrerin hilft Dir da sicher.

Ich bin überrascht, wie oft ich in gedruckten Noten Fingersätze finde, die nach klassischen Prinzipien nicht sinnvoll oder sogar falsch sind. Das könnte auch noch ein Grund sein.

Ansonsten würde ich das Stück mal liegenlassen und mich an der Harfe auf was anderes fokussieren. Das hilft, dem mir sehr gefallenden Rat von Bastian zu folgen.

Ich nehme an, die Stelle zu einer Übung umgewandelt hast Du mit Deiner Lehrerin schon - falls nicht, ist das auch noch eine Idee. Wenn Du dazu Tips brauchst ,melde Dich doch hier nochmal.

Herzliche Grüße, Merit Zloch
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Harfenjule
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von Harfenjule »

Oh, den "krüppeligen 4. Finger" kennen wahrscheinlich die meisten von uns :_wink_: du bist definitiv nicht alleine!
Zu meinen "Aufwärmübungen" gehören verschiedene Über- und Untersetzkombinationen (12, 123, 1234, 13, 134, 14, 23, 24, 234, 34 - besonders das letzte ist ziemlich fies, aber effektiv, weil es ja doch die etwas ungeschickteren Finger trainiert/aktiviert) - mit beiden Händen im Oktavabstand und über alle Saiten. Richtig lustig wird's, wenn die Hände unterschiedliche Kombinationen spielen sollen. Der beste Trick dafür ist, das Gehirn auszuschalten. Man kann dann auch noch mit verschiedenen Betonungen und Dynamiken spielen, wenn es zu langweilig wird.
Daumen hoch und Arm aus dem Ellenbogen heraus drehen wären spontan auch die ersten "Tipps" bzw. zu beachtenden Haltungspunkte.
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Fainwen
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von Fainwen »

Hello nochmal von mir, vielen Dank für eure aufmunternden Worte und die guten Tipps hier!
Koko P. hat geschrieben: Di 23. Feb 2021, 21:27 Alternativ bleibt noch ein anderer Fingersatz: 3-2-1-3-2-1-2-1. Dann musst du allerdings zweimal untersetzen.
Zwei Mal umsetzen wäre generell kein Problem. Aber dann würde ich ja vor dem Problem davon laufen statt es zu lösen :_grin_: Das mit dem Ellenbogen war schon mal ganz gut. Tatsächlich ignoriere ich dieses Körperteil gerne... :_rolleyes_:
Harfe16 hat geschrieben: Di 23. Feb 2021, 22:20 Mir hat das folgende Video super geholfen, da gibt es eine gute Erklärung fürs Üben vom Untersetzen:
https://www.youtube.com/watch?v=4-vTL0zeF9c&t=0s

Ich hoffe, dass es dir auch hilft... habe Geduld mit dir...

LG Claudia
Super Tipp auch hier, vielen Dank. Manchmal muss man einfach genauer hingucken!
Geduld... Haha.. Ha... Ja genau :_grin_:
Im Prinzip ist es, wie bastian schon sagt:
bastian hat geschrieben: Mi 24. Feb 2021, 06:23 Klar, man hat bisher viele schnelle Erfolgserlebnisse nein Harfe üben gemacht. Ist vielleicht verwöhnt. Jetzt eine Hürde, die man nicht spontan knackt. Aber ja, das gibt es auch.

Ich höre schon raus, dass du auf die Stelle schon lauerst. Gleich... Gleich kommt die Stelle, jetzt konzentrieren. Fuck!

Und dann steht das Hirn sich selber im Weg.

Locker lassen. Weiter üben. Aber nicht mit zu viel Erwartungshaltung. Irgendwann klappt das schon.
Hhhh... Stimmt.. Bisher gings echt zügig vorwärts.. Dazu kommt, dass ich im Moment zwei Stücke spiele, an denen ich mir die Zähne ausbeiße, obwohl die auf dem Papier so einfach aussehen. Und dann kommt das noch dazu. Frust... :_undecided_: Aber wird schon wieder! :_cool_:
merit hat geschrieben: Mi 24. Feb 2021, 09:20 Ich kenne das Stück nicht gut genug, aber ich würde mal einen anderen - sinnvollen natürlich :-) - Fingersatz probieren.
Ansonsten würde ich das Stück mal liegenlassen und mich an der Harfe auf was anderes fokussieren. Das hilft, dem mir sehr gefallenden Rat von Bastian zu folgen.
Ich nehme an, die Stelle zu einer Übung umgewandelt hast Du mit Deiner Lehrerin schon - falls nicht, ist das auch noch eine Idee. Wenn Du dazu Tips brauchst ,melde Dich doch hier nochmal.
Also normalerweise ist sie sehr schnell damit, sinnlose Fingersätze zu korrigieren :_grin_: Hat sie diesmal nicht getan, wird also nicht ganz falsch sein. Eine Übung ist es bisher noch nicht, ich verknote mein Hirn gerade über 'Schmetterlingen in der Oper' (Arpeggio für 4 Finger), da bin ich schon gut mit beschäftigt. Vor allen Dingen, wenn es so schön klingen soll wie bei ihr.. :_rolleyes_:
Harfenjule hat geschrieben: Mi 24. Feb 2021, 19:01 Oh, den "krüppeligen 4. Finger" kennen wahrscheinlich die meisten von uns :_wink_: du bist definitiv nicht alleine!
Zu meinen "Aufwärmübungen" gehören verschiedene Über- und Untersetzkombinationen (12, 123, 1234, 13, 134, 14, 23, 24, 234, 34 - besonders das letzte ist ziemlich fies, aber effektiv, weil es ja doch die etwas ungeschickteren Finger trainiert/aktiviert)
:_shocked_: Ok, der war MEGA! Ich hab das grade mal probiert, v.a. 234 und 34... Wie meine Finger einfach gaaar nicht mehr klar kommen, sobald kein Daumen mehr im Spiel ist. Aber tatsächlich: Seitdem läufts :_kiss_: So dumm manchmal. Die offensichtlichsten Sachen übt man nicht.

Also: Ihr habt mir mega weitergeholfen, hier hat gerade die Motivation um die Ecke geguckt und mich dann rücklings überfallen :_grin_: Merci! <3
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Harfenjule
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von Harfenjule »

:_cheesy_: danke für deine Rückmeldung und wie schön, dass du so schnell Fortschritte machst!

Ja, der Daumen ist schon ein sehr wichtiger Finger :_wink_: bei mir klappen die Spielereien ohne Daumen ganz gut, wenn er wirklich oben und damit aufgeräumt/aus dem Weg ist. Vielleicht noch ein Grund, warum solche Übungen sinnvoll sind - man übt ganz brav die "klassische" Handhaltung. Und vielleicht ein Argument dafür, dass diese Haltung nicht ohne Grund entstanden ist.
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von Maira »

Die ,, klassische" Haltung ist meiner Meinung nach
gar nicht so verkehrt.
Es kostet Mühe sich das anzugewöhnen, allerdings
kommt man hinterher um einiges besser mit der
Spielerei zurecht.
Und man muß es ja nicht damit übertreiben.
Es gibt Anatomien an den Händen die eine perfekte
klassische Haltung nicht zulassen, trotzdem verbessert sich
das Spielen weil man einfach besser an die Seiten kommt
und auch wieder davon weg. :_wink_:
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Der krüppelige 4. Finger beim Untergreifen

Beitrag von Bell »

Ich spiele ja erst seit 6 Monaten und bin auch gerade dabei das Über- und Untergreifen zu üben. Am Anfang war mir auch noch nicht so klar, warum man diese erstmal etwas unintuitive klassische Handhaltung lernen sollte. Jetzt wird mir das immer klarer und ich bin froh, es direkt von Anfang an so gelernt zu haben. Auch dieses ewige immer in-die-Hand- schließen ergibt langsam Sinn, umso mehr Spieltechnik man lernt. Es schützt auch die Bänder und die Hände vor Verkrampfungen und man kann wesentlich länger und mit weniger Anstrengung spielen.
Außerdem finde ich Fingerübungen wirklich hilfreich. Ja klar, die sind immer etwas dröge, aber umso schneller klappt es dann bei den Stücken, die man spielen will. Und das bedeutet letztendlich weniger Frust und mehr Freude an der Harfe.
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