Lieder für Sterbebegleitung

Sally

Beitrag von Sally »

Hallo zusammen,

Cantanova und Andreas, ich stimme euch 100%ig zu und hoffe, ich habe nicht den Eindruck erweckt, das ich es anders sehe. Das, was ihr schreibt, gehört für mich für mich zu den Grundvoraussetzungen, um überhaupt Sterbebegleitung machen zu können.

Ich versuche mal zu beschreiben, worum es mir mit meiner Frage ging. Wenn mich - jetzt mal nur als Beispiel - jemand bittet, ein Lied zu spielen, das ihn an eine blühende Sommerwiese erinnert und ich bei einem Stück, dann aber Meeresrauschen im Kopf habe, kommt die Wiese nicht bei ihm an. Mir wird aber jetzt, wo ich das schreibe, klar, das ich das eh nur selber herausfinden kann, was wo paßt.


Peter, natürlich gibt es diese Art von Trauerfeiern von denen du redest, keine Frage. Aber deswegen kann ich doch nicht alle über einen Kamm scheren. Mir kommt deine Antwort auch sehr zynisch vor. Trauer ist soooo wichtig und dabei geht es auch darum, das da plötzlich im Leben ein Loch ist, wo eben noch ein geliebter Mensch gelacht und gelebt hat. Man kann nicht mehr mit ihm reden, ihn nicht mehr umarmen, nicht mehr mit ihm diskutieren, ihn nicht mehr berühren, gar nichts mehr. Er ist einfach weg. Und mit dieser Situation klar kommen braucht Zeit. Und das hat nichts damit zu tun, daß ich ihm die nächste Umdrehung auf dem Rad nicht gönne, oder das ich weiß, das ich diese Seele wiedersehen werde.
Hier und jetzt ist die Lücke. Und jeder trauert anders. Viele Menschen wissen heute vielleicht gar nicht mehr, wie sie trauern sollen und können.
Und viele wollen auch gar nicht an den Tod erinnert werden, aber das führt zu einer ganz anderen Diskussion, über den Zustand unserer Gesellschaft.

Wir leben nun mal in der Polarität und Glück und Freude gehören genauso dazu, wie Trauer und Schmerz. Einen Pol zu leugnen, ihn zu verdrängen, läßt ihn nicht verschwinden, sondern fordert Energie, die uns dann im Leben fehlt.

Liebe Grüße,
Sally
Gast

Beitrag von Gast »

Peter Seitz hat geschrieben:Meine Antwort dazu:
Wenn ich aufgewühlt von einer Beerdigung komme, dann setze ich mich nicht an den Computer, das halte ich für mich persönlich für unangemessen und geschmacklos.
Deine persönliche Meinung sowie ureigene Reaktionen und Empfindungen seien Dir unbenommen.

wie Du sehen konntest, schrieb ich meinen Beitrag zur Nacht, keineswegs unmittelbar nach der Beerdigung. Und ein Computer kann ein "Beruhigungsmittel" sein wie jede andere Tätigkeit, das sollte ein "Kelte" eigentlich nachvollziehen können.
Und die christlichen Verwirrungen und Verdummungen entsprechen nicht meinem keltischen Glauben über das Ableben und die Anderswelt.
Da aber nicht nur Dein Glaube respektiert werden möchte (nehme ich mal an), solltest Du als gläubiger Mensch (welcher Religion auch immer) auch anderen Denkweisen mit etwas mehr Toleranz begegnen.
Ich kann einen Menschen, der sich selbst als einem Glauben zugehörig (oder einen solchen besitzend oder ausübend) bezeichnet, der aber andere Religionen als "verwirrend" und "verdummend" bezeichnet, spirituell nur mit Mühe ernstnehmen.
Zumal solche Begrifflichkeiten auch nicht unbedingt Belege für sachliche Betrachtungsweisen sind, eher für Klischees.

Es wird sehr gern über Taliesin und die ihm zugesprochenen Aussagen philosophiert - vielleicht sollte man auch zum einen mal daran denken, daß es eine Zeit gab, in der die "Priester" der verschiedenen Religionen durchaus friedlich und einander achtend koexistierten - denn es führen bekanntlich viele Wege zur großen Wahrheit....

Zum anderen würde mich interessieren, was konkret aus Deiner Sicht christlich "verwirrend + verdummend" ist. Da mir die "keltische" Jenseitsvorstellung durchaus geläufig ist, sehe ich in diesem speziellen Bereich keine großen Unterschiede zur christlichen Vorstellung. Was die Wiedergeburt betrifft - sie wird in christlichen Kirchen vielleicht nicht dezidiert gelehrt, aber auch nicht abgelehnt. Es gibt verschiedene Schriften in den Apokryphen, die durchaus die Wiedergeburt erwähnen.

Quote:
Weswegen halten sonst kirchliche Pfarrer keine Totenmesse, wenn einer aus der Kirche ausgetreten ist ?


Das stimmt so nicht.
"Die" christlichen Pfarrer gibt es nicht - es ist z.B. gängiger evangelischer Brauch, Verstorbene, die aus der Kirche ausgetreten sind, MIT Trauerfeier zu beerdigen, ebenso, wie die Kirchenmitglieder. Der Unterschied besteht in Feinheiten des liturgischen Ablaufes, die die Trauernden meist nicht mal bemerken.

Quote:
Auch Gott ist bei Dir.


Wohl wahr.
Da diese Ansicht nun keine speziell "keltische" ist, könnte man ja vielleicht auch "interreligiös" Gemeinsamkeiten entdecken, wenn man nur mal unvoreingenommen und differenzierend wollte....

cantanova
Zuletzt geändert von Gast am Mi 14. Sep 2005, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
Uli

Beitrag von Uli »

Hallo Ihr lieben,

ich überlege grade, ob Ihr noch wisst, worum diese Diskussion eigentlich ging???

Woran wir persönlich glauben, spielt keine Rolle, wenn wir jemanden mit unserer Musik auf seinem Weg begleiten - egal welchem.

Eine entspannte Haltung ist, nach meiner Meinung, die Voraussetzung, das unsere Anwesenheit dem Mensch, den man begleiten will auch eine Hilfe ist.

Trost!

Entspannung!

Loslassen!

Ob er nun christlich, budistisch, Hindu, Kelte, Moslem, Jude, Atheist oder Pantheist ist oder sich als Jedi sieht! Wir sollten ihn als Mensch sehen. Denn wer weis schon, welche Überzeugung die Richtige ist? Ich kenne verbohrte "Heiden" genauso wie liberale "Katholiken" und kein Pfarrer ist "die Kirche". Der Mensch ist auschlaggebend.

Wer auf dem Weg ins Unbekannte ist, wird die Antworten bekommen, die für ihn die richtigen sind, G. Bruno nannte es den Zusammenbruch der weltlichen Widersprüche im göttlichen Universum...


hier noch mein Vorschlag wie das Cad Goddeau auch übertsetzt werden könnte:

Ich hatte viele Gestalten, bevor ich beständig Form bekam.
Ich war ein scharfes Schwert,
ein Tropfen im Tau,
ein leuchtender Stern.
Ein Buchstabe im Buch der Welten.
Ich war der Schein einer Laterne für Jahr und Tag.
Ich war eine Brücke über drei breite Flüsse.
Ich flog wie ein Adler,
ich war ein Boot auf dem Meer,
ein Tropfen im Regen,
ein Schwert in der Hand, ein Schild in der Schlacht.
Neun Jahre schwang ich als Saite einer Harfe,
im Wasser, als Schaum nahm das Feuer ich auf,
ein Baum war ich im Dickicht.

Da ist nichts, von dem Teil ich nicht war!

Auf diese Art bekommt es etwas tröstliches im Bezug auf einen unbekannten Weg, es lässt so viele Möglichkeiten, das die Fantasie schon etwas passendes finden kann.

klingende Grüße

Uli

P.S. die Reise ist lang...
Zuletzt geändert von Uli am Do 15. Sep 2005, 12:27, insgesamt 1-mal geändert.
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ralf
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Beitrag von ralf »

Manchmal ist's hier ja schon süß. Da fragt jemand ganz unbefangen nach Noten oder Musik für einen Anlass, und prompt wird er/sie angeleitet, was er/sie zu tun oder zu lassen hat. Die ursprüngliche Frage war doch ganz einfach zu beantworten: "Ja, ich habe Musik für dich ", bzw. "Nein, ich habe keine Musik für dich".
Wer bei einer Sterbebegleitung Musik macht, hat sich das vorher vielleicht sogar schon selbst überlegt und weiß, was er/sie tut. Und wenn nicht, hat doch jeder das Recht, eigene Erfahrungen zu machen, oder?

Ich habe mal in einem irischen Hospiz Harfe gespielt, die Stimmung war sehr herzlich und beiderseits rührend. Was mich allerdings überrascht hat, war die Bereitwilligkeit, mit der die Patienten dann selbst angefangen haben, ihre Lieblingslieder aus jüngeren Jahren zu singen, zum Schluss wurde aus dem Harfen-Teenachmittag eine offene Bühne (ich musste natürlich auch was Deutsches singen). Nächstes Mal packe ich die Gitarre mit ein.

Viele Grüße,
Ralf
Uli

Beitrag von Uli »

Hallo Ralf,

damit hast Du natürlich recht! :_smile_: :_smile_: :_smile_:


Also, liebe Sally, hier noch ein musikalischer Vorschlag:

Morfa frenhines

Famine song

Carolan´s Dowry (aber in C-moll gespielt)

Moonrise von Kim Robertson (langsam gespielt)

LG

Uli
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo, Sally,

ich nehme für Harfeneinsätze in der Hospizarbeit nur selten Stücke, sondern improvisiere meistens, da man so flexibler auf die jeweiligen Gegebenheiten reagieren kann.

Falls Dir das aber nicht so liegt -

ich denke, man kann grundsätzlich alle Stücke in Betracht ziehen, die nicht so schnell sind und auch nicht zu hoch liegen. Bei Bedarf kann man zu hoch liegende Stücke ja auch tiefer transponieren. Ein paar Quellen hatte ich Dir ja schon genannt.

herzlich grüßt
cantanova
Zuletzt geändert von Gast am Do 15. Sep 2005, 16:07, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

Uli hat geschrieben:Hallo Ihr lieben,

ich überlege grade, ob Ihr noch wisst, worum diese Diskussion eigentlich ging???

Woran wir persönlich glauben, spielt keine Rolle, wenn wir jemanden mit unserer Musik auf seinem Weg begleiten - egal welchem.
Hallo, Uli,

ich stimme Dir vollkommen zu. Es tut mir auch leid, daß das Thema zeitweise verlassen wurde, aber Du verstehst bestimmt, daß man auch nicht immer still bleiben kann, wenn man sich in Glaubensdingen angegriffen bzw. als Idiot hingestellt fühlt.

Wenn wir uns alle darauf einigen könnten, in diesem Forum keine Religionsschelte zu betreiben, wäre sicherlich allen gedient.

herzlich grüßt
cantanova
Zuletzt geändert von Gast am Do 15. Sep 2005, 14:41, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo, Peter,

damit wir hier niemanden mehr stören, habe ich meine Antwort an Dich ins Off-Topic-Board gestellt:
Kelten und Christen.

Grüße von
cantanova
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Capella
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Beitrag von Capella »

Hi,

ich finde es gut *an dieser Stelle trotz der leidigen Glaubensdebatte mal ein Lob loswerden will*, dass dieser Thread zu seinem Ursprung zurückgekehrt ist.

Mein Tipp wäre, sich mal in der amerikanischen Harfenszene umzugucken (z.B. http://www.harpcolumn.com und dann da in einem der Diskussionsforen), da der Einsatz der Harfe in Therapie und Sterbebegleitung in den USA viel weiter verbreitet ist als bei uns.

gruß,
Capella
Sally

Beitrag von Sally »

Hallo ihr Lieben, :_smile_:

erst einmal danke für die Musik-Anregungen. In das amerikanische Forum werde ich sicher auch mal reinschauen.

Was mich wirklich verblüfft hat, ist die Dynamik, die meine Frage hier und in dem anderenm hieraus entstandenen Thread bekommen hat. Damit hätte ich so nicht gerechnet.

Auf der anderen Seite zeigt es mir, wie sensibel und wichtig das Thema ist. Ich würde es gerne ausführlicher diskutieren, merke aber mal wieder, das es sehr schwer ist, sich schriftlich so zu äußern, das man beim anderen so ankommt, wie man es eigentlich meint.

Vielleicht können wir uns ja mal beim nächsten Harfen-Treffen - egal wo es stattfindet - bei einem Glas Wasser, Wein, Bier oder was auch immer, zusammen setzen und darüber reden. Was meint ihr?

Liebe Grüße und schönes Wochenende
Sally
Zuletzt geändert von Sally am Sa 17. Sep 2005, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
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