Klaviermusik auf der Harfe?

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Martina
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Klaviermusik auf der Harfe?

Beitrag von Martina »

... und da die Harfe ja ein nacktes Klavier ist, kam mir der Gedanke, dass man vielleicht auch Klavierstücke auf der Harfe spielen könnte.
Ich bin bestimmt nicht die Erste mit diesem glorreichen Einfall, allerdings kommt auch da u.U. wieder die Tücke mit den chromatischen Noten?!
Also wenn ich erst eine größere Harfe habe als meinen Knirps, dann muss ich soooo viel ausprobieren!! :_grin_:
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hallo Martine,

also erst mal muß ich etwas klarstellen: eine Harfe ist kein nacktes Klavier (was für eine Vorrstellung), sondern ein Klavier ist eine Harfe im Sarg!

Nun - Deine Frage kann man mit einer klaren Radio Eriwan Antwort beantworten: im Prinzip ja - aber.

Klaviernoten sind mit Sicherheit eine gute Ausgangsbasis für ein Harfenarrangement. Man kann sie aber im Allgemeinen nicht 1:1 übernehmen und nachspielen, sondern muss sie überarbeiten und anpassen. Hier ein paar der zu beachtenden Aspekte:
- das Klavier spielt man mit fünf Fingern an jeder Hand - eine Harfe mit vier (den kleinen Finger hackt man ab - oder so)
- der Tonumfang des Klaviers ist grösser als der der Harfe
- auf dem Klavier spielt die linke Hand oft volle Akkorde und /oder schnellere Läufe und Muster. Das klingt auf der Harfe einfach nicht und wird nur "Matsch"
- das Klavier ist "chromatisch" sehr viel flexibler. Man kann auf der Harfe sehr viel machen (auf Pedalharfe und Hakenharfen unterschiedlich) aber es geht bei beiden Typen mehr als man denkt. Man muss aber manchmal tricksen (enharmonische Verwechslungen ausnutzen, auf der Hakenharfe oktavieren und z.B. in einer Oktave ein gis und der anderen ein g setzen ....).

(hab ich was vergessen?)

All das bedingt eine Überarbeitung der Klaviernoten, aber sie sind ein guter Anfang.

Gruss,
Andreas.
Andreas (aus Hamburg)
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Martina
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Beitrag von Martina »

Also gestern habe ich Schumanns "Von fremden Ländern und Menschen" auf meiner Knirps-Harfe gespielt. Allerdings nur den ersten Teil, weil meine Harfe keine "schwarzen Tasten" hat. Aber immerhin - im Prinzip ist es möglich :_grin_:
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Martina
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Beitrag von Martina »

Übrigens, was den kleinen Finger betrifft: Den versuche ich bei Bedarf mit einzusetzen. Allerdings ist für mich nicht die Kraft oder Koordination das Hauptproblem, sondern vor allem die Länge. Wenn ich die Hände klassich halte (Daumen hoch!), dann ist der Kleine ca. 2 cm von den Saiten entfernt. Ich müsste die Hände sehr weit drehen (fast so wie auf den mittelalterlichen Darstellungen der gotischen Harfner), damit der Kleine die Saiten erreicht. Insofern ist er tatsächlich nur eingeschränkt zu gebrauchen.
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ralf
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Beitrag von ralf »

Martina hat geschrieben:... dass man vielleicht auch Klavierstücke auf der Harfe spielen könnte.
Ja, das geht. Begrenzt natürlich. Auf der keltischen Harfe habe ich einige aber schon wahre Wunder vollbringen sehen, Anne-Marie O'Farrell aus Dublin macht sowas zum Beispiel. Ich habe mit viel _Gebastel zwei meiner Lieblingsstücke von Eric Satie für die keltische Harfe gesetzt, eins davon ist
hier. Ein paar Bach-Präludien gehen auch. Wirklich interessant wird's aber erst mit einer Pedalharfe und ihrer virtuellen Chromatik.
Liebe Grüße,
Ralf
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo, Ralf,
Wirklich interessant wird's aber erst mit einer Pedalharfe und ihrer virtuellen Chromatik.
"virtuelle" Chromatik? *kopfkratz* :_smile_:

ich war am Sonntag in einem Konzert mit Neuer Musik - die Kompositionsklasse eines Kollegen meines Mannes führte 6 Werke "ur-auf", spitze! An einem war auch eine (Doppelpedal-)Harfe beteiligt, die gelegentlich von der Harfenistin verfremdet wurde: mal wurden die Metallsaiten mit einem Stift "bearbeitet", dann wieder wurde dünnes Papier zwischen die Saiten geklemmt (gibts beim präparierten Klavier schon länger) - ich war sehr überrascht, wie die kleinsten Verfremdungen zu ganz neuen Klängen führten.

herzlich grüßt
cantanova
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Der Juergen
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Beitrag von Der Juergen »

cantanova hat geschrieben:war auch eine (Doppelpedal-)Harfe beteiligt, die gelegentlich von der Harfenistin verfremdet wurde: mal wurden die Metallsaiten mit einem Stift "bearbeitet", dann wieder wurde dünnes Papier zwischen die Saiten geklemmt (gibts beim präparierten Klavier schon länger)
Hallo Bettina,
gibts bei der Harfe auch schon länger ;-)
Rüdiger Oppermann "bearbeitet" seit Jahren mit Metallstift und flicht Papierstreifen in seine (allerdings pedallose) Harfe.
Ist aber wirklich erstaunlich, wie mit solch einfachen Mitteln der Klang derart extrem gewandelt wird.
Papierstreifen gibts bei Konzertgitarren auch (z.B. Los Angeles Guitar Quartet - die sind mit Sicherheit auch nicht die Erfinder).

Liebe Grüße
Jürgen
#HarpistsForFuturewww.harfenzeit.dewww.harfenbaukurs.de • harfenwinter.de • harfensommer.de • harfenmai.de
Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
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ralf
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Beitrag von ralf »

cantanova hat geschrieben:
Wirklich interessant wird's aber erst mit einer Pedalharfe und ihrer virtuellen Chromatik.
"virtuelle" Chromatik? *kopfkratz* :_smile_:
Virtuell, weil Du das F ja bei der Pedalharfe nicht mehr länger hast, sobald Du's zu einem Fis machst. Vollständig chromatisch sind ja nur die Instrumente, die alle 12 Töne gleichzeitig haben.
Am etwas eingeschränkten Erfolg der Musik, die alle diese 12 Töne auch konsequent gleichzeitig benutzt, kann man ablesen, wie wichtig das ist :_grin_:

Gruß,
Ralf
Eleonore

Beitrag von Eleonore »

Naja, alle 12 gleichzeitig.. nein.
Aber hie und da bräuchte man halt schon f & fis (oder ähnliches) gleichzeitig... seufz.
Manchmal kann man es ja umgehen, indem man in einer Tonart spielt, wo's nicht f & fis sonder zB d & dis ist, das geht dann. - so man nicht noch zusätzlich ein e bräuchte.... :_rolleyes_:

eleonore
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Martina
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Beitrag von Martina »

@ Ralf
Das Stück ist wirklich schön geworden! Das ist mein Geschmack. Mit was für einer Harfe hast du das eingespielt?
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