Hakenharfe ???? Bezeichnung der Harfe

Josef

Beitrag von Josef »

Hier ein paar Beispiele aus dem Tschechischen, einer verwandten slawischen Sprache:

Was keine Pedale hat, kann malá harfa (kleine Harfe) genannt werden. Dies läßt sich dann je nach Herkunft oder Zeitepoche weiter spezifizieren (irská harfa, novoirská harfa, česká harfa, norská harfa, sibiřská harfa, staroegyptská harfa, gotická harfa, renesanční harfa, barokní dvouřadá harfa, třířadá harfa...)

Die historische böhmische Harfe wurde česká harfa genannt, hatte sie Metallhäkchen zur Halbtonerhöhung, so hieß sie česká háčková harfa; da aber Häkchen (háček) schon ein spezielles Wort ist (womit auch das kleine v über dem c im besagten Wort bezeichnet wird) und kaum jemand heute Metallhäkchen zur Halbtonerhöhung hat, werden die an heutigen kleinen Harfen befindlichen Dinger zum Umstellen der Halbtöne (wie auch immer ihre Mechanik ist) von den heutigen Prager Harfnerinnen přelaďováky genannt, also sehr frei übersetzt "Umstimmer", eine umgangssprachliche Abkürzung für přelaďovací mechanismus (Mechanismus zum Umstimmen).
Die Dinger werden somit funktional benannt, also ohne Bezeichnungen ihrer Form oder ihrer Vorgänger zu übernehmen.

Da fällt mir ein: Harald, der Drehleierspieler unserer Bänd, hat an seiner selbstgebastelten Leier eine Loveland-Klappe dran, um irgendeine sonst der Drehleier nicht verfügbare Tonart spielen zu können. Er bezeichnet diese als sein Kapodaster.

Wie wäre es also, um die deutsche Harfenwelt noch mehr zu verwirren, mit dem Neologismus Kapodasterharfe? :-)

harfliche Grüße
Josef
Zuletzt geändert von Josef am Mi 18. Jul 2007, 13:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Josef hat geschrieben:Wie wäre es also, um die deutsche Harfenwelt noch mehr zu verwirren, mit dem Neologismus Kapodasterharfe? :-)
Au ja - au ja, das kommt mir als altem Gitarrenfreund doch sehr entgegen.

Ich habe also eine Kapodasterharfe mit obenliegenden Einzelsaiten-Kapodastern der Marke "Liebesland" (+ tiefergelegten Füßen mit Frontspoiler und Fuchsschwanz an der Säule). Und das Ganze von und mit "Staubigen Saiten". Goil eeh! :_cool_: :_grin_:

Leicht grinsende Grüße ob dieses gräulichen Gestammels aus Hamburg,
Andreas
Zuletzt geändert von Andreas am Mi 18. Jul 2007, 14:20, insgesamt 1-mal geändert.
Andreas (aus Hamburg)
Jonny Robels
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Beitrag von Jonny Robels »

Christian:
Scharrhaken? Hübscher Verschreiber...
Ungeduldig scharrte er mit den Haken, während er darauf wartete,
das die Harfe ihre Stimmung hielt... :_cheesy_:

Kapodasdaoben :_cool_:
Stimmungsvolle Grüße
Jonny
Christian

Beitrag von Christian »

Nennt man das nicht Scharrhaken diese kleine Holzdinger auf der Klangdecke, die eben scharren sollen...
Jonny Robels
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Beitrag von Jonny Robels »

Christian hat geschrieben:Nennt man das nicht Scharrhaken diese kleine Holzdinger auf der Klangdecke, die eben scharren sollen...
SCHNARRHAKEN, weil die schnarren!
Macht Harfe klingen wie Sitar von India, wolle Rose kaufe?

Guru Jonny :_cheesy_:
harfica

Beitrag von harfica »

Vielen Dank an alle für die tollen Wortbildungs-Ideen!!!

Danke Josef, ich finde dass das mit "mala harfa" und den Subkategorien ( češka, irska, gotska, novokeltska...) noch am besten klingt.

Da aber "kljukica" auf slowenisch genau das selbe bedeutet wie "háček" auf tschechisch -also das v auf dem c bei č- kann ich die Dinger jetzt wirklich nicht mehr so nennen.

"Umstimmer" sind ein guter Kompromiss - ich muss nur noch ein passendes Wort dafür finden. Ich spreche mal darüber mit meinen Kollegen...mal schauen was rauskommt.

Und danke Bernhard, "Halbtonmechanik" wäre dann fachlich das korrekteste. "poltonska mehanika"

Lg, harfica
(habe gesehen dass es schon eine Tanja im Forum gibt)
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Martina
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Beitrag von Martina »

Also, auf einer uns allen bekannten Auktionsplattform habe ich die folgende interessante Erklärung gefunden:

"Als keltische Harfen werden eine Gruppe von Harfeninstrumenten bezeichnet, die vor Allem durch die typische, runde Form der Säule auffallen. Die Form des Corpus variiert von der einfachen Kastenform zu Formen mit abgerundetem Rücken. Die Stimmung ist diatonisch, zumeist durch Halbtonklappen in der Tonart variierbar, weshalb das Instrument oft etwas abschätzig als „Hakenharfe“ bezeichnet wird. Harfen in dieser Bauform sind aus Irland, der Bretagne und Schottland bekannt und eng mit der keltischen Tradition verwoben."

Da ham wir's wieder: die Sache hat also doch einen Haken!
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Martina
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Beitrag von Martina »

[Bernhard schrieb in einem anderen Thread:
"Eine wirklich gute Bezeichnung der verschiedenen Harfen scheint ja auf Grund eines Desinteresse nicht möglich. Es ist alles erlaubt."]

Da hast du sicher Recht.
Ich frag mich auch, ob es überhaupt sinnvoll ist, einen einzigen gemeinsamen Überbegriff für alle "Nicht-Doppelpedalharfen" finden zu wollen.

Als ich heute morgen einen Blick auf meine böhmische Klangwerkstatt-Harfe und mein Pflegekind, eine gotische Harfe, warf, habe ich mich gefragt, ob die diatonische Harfe ohne Stimmvorrichtung wirklich näher an der Hakenharfe dran ist als letztere an der Pedalharfe.
Das einzige, was die beiden unleugbar miteinander, sowie mit keltischen, südamerikanischen und chromatischen Harfen gemeinsam haben, ist wohl, dass sie im Vergleich zur Doppelpedalharfe relativ unbekannt sind und manchmal fälschlicherweise als "keine *richtige* Harfe" bezeichnet werden. :_rolleyes_:

Vielleicht sollte man sich damit abfinden, dass es keine akzeptable Möglichkeit gibt, wirklich alle "Nicht-Doppelpedalharfen" über einen Kamm zu scheren.

Sind solche begrifflichen Verallgemeinerung nicht ohnehin in erster Linie eine gedankliche Krücke für den Fall, dass sich jemand nicht so gut auskennt?
Nach dem Motto: Eine Bratsche ist sowas wie ne Geige (nämlich ein Streichinstrument). Basketball ist sowas wie Handball (ein Sport). Ein Mercedes ist sowas wie ein VW (nämlich ein Auto). :_huh_:

Mir wird auch immer ganz mulmig, wenn ich im Musikalienhandel die Bezeichnung "Traditionelle Instrumente" höre. Das beinhaltet dann alles vom Saxophon bis zur Zither, und vom elektronischen Akkordeon bis zum ... Notenpult-Anschraub-Bleistifthalter :_shocked_:
Weshalb das Saxofon an der Konzertzither und am elektronischen Akkordeon näher dran sein soll als an der Gitarrenfamilie, habe ich noch nicht rauskriegen können - einzige Gemeinsamkeit (wie bei den Harfen): die etwas geringere Verbreitung.

Da fällt mir noch ein Witz ein:
"Waren Sie schon mal in Amerika? Nein? Dann müssten Sie meinen Nachbarn kennen, der war auch noch nie in Amerika."

Naja, solche Blüten treibt die übertriebene Verallgemeinerung manchmal :_wink_:
Zuletzt geändert von Martina am Di 14. Aug 2007, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.
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DS aus MOD
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Beitrag von DS aus MOD »

Hallo Leute,
leider kann ich zu dieser Diskussion nichts beisteuern,denn ich praktiziere meine Spielversuche an einem
"Bayerischen Tenor-Kreuzsaiten-Rahmenzupfling ohne Schnick & Schnack".

Fälschlicherweise wird dieses Instrument nicht nur in diesem Forum auch als "Chromatische Harfe" bezeichnet.
Der Klang ist genauso chromatisch oder diatonisch wie bei jeder x-beliebigen sonstigen Harfe, eher melodisch.
Lediglich die spielbare Tonfolge entspricht der chromatischen Tonleiter, ohne daß für deren Erzeugung Hilfsmittel gebraucht würden.
Das ist bei einer Geige oder Guitarre aber doch ebenso.
Kennt jemand eine "chromatische Guitarre" oder gar eine "chromatische Geige :_huh_:

Die Deutsche Sprache kann so wunderbar in ihrer Ausdrucksweise sein :_wink_:

Ich jedenfalls kann nicht nachvollziehen, daß jemand Klappen als Haken bezeichnen will, obwohl es Klappen sind und bleiben.


Grüßlies
Dieter

P.S.:
Ich stelle mir unter einer Pedalharfe eine Harfe vor mit Dämpfer, siehe Piano und Hackbrett. Habe aber so etwas noch nicht gesehen.
Zuletzt geändert von DS aus MOD am Mi 15. Aug 2007, 10:49, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin doch nicht beklappt :_smile_:

Von allen Tieren liebe ich ganz besonders den Amtsschimmel.
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merit
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Beitrag von merit »

DS aus MOD hat geschrieben:Kennt jemand eine "chromatische Guitarre" oder gar eine "chromatische Geige :_huh_:

Die Deutsche Sprache kann so wunderbar in ihrer Ausdrucksweise sein :_wink_:
Hallo Dieter, klar kenne ich die Begriffe "chromatische Guitarre" und "chromatische Geige" - erst diese Bezeichnungen ermöglichen doch die Unterscheidung zu den "diatonischen Geigen" und "diatonischen Guitarren"!

:-)

Viele Grüße, Merit Zloch
Zuletzt geändert von merit am Mi 15. Aug 2007, 11:22, insgesamt 1-mal geändert.
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