Sisters-Stimmung

Gast

Beitrag von Gast »

Hallo, ich bins, Stefan.
Zum Thema Sisters: Die beiden Saiten liegen nicht enger zusammen. Sie bilden aber das Zentrum der Harfenstimmung.Von hier aus wird die Harfe in Quinten, Quarten und Oktaven gestimmt. Ziemlich rein! Es mag sein, dass diese Anordnung der Töne eine Art Scordatur beinhaltet, um chromatische Barockmusik einigermaßen original wiederzugeben, wenn man nur über ein diatonisches Instrument verfügt.
Scordatur= Umstimmen eines Saiteninstrumentes, um einen bestimmten Klangeffekt zu erreichen, der sich in der normalen Stimmung nicht erzielen lässt. War besonders beliebt bei Geigern zur Paganinizeit.
Auf der Harfe: z.B. die Stimmungen, wie sie im Robert Ap Huw-Manuskript angegeben sind. Da sind oft zwei Saiten auf den gleichen Ton gestimmt. Im Ap Huw-Manuskript wird übrigens auch ein "strange irish tuning" beschrieben.
Scordaturstimmungen hat man oft auf einreihigen diatonischen Harfen benutzt, um z.B. Kadenzen korrekt nach Dur aufzulösen. Tipp: Probiert mal "Greensleeves" in c mit f#` und g#`!
Scordatur ist EINE Möglichkeit wiesoweshalbwarum die Iren das so gemacht haben. Es gibt sicherlich noch andere Gründe. Siobhain Armstrong aus Irland hat in den USA mehrere Harfen für ihre Harfenschule nachbauen lassen, alle genau so (!) wie die Originale, d.H. incl. eventueller schräger, nicht paralleler ungleichmäßiger Saitenverläufe und mit Sisters- Stimmung. Vielleicht ist das der Weg um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Nicht immer von dem ausgehen, was wir aufgrund unserer Vorbildung für richtig und normal halten! Erinnert euch an die ersten Cembalos von Neuperth in den 50er/60er Jahren mit Stahlbesaitung und vergleicht das mal mit dem was man heute an historischen Nachbauten bekommen kann! Wie diese klingen und wie der Unterschied im Anschlag ist! Warum soll das bei der Harfe anders sein? Wir sind Kinder unserer Zeit und von ihr geprägt!
Ich selbst spiele mit Ann Heymanns Technik (Coupled Hands)ohne Umstimmen in G. Hauptsächlich Carolan, aber auch Schottenrenaissance, ev.Gesangbuch und Tunes. Und es klingt toll! Das gg wirkt noch einmal wie eine Verstärkung! Was nervt ( aber nur am Anfang) ist der Umstand dass man in einem bestimmten Bereich eine Oktave als None greifen muß. Aber da gewöhnt man sich dran. Und dann macht es Spaß!!!
Ist was für Leute die Spaß am frickeln haben !
Läßt sich aber auch hören! Habe im letzten Sommer auf der Insel Rügen 1Woche lang meine erste CD mit Sisters Tuning aufgenommen. Leider noch keine Zeit gehabt ein Ohr auf d.Festplatte zu werfen, aber mein Schulfreund Tom hat gesagt es sei gut geworden. Produktion folgt wenn ich wieder flüssig bin.
So, mehr kann ich im Moment auch nicht dazu sagen, bleibe aber in Kontakt mit Siobhain u. somit auf dem laufenden.
Liebe Grüße,
Stefan

Gast

Beitrag von Gast »

P.S.Cantanova: was das Singen betrifft: definiere doch einfach g für dich so dass es zu deiner Stimme passt (a=415/432 oder 465hz!) 440 war damals sicher nicht angesagt!
Liebe Grüße,
Stefan
Gast

Beitrag von Gast »

Lieber Stefan,

vielen Dank für Deinen Bericht - allmählich kriege ich eine Vorstellung, und in der Tat bin ich ebenfalls der Meinung, daß wir "Mitteleuropäer" immer noch viel zu wenig mit Stimmungen experimentieren, vor allem ausserhalb der Alten Musik....

Erklärst Du bitte noch, was es mit den "coupled hands" auf sich hat?

herzlich grüßt
cantanova
Gast

Beitrag von Gast »

Das ist eine Technik, bei der die Hände "gepaart" ineinander spielen. Man spielt die betonten Zeiten der Melodie mit dem Daumen der Baßhand , alle anderen Töne mit der oberen Hand. Dadurch teilt sich die Melodie auf 2 Hände auf die nun "gepaart" ineinander spielen. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die 3 SpielFinger der Baßhand greifen zu den betonten Zeiten ein Intervall nach unten und zwar dergestalt dass Finger 3 die gewünschte Saite spielt während 2 und 4 die beiden Nachbarsaiten dämpfen. Das wärs im Groben. Probier mal Morrisons Jig mit Oktavgriff im Bass dazu ( ja, du greifst dann die Oktave mit 1-3!)
Der Daumen der Basshand landet nach dem Abspielen auf der darunterliegenden Saite,der 3.Finger geht in die Hand. Schreib mal wie es klappt!
Liebe Grüße,
Stefan
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