Dicke und Groesse des Soundboards

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Gast

Dicke und Groesse des Soundboards

Beitrag von Gast »

Hallo,
Ich bin dabei zum ersten mal eine keltische Harfe zu bauen. Dabei kam bei mir die Frage auf, ob es sinnvoll waere die Dicke und alle anderen Masse des Soundboards und der Soundbox, unter Beruecksichtigung der Eigenschaften des Holzes, an die Wellenlaenge des Grundtons der vorgesehenen Tonart anpasst??!?? Ausserdem, inwiefern Beeinflusst die Politur und Behandlung des Holzes am Ende den Klang der Harfe??
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hallo,

also - hmm - das grösste Problem mit dem Design eines Soundboard ist erst mal die Statik. Also vereinfacht:

- das Soundboard muss so dick/schmal sein, dass es dem extremen Zug der Saiten (->Saitenberechnung, locker mal 500-700 dN ("kg") auf Dauer (!) standhält

- das Soundboard muss so dünn/breit sein, dass es möglichst frei schwingen und die Schwingungen effektiv an die Luft übertragen kann.

Das sind einander widersprechende Ziele, die schon eine Menge Erfahrung erfordern, um sie unter einen Hut zu bringen. Im verbleibenden (engen) Rahmen kann man dann den Klang weiter optimieren.

Nun zur eigentlichen Frage:
Ich glaube nicht, dass es Sinn macht das Soundboard auf die Grundfrequenzen von Tönen festzulegen zu wollen - eher das Gegenteil. Gründe:
- es gibt eigentlich keine Grundfrequenz einer Tonart, nur einen Grundton mit einer Grundfrequenz. Da man aber nicht nur einen Ton spielen will ;-) kommen alle anderen Töne mit ins Spiel. DAs sind aber sofort krumme und unganzzahlige Frequenzverhältnisse (12te Wurzel aus 2 pro Halbton), worauf also abstimmen. Die "ideale" (physikalisch - nicht im Sinne von Klangideal) Decke hätte gleiches Schwingverhalten für alle Frequenzen.
- eines der grossen möglichen Klangprobleme bei Harfen (aber nicht nur dort) sind Resonanzfrequenzen. Die fallen sofort unangenehm auf. In dem Zusammenhang kommt dann dann auch zu dem Thema "Wolfstöne". Man sollte also eher versuchen NICHT auf die Grundtöne abzustimmen, um nicht noch gezielt Resonanzen zu provozieren. Allerdings muss man bei der Geschichte die ganze Harfe (insbesondere den Resonanzkörper betrachten.

Persönliche Empfehlung:
Ich halte den Versuch eine erste Harfe ohne Workshop und/oder Bausatz zu bauen für eine sehr teure und frustierende Lösung. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gross, dass die erste Harfe sich
- entweder selbst durch den Saitenzug erlegt
- oder nicht klingt
- oder beides
Ich würde den Weg über einen Workshop einer der einschlägigen (hier bekannten) Harfenbauer wählen. Man "kauft" damit viel Erfahrung ein, die man sonst teuer und mit viel Arbeitseinsatz selbst machen müsste. Danach kann man dann experimentieren und variieren, aber man hat die Basis. Die Erfahrung mit Holz umzugehen und zu bauen reicht, so haben mir andere aus leidvoller Erfahrung berichtet, alleine nicht aus. Hier im Forum gibt es viele, die so erfolgreich und stolz ihre eigene, gute klingende, Harfe gebaut haben.

Gruss,
Andreas.
Andreas (aus Hamburg)
Gast

Beitrag von Gast »

Erst mal vielen Dank fuer die Antwort!!! Das mit dem Harfen-Werkstatt ist garnicht so einfach, zumal ich zur Zeit in Indien bin. Hier arbeite ich in einer Instrumente-Werkstatt, die eine grosse Bandbreite an Instrumenten herstellt. Das heisst, Materialien stehen zur Verfuegung, Maschinen sind auch alle da. Es ist auch ein Buch mit den einzelnen Arbeitschritten und ungefaehren Massen fuer eine Harfe da. Und Zeit hab ich auch sehr viel dafuer. Allerdings bin ich halt der erste, der sich an so eine Harfe rantraut. Zum Test haben wir eine kleine Bambusharfe gebaut, die eigentlich recht passabel klingt, allerdings haben wir keine Vergleichsmoeglichkeiten, inwiefern der Klang von dem anderer Harfen abweicht. Allerdings will ich hier als Zivi nicht so viel Holz fuer Versuche draufgehen lassen(vor allem, weil die Harfe garnicht ins Programm aufgenommen werden soll, sondern mehr ein persoenlicher Versuch ist) und von vornherein ein bisschen wissen, wo es lang geht...also nochmal vielen Dank fuer Deine lange Antwort!!!!!!!!
Josef

Beitrag von Josef »

ui, Zivi in Indien :_shocked_: -- und Instrumente bauen darf er auch dabei! :_cheesy_:

...ich wünschte, sowas hätte es zu meiner Zivizeit gegeben...

Grüße vom Josef
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