Haken an historischen Nachbauten

Harfenkind
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Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Harfenkind »

Liebe Mituser,

wer von euch hat Erfahrung mit Nachbauten historischer Hakenharfen mit "originalen" Haken, die aussehen wie gebogene dicke Drähte, die Claus Hüttel und Kollegen verbauen?
Wie ist der Umgang damit in der Praxis? Wie verhalten sie sich im vergleich zu modernen Haken. Kann man diese Haken eigentlich auch justieren?
Bin sehr gespannt über euer Feedback!

LG
Harfenkind
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merit
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von merit »

Liebes Harfenkind, wenn die Haken gut gemacht sind, funktioniert es ganz anständig. Man darf nur nicht erwarten, daß sich die Dinger wie moderne Haken verhalten.

Justiert werden sie durch Dich - es gibt ja keinen festen Anschlag und je nachdem, wie hoch oder niedrig der Haken nach Betätigen an die Saite drückt, ist der Halbton größer oder kleiner - sozusagen....

Der Klang wird durch historische Haken meines Erachtens stärker verändert und man hat - wie oben schon geschrieben - einen größeren Spielraum. Das Betätigen während des Spielens ist aufwändiger von der Bewegung her, aber absolut übbar.

Ich würde das auf jeden Fall ausprobieren, bevor ich mich für z.B. den Kauf oder Nachrüsten entscheide. Es ist schon ganz schön anders....

Herzliche Grüße, Merit Zloch
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Der Juergen
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Der Juergen »

Die u-förmigen Haken sind ja nur an einer Stelle mit dem Hals in Kontakt (dort wo sie im Hals stecken).
Der gebogene »Rest« schwingt quasi frei mit der Saite. Dies führt zur Dämpfung der Schwingung und somit zur Veränderung des Klanges.

Eine stabilere Version wurde in der Harfengeschichte mit den »Blades« ersonnen.
Man kann sich das als gefülltes U vorstellen das somit eine geringere Schwingungsneigung aufweist.
Trotzdem stecken die Blades auch nur an einer Stelle im Hals.

Die modernen Hebelmechaniken (vulgo: »Klappen«) haben hingegen meist eine noch stabilere Konstruktion und liegen mit einem Flansch (einer relativ größeren Montagefläche) am Hals an, somit wird die Schwingung besser aufs Holz übertragen.

Dies zur Erläuterung für die, die es noch nicht wissen, Merit gehört sicher nicht zu denen :_wink_:
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Harfenkind
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Harfenkind »

Aha, und ich dachte immer, das Ende des nicht im Holz befestgten U-Bogen würde beim Haken umlegen mit dem Ende auf das Holz gedrückt und dadurch den Haken in Position halten. Wie hält der Haken dann trotz der Saitenspannung, die auf ihn drückt , ohne in seine Ursprungsposition zurückzurutschen?
Habt ihr, Jürgen und Merit, eventuell ein Detailbild, das ihr ohne Aufwand einstellen könntet? Leider ist das Internet da nicht auskunftsfreudig.

Leider hatte ich noch nie eine Harfe mit solchen Haken in der Hand, fand sie jedoch schon immer toll. Jetzt könnte ich über privat eine (von Hüttel gebaute )kaufen; allerdings möchte ich gerne vorher eine Vorstellung haben, auf was es bei dieser Mechanik ankommt, denn leider muß ich zum Ausprobieren echt weit fahren....

@Merit: Stimmst du eine solche Harfe dann auch in Eb oder nimmst du lieber eine weniger b-ige Stimmung und stimmst im Bedarfsfall um?


LG
Harfenkind
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bastian
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von bastian »

Da hilft doch schon das Wiki unseres Forums:

https://www.harfenforum.de/wiki/index.p ... nharfe.jpg

https://www.harfenforum.de/wiki/index.p ... :Haken.jpg

Der Haken dreht sich nicht zurück, weil er im Idealfall 90°zur Saite steht.

Herr Gosewinkel verbaut an seinen Harfen ja auch Haken. Er löst das Problem des Anschlags dadurch, dass er eine kleine Schraube an der exakten Position ins Holz dreht, an den der Haken dann anstößt. Dadurch hat man dann den Halbton auf jeden Fall erwischt. Justiert werden kann das immer noch etwas, indem der Haken ein wenig auf oder zu gebogen wird.

Ich steh trotzdem auf Klappen. Die sind während des Spielens viel schneller zu bewegen.

Grüße,
Sebastian
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Deirdre »

Hallo Harfenkind,

meinen Vorrednern, insbesondere Merit möchte ich 100%ig beipflichten.

Meine Erfahrung mit Harfen ist sehr begrenzt: Bisher hatte ich nur eine Leihharfe (Wotan Ouvertüre mit modernen Halbtonklappen und jetzt meine 'Rose'). Das 'um-einen-Halbton-Hochstimmen' geht mit Klappen natürlich viel bequemer. Im Moment kontrolliere ich noch mal nach dem 'Haken-Umlegen' den Ton per Stimmgerät. Insgesamt war das mit den Haken etwas gewöhnungsbedürftig, mit etwa Übung klappt das schon wesentlich besser.

Bei einigen Haken hatte ich anfangs das Problem, das die Position des Hakens durch mein Zupfen an der Saite verändert wurde (kann auch an falscher Zupftechnik liegen). Bei denen bin ich dazu übergegangen, die Saiten in die Mitte der Haken zu drücken (vgl. Fotos), das klappt ganz gut.

Alles in allem denke ich auch, dass es eine Übungsfrage ist :_wink_:

Bei meiner Harfe ist es auch so, dass die Position der Saite durch den heruntergelegten Haken etwas verändert wird (Saitenabstand ändert sich ein bisschen). Das war beim Spielen allerdings bisher noch kein Problen.

Die Haken während des Spiels zu betätigen, habe ich noch nicht versucht (allerdings bin in auch noch Anfängerin und war auch noch nicht so erfolgreich, als ich das mit den Klappen der Leih-Harfe versucht hatte).

Meine Harfe ist in Es-Dur gestimmt :_smile_:

Liebe Grüße aus Rostock,

Deirdre
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Vera
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Dann ist da noch Fröschlein, eine kleine, recht alte Harfe, hab ich mit Unterstützung von Karsten "renoviert" und nochmal zum Klingen gebracht
Ein weiteres Schätzchen wartet noch auf seine Aufarbeitung
Aber wie ich mich kenne ist das noch nicht das Ende der
(Harfen) Geschichte
Oder doch?

.
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Vera »

Hallo zusammen,
Ich habe eine Gosewinkel Harfe mit Haken (mit der ich immer noch sehr froh bin ).
Mag sein das es für geübte Spieler möglich ist während des Spiels mal einen Haken umzulegen, aber ich finde es schwierig.
(auch braucht man dafür teilweise recht viel Kraft in den Fingern).
Kein Vergleich mit Klappen.
Ich denke auch nicht, dass sie wirklich dafür vorgesehen sind.
Vor einem Stück die richtige Tonart einzustellen ist dagegen kein Problem.
Das mit den kleinen Schrauben, (die Bastian erwähnt hat )
die die Haken genau his zum Anschlag drehen lassen ist praktisch.
So stehen die Haken immer in der richtigen Position.
Wobei ich aber zugeben muss... Ich benutze die Haken selten... hab die Harfe auf C Dur gestimmt und spiele fast nur in der Tonart.

Viele Grüsse
Vera
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Harfenkind »

Sehr interessant, die Vielfalt an Haken.
Haken mit Schraube oder Stift als Anschlag kann man dann aber nicht justieren, oder? Was kann man tun, falls der Halbton nicht exakt abgeklemmt wird?
Allenfalls nachstimmen?

LG
Harfenkind
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bastian
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von bastian »

Doch. In Grenzen geht das:
viewtopic.php?f=12&t=8819#p76129
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Harfenkind »

Liebe Mituser,

ganz herzlichen Dank für die vielen Infos über Haken. Alleine schon rein informativ ohne konkreten Anlass echt spannend!
Da mich die Haken in Verbindung mit einem Stift vom System her zu sehr an die alten Camac-Klappen erinnern (die weißen aus Plastik), mit denen ich mich jahrelang herumgeärgert habe, werde ich lieber bei modernen, genau justierbaren Klappen bleiben. Einen Link zu dem Verkaufsangebot stelle ich mal in die entsprechende Rubrik. Vielleicht sucht ja jemand solch ein Instrument?

Herzliche Grüße
Harfenkind
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