Haken an historischen Nachbauten

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merit
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von merit »

Haken mit Stift sind auch Mist ...:-) (entschuldige, ich wohne in Berlin und bin manchmal ziemlich direkt....)

Davon ganz abgesehen hat Deidre eine wichtige Sache angesprochen, die ich auch bestätigen muß und die wichtig ist zu wissen: DEr Saitenabstand wird MASSIV verändert, wenn man einen Haken einlegt.

Deidre spielt auf historischen historischen Haken, die können auch nochmal anders sein - es gab damals natürlich Harfenbauer, die sich mehr ,und welche, die sich weniger Gedanken gemacht haben.

Ich würde es schön finden, wenn dieser interessante Thread hier weitergeht, auch wenn das Problem sozusagen gelöst ist. Ich fände es auch im Interesse von zukünftigen Fragen zum Thema spannend.

Herzliche Grüße! Merit ZLoch
Harfenkind
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Harfenkind »

Da bin ich ganz deiner Meinung, Merit!
Dann kann jeder sofort nachlesen, der sich näher informieren will.

Bitte schreib´ doch gleich, warum Haken mit Stift Mist sind, im Gegensatz zu Haken ohne Stift?! Gilt dasselbe dann auch für Schrauben? (In Stiften hätte ich jetzt eher einen Vorteil gesehen, so ganz unbedarft wie ich hier bin.)
Wie sind die Kriterien für gut gemachte Haken bzw. wie erkenne ich schlechte, wenn ich eine Harfe anspiele?
Magst du von deinen Haken auch Bilder einstellen, zum Vergleich?

LG
Harfenkind
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bastian
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von bastian »

Was meint ihr mit "Haken mit Stift"?
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
Harfenkind
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Harfenkind »

Der Stift dient als Anschlag für den Haken. Vermutlich das Pendent zur Schraube der Gosewinkelharfen (von denen ich kein wirklich gutes Detailbild im Internet finden kann).

LG
Harfenkind
Nea
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Nea »

Ich spiele auch eine Harfe mit historischen Haken. Ich stimme allen und allem zu , was bisher dazu gesagt wurde. Ja, man braucht mehr Zeit, die Haken einzulegen und die Saite zu verkürzen. Das stimmt. Was mir persönlich (andere mögen das anders sehen) aber an den Haken so gefällt, ist, dass sie im Spielfluss sehr leise sind, für meine Begriffe leiser als Halbtonklappen, selbst leiser als Camac-Klappen. Ich habe die Haken an einem historischen Nachbau.

Ich finde, dass die Haken gerade in diesen historischen Kontext sehr gut passen, vor allem der Art wie man historische Harfen mit niedriger(er) Saitenspannung spielt.

Wie sich Haken an neueren Instrumenten machen und spielen lassen, würde mich interessieren. Oder würde man bei einem neueren Instrument mit etwas höherer Saitenspannung (z. B. modernisierter Nachbau einer Böhmischen Harfe, aber eher nicht keltische Harfe mit höherer Saitenspannung) eher Halbtonklappen vorziehen? Ist möglicherweise auch von der Musik abhängig, die man spielt. Was meint Ihr?
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Der Juergen
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Der Juergen »

.
Schön, dass das Thema »Hakenharfe« mal wieder zur Sprache kommt!
Leider bezeichnen heute viele Menschen in Unkenntnis oder aus Leichtfertigkeit alle Manualharfen als Hakenharfen.
Mich überkommt da regelmäßig der kalte Schauer :_grin_:

Ergänzend möchte ich noch einmal eine Sonderform zeigen, bei der einige der Haken durch den Hals durchgeführt sind, man kann sie also bequem mit der rechten Hand betätigen. Die restlichen befinden sich bei dieser Harfe auf der linken Seite und haben die übliche Form.
Die Harfe war 2014 beim Jubiläumstreffen 50 Jahre VDH in Viernheim und wurde während eines Vortrags von Claus Hüttel präsentiert.

Bild
Foto: Jürgen Steiner
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Deirdre
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Deirdre »

Hallo Nea,

also ehrlich gesagt, bewundere ich dich sehr dafür, dass du während des Spiels Haken umlegen kannst - hast du da auf irgendeine Weise Vorübungen dazu gemacht oder einfach probiert? Und was meinst du mit 'die Art, wie man Harfen mit niedrigerer Saitenspannung spielt''?

Persönlich glaube ich, ich würde bei einem modernen Nachbau einer böhmischen Hakenhare mit etwas höherer Saitenspannung Halbtonklappen bevorzugen, weil mir das praktischer erscheint. Inwiefern soll das von der Musik abhängen, die man spielt?

Liebe Grüße,

eine neugierige Deirdre.
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Deirdre »

Hallo Jürgen,

danke für das Foto - diese Harfe sieht wirklich interessant aus! Hättest du bei Gelegenheit auch noch ein Foto, das die andere Seite zeigt? - irgendwie kann ich mir das nur schwer vorstellen mit den durchgehenden Haken :_smile_:

Nebenbei: Ist es wirklich schlimm, eine moderne Harfe mit Klappen als Hakenharfe zu bezeichnen? Ein Omnibus wird heute ja schließlich auch nicht mehr von Pferden gezogen... :_grin_:

Liebe Grüße,

Deirdre
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merit
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von merit »

Für alle, die Deidres Harfe nicht kennen - es handelt sich um eine Originalharfe schätzomativ aus der Zeit kurz vor 1900 mit historischen historischen Haken, das Ganze restauriert von Herr Weißgerber.

Klingt übrigens schön, habs probiert!

Liebe Grüße, Merit Zloch
Nea
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Re: Haken an historischen Nachbauten

Beitrag von Nea »

Deirdre hat geschrieben: Sa 13. Okt 2018, 22:33 Hallo Nea,

also ehrlich gesagt, bewundere ich dich sehr dafür, dass du während des Spiels Haken umlegen kannst - hast du da auf irgendeine Weise Vorübungen dazu gemacht oder einfach probiert? Und was meinst du mit 'die Art, wie man Harfen mit niedrigerer Saitenspannung spielt''?

Persönlich glaube ich, ich würde bei einem modernen Nachbau einer böhmischen Hakenhare mit etwas höherer Saitenspannung Halbtonklappen bevorzugen, weil mir das praktischer erscheint. Inwiefern soll das von der Musik abhängen, die man spielt?

Liebe Grüße,

eine neugierige Deirdre.
Hallo Deirdre,

Sehe Deinen Post erst jetzt! Zu Deinen Fragen (ich sollte mal regelmäßiger vorbeischauen...):

Haken umlegen während des Spielens: Danke! Aber ich fürchte, da ist nicht zu viel zu bewundern. Komme von der DPH und da ist das ja normal (also nicht das Haken umlegen, aber das Umstimmen mit Pedalen). Das habe ich dann auf Klappenharfen und Hakenharfen übertragen. Und ein paar Jährchen Übung habe ich darin auch. Somit geht das schon. Alles eine Frage der Übung. Und das Gute ist: Jede/r kann das lernen.

Haken an Harfen: Ursprünglich stammen ja die eigentlichen Haken an Harfen von barocken Instrumenten, die eben solche verwandten, das waren eben die barocken Hakenharfen. Einen Nachbau einer solchen Harfe spiele ich auch und beziehe ich mich darauf in meinem Post. Die Haken haben sich aus der Barockzeit bis zur Ausbreitung der Halbtonklappen gehalten und wurden dann - so verstehe ich das- von diesen "verdrängt". Dein Instrument, so verstehe ich das, ist ein historisches mit Haken aus der Zeit vor 1900. Halbtonklappen wurden erst om 20. Jahrhundert, soweit ich weiß, erfunden und sind somit auf historischen Instrumenten nicht verbaut.

Diese historischen Hakenharfen haben, wie sehr viele barocke/historische Harfen, eine niedrigere Saitenspannung als moderne Harfen (z. B. als viele keltische Harfen oder gar DPHs). Die Spieltechnik auf solchen Instrumenten mit niedrigerer Saitenspannung ist etwas anders als bei modernen Harfen mit höherer Saitenspannung. Die Kurzfassung der Unterschiede in der Spieltechnik wären -aus meiner Sicht: Spielen mit weit weniger Kraft, etwas andere Handhaltung (u. a. Daumen tiefer) , verstärktes Spielen über die Fingerkuppe. Das Spielen von barocker Musik mit ihren vielen Verzierungen geht auf diesen historischen Nachbauten sehr gut. Die Verzierungen "fließen" einem förmlich aus der Hand. Es macht daher auch gar nichts aus, viele Verzierungen auf diesen Instrumenten zu spielen. Auf einer Harfe mit höhrer Saitenspannung macht das mehr "Aufwand". Verzieren auf den historischen Instrumenten ist wie Atmen. Jedenfall bei mir. Daher bin ich von Harfen mit niedrigerer Saitenspannung auch sehr angetan und verstehe mittlerweise auch, warum barocke Musik auf diesen Instrumenten besonders gut funktioniert. Das tut sie auch auf modernen Harfen. Meiner Meinung nach geht das aber auf historischen Instrumenten (oder deren Nachbauten) wesentlich besser.

Bei moderneren Harfen wurde die Saitenspannung erhöht. Damit wurden diese lauter und haben einen runderen "volleren" Klang bekommen, den Klang, den man heute so kennt und den wir auch sehr lieben. Ich auch. Meine Frage ging nun dahin, ob es sinnvoller ist, moderne Harfen (mit höhrerer Saitenspannung) mit Halbtonklappen auszustatten. Diese wurden schließlich auch für solche Harfen "erfunden", jedenfalls auf solchen Harfen vorwiegend eingesetzt.

Auf historischen Hakenharfen machen Haken meiner Meinung absolut Sinn. Meine Frage war: Machen Haken auch auf modernen Harfen (mit höherer Saitenspannung) Sinn oder sind da nicht Halbtonklappen die bessere Alternative? Du selbst sagst ja auch, dass für Dich ein Nachbau einer Böhmischen Hakenharfe mit Halbtoklappen in Frage kommt. Wäre auch meine Vermutung gewesen, würde ich auch so bevorzugen.

Auswirkungen auf die Musik: Haken lassen sich nicht so schnell bedienen (umlegen) wie Halbtonklappen. Das bedeutet, bei schnelleren chromatischen Wechseln (die auf Harfen mit von Hand bedienbarer Mechanik noch machbar sind) kann man das eher mit Halbtonklappen bewerkstelligen als mit Haken. Es gibt Wechsel, die schaffe ich mit Halbtonklappen auf der Klappenharfe, aber nicht auf der Hakenharfe. Somit ergeben sich hier -für mich jedenfalls- unterschiedliche Repertoires für Haken- und Klappenharfe.

Habe ich damit Deine Fragen beantwortet?

Liebe Grüße, Nea
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