Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

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Gabriel
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Gabriel »

Hallo Vera,

auf keinen Fall solltest du einen Satz einer beliebigen anderen 27 saitigen Harfe aufziehen. Bestenfalls klingt sie danach nicht weil die Spannung viel zu niedrig ist oder schlimmerenfalls geht sie dir (evtl. auch längerfristig) kaputt, weil die Spannung viel zu hoch ist.
Man kann aus der äußeren Bauform oder der Saitenzahl keinesfalls auf die Saitenspannung schließen für die sie mal gebaut wurde.
Davon mal abgesehen passt womöglich auch die Farbe der Saiten nicht zur Position (vereinfacht ausgedrückt). Man kann die Saiten nicht einfach nach oben oder unten verschieben, da bekommst du höchstwahrscheinlich Probleme mit der Auslastung/Bruchlast der Saiten.

Für eine gut klingende Harfe wirst du nicht drum herum kommen dich an Christofs Tipps zu halten. Tipp 1+2 ist erstmal das wichtigste. Du mußt nur die abgenommenen Saiten wieder der richtigen Position zuordnen können.
Bei den Durchmessern der Saiten würde es reichen wenn du zb. nur die oberste und unterste und alle F oder C Saiten misst.

Bei der Berechnung des Saitenplans und Bestellung der Nylgutsaiten kann ich dir helfen wenn du mir die Ergebnisse am besten per Email schickst. Oder, wenn durch du den genauen Durchmesser mangels Messequipment nicht in Erfahrung bringen kannst, sie mir per Brief zusendest.
Wie Christof schon schrieb kann man das sehr schön und glatt, ohne Spannungssprünge berechnen. Für ein gutes Spielgefühl! :_smile_:
So ein Nylgut Satz wird kostenmäßig irgendwo zwischen 50 bis 100 Euro liegen. Sie sind in der Regel auch innerhalb von 2-3 Tagen nach Bestellung im Briefkasten.


@ Christof: Ich nenne es Saitenösen. Aber eigentlich müsste man es wohl "Saitendurchführung durch den mittleren, äußeren Saitensteg" nennen.


lg
Gabriel
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Gabriel
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Gabriel »

Noch ein Gedanke zum Oberflächenbehandelung.
Vom Wachs kann ich nur abraten. Gewachste Holzoberflächen ziehen Schmutz an. Stellen die oft mit Haut und deren Schweiß und Fett in Kontakt kommen verändern sich manchmal farblich in Richtung grüngelblich und werden irgendwie bappig. Das muß nicht, aber kann. Ausserdem ist Wachs keine sehr beständige Oberfläche. Ein paar mal feucht drüberwischen und weg der Wachs.

Ich verwende nur Hartöl oder Schellack. Da gibt es diese Probleme nicht.
Meine Empfehlung wären 2-3 Schichten Hartöl mit jeweils 1 Tag Trocknung zwischendurch.
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Der Juergen
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Der Juergen »

Gabriel hat geschrieben: Fr 14. Feb 2020, 13:32eigentlich müsste man es wohl "Saitendurchführung durch den mittleren, äußeren Saitensteg" nennen
Hehehe, ob das wohl ein Saitenhieb auf meine Pedanterie bei der Begriffswahl ist?
:_grin_: :_grin_: :_grin_:
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Der Juergen
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Der Juergen »

Gabriel hat geschrieben: Fr 14. Feb 2020, 13:57Meine Empfehlung wären 2-3 Schichten Hartöl mit jeweils 1 Tag Trocknung zwischendurch.
Noch was sehr Wichtiges zum Ölen: Das Hartöl immer nur kurz einwirken lassen (paar Minuten), dann mit einem trockenen fusselfreien Tuch abwischen, sonst hast du ein ziemliches Problem die verharzenden dann plackig glänzenden Stellen zu entfernen.
Dann über Nacht trocknen lassen, und nächsten Tag kannst du es wieder genauso machen (falls du nicht wachst).

Und:
Die öligen Lappen niemals zusammengeknüllt oder gefaltet liegenlassen. Durch die Wärmeentwicklung beim Kontakt mit dem Luftsauerstoff fangen die sehr gern an zu brennen. Sicherheitshalber sollte man sie nach dem Ölen nass machen oder draußen in einem nicht brennbaren verschlossenen Gefäß aufbewahren. Es sind schon ganze Werkstätten abgebrannt, bei Nichtbeachtung.
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Max »

Ohne jegliches Wissen um die statische Auslegung der Harfe und auf dem Hintergrund, dass keine Metallsaiten aufgezogen waren, würde ich definitiv nicht einfach Metallsaiten aufziehen. Die Saitenspannung ist um einiges höher als bei Darm-, Carbon- oder Nylonsaiten.
Ich habe schon Bilder von Versuchen dieser Art gesehen, auf denen es die Harfe komplett zerlegt hat....
LG Max
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Gabriel »

Als Ergänzung zu dem was Max meint habe ich zur Verdeutlichung mal ein paar Daten:

Angenommen eine Darmseite hat einen Durchmesser von 1,00 mm bei 10kg Spannung.
Das entspreche bei Nylgut auch ein 1,00 mm,
bei Nylon 1,10 mm,
bei Carbon 0,85 mm,
bei Stahl 0,40 mm,
bei Feingold 0,25 mm.
Alles bei 10kg Spannung!

Wäre die Stahlsaite auch 1,00 mm stark hätte sie etwa 60kg Spannung - das 6 fache - um die gleiche Frequenz zu erzeugen. Das hält die stärkste Harfe nicht aus. :_grin_:

Wenn du Metallsaiten der Klangwerkstatt-Brian-Boru nimmst, sind die sicherlich nicht genauso stark wie deine Nylonsaiten, aber bestimmt weit weg vom Optimum der Verträglichkeit.
Und weil Metallsaiten so viel dünner sind, tuen sie - wenn sie nicht mit den Fingernägeln gespielt werden - mehr an den Fingern weh (Eierschneiderprinzip).


@Vera, ich hätte auch noch original Camac Stegstifte kiloweise übrig. In Silber, Gold und Dunkelgrau. Davon könnte ich dir welche kostenlos abgeben.

Der Juergen hat geschrieben: Fr 14. Feb 2020, 14:47
Gabriel hat geschrieben: Fr 14. Feb 2020, 13:32eigentlich müsste man es wohl "Saitendurchführung durch den mittleren, äußeren Saitensteg" nennen
Hehehe, ob das wohl ein Saitenhieb auf meine Pedanterie bei der Begriffswahl ist?
:_grin_: :_grin_: :_grin_:
Wenn du einen Fachbegriff hast, nur her damit!
Wir wollen uns unter den Harfenbauern eh' mal auf eine einheitliche Sprache (Begriffe) einigen. Das der eine weiß was der andere meint :_grin_: auch Kunden gegenüber.
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Der Juergen
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Der Juergen »

Gabriel hat geschrieben: Fr 14. Feb 2020, 17:05@Vera, ich hätte auch noch original Camac Stegstifte kiloweise übrig. In Silber, Gold und Dunkelgrau. Davon könnte ich dir welche kostenlos abgeben.

Kannst du mir mal den Durchmesser sagen? Möglicherweise habe ich Bedarf an einigen Sattelstiften. :_wink_:
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Dann ist da noch Fröschlein, eine kleine, recht alte Harfe, hab ich mit Unterstützung von Karsten "renoviert" und nochmal zum Klingen gebracht
Ein weiteres Schätzchen wartet noch auf seine Aufarbeitung
Aber wie ich mich kenne ist das noch nicht das Ende der
(Harfen) Geschichte
Oder doch?

.
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Vera »

Ich hin überwältigt von Eurem Engagement was mein Fröschlein betrifft. :_kiss_:

Da viele Stimmen raten, die Metallsaiten wären nicht ideal, werde ich versuchen die nochmal zurückzugehen . Mal sehen ob das klappt.

Beim Berechnen der Saiten will man mir helfen.
Trotz detaillierter Beschreibung von Christof wäre ich da bestimnt doch überfordert.
Das ist ja wirklich eine Wissenschaft für sich. In meiner Naivität hatte ich mir das viel einfacher vorgestellt.
Zum Glück habe ich die alten Saiten aufgehoben, und auch beschriftet, aber ich befürchte, (auch da die Harfe schon recht alt ist) da sind im Laufe der Zeit zum Teil wahllos Saiten aufgezogen worden.
zum Beispiel:
In der untersten Oktave ist das C gelb und das F schwarz, das klingt noch logisch
In der Oktave darüber ist das c auch gelb, das F aber weiss.
Dafür ist dann noch eine Oktav höher das c dann schwarz.

Hier den vorhanden Durchmesser als Berechnungsgrundlage zu nehmen, ich glaube das wird echt nicht so einfach.

Was macht man denn wenn viele, oder alle Saiten fehlen?

@ Gabriel
Danke für Dein Angebot mit den Stegstiften (oder heissen sie jetzt Sattelstifte?) !
Ich denke ich werde die Nägel dann doch durch richtige Stifte ersetzen.
(Hab Dir ne PN geschickt)
Der erste Nagel, den ich rausnehmen wollte ist abgebrochen.... oh Graus.
Mal sehen ob und wie ich den Nagelrest jetzt aus dem Holz bekomme, ohne die Harfe zu sehr zu beschädigen.

Viele Grüsse
Vera
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von GrafZahl2 »

Hi Vera,
keine Angst, natürlich kannst Du den Eierschneider mit allen möglichen Materialien bespannen.
In Gabriel's Beispielrechnung siehst Du aber auch gleich, dass das Material und der Durchmesser mit der Saitenlänge zusammen eben große Auswirkungen haben.
Bei Gabriel bist Du gut aufgehoben. Der verwendet - soweit ich weiß - auch das Excel, das vor ein paar Jahren mal in Zusammenarbeit von Detlev Lange, Bernhard Schmitt, Karsten Stielow und mir beim Bau von Gabriel's She Wolf hier im Forum entstanden ist.

Beim Wechsel von z.B. Tynex auf Rotbronze (oder wie dieses Clarsach-Zeug heißt..Ronnie fragen) muss man evtl. Kompromisse eingehen.
Hat man z.B. 1 mm Darm bei 10kg Zug und analog 0,4 mm Draht bei 10 kg, dann sollte man evtl. lieber eine etwas geringere Zugspannung (z.B. 8 kg ) wählen um einen größeren Durchmesser zu benutzen … denn bei richtig dünnen Drähten ist die Klampfe dann nicht nur ein Eierschneider sondern ggfs. auch ein Fingerkuppenschneider
Ausgehend von den Größten Kräften im Bass und den sehr engen physikalischen Grenzen im Diskant - messt mal zum Spaß die Mensuren eurer obersten Oktave … die sind i m m e r nur ganz marginal unterschiedlich - kann man sich dann aber einen richtig netten Saitenplan erstellen - s. She Wolf oder andere richtig gute Teile (@Max: Die Zangerle ist auch super! um 2% Abweichung von meinem rechnerischen Optimum … davon kann meine Konzertharfe, die neu schweineteuer ist, nur träumen).
Viel Spaß mit der Kröte beim Bespannen, ölen und Spielen (oder war's ein Frosch ? oder gar ein verwunschener Prinz ?)
Christof
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. Friedrich Nietzsche
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Der Juergen
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Re: Suche Infos zu dieser kleinen, alten Harfe

Beitrag von Der Juergen »

GrafZahl2 hat geschrieben: Di 18. Feb 2020, 19:23Hat man z.B. 1 mm Darm bei 10kg Zug und analog 0,4 mm Draht bei 10 kg, dann sollte man evtl. lieber eine etwas geringere Zugspannung (z.B. 8 kg ) wählen um einen größeren Durchmesser zu benutzen

Wie meinst du das?
Bei einer geringeren Zugkraft sinkt die Frequenz, bei einem größeren Durchmesser (damit größerem Querschnitt und größerer Masse) ebenfalls.

Es ist ein Standardfehler, zu glauben, dass man bei einer Saite, die dauernd reißt, eine dickere hernimmt.
Die muss man höher spannen, um die höhere Masse durch eine höhere Zugkraft auf die gleiche Frequenz zu bringen. Abgesehen von der höheren Belastung der Decke, reißt diese dickere Saite dann noch eher, weil sie über den von dir genannten physikalischen Spielraum gedehnt wird.

Oder habe ich da was falsch verstanden?
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