Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Momo5
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Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von Momo5 »

Liebes Forum,
Nachdem ich jahrzehntelang Klavier gespielt habe, erlerne ich nun auf eine geliehenen Hakenharfe das Harfenspiel. Ich bin begeistert! Nun suche ich nach einer Doppelpedalharfe, da ich alle Tonlagen spielen möchte.
Was haltet ihr von der Aoyama Etude 42? Ist sie für einen Erwachsenen (170cm) groß genug? Reichen 42 Saiten? Gibt es eurer Meinung nach eine Altersgrenze, die eine gebrauchte Harfe nicht mehr überschritten haben sollte?
Über eure Einschätzungen würde ich mich sehr freuen!
Herzliche Grüße!
Momo5
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Max
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von Max »

Hallo Momo,

zum einen würde ich Dir raten, wenn Du Dich bei Pinders in Ruppichteroth nach Aoyama Harfen umschaust, auch noch nach Remagen zu Lyon & Healy / Salvi zu fahren. Beide Geschäfte liegen ja in Deiner Nähe. Und dann würde ich alles intensiv anspielen, was preislich möglich wäre.

Auf einer 42-saitigen Doppelpedalharfe wirst Du durchaus spielen können. Ralf hier im Forum, der einiges größer ist als 170cm, hatte früher auch eine Etude 42, allerdings wirkte er hinter der Harfe schon etwas "zusammengefaltet" und spielt jetzt eine Aoyama in Orchestergröße.
Ich selbst bin mit 168cm ähnlich groß wie Du, könnte auf den kleinen 40 und 42-saitigen DPH´s spielen, empfinde die größeren Konzertharfen aber vom Platz her schon komfortabler. Mit meiner semigrande Salvi bin ich bei meiner Körpergröße sehr zufrieden.

Der Tonumfang einer 42-saitigen Harfe dürfte in den meisten Fällen ausreichen, kommt natürlich auch darauf an, was Du spielen möchtest.

Ich persönlich würde mir allerdings keine 40 oder 42-saitige DPH kaufen, weil auch diese Instrumente teuer sind, dann aber gar nicht so viel günstiger als eine in semigrande Größe.
Wenn Du damit allerdings an Deinem absoluten preislichen Limit sein solltest, wäre das natürlich schon eine Überlegung. Und wenn Du die Harfe gebraucht kaufst, kannst Du sie nach einiger Zeit auch ohne oder mit nur geringem Verlust wieder verkaufen und Dir dann gegebenenfalls immer noch eine größere Pedalharfe zulegen. Eine Etude 42 müsstest Du bei fairer Preisgestaltung immer wieder schnell gut loswerden.

Was auch für eine kleine DPH sprechen könnte ist das geringere Gewicht, wenn die Harfe häufig transportiert werden soll und dabei womöglich regelmäßig Treppen überwinden muss.

Aber in erster Linie würde ich vom Klang ausgehen. Aoyama, L&H und Salvi haben schon unterschiedliche Klangcharakteristiken und die einzelnen Instrumente eines Herstellers klingen auch wieder verschieden. Deshalb nochmals meine Empfehlung: Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren....

Was das Alter angeht: Bei einer DPH mit ca. einstelligem Lebensalter dürfte, wenn sie vernünftig behandelt wurde und nicht gerade das Übeinstrument einer Hochschule war, eigentlich nicht viel defekt sein und eher eine Regulierung anstehen, falls das in letzter Zeit nicht gemacht wurde. Bei älteren Harfen könnte neben der Regulierung eine Überholung und bei sehr Alten auch eine Restaurierung fällig werden können. Da würde ich beim Anschauen der Harfe möglichst jemanden mitnehmen, der sich auskennt und die Folgekosten einschätzen kann.

Hast Du eine konkrete Etude 42 im "Auge", deren Alter Du mitteilen kannst? Die 3-jährige, die bei FB angeboten wurde, ist ja wohl schon verkauft.

LG Max
Zuletzt geändert von Max am Do 10. Mai 2018, 16:48, insgesamt 1-mal geändert.
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ralf
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von ralf »

Hallo Momo,

ich kann Max in seiner Einschätzung nur zustimmen. Ich hatte selbst für drei Jahre eine Etude 42, bin aber mit 185 cm Körpergröße eindeutig zu "lang" für das Instrument und sitze an meiner Aoyama Orpheus 47 deutlich gesünder. Menschen bis 170 cm sollten mit der Etude 42 aber keine Probleme haben. Für mich war die Harfe der ideale Einstieg in die Pedalharfenwelt. Im Bass fehlt ihr natürlich ein bisschen was. Das habe ich damals mit dem Einbau eines Pickup-Systems ausgeglichen. :_cool_:
Klanglich ist die Etude 42 sehr definiert und obertonreich, was mir sehr gefallen hat. Auch Gewicht (selbst gewogen: 31 kg) und Packmaß sind im Vergleich zu 47-saitigen Pedalharfen sehr angenehm.
Den Rest musst Du selbst entscheiden - nichts geht über Ausprobieren, Anspielen, Vergleichen...!

Detailfragen beantworte ich gerne.

Beste Grüße,
Ralf
Momo5
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von Momo5 »

Hallo Max, hallo Ralf,
Vielen Dank für eure umfangreichen Einschätzungen! Dann glaube ich, dass das Modell grundsätzlich für mich in Ordnung ist. Da ich mein Budget aber begrenzen muss, traue ich mich nicht wirklich, viele neue Harfen Probe zu spielen, da ich befürchte, dort nicht mehr wegzukommen... Eine Fahrt nach Remagen werde ich aber auf jeden Fall noch unternehmen.
Die Harfe wurde mir für 7000 Euro angeboten; sie ist allerdings auch schon 15 Jahre alt - dabei aber kaum transportiert und sehr gut gepflegt. Die Fotos sehen auch sehr gut aus.
Beim Klavier ist das Alter überhaupt kein Problem - ich spiele auf einem knapp 30 Jahre alten Bechstein-Klavier und würde es niemals hergeben wollen. Bei einer Harfe ist das bestimmt kritischer, oder? ... ich mag nur nicht mehr so lange warten... ;-) Da der DPHarfen-Gebrauchtmarkt so eng ist, habe ich auch das Gefühl, dass die Instrumente selten den Eigentümer wechseln, und das ist ja ein gutes Zeichen für deren Qualität - was meint ihr?
Vielen Dank noch einmal!
Liebe Grüße
Momo
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Max
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von Max »

Hallo Momo,

wenn die Harfe in gutem Zustand ist und vielleicht sogar noch eine Transporthülle dabei ist, würde ich mal sagen, dass 7000 € o.k. sind. Vielleicht kannst Du ja auch noch ein wenig handeln? Zu dem Preis müsstest Du sie in den nächsten Jahren vermutlich wieder verkaufen können, falls Du dann doch was Größeres möchtest.
Frag mal nach, ob sie in letzter Zeit reguliert wurde, ansonsten musst Du die Kosten dafür wahrscheinlich noch dazu kalkulieren.
Ich würde beim "Anspieltermin" mit einem Stimmgerät testen, ob die Halbtonschritte der einzelnen Saiten stimmen. Dann kannst Du selber einschätzen, ob eine Regulierung notwendig sein sollte.
Wenn die Basssaiten stark korrodiert sein sollten, müsstest Du den Preis für einen neuen Satz gegebenenfalls investieren, muss aber ja nicht sein.
Dann solltest Du alle Pedale mehrmals in alle Stellungen bewegen. Wenn sie sich nicht sofort bewegen, sondern Spiel haben, dann ist vermutlich die Mechanik ausgeleiert. Wenn dieses Problem massiv ist, ist es nicht billig das reparieren zu lassen, weil da zig Nieten ausgetauscht werden müssten.
Wenn die Harfe aber im Hausgebrauch gespielt wurde, dürfte das eigentlich bei dem Alter noch kein Thema sein.
Aoyama Harfen sind ja eh recht robust.

Ralf, was meinst Du zu meiner Einschätzung?

LG Max
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ralf
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von ralf »

Max hat geschrieben: Do 10. Mai 2018, 13:48Ralf, was meinst Du zu meiner Einschätzung?
Dem kann ich ebenfalls nur zustimmen. :_smile_:
Mechanisches "Spiel" in der Mechanik hört man teilweise auch an einem deutlichen Klickern beim sanften Betätigen der Pedale. Das hilft Dir jetzt aber nur, wenn Du weißt, wie eine gesunde Mechanik klingen muss, hier bietet sich der Vergleich mit einem fabrikneuen Instrument an.
Der Verschleiß ist proportional zum Gebrauch der Harfe - wenn sie nicht z. B. in einer Musikschule malträtiert wurde, sondern vielleicht als Einstiegs- oder Zweitinstrument genutzt wurde, hast Du m. E. ganz gute Karten, auch wenn 15 Jahre nicht gerade wenig sind.

Natürlich sind alle Harfen, die gebraucht angeboten werden, gerade letzte Woche vom besten Harfenmechaniker der Welt reguliert worden. Diese Aussage hat in etwa so viel Wert wie "sehr gepflegt" beim Gebrauchtwagenkauf, zumal nur sehr wenige Kunden wissen, wie lang die Checkliste bei einer kompletten Harfenregulierung ist. Ich spreche da aus eigener Erfahrung...

Gruß,
Ralf
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von Maira »

Da ich vorletztes WE die Möglichkeit hatte 10 große Aoyamas aus Pinders Sortiment
auszuprobieren denke ich daß es die ,,Kleinen" durchaus mit den ,, Großen" aufnehmen können.
Da kann als Kriterium gelten :
Kann ich die Harfe problemlos zuhause herumtransportieren ? ( niedrige Zimmerhöhe, tiefe Türdurchgänge)
Passt sie in mein Auto ? Ist sie nicht zu schwer für mich?
Habe ich das nötige Kleingeld?

Ob man nun unbedingt die tiefsten 5-7 Saiten haben muss ?
Wenn man nicht unbedingt alle Orchesterpartituren im Original spielen will ( soll, muß ) so
sollte man auf die ganz tiefen Töne verzichten können.
Zur Not kann man meistens oktavieren oder auch mal die ein oder andere Saite tiefer stimmen.
Das geht oft besser als gedacht ( bis zu 1 1/2 Ton tiefer).
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von Arwen »

Ich mußte einmal diese Aoyama 42 im Schülerkonzert spielen, als ich noch keine eigene Harfe hatte. Ich bin 169 groß. Das ist so eine Quälerei, Finger weg, sage ich nur. Jetzt habe ich eine eigene Lyon and Healy Concertino. Und das ist ein Traum. Die Harfe, an der sich ein 169 cm großer Mensch wohl fühlt muß 178-180 cm groß sein.
Zuletzt geändert von Arwen am Sa 12. Mai 2018, 19:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von Maira »

Wenn man den Hocker entsprechend niedriger einstellt
geht auch eine kleinere Harfe.
Bei Reiseharfen stellt man diese auf eine( wie auch immer )Erhöhung,
bei manch einer Klappenharfe sitzt man auch gerne etwas tiefer.
OK, man sollte beachten daß man nicht ZU tief sitzt, aber 5 cm tiefer sind
nicht unbedingt unmöglich um immer noch eine gute Position beim Spielen
einnehmen zu können.
Das macht beim Spielen eine Menge aus, die ,, kleineren " Pedalharfen kann man so immer noch
problemlos spielen.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Eure Einschätzung zu Ayoama Etude 42?

Beitrag von Max »

Ich finde es mit meinen 168cm auch eng und unbequem hinter den kleinen Doppelpedalharfen.
Bei einer Klappenharfe macht es nicht so viel aus, wenn man sich einfach auf einen tieferen Hocker setzt, da man die Beine irgendwie auch seitlich der Harfe unterbringen kann (Podest geht ja bei einer Pedalharfe logischerweise nicht). Ortopädisch gut ist das aber trotzdem nicht, da man am gesündesten und aufrechtesten sitzt, wenn Fußgelenke, Knie und Hüfte in rechten Winkeln stehen (im Knie ist ein leicht stumpfer Winkel auch noch o.k.).
Da man die Füße bei der Pedalharfe aber nun mal aktiv benötigt, kann man sie nicht einfach seitlich parken, sondern muss alles unter die Harfe quetschen und auch noch in vier Richtungen bewegen können. Mit zum Knie hin ansteigendem Oberschenkel und nach hinten stehendem Unterschenkel ist das nicht besonders komfortabel.

Aber letztlich hilft nur: Selber ausgiebig testen!

Wenn die 7000€ das absolute preisliche Limit sind, dürfte es schwer sein, für den Preis eine semigrande oder concertgrande Harfe zu bekommen, wenn sie nicht sehr alt und renovierungsbedürftig ist. Für 2000-3000 € mehr kann man aber eine gebrauchte große DPH in gutem Zustand bekommen, wenn man sich mit der Suche etwas Zeit lässt und sich umschaut.

Oder vielleicht erst einmal eine gebrauchte Einfachpedalharfe zu einem guten Preis kaufen, die man ohne Verlust wieder verkaufen kann, wenn man das Geld für die DPH zusammen gespart hat.

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