Guzheng

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Koko P.
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Re: Guzheng

Beitrag von Koko P. »

karstilo hat geschrieben:Nein, spielen wollte ich das Instrument nicht unbedingt.
Warum eigentlich nicht? Wenn man liest, welche Instrumente die Leute hier so neben ihrer/ihren Harfe/n spielen...(und ich wünsche mir nur mehr Zeit für mein eines)
karstilo hat geschrieben:Vermutlich gibt es in Deutschland auch nicht so viele Lehrer dafür und nach China wollte ich dazu nicht reisen.
Muss es unbedingt Guzheng sein? Da gibt es noch die mongolische Variante, das (oder die?) Yatga. Natürlich schwören die Mongolen, dass das die Urform ist, Guzheng und später noch Koto bloß Abkömmlinge. 2005 war in Bonn die Ausstellung "Dschingis Khan", da habe ich eine mongolische Studentin kennengelernt, die Unterricht gegeben hätte. Es gibt doch bestimmt auch Chinesen in Deutschland, die Guzheng unterrichten würden.
Heute ist ein guter Tag für einen guten Tag!
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DS aus MOD
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Re: Guzheng

Beitrag von DS aus MOD »

Hallo,
vor Jahren habe ich mir so ein Instrument mal aus Peking mitgebracht. Das war alleine schon ein Abenteuer für sich - wegen der Größe. Da ich es entgegen meinen damaligen Vorstellungen denn doch nicht spielte, hängt es jetzt als Schmuck an der Wand ( bei meinem Avatare auf der linken Seite eben noch zu erkennen ). Weil ich es aber damals spielen lernen wollte, hatte ich mir auch gleich alle greifbaren Informationen mitgebracht, wie Lehr-Video-CD und Notenbücher.
Auf der Video-CD konnte ich mühsam die gleiche Aussage entziffern, wie sie auf Bernhards Bild zu erkennen ist. Grundstimmung D E F# A H usw. mit A in grün.
Da für dieses Instrument die gleiche Physik gilt, wie für die Harfe, empfielt es sich meines Erachtens also nicht, die Stimmung bei gleichbleibenden Saiten über ein gewisses Maß hinaus zu verschieben.
Die fehlenden Zwischentöne werden dadurch erreicht, daß man auf der linken Seite, wo nicht gezupft wird, die Saite durch herunterdrücken spannt. Damit kann man den Ton dann um bis zu 2 Halbtöne erhöhen. Die Kunst ist, den gewünschten Ton auch zu treffen. Ob deshalb so viele vibrierende Töne ( Fachausdruck weiß ich nicht ) in der chinesischen Musik gespielt werden :_huh_:
Interessant ist auch die Notenschrift, auf Bernhards Bild ganz rechts zu sehen. Bei mir hat es 2 Jahre gedauert, bis ich herausgefunden habe, wie die funktioniert. Die Tonart wird angegeben, indem der Ton für 1 definiert wird, z.B. 1 = D 2/4 oder 1 = G 4/4. Der Rest sind Zahlen von 1 bis 7 ( obwohl es nur 5 Saiten gibt ), mal mit Punkt oben drüber oder unten drunter, oder auch mit 2 Punkten unten drunter ( Oktavangabe ), mit einem, zwei oder gar keinem Strich unten drunter ( 8-tel, 16-tel ) und jede Menge Häckchen verschiedenster Art ( Spielanweisung ). Glück hatte ich noch, daß ich Bücher mit Zahlen gefunden hatte, die eigentliche oder vielleicht auch nur ältere Notendarstellung sind richtige chinesische Schriftzeichen :_smile_: .
Ich hatte mir mal von einer Chinesin die Titel des einen Notenbuches übersetzen lassen. Sie hatte mir freudestrahlend erklärt, daß es sich dabei um ein Kinder-Liederbuch handelte.

Grüßlies
Dieter
Ich bin doch nicht beklappt :_smile_:

Von allen Tieren liebe ich ganz besonders den Amtsschimmel.
sabhaircin
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Re: Guzheng

Beitrag von sabhaircin »

DS aus MOD hat geschrieben: Interessant ist auch die Notenschrift, auf Bernhards Bild ganz rechts zu sehen. Bei mir hat es 2 Jahre gedauert, bis ich herausgefunden habe, wie die funktioniert. Die Tonart wird angegeben, indem der Ton für 1 definiert wird, z.B. 1 = D 2/4 oder 1 = G 4/4. Der Rest sind Zahlen von 1 bis 7 ( obwohl es nur 5 Saiten gibt ), mal mit Punkt oben drüber oder unten drunter, oder auch mit 2 Punkten unten drunter ( Oktavangabe ), mit einem, zwei oder gar keinem Strich unten drunter ( 8-tel, 16-tel ) und jede Menge Häckchen verschiedenster Art ( Spielanweisung ). Glück hatte ich noch, daß ich Bücher mit Zahlen gefunden hatte, die eigentliche oder vielleicht auch nur ältere Notendarstellung sind richtige chinesische Schriftzeichen :_smile_: .
Hallo,

ich war nur einmal, vor ein paar Jahren, auf Rüdiger Oppermanns "Klangwelten-Festival", und dort gab es eine Chinesin, die Guzheng gespielt hat (ich denke jedenfalls, dass es eine/einer/eins war). Sie erklärte dem Publikum, dass es in der klassischen chinesischen Musik genau festgelegte Klang- und Melodiemuster gebe, und zwar ziemlich viele und komplexe. Deswegen kann die Notation sehr kryptisch sein: Man braucht einen Anfangston und die Angabe "der Kranich fliegt vorbei" oder "Bambus wiegt sich" (frei erfunden), und dann weiss man genau, was man zu tun hat.
Ich hoffe, dass ich es richtig wiedergebe. Ich fand es sehr interessant, wie auch die Musiksprache in China eine Silben- und Bildsprache ist, und was das für die Musik bedeutet - ähnlich vielleicht, wie die gesprochene Sprache die Art zu denken bestimmt (möglicherweise).
Das hilft jetzt dem westlichen Autodidakten natürlich nicht viel weiter... :_wink_:

Viele Grüße!
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espero
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Re: Guzheng

Beitrag von espero »

Nach der "Lektüre" einiger Youtube-Videos habe ich nun doch einige Eindrücke erhalten, wie das Instrument gespielt wird.
Es hört sich auch so an, als würden die Glissandi oder die Arpeggien zu den tieferen Tönen hin gespielt werden, als eine
Abbewegung.

Die Finger 1-4 tragen wohl einem Zitherring ähnliches Plektron.

Welches Saitenmaterial kommt zur Verwendung?

Bei einem Youtube-Video mit einem "Gu Zheng" konnt ich bei "Es-Dur" mit eingelegtem D recht gut mithalten.

Bei einem anderen Video einer Japanerin mit ihrem Kyoto hatte ich mehr Glück bei einer eingelegten E-Dur
mit ausgerrückten D (also gerade die entgegengesetzte Halbtonmechanikeinstellung).

Worin gibt es Unterschiede zwischen dem chinesischen Gu Zheng und dem japanischen Kyoto?

Danke euch!

Grüßle
Uli & the charming harps learning chinese and japanese :_cool_:
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Catweazle
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Re: Guzheng

Beitrag von Catweazle »

Hallo Espero respektive Uli,

Ich finde den thread sehr spannend, insbesondere bezüglich dessen, was ich noch alles dazu lernen kann.
Ich interessiere mich für alles, was mit Pythagoras, seinen Saitenteilungen und darauf aufbauenden Instrumenten wie Monochord, Hackbrett, Zither, usw. aufbaut.

Kleine Anmerkung am Rande:

Kyōto ist eine Stadt in Japan, benannt nach dem gleichnamigen Protokoll einer Klima-Konferenz :-)

Die Japanische Wölbbrettzither die von der chin. Wölbbrettzither Ghuzeng abstammt heißt Koto

Nix für ungut

Stefan
So habe ich eingesehen: Es gibt kein Glück, es sei denn, der Mensch kann durch sein Tun Freude gewinnen. Das ist sein Anteil.
Buch Kohelet, Kap. 3.22
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espero
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Re: Guzheng

Beitrag von espero »

Catweazle hat geschrieben:Die Japanische Wölbbrettzither die von der chin. Wölbbrettzither Ghuzeng abstammt heißt Koto
Hmmmm... moderne Zeiten: das passiert nu, wenn man im Internet denken lässt - früher wäre hierfür mein Hofrat
einen Kopf kürzer gemacht worden. Sowas aber auch, muss ich alles selbst machen! ... :_undecided_:

Grüßle
Uli & the charming harps - aber ohne Hofrat :_shocked_:
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Der Juergen
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Re: Guzheng

Beitrag von Der Juergen »

sabhaircin hat geschrieben:vor ein paar Jahren, auf Rüdiger Oppermanns "Klangwelten-Festival", und dort gab es eine Chinesin, die Guzheng gespielt hat (ich denke jedenfalls, dass es eine/einer/eins war).
Hallo sabhaircin,
ich gehe mal davon aus, dass es sich bei der Chinesin um Cheng HongYu handelt, Tochter von Cheng Gongliang. Sie selbst, wie auch ihr Vater, spielen nicht die Guzheng, sondern eine Guqin.
Beide chinesischen Zitherarten sind fretless, aber nur die Guzheng hat die beweglichen Stege unter den Saiten.
HongYu war auch schon öfter mal auf dem Harfentreffen, das letzte Mal vor etwa 5 Jahren mit ihrem Vater zusammen - noch auf dem Mosenberg. Zuletzt getroffen habe ich sie auf dem Sommermusikfest 2009. In den nächsten Tagen fliegt sie zwar wieder nach China, aber sie hat auch einen Wohnsitz in Deutschland, also in nicht so ferner Zukunft kann man bestimmt wieder diese tolle Musik live erleben.
Soweit die Randinformation.
Jürgen
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Re: Guzheng

Beitrag von sabhaircin »

Der Juergen hat geschrieben:Sie selbst, wie auch ihr Vater, spielen nicht die Guzheng, sondern eine Guqin.
Oje, sowas hatte ich schon befürchtet...
Danke für die Info, und Entschuldigung - bin eigentlich keine große Freundin von Senf dazugeben, wenn man keine Ahnung hat.
Aber immerhin eine Anregung zur Weiterrecherche (zur Verbesserung der Senfqualität)... :_cool_:
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Re: Guzheng

Beitrag von Ulrike »

Hallo,
heute möchte ich auch mal etwas zu diesem Thema beitragen, denn ich hatte eine zeitlang Koto-Unterricht bei einer Japanerin und habe daher etwas Einblick in die Materie. Die Guzheng ist zweifelsohne ein Zitherinstrument, den die Saiten liegen PARALLEL ( und nicht senkrecht wie bei einer Harfe) ) zum Resonanzkörper, dasselbe gilt natürlich für die Koto. Eine Koto war ursprünglich mit Seide bespannt, heute nimmt man Nylon; alle Saiten sind gleich lang und haben die selbe Spannung. Umgestimmt wird mit Hilfe der Böcke, es gibt mehrere gängige Stimmungen mit typisch japanischer Anmutung, also pentatonisch. An der rechten Hand trägt man an den Fingern 1 bis 3 Kunstnägel, die auf Papierringen sitzen. Der Kunstnagel sitzt nicht auf dem echten Nagel sondern auf der Fingerkuppe. Mit der linken Hand dehnt und vibriert man die mit rechts gezupften Saiten, was manchmal ganzen körperlichen Einsatz erfordert. ( Ich persönlich konnte das nicht lange machen, weil meine Fingerkuppen davon taub wurden.) Die Notation erfolgt in Zahlzeichen, Kästchen stehen für Takte und man liest von rechts nach links und im Heft von hinten nach vorne. Alles ist ganz logisch und nicht schwer zu lernen, die Technik ist allerdings anspruchsvoll.
Das Instrument braucht viel Platz, man muss es gut pflegen und der Transport ist aufwendig. Eine Guzheng ist etwas kürzer und breiter, wird zumeist im Koffer geliefert, leichter zu warten, klangvoller, leichter zu bekommen und VIEL billiger. Die vietnamesische Variante DAN TRANH ist zierlicher und mit Metallsaiten bespannt, klingt auch echt schön.
Für Harfenisten wäre wahrscheinlich eine KONG HOU aus China am naheliegendsten, das sieht aos wie eine Harfe, klingt wie eine Harfe und man braucht auch Harfentechnik dafür
( z.B. flageolett ). Ich habe nur überhaupt keine Ahnung , ob man in Europa so ein mächtiges Instrument bekommen kann.
Von allen genannten Instrumenten kann man auf Youtube schöne Clips anhören bzw. -sehen.
Ich für meinen Teil bleibe bei meinen (europäischen) Harfen, da ist auch noch genug Musik für die nächsten paar Leben drin...
Happy Harping (oder Plucking ) wünscht euch Ulrike
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Der Juergen
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Re: Guzheng

Beitrag von Der Juergen »

Liebe Ulrike,
nur der Vollständigkeit halber:
die Konghou sieht zwar aus, wie eine Harfe, ist aber auch keine, weil auch hier die Saiten parallel zur Resonanzdecke stehen und die Schwingung per Steg auf diese übertragen wird.
Der leider viel zu früh verstorbene Björn Laub spielte auf dem Harfentreffen bis vor einigen Jahren eine Konghou.
http://www.harfentreffen.de/files/conte ... n_laub.jpg
Jürgen
Zuletzt geändert von Der Juergen am Fr 29. Apr 2011, 10:32, insgesamt 1-mal geändert.
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