Harfe aus dem 3D-Drucker?

Deirdre
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von Deirdre »

Und noch ein kleiner Beitrag zum Brainstorming:

Moderne Kompositbögen scheinen eine Zugspannung zu haben, die der von Harfen durchaus vergleichbar ist. Offenbar ist es gelungen, einen Kompositbogen mit immerhin 13 kg Zugspannung herzustellen per 3D-Print (mit Glasfaser verstärkt):

https://www.3ders.org/articles/20141122 ... eters.html

Anscheinend war der limitierende Faktor für höhere Zugspannung auch eher das Waffengesetz von Hong Kong als die Mechanik.

Weiß nicht, ob das irgendwie weiterhilft...

Liebe Grüße,

Deirdre
Zuletzt geändert von Deirdre am So 18. Feb 2018, 20:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Nea
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von Nea »

mygga hat geschrieben: So 18. Feb 2018, 19:45 Und wenn man nur Teile druckt? Säule und Hals, aber den Korpus aus Holz lässt? Kann man eine Klangdexke aus Holz in einen gefrästen Rahmen einsetzen?
Wäre auf jeden Fall mal einen Versuch wert, finde ich! Wenn man dann mehr Erfahrungen mit einer Klangdecke z. B. aus Holz gesammelt hat, könnte man diese 3D scannen, um dann in einem zweiten späteren Schritt zu versuchen, auf dieser Basis eine Klangdecke (aus Kunststoff) zu entwickeln und zu drucken.
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Phoenixia
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von Phoenixia »

Ich freu mich gerade riesig über die vielen Kommentare und Ideen :_grin_:
Ein Paar Punkte würde ich gerne nochmal aufnehmen.

Thema Zugspannung:
Ich dachte gleich mal an die Stabilität, bei Harfen treten ja ordentliche Zugkräfte auf.
Wäre es erlaubt zur Verstärkung z.B. einen Metallstab mit einzupassen?
Eine Konzertharfenspannung wird man vermutlich nicht hinbekommen. Wenn aber die PVC-Harfe von John Kovac funktioniert, muss es ja eine Möglichkeit geben. Eine Röhre ist stabiler als ein Stab, man könnte also entweder für den Korpus eine Rohr nehmen und nur den Rest drucken (oder ein Rohr drucken), oder man muss eine Struktur drucken die entsprechende Kräft aushält (z.B. mit vielen Streben drin). Im Moment gibt es da einiges an Forschung, wie man z.B. Knochen-Implantate drucken kann, die entsprechend stabil sind.

Interessant finde ich den Gedanken die Harfe Modular aufzubauen (siehe Deirdre). Also ein Stecksystem aus mindestens drei Teilen, die man Legomäßig zusammensteckt und dann die Saiten aufzieht. Ich bezüglich der Statik mal meinen zukünftigen Schwager interviewen, der macht gerade seine Masterarbeit in Bionik und wird im Studium mal was zum Thema Stabilität und Kompositionen von Materialien gehabt haben.
Die Idee mit dem Kompositbogen ist super. Da kann man sich einiges an Inspiration holen, wie man z.B. aus mehreren Teilen, stabile Konstruktionen bekommt.
Das Problem, was ich beim 3-D-Drucken sehe, ist, den Korpus stabil genug, aber noch schwingend hinzubekommen. Das im Programm erst mal zu entwerfen und darzustellen dürfte herausfordernd sein, ohne Ausbildung sehe ich da schwarz. Dann wäre noch die Frage, wie gut das Material schwingt. Aber spannend ist es.
Ein größeres Problem als die Statik ist vermutlich der Klang. Klang entsteht ja bekanntlich aus Schwingungen und Materialien schwingen besser, je dünner (und steifer?) sie sind. Das ausschließlich durch Drucken mit gängigen 3D-Druck Materialien (z.B. ABS oder PA) hinzubekommen ist vermutlich sehr anspruchsvoll. Es gibt mittlerweile übrigens tatsächlich Carbon-Filamente und Holzfilamente (mit Holzanteil, wohl aber mehr zur Deko als mit wirklichen Holzeigenschaften).
https://www.filamentworld.de/produktkat ... -filament/
Man könnte also z.B. eine Carbonplatte mit reindrucken, oder das ganze so konstruieren, dass man eine Holzklangdecke nachher reinschieben kann.

Vielleicht werde ich mal ein paar Zeichnungen machen, damit die Ideen ein Gesicht bekommen :_grin_:
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mygga
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von mygga »

So, nächste Frage, und zwar an die erfahrenen Harfenbauer:

wenn man Kunststoff mit einer Holzdecke kombiniert - wie fängt man dann am besten das Arbeiten des Holzes bei Schwankungen von Feuchtigkeit und Temperatur ab? Der Kunststoff ist ja unempfindlich, das Holz nicht.
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von Der Juergen »

Ich vermute eine Hauptschwierigkeit dürften die Zugkräfte an der Klangdecke sein, bzw. an der (inneren) Seitenanhänge»leiste«.
Da ich keine Vorstellung habe, welcher Zuglast 3-D-gedruckte Elemente standhalten, kann ich aber leider nichts dazu beitragen.
Dies natürlich bei holzloser Konstruktion :_wink_:
#HarpistsForFuturewww.harfenzeit.dewww.harfenbaukurs.de • harfenwinter.de • harfensommer.de • harfenmai.de
Das Ziel ist das Ziel.
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von Deirdre »

Und noch eine Idee (von der ich nicht recht weiß, ob sie was taugt ;-): Was wäre, wenn man anstelle einer Klangdecke aus Holz eine aus Karton nehmen würde? Entweder lackiert, damit sie widerstandsfähiger ist oder vielleicht mit Kunststoff aus dem 3D-Printer umhüllt? Wäre das von der Temperatur her möglich? Natürlich könnte man auch eine dünne Holzplatte so behandeln und so vielleicht unempfindlicher machen? Und noch eine Frage: Wäre es möglich, eine Platte aus dem 3D-Printer herzustellen, die aus verschiedenen Lagen besteht, wobei die 'Faserrichtung' jeweils in eine unterschiedliche Richtung / Lage verläuft (ähnlich wie man dünne Holzschichten in unterschiedlicher Faserrichtung miteinander verleimen kann)? Irgendwie glaube ich, das würde die Platte stabiler (und vielleicht auch starrer) machen (über die Klangeigenschaften kann ich nichts sagen).
Phoenixia hat geschrieben: Vielleicht werde ich mal ein paar Zeichnungen machen, damit die Ideen ein Gesicht bekommen :_grin_:
Ui ja, Zeichnungen! :_grin_: Fände ich toll, wenn du Zeit dafür findest!

Liebe Grüße,

Deirdre
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von moi66 »

Deirdre hat geschrieben: So 18. Feb 2018, 20:35 ..
Moderne Kompositbögen scheinen eine Zugspannung zu haben, die der von Harfen durchaus vergleichbar ist. Offenbar ist es gelungen, einen Kompositbogen mit immerhin 13 kg Zugspannung herzustellen per 3D-Print (mit Glasfaser verstärkt):
...
ich hab ja immer schon gedacht, dass Bögen und Harfen irgendwie verwandt sind :-)
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von Maira »

Sind sie doch auch.
Hast Du mal an der gespannten Sehne des Bogens gezupft ?
Macht einen Ton :_cheesy_:
Und wenn man den Bogen etwas mehr spannt, einen zweiten :_grin_:
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Phoenixia
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von Phoenixia »

Bei Harfen entstehen auch schonmal schnell Zugkräfte von mehr als 150kg (kleine Harfe), die die Konstruktion halten muss.
Aber ich habe z.B. Folgendes gefunden:

https://www.myminifactory.com/object/3d ... rfare-5716

Ist ein reines Deko Objekt (schätze ich mal), aber vielleicht durchaus inspirierend :_smile_:

Der Hinweis auf das Fablab war ganz gemein - mein Freund sucht so was schon eine halbe Ewigkeit und spielt mit dem Gedanken, sich selber einen 3D-Drucker anzuschaffen. Und so was dann gleich vor der Haustür - böse!

Auf der Fablab Wikipediaseite (https://de.wikipedia.org/wiki/FabLab) steht übrigens eine Liste mit einer ganzen Reihe Fablabs in Deutschland, Schweiz und Österreich. Die spießen gerade überall aus dem Boden, vielleicht guckt dein Freund nochmal da nach, vielleihct hat sich bei euch ja was getan.
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mygga
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Re: Harfe aus dem 3D-Drucker?

Beitrag von mygga »

Der arbeitet doch sogar in Münster.
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
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