Harfe und Trauer

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
HarfenEla
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Harfe und Trauer

Beitrag von HarfenEla »

Guten Morgen,

wie geht es Euch, wenn ihr trauert? Spielt ihr Harfe? Könnt ihr Harfe spielen? Würde mich über einen Austausch freuen!

Viele Grüße,
Ela
Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. 🎶
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Tinka Bell
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von Tinka Bell »

Interessantes Thema, Ela. Ja, ich spiele grade dann. Es dürfte allerdings einen gewissen Grad an Trauer nicht überschreiten, dann ginge das nicht mehr bei mir bzw. würde mich spielunfähig machen. Aber Musik machen hilft bei vielem und lässt einen runterkommen, finde ich. Ich mache das so seit ich denken kann.
Direkt aus dem Kopf auf die Saiten, ganz ohne Kopfnuss :_grin_: - Entspannung pur!
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mygga
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von mygga »

Jein. Kommt auf die Stabilität an. Man merkt es aber. Ich würde mich hinsetzen, eerst Mal nur Fingerübungen machen und gucken, ob ich den Klang ertrage. Wenn ja, drei Optionen. Spiel aus dem Kopf intuitiv ein Stück, das dir gut tut. Spiel aus dem Kopf eines für den, um den du trauerst. Er wird es hören, sicher. Oder such dir die schwierigsten Noten, die du hast und fang an zu lernen. Das lenkt für eine Weile ab.
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
HarfenEla
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von HarfenEla »

Hallo Tinka Bell und Mygga,

dankeschön für eure Rückmeldungen!

Tatsächlich habe ich nicht gedacht, dass es sein kann, dass ich so gar keine Harfe mehr spielen konnte.

Mich hat interessiert, wie andere Harfenspieler /innen damit umgehen.

Darum noch einmal danke, dass ihr mir Eure persönlichen Erfahrungen geschrieben habt!

Ganz langsam kehrt mein Interesse an der Harfe wieder zurück und es gelingt, wieder einzusteigen - darüber bin ich erleichtert!

Viele Grüße,
Ela
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von Mary Greenleaf »

Hallo Ela,

als mein Vater vor ein paar Jahren im Krankenhaus lag habe ich sehr viel Harfe gespielt. Eigentlich jede freie Minute die ich nicht bei ihm war, einfach um an etwas anderes zu denken. Als er dann gestorben ist konnte ich nicht mehr spielen, fast 4 Monate lang. Das ist dann ganz langsam wiedergekommen. Ich hab auch zuerst alte Stücke gespielt, einfach um wieder in Übung zu kommen, aber das Stück das ich geübt habe als er im sterben lag, kann ich bis heute nicht spielen.

Ich wünsch Dir ganz viel Kraft und viel Trost,
Mary
"Music is the cup which holds the wine of silence.
Sound is that cup, but empty.
Noise is that cup, but broken."


Robert Fripp/King Crimson
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mygga
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von mygga »

Ich habe das "Steigerlied" auf der Beerdigung meines Großvaters gespielt, um ihn zu ehren.
Seitdem, und das ist lange her, kann ich es ab und zu noch singen, aber nicht mehr spielen.
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
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Windgespiel
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von Windgespiel »

Hallo,
seit vier Jahren spiele ich nicht mehr. Schon vorher war das Harfespielen für mich schwierig, weil ich durch einen Unfall die linke Hand teilgelähmt habe. Zwar bin ich alltagsfähig, aber beim Musizieren gibts doch Einschränkungen. Das hat auch zu den Depressionen beigetragen.
Und dann vor vier Jahren kam der Trauerfall, völlig überraschend hat es mich aus den Latschen gehauen. Erst seit diesem Jahr kann ich überhaupt wieder Musik hören, ganz leise, und nur ganz wenig.
Bis heute spiele und singe ich nicht mehr. Daher gebe ich jetzt auch vieles ab und nach jede Menge Therapie starte ich eine neue Phase in meinem Leben. Vielleicht wird die Musik irgendwann wieder eine Rolle spielen, aber momentan gehe ich noch nicht davon aus. Ich habe keine Lust mehr, darauf zu warten. Und ich betrachte es auch als eine Art von Therapie, mich von "alten Zöpfen" zu trennen. Aber wie das bei den Zöpfen so ist, die Wurzeln sind noch da. Vielleicht wächst ja wieder was?

Herzliche Grüße
Musik ist der Abenteuerspielplatz der Gefühle.
HarfenEla
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von HarfenEla »

Danke, Mygga, Green Leaf und Windgespiel für eure persönlichen Beiträge!

Die Umstände und traurigen Details erspare ich euch, der Verlust ist groß und die Situation ist und bleibt für alle Beteiligten sehr hart.

Auch heute gelang es, wieder kurz an die Harfe zu gehen, jedoch ist es eher konzentriertes Noten abspielen, als Musik zu machen. Ich bleibe Zuversichtlich, dass die Spielfreude irgendwann zurück kommen wird.

Windgespiel, ich kann verstehen, dass Du einen Weg des Umgangs finden willst und Dich daher erst einmal gegen Musik entscheidest. Die vorübergehende Akzeptanz nimmt Dir vielleicht etwas Schwere aus dem Verlust?

Ja, und das Phänomen, dass bestimmte Melodien verknüpft sind, z. B. mit Hochzeit oder Beerdigung o. Ä., habe ich früher auch schon einmal erlebt. Es gibt bis heute 2, 3 Songs, bei denen ich im Radio wegschalte...oder es gibt Stücke, die ich manchmal spiele, bei denen ich an die Hausmusik in sehr jungen Jahren erinnert werde.

Danke für die Anteilnahme und Rückmeldungen.

VG,
Ela
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von Windgespiel »

Liebe Ela,

Trauerarbeit benötigt Zeit. Gib sie Dir und höre auf Dein Herz und Deinen Körper. Wenn Du hören kannst, dass die Harfe Dich ruft, dann nimm sie zur Hand. Aber zwing Dich zu nichts - und das gilt für alles, nicht nur für die Musik. Und erlaube Dir alles zu tun, was Dir hilft, auch wenn sich andere darüber aufregen (... könnten, das geht sie nämlich gar nichts an!).

Auch ich reagiere auf bestimmte Musikstücke, auch wenn der Anlass schon viele Jahre her ist. Das zeigt nur an, dass die Musik in uns wirkt, dass sie uns wichtig ist. Auch hier gilt es: gib Deinen Bedürfnissen nach, und achte darauf, dass keine zusätzlichen Verletzungen entstehen. Du brauchst nichts begründen oder verteidigen, aber sprich deutlich aus, wenn etwas nicht geht. Das ist besonders wichtig, wenn Du in Ensembles spielst. Die meisten Menschen haben dafür Verständnis!

Nur eines ist wichtig: höre auf Dein Inneres, wenn es Zeit ist, aus der Trauer wieder hinauszufinden. Finde Wege aus der Trauer, egal wohin sie führen. Das ist der Arbeitsanteil an der Trauerarbeit: es können auch Neuanfänge sein ;)

Alles Gute, windgespiel
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Tinka Bell
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Re: Harfe und Trauer

Beitrag von Tinka Bell »

HarfenEla hat geschrieben: Sa 11. Sep 2021, 22:36 Danke, Mygga, Green Leaf und Windgespiel für eure persönlichen Beiträge!

Die Umstände und traurigen Details erspare ich euch, der Verlust ist groß und die Situation ist und bleibt für alle Beteiligten sehr hart.

Auch heute gelang es, wieder kurz an die Harfe zu gehen, jedoch ist es eher konzentriertes Noten abspielen, als Musik zu machen. Ich bleibe Zuversichtlich, dass die Spielfreude irgendwann zurück kommen wird.

Windgespiel, ich kann verstehen, dass Du einen Weg des Umgangs finden willst und Dich daher erst einmal gegen Musik entscheidest. Die vorübergehende Akzeptanz nimmt Dir vielleicht etwas Schwere aus dem Verlust?

Ja, und das Phänomen, dass bestimmte Melodien verknüpft sind, z. B. mit Hochzeit oder Beerdigung o. Ä., habe ich früher auch schon einmal erlebt. Es gibt bis heute 2, 3 Songs, bei denen ich im Radio wegschalte...oder es gibt Stücke, die ich manchmal spiele, bei denen ich an die Hausmusik in sehr jungen Jahren erinnert werde.

Danke für die Anteilnahme und Rückmeldungen.

VG,
Ela
Ich habe leider nicht erkannt, dass es um einen ganz konkreten Anlass geht bei dir. Ich dachte, die Frage war allgemein gehalten und Trauer kann ja vieles bedeuten. Dass man den Arbeitsplatz verliert, dass man aus seinem gewohnten Umfeld gerissen wird, dass man verlassen wird oder dass eine geliebte Person stirbt. Genau das meinte ich mit "Grad der Trauer". Ich wünsche dir eine gute Bewältigung der Trauer und vielleicht hilft dir irgendwann die Musik dabei. Das alles ist ein Prozess, dem man sich nicht entziehen kann und der so auch ruhig sein soll und darf. Und Musik - und so ist es auch mit Kunst - fließen von innen und brauchen bestimmte Bedingungen, um sich zu entfalten oder überhaupt zugelassen zu werden. Und um Spielfreude zu haben, bedarf es eben Freude.
Alles Gute für dich und auch "Windgespiel"
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