wahhh, Epikondylopathie! :(

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Madame Pling
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wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von Madame Pling »

Oder auch auf Deutsch: Tennisarm :o(
Ich plage mich schon seit Monaten damit herum, war bislang aber nie wirklich schlimm. Jetzt hat wohl die Kombination aus Harfespiel, Schwertfechten und Krafttraining meine Unterarmmuskeln des rechten Arms zum schmerzhaften Streik gebracht, was sich auch auf die Übesessions an der Harfe auswirkt.

Hatte jemand von Euch das schon? Und wie lange habt ihr pausiert, bzw. pausieren müssen?
Momentan übe ich in erster Linie die linke heile Hand. Da kann ich ja auch Übung brauchen, aber so ganz ohne rechts gehts dann doch nicht :(

Gefrustete Grüßle
Madame Pling
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ralf
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Re: wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von ralf »

Zuerst mal: Ich bin kein Arzt und Du solltest natürlich den Rat eines solchen einholen, wenn Dich solche Symptome quälen.
Epikondylitis/Tennisarm ist mehr oder weniger eine der Berufskrankheiten bei Harfenspielern, aber ironischerweise gar nicht wegen des Harfe spielens, sondern erstens der ganzen anderen Tätigkeiten, die wir ausführen und die sich dann zu einer Überbelastung summieren. Zweitens verändert die Haltung am Instrument möglicherweise Deine Anspannung im Rücken, insbesonderen in der Halswirbelsäule, was das Symptombild begünstigt. Was hilft, ist vor allem die Abstinenz von belastenden Tätigkeiten sowie klassische Therapien wie Massagen oder warme Packungen - am oberen Rücken, weniger am Ellenbogen. Für letzteren kannst Du Dir für wenige Euros eine Spange besorgen (Apotheke oder Versandhandel, nach "Tennisarm Spange" suchen). Schmerzmittel oder Entzündungshemmer wie Diclofenac/Voltaren würde ich nur in Ausnahmefällen einnehmen. Das Ganze sollte in wenigen Wochen abklingen. Ich persönlich würde lieber auf Schwertkämpfe verzichten als aufs Harfe spielen, aber das muss jeder selbst wissen. :_wink_:
Wie gesagt, ich bin kein Arzt und Du solltest Dich in Gesundheitsfragen grundsätzlich in professionelle Hand begeben und nicht den möglicherweise verwirrenden Antworten trauen, die Du in Internetforen findest.

Gruß,
Ralf
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Madame Pling
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Re: wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von Madame Pling »

Hi Ralf,
danke für deine Antwort. Oi, Tennisarm und Harfe sind einander so bekannt? Nicht gut. Arzttermin habe ich selbstverständlich auch schon gemacht, muss auf diesen nur noch etwas warten. Auf Fechten werde ich niegarnienie verzichten, denn den eigenen Körper beim Bewegen fühlen ist ebenso wichtig wie Musik machen. *lächel* Für mich gehört das alles unbedingt zusammen.
Jetzt in der Heilungsphase fechte ich natürlich nicht, sondern sitze mit Hundeaugen auf der Zuschauerbank. Wäre ja auch Blödsinn den entzündeten Bereich weiter zu beanspruchen. Aber Training muss sein und dient dann letztendlich auch dem Harfespiel. Der Tennisarm führt ja zurück auf eine Überforderung ungenügend ausgebildeter Muskeln und eine damit einhergehende Entzündung, die wenn man sie ignoriert irgendwann auch chronisch werden kann. Sobald ich aber keine Entzündungssymptome mehr habe werde ich diese Muskelpartie vorsichtig und gezielt trainieren, damit ich in einem halben Jahr nicht wieder das selbe Problem habe.

Haltungsprobleme an der Harfe habe ich interessanterweise gar nicht. Geht vielleicht auf meine mittlerweile durch Sport gestärkte Rückenmuskulatur zurück. :) Einzig der Rahmen der Saphir stört mich beim Auflegen, zumindest wenn ich keine dicken PUllis anhabe und mein Schlüsselbein ungeschützt auf Holz trifft. Darum wünsche ich mir bei meiner späteren eigenen Harfe auch einen runden oder facettierten Korpus. Aber das hat ja nicht so sehr viel mit Haltungsproblemen zu tun.

Grüßken
Madame Pling
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DS aus MOD
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Re: wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von DS aus MOD »

Also ich bin ja auch kein Arzt, aber ich hatte auch schon mal einen Tennisarm. ( Hatte aber nix mit Harfe zu tun! )
Bin sogar operiert worden, ohne daß es etwas geholfen hätte.
Nach langer Zeit habe ich dann folgendes Rezept irgendwo im Internet gefunden:
Im Sitzen den Unterarm auf den Oberschenkel legen, sodaß die Hand über das Knie hinausschaut.
Mit einer 2kg Hantel in der Hand, Handrücken nach oben zeigend, die Faust im Handgelenk rauf und runter knicken.
Das zieht gewaltig an der Stelle, die ja sowieso schon weh tut, aber.........
Ich weiß nicht mehr wie lange ich das gemacht habe, nicht mehr als ein paar Wochen und.....
Alles in Butter :_smile_: jetzt merk ich nichts mehr und hätte mir wahrscheinlich sogar die OP sparen können.

Wenn das helfen sollte, wäre es schön, andererseits schadet es aber letztlich auch nichts.

Dieter
Ich bin doch nicht beklappt :_smile_:

Von allen Tieren liebe ich ganz besonders den Amtsschimmel.
corvida
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Re: wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von corvida »

Hallo Madam Pling,

zur Behandlung von Tennisarmen kann ich leider nichts beitragen, aber ich wünsche Dir baldige Genesung!

das "Wohlgefühl" beim Harfe-Halten hängt nicht unbedingt nur von der Form des Klangkörpers ab. Ich habe anfangs auf einer "Beryll" von Glissando gespielt, die baugleich ist mit der "Saphir", nur mit rundem Korpus. Mir hat nach längerem Spielen immer die Schulter wehgetan, leider habe ich das erst nach einiger Zeit bemerkt. Nun habe ich eine "Maira" von Klaus Regelsberger. Sie hat mit 36 zwar eine Saite mehr als die "Beryll", ist aber ca. 5 cm niedriger und auch leichter. Obwohl sie einen eckigen Korpus hat, liegt sie für mich persönlich wesentlich leichter und angenehmer am Körper. Ich spüre sie kaum und die Schulterschmerzen sind ganz weg. Vielleicht ist sie in gekipptem Zustand besser ausbalanciert als die Beryll oder letztere war einfach etwas zu hoch für mich persönlich.

Langer Rede kurzer Sinn: Für den "Spielkomfort" und das richtige Körpergefühl kommen viele Faktoren zusammen und es braucht oft einige Zeit, bis man merkt, was zu einem passt. (Abgesehen vom Klangerlebnis, das mir bei Harfen mit eckigem Korpus mehr liegt.)

Liebe Grüße und gute Besserung,

Andrea
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Re: wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von annunziato »

Hallo Madame Pling,
aus meiner Erfahrung mit fernöstlichen Schwerttechniken hier noch ein physikalisch/physiologischer Hinweis:
Das physiologische Problem bei Tennis und Schwert folgt aus dem Zweck der Übung: Der Arm wird durch ein Werkzeug verlängert, damit wird auch der Hebel zwischen dem Greif-/Schlag- oder Stichwerkzeug und dem Ellenbogen länger, und es geht eben eine starke Belastung in den Ellenbogen. Dies ganz besonders, wenn der Ellenbogen (durch-)gestreckt wird. Es ist dann immer die erhöhte Belastung beim "Knicken" (egal, ob nach oben oder nach "innen", auf den Körper zu, wie bei der Vorhand beim Tennis), die in Muskulatur und Sehnen einfährt. Die umgekehrte Bewegung, also mit Kraft aus dem Knick in die Streckung, geht heftig ins Gelenk, wenn man nicht aufpasst. Immer, wenn die Streckung sehr hoch (der Winkel sehr flach) wird, musst Du relativ grosse Kraft aufwenden - das kennt man ja u.a. auch von effizienten Bauchmuskelübungen. Das heisst also, wenn die Zusatzbelastung aus der Harfe das kleine Quäntchen ausmacht, das dann zur Entzündung führt, kann es sinnvoll sien, wenn du auch die Schwertbewegungen nochmal anschaust. Das heisst insbesondere überlegen, ob du wirklich so stark in die Streckung des Ellenbogens gehen musst. Das ist allerdings vermutlich beim Fechten, das sehr viel einhändige Stichbwegungen beinhaltet, vermutlich schwieriger als bei fernöstlichen zweihändigen Techniken, die viel Schlag- und Schneidebewegungen haben. Umso wichtiger wäre es, dass du die Bewegungsabläufe vielleicht auch mal mit Trainer und Physiotherapeut anschaust, um herauszufinden, was du da entlasten kannst. Selbst wenn es dann im kanonischen Sinne nicht mehr 100 % "richtig" ist, wäre Gesundheit und Harfenspiel doch ein Ziel, um solche Kompromisse zu suchen. Wenn du noch Olympiaden gewinnen willst, ist es natürlich was anderes.
Da wünsch ich Dir viel Geduld und gute Unterstützung!
Alles Gute a.
Nur durch Harfe spielen lernt man Harfe spielen. (Aristoteles)
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Madame Pling
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Re: wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von Madame Pling »

Hallo annunziato,
ich denke es liegt bei mir nicht unbedingt allein an der Überstreckung, sondern tatsächlich daran, dass meine Unterarmmuskeln einfach noch zu unterentwickelt für diesen "Männer"kampfsport sind. Ich fechte nicht mit dem Kurzschwert oder dem Degen, sondern dem sogenannten Langen Schwert, setze also auch beide Arme ein. Natürlich ist beim Rechtshänder, so auch bei mir, der rechte Arm etwas stärker belastet, vor allem bei Häuen und Stichen. Mein Schwert wiegt satte 1400 Gramm, fühlt sich erst recht leicht an, aber nach zwei Stunden Training merkt man jedes Gramm :)

Ich werde mal mit meinem Fechtlehrer besprechen, inwieweit ich eine Überstreckung vermeiden kann und ob ich da nicht sowieso noch an Fehlhaltungen korrigieren muss. Morgen bin ich beim Arzt und hole mir meine offizielle Diagnose. Und sobald die Entzündung abgeklungen ist heißt es sanft auftrainineren und nicht, wie bislang, mit dem Kopf (äh, Arm...) durch die Wand :) Einfach links fechten funktioniert ja leider bei einem langen Schwert nicht *sfz*

Was machst du genau? Kendō?

Grüße
Madame Pling
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Re: wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von annunziato »

Eventuell kann die "unangenehme" Auflage der Harfe auf der Schulter auch zu Verspannungen in der Schulter führen, die weitere systemische Wirkungen haben. Z.B. wird häufig die Schulter leicht hochgezogen, ohne dass der Harfenist das merkt, um die Harfe zu stabilisieren. und schon wird sich das in Rücken, Nacken und Arm weiter auswirken. Hier kann es ggf. sinnvoll sein, mit einem gepolsterten Kissen für die Auflage zu experimentieren. Wirkt sich auf den Klang nicht aus.
Bei einer meiner Harfen mit eckigem Querschnitt mache ich das, habe einfach ein Stück Schaumstoff mit schwarzem Cord (der ist wenig rutschig auf Stoff und Haut) überzogen, das hindert in diesem Fall die Harfe am seitlichen Wegrutschen und hilft der Schulter dabei, entspannt und unten zu bleiben.
Beim Trainieren ist wichtig, dass Du es in Ruhe angehst und vor allem immer wieder nach den Anspannungen und Kraftübungen bewusst für Entspannung und Dehnung sorgst. Ich habe anfangs beim Schwerttraining sehr bewusst die Dehnung und die Beweglichkeit der Handgelenke in allen Richtungen extra trainiert, da die Gefahr beim reinen kraft- und muskelaufbauorientierten Training gross ist, dass die Muskeln sich verkürzen. Das kannst Du beim Harfespielen nicht brauchen.
Alles Gute
a.
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Clia
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Re: wahhh, Epikondylopathie! :(

Beitrag von Clia »

Wenn es wirklich ein Tennisarm ist, kann ich Dir die Dehnübungen von DIESER Seite empfehlen.
Da sind auch noch eine ganze Menge Infos zum Tennisarm.
Ich hatte häufiger Mausarm - Computerjob sei Dank :_sad_: . Der ist mit dem Tennisarm vergleichbar. Da fand ich die Übungen ganz wohltuhend.
Gute Besserung!

LG Clia
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