Motivation??

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Anne
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Re: Motivation??

Beitrag von Anne »

Du solltest dringend ein klärendes Gespräch mit deiner Lehrerin führen, wenn du so weiter machst stellst du die Harfe bald für immer in die Ecke.
Du möchtest Harfe zum Spaß lernen, dann spiel Sachen die dir Spaß machen, und dir gefallen. Such auch mal selber Stücke, die dich faszinieren, dann beiß dich bei deinen eigenen Favoriten durch, hier musst du dich durchkämpfen, nicht Energie vergeuden für etwas, das dich nur nervt.
Wenn deine Lehrerin eine gute Lehrerin ist, dann geht sie darauf ein, wenn nicht, so ist sie zumindest für dich nicht gut, denn im Moment bringt dich der Unterricht nicht weiter sondern vermiest dir das Instrument.
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mygga
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Re: Motivation??

Beitrag von mygga »

Nüchtern betrachtet: du arbeitest jetzt 5 Monate an dem Stück, ohne erkennbar weiter zu kommen. Du hast keinen Vertrag unterschrieben, dass du genau dieses Stück in Konzertqualität in einer bestimmten Zeit spielen können musst.

Damit besteht keine sachliche Notwendigkeit, es weiter auf der Übungsliste zu behalten.

Alles, was du daran lernen sollst (und so weit gelernt hast, wie dir! das an diesem Stück möglich ist), hast du inzwischen erarbeitet. Das ist deiner Lehrerin möglicherweise entgangen, weil sie viele verschiedene Schüler hat.

Aus meiner Sicht ist es an der Zeit, ihr das zu sagen, und auch, dass du jetzt ein anderes Stück in Angriff nehmen möchtest. Sie soll eines aussuchen, oder du suchst etwas, was dir gefällt.

Es gibt Stücke, die kann man sofort, weil man den Zugang dazu findet. Es gibt welche, die hat man gleich im Ohr, muss aber mit den Fingern hart arbeiten, um den Klang vom Kopf auf die Finger zu bringen. Beide lohnen den Energieaufwand. Es gibt aber auch Stücke, die sind einfach nicht deins. Die gehen weder in den Kopf noch in die Finger, und wenn du sie dein ganzes Leben lang übst. Sich nach 5 Monaten immer noch weiter damit zu beschäftigen, ist Zeitverschwendung, weil maximaler Zeitaufwand nur noch minimale Erfolge bringen KANN.

Die tägliche Übungszeit würde ich teilen. Einen Teil natürlich für das Üben zum Unterricht aufwenden. Den anderen Teil verwenden für eine Neuorientierung. Mit Improvisation, und ansonsten quer Beet: Pop, Rock, Blues, Gospel, Klassik, MIttelalter, Irisch, Bretonisch - alles, was du findest, und wenn es nur die Melodien sind. Um herauszufinden, welcher Stil gerade angesagt ist, dich anspricht und zu Stimmung und Fingern passt. Das ist von Zeit zu Zeit einfach notwendig. Und wenn du gefunden hast, was dich momentan anspricht, stellt sich auch die Motivation wieder ein.
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
Harfenkind
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Re: Motivation??

Beitrag von Harfenkind »

Liebe Lilly,
jetzt möchte ich mich als Harfenlehrerin noch einklinken.
Jeder hat Höhen und Tiefen beim Harfespielen, das werden dir alle anderen bestätigen können. Du bist momentan auf einer Durststrecke angelangt. Halte durch, es lohnt sich!
Was kannst du in deiner Situation verbessern, damit die Lust zum Spielen wieder kommt?

Im ersten Jahr ein Stück fünf Monate lang zu üben ist etwas arg lang. Diese Übedauer paßt eher für ein längeres Werk während des Studiums. Respekt vor deiner Ausdauer!
Unglücklicherweise hängst du mit dem Stück unterrichtstechnisch "in der Luft". Das ist gerade bei einem ungeliebten Stück sehr frustrierend. Auch mir passiert das manchmal. Es wäre dann Aufgabe deiner Lehrerin, dem Stück dann in der nächsten oder übernächsten Stunde den Raum zu geben, den es braucht. Außer, ihr vereinbart, daß du es eher so nebenher übst (dann aber nicht jede Unterrichtsstunde durchspielen). So hat es sonst wenig Sinn. Weißt du überhaupt konkret, auf welches von deiner Lehrerin erwünschtes Ziel du hinüben sollst, oder ist das eher ein: "Jetzt üb mal weiter"?

Wichtig ist wirklich, wie andere auch schon geschrieben haben, daß du dich mit deiner Lehrerin aussprichst; speziell wegen des Stückes, aber auch grundlegend. Denn daß du gerade nicht oder fast nicht übst, merkt sie sowieso. Als Lehrerin hat man seine Vorstellungen, was "gerade dran" ist, gelernt zu werden, momentan scheint sie den Schwerpunkt Technik und Übungen zu haben. Wenn du sie darauf ansprichst, daß dir das momentan nicht gut tut, wird sie sicher darauf eingehen.
Mit dem ungeliebten Stück hätte ich z.B. diese Optionen: 1. einfach weglegen (finde ich eher unbefriedigend, da es sich wie aufgeben anfühlt). 2. Vereinbaren, in der folgenden Stunde dem Stück nochmal Raum zu geben, in dem es dann aber konkret dann abgeschlossen wird (du gibst quasi nochmal dein bestes). 3. Bis zur nächsten Unterrichtsstunde nur einen Teil des Stückes oder einen bestimmtenTeilaspekt, auf den es deine Lehrerin hauptsächlich ankommt (wie z.B. Rhythmus, Dynamik oder Fingersatz) mit einem ganz klar definierten Ziel üben und das Stück dann weglegen (du hast ein Erfolgserlebnis, ohne nochmal alles "durchzunudeln").

Wie oft hast du Unterricht? bei meinen erwachsenen Schülern hat sich bewährt, wenn die Grundlagen gelernt sind vom wöchentlichen in den zweiwöchentlichen Rhythmus zu wechseln. Das gibt dir den Raum, dich in Ruhe mit den Stücken beschäftigen zu können und nimmt dir gleichzeitig den Erfolgsdruck; denn mit dem Dazulernen brauchen die Stücke einfach mehr Zeit, sich zu entwickeln als am Anfang.

LG
Angelika
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Irmtraud
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Re: Motivation??

Beitrag von Irmtraud »

Merit: daß ein abgeschlossenes Musikpädagogikstudium genausoviel und genausowenig dazu beiträgt, ein guter Instrumentalpädagoge zu sein, wie ein abgeschlossenes Lehramtsstudium dazu beiträgt, z.b. ein guter Mathelehrer zu werden
Liebe Merit,
ich wollte nicht ausdrücken, dass man mit einem Musikpädagogikstudium automatisch zu einem guten Lehrer oder einer guten Lehrerin wird, aber zumindest hat man dann schon mal den Entschluss zum Unterrichten gefasst und ist nicht auf die künstlerische Laufbahn fixiert.
Ich habe gerade im Folkbereich, in dem es ja in Deutschland keinerlei Ausbildung gibt, bemerkt, daß sich die Lehrqualität in den letzten Jahren enorm verbessert hat und in den meisten Kursen viel besser ist als bei vielen "klassischen" Musikschullehrern, zumindest in meinem Umfeld. Es könnte daran liegen, daß das Thema die Unterrichtenden stärker interessiert
Das empfinde ich auch. Ich weiß nicht, ob dich noch erinnerst an die Hamburger Hafengruppe, wo du vor vielen Jahren schon mal unterrichtest hast. Es hat mir damals viel Spaß gemacht bei dir, ich habe vieles gelernt und denke gern daran zurück.

Viele Grüße
Irmtraud
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ysa
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Re: Motivation??

Beitrag von ysa »

lilly, es wurde ja schon ganz viel geschrieben.
ich kann nur von mir persönlich berichten: ich habe nach 3,5 jahren unterricht aufgehört. ich war bei einer lehrerin, zu der mich meine erste lehrerin "überwiesen"hat, die weggezogen ist. diese zweite lehrerin ist auch supernett, macht einen für kinder oder klassisch ambitionierte harfenspieler tollen unterricht, aber für mich als freizeit-überin war der unterricht zu anspruchsvoll. ich hätte jeden abend eine stunde üben müssen, das geht einfach nicht.

ich habe das gemerkt, als ich bei ihr ein stück wieder und wieder üben sollte, das mir einfach zu schwer war. ich wusste von anfang an, dass ich es nicht hinkriege. ich mag es, ein tolles stück, aber viel zu schwierig für mich. das war für mich dann letztendlich der punkt, an dem ich ihr sagte: ich mach jetzt eine pause, ich muss mal mein ding machen. ich packe das mit dem üben neben einem fulltime bürojob einfach nicht. also ich hab nicht wegen des stücks aufgehört, das war aber einfach noch so der letzte tropfen. ich habe gemerkt, dass mir der unterricht zur last wird, und dazu ist er ja auch einfach zu teuer. (natürlich gerechtfertig, aber eben nicht in meinem fall.)
das war zwar schwierig, aber natürlich hat sie es verstanden.

das hat dazu geführt, dass ich meinen weg endlich gefunden habe. ich spiele jetzt genau die stücke und lieder, die ich mag. ich mache jetzt vor allem liedbegleitung, weil ich sehr gerne singe. das ist mein weg. das ist absolut das, was ich schon immer machen wollte, aber durch diese ganzen klassischen geschichten (zuerst vom klavier aus) vergessen habe.

vielleicht nehme ich mal wieder unterricht, aber dann definitiv keinen klassischen.

und noch mein senf zu deiner lehrerin: wenn du ein stück nicht mehr spielen möchtest, dann spiele es nicht mehr. du bist erwachsen. du darfst das sagen. du musst das nicht durchziehen.

die freude kommt bestimmt wieder!!! krisen gibt es immer mal!
Markus Schönfelder
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Re: Motivation??

Beitrag von Markus Schönfelder »

Mal noch aus Lehrerperspektive:

Manchmal gibt man den Schülern ja auch schwere Stücke gerade um zu sehen ob er sich auch durchbeißt wenn es mal nicht alles leicht fällt und sofort Spaß macht.
Unabhängig davon ob der Schüler professionelle Ansprüche hat oder einfach nur ein wenig das Instrument lernen - ein Isntrument zu lernen fällt einen nicht immer leicht und macht Spaß. Das ist einfach so. Die Frage ist wie ich als Lehrer damit umgehe.
Ich kann versuchen den Schüler eben nur Aufgaben zu geben die seinem aktuellen Stand entsprechen. Das heißt aber im Umkehrschluss dass ich ihn nie wirklich fordern kann aus seiner Komfortzone heraus zu kommen. Das mag ja auf einige Zeit ganz gut gehen, aber es bremst die Schüler auch in Ihrem Fortschritt aus und versperrt die Chance dass sie vielleicht vieles an Musik entdecken, die sich nicht sofort dem Zuheörer oder Spieler erschließt.
Auf der anderen Seite kann ich dem Schüler auch nur Aufgaben geben von denen ich weiß dass sie gerade die Herausforderung sind, die er überwinden muss um den nächsten Schritt zu machen. Das kann mal gut gehen und drei Wochen später kommt der Schüler ganz aufgeregt zum Unterricht weil er plötzlich selber erkannt hat dass er einen Durchbruch hatte - aber auch dass ein Schüler sich mehrere Wochen mit einem Stück quält ohne gefühlt voran zu kommen.

Das ist wirklich keine einfache Frage. Lernen findet zu einem guten Teil im Kopf statt.
Jeder Lehrer weiß dass er seinen Schüler wahrscheinlich nicht für immer hat. Aber wenn alles gut geht wird der Schüler eventuell sein Leben lang ein Instrument spielen. Daher sehe ich meien Aufgabe nicht darin meinem Schüler Stücke zu zeigen, sondern ihm/ihr die Fähigkeiten zu vermitteln die er benötigt um selbstständig weiter zu wachsen.

Dazu gehört sich selbst Stücke zu erarbeiten, seinen eigenen Trainingsplan zu machen und eben auch mit Mißerfolg und Schwierigkeiten umzugehen.
Jeder Musiker kommt irgendwann an den Punkt wo man einfach nicht weiter kommt. Das ist mitunter eine wirklich schwere Erfahrung. Und leider gibt es immer immer wieder Leute die irgendwann aufhören ihr Instrument zu spielen weil sie nie gelernt haben sich auch mal durchzubeißen.
Denn eines kann ich garantieren: Wenn man regelmäßig und mit der richtigen Methodik an etwas arbeitet muss man zwangsläufig etwas dabei lernen - auch wenn man es selbst eventuell gar nicht so wahrnimmt.

Ich weiß nicht was die Überlegung deiner Lehrerin/deines Lehrers ist, aber eventuell wäre es sinnvoll einmal die Kommunikation zu suchen.

Motivation ist ein wichtiger Teil des Lernens, aber man sollte sich vor Augen führen dass es nur -ein- Werkzeug ist.
Manchmal schafft es der Lehrer nicht die Motivation einzusetzen wenn sie hilfreich wäre. Manchmal wählt der Lehrer aber auch aus gutem Grund ein anderes Werkzeug. Man sollte sich nicht nur von diesem einen Werkzeug anhängig machen.
Manchmal ist Disziplin oder Ehrgeiz das bessere Mittel.

Letztendlich geht es darum dich darin zu trainieren diese verschiedenen Mittel an dir selbst zu erkennen und bewusst zu nutzen. Und dich zu befähigen dich musikalisch so zu entwickeln wie es dir gegeben ist. Lernen ohne Herausforderung führt letztendlich genauso zu Frustration da du irgendwann immer vor einer Wand stehen wirst die dir unüberwindlich scheint.

Liebe Grüße
Markus
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ysa
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Re: Motivation??

Beitrag von ysa »

an die lehrer unter uns:
was markus gerade geschrieben hat vom durchbeißen - ich frage mich, ob man mit erwachsenen schülern nicht grundsätzlich anders umgehen muss als mit kindern. oder vielleicht wäre es auch eine möglichkeit, genau dieses thema offen anzusprechen? mit erwachsenen kann man sich ja schon mal auf die meta-ebene begeben und sagen: hör mal, das stück mag dir zu schwer vorkommen, aber versuch doch mal, dich durchzubeißen. vielleicht unterschätzt du dich ja!
oder so.
als erwachsene (und instrument-erfahrene, bei absoluten musik-anfängern mag das anders sein) kann ich schon einschätzen, ob das stück noch was wird oder nicht. als kind vielleicht noch nicht.
als kind lerne ich schneller und habe vielleicht mehr zeit zum üben. als erwachsener bin ich langsamer.

ich finde die frage interessant, ob man mit erwachsenen da vielleicht ganz anders umgeht oder umgehen sollte als mit kindern. keine ahnung!
macht ihr lehrer da unterschiede?
Markus Schönfelder
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Re: Motivation??

Beitrag von Markus Schönfelder »

Es ist definitiv ein Unterschied.
Wie du schon sagtest kann man mit Erwachsenen auch direkt Themen wie Lernmethodik und Motivationsmanagement ansprechen.
Aber vor der eigenen Psychologie gefeit ist keiner von uns.
Und meiner bisherigen Unterrichtserfahrung nach sind Erwachsene nicht weniger davon betroffen als Kinder - nur haben wir alle über die Jahre hinweg andere Verdrängungsmechanismen entwickelt und neigen dazu das nicht mehr so direkt und ungefiltert zu äußern wie Kinder.

Im Sport ist es bei weitem akzeptierter und verbreiterter dass selbst Profis ständig an Ihrer Psyche arbeiten und Choaching nehmen.
Bei der Musik wird das gerne mal übersehen oder hat sich einfach noch nicht so durchgesetzt.

Aber ich sehe meine Funktion als Lehrer nicht darin Jemanden Stücke beizubringen oder Tonleitern zu erklären oder Haltungen zu überprüfen, sondern meine Schüler auf Dauer dazu zu befähigen das selbstständig zu tun. Egal ob es sich um Erwachsene oder Kinder handelt. Manche Dinge kann man alleine tun und da sorge ich dafür dass die Schüler diese Fähigkeiten erlernen.
Aber andere Dinge gehen nur im Dialog und mit der Perspektive eines Außenstehenden. Da ist man dann als Lehrer eben manchmal gefragt die Stimme zu sein die auch Dinge sagt die der Schüler nicht gerne hört.

Es ist halt so eine Sache: Fast jeder glaubt seine eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. Aber die wenigsten schätzen sich selbst wirklich Objektiv ein. Jedenfalls in der Musik. In anderen Bereichen fühle ich mich nicht qualifiziert genug darüber ein Urteil zu äußern ;)

liebe Grüße
Markus
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merit
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Re: Motivation??

Beitrag von merit »

ysa hat geschrieben: als kind lerne ich schneller und habe vielleicht mehr zeit zum üben. als erwachsener bin ich langsamer.
Liebe Ysa, ich habe absolut gegenteilige Fälle, und zwar mehrere. :-) Aufgrund der langsam statistisch verwertbaren Menge gehe ich inzwischen davon aus, daß das so nicht stimmen kann. Woran das genau liegt - darüber kann man jetzt munter spekulieren. Ich habe durchaus meine Theorien....
markus hat geschrieben: Im Sport ist es bei weitem akzeptierter und verbreiterter dass selbst Profis ständig an Ihrer Psyche arbeiten und Choaching nehmen.
Bei der Musik wird das gerne mal übersehen oder hat sich einfach noch nicht so durchgesetzt.
Danke, Markus! Ich bin auch genau Deiner Meinung in der Hinsicht, daß es auf jeden Fall Aufgabe des Lehrers sein sollte, den Schüler so zu unterrichten, daß er selbstständig wird - eine eigenständige und selbstverantwortliche Musikerperson.

Ich höre da manchmal die dollsten Sachen - daß z.B. Themen wie effektives Üben, Umgang mit Fehler etc. pp. im Unterricht überhaupt nicht zur Sprache kommen. Da wundere ich mich schon....

Ich muß allerdings auch ganz ehrlich gestehen, daß es meines Erachtens nur randlich Aufgabe des Lehrers ist, einen Schüler zu etwas, das sich dieser freiwillig ausgesucht hat, zu motivieren. Motivieren kann meines Erachtens auch kaum jemand "anderes" als man selbst. Ob man die Motivation nun aus der reinen Freude am Tun, aus der Anerkennung durch andere oder oder oder holt, das ist Thema langer wissenschaftlicher Abhandlungen und kostspieliger Motivationstrainerwochenenden :-)

Ich kann als Lehrer Angebote machen ("Welches Stück möchtest Du gern spielen?" "Da ist ein spannendes Harfenkonzert am kommenden Wochenende, kann ich nur empfehlen!" "Wollen wir uns mit den Schülern nicht mal wieder zum Zusammenspielen treffen?" "Ah, Du spielst mit Deiner Freundin immer mal wieder was zusammen. Braucht Ihr eine Art Bandcoaching von mir?" ) - aber motivieren kann ich nicht.

Herzliche Grüße, Merit Zloch
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Re: Motivation??

Beitrag von bastian »

Ich erwarte von einem Lehrer nicht, mich zu motivieren. Aber auch, dass er meine Motivation nicht tötet. :_rolleyes_:

Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
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