Motivation??

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Barbara
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Re: Motivation??

Beitrag von Barbara »

Offtopic:
Noch mal zum Thema Metronom (ist hier ja eigentlich Off-Topic): Eine schöne Abwechslung ist auch, das Metronom auf den Offbeat schlagen zu lassen. :_cool_: Damit bekommt man 4/4 Takte fast von alleine richtig schön groovig. Muss man sich ein bisschen dran gewöhnen, macht aber tausend mal mehr Spaß als stumpf gerade auf den Takt. Und passt so ein bisschen in die Richtung, das Metronom als Perkussion umzudeuten.
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Re: Motivation??

Beitrag von Deirdre »

Markus Schönfelder hat geschrieben: Di 14. Mär 2017, 11:04
Aber Disziplin/Ehrgeiz und Spaß schließen sich auch nicht aus. Ich kenne genügend Leute die jeden Morgen joggen - mit Freude. Auch wenn das Disziplin erfordert und anstrengend ist.
Und Freude kommt ja auch in vielen Formen: die Freude in dem Moment in dem ich Übe/Spiele ist ja nur eine. Viele Schüler haben Freude an ihrem Fortschritt oder dabei das gelernte umsetzen zu können, auch wenn das eigentliche Üben eher Neutral gewertet wird.
Natürlich schließen sich Disziplin, Ehrgeiz und Freude am Tun nicht gegenseitig aus - dass ich merke, dass ich mich entwickle, kleine Stücke spielen kann, die mir noch vor wenigen Monaten zu schwierig waren, trägt bei mir wesentlich zur Motivation bei.

Nur: Disziplin, Ehrgeiz und Motivation als gleichberechtigte Werkzeuge zum Erlernen zu sehen - hier: des Harfenspiels sehe ich nicht unkritisch.

In meiner Kindheit habe ich mehrere Jahre Klavier lernen müssen - noch lange, nachdem die ursprüngliche Motivation und Freude daran verflogen war. Und ja, in gewisser Weise habe ich davon profitiert - etwas zu lernen, ohne dass es leicht fällt oder Freude macht, nicht aufzugeben - diese Fähigkeit habe ich seitdem in meinem Leben noch ein paar Mal gebraucht.

Aber: der Preis dafür war hoch. Es hat lange Zeit gedauert und einen fast unglaublichen Zufall gebraucht, damit ich jetzt, als Erwachsene (!) merke, dass Musik machen tatsächlich Freude machen kann.

NB: die Stücke, die mir gefallen haben in diesen 8(?) Jahren Klavierspiel könnte ich an meinen Fingern abzählen. Ohne alle zu benutzen.

Offtopic:
Mache mal eben einen Metronom-Thread auf. Finde das Thema spannend, glaube aber nicht, dass Beiträge dazu hier leicht gefunden werden


Liebe Grüße,

Deirdre
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bastian
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Re: Motivation??

Beitrag von bastian »

Interessant finde ich die Wendung in diesem Thread.

Ursprünglich ging es mal um nachlassende Motivation.

Inzwischen debattieren wir hier sehr viel über Metronome.

Liebe Lehrer, üben nach Metronom mag so sinnvoll sein wie es will. Es ist und bleibt ein Motivationsdesaster. Und plötzlich kann ich sehr menschlich nachspüren, welche -entschuldigung- Arroganz des Lehrers es ermöglicht, Motivation zu töten. Wir haben es in diesem Thread gerade vorgemacht. Wir reden am Thema der Threaderstellerin vorbei. Mag die Diskussion so sinnvoll sein wie sie will.

Über Metronome bitte hier weiterdiskutieren: viewtopic.php?f=32&t=7826
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Re: Motivation??

Beitrag von ysa »

:_grin_:
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merit
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Re: Motivation??

Beitrag von merit »

Hahahaha, lieber Bastian! Danke für die Blumen! Was für ein Wunder, daß ich überhaupt noch motivierte Schüler habe.....:-)

Wenn das bei jedem thread, der sich innerhalb von drei Beiträgen vom Originalthema weit, weit wegbewegt, gemacht würde, wäre ich sehr glücklich, dann wüßte ich nämlich, wo ich die mich interessierenden Themen finde.

Und wenn das mit der Motivation SO schnell geht ;-) kann ich verstehen, daß in dem Moment, wo ein Lehrer konsultiert wird, der nicht nur das pflegt, was der Schüler kann, die Motivation in den Keller geht.

Meine von mir nicht sehr geliebte und ziemlich verständnislose Lehrerin hat GANZ andere Register aufgezogen und ich spiele noch immer Harfe - und zwar GANZ anders, als meine Lehrerin das sich vorgestellt hat.

Herzliche Grüße, Merit Zloch
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Susanne Globisch
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Re: Motivation??

Beitrag von Susanne Globisch »

Ich fand die Wendung, die der Thread genommen hat, sehr erfreulich und stimmig. (Ok, mal abgesehen von der schlechteren Auffindbarkeit, aber damit muss man in Foren rechnen).

Und zwar aus folgenden Gründen:

1. ich bin 100%ig überzeugt davon, dass die hauptsächliche Motivation, die die ersten musikmachenden Menschen vor ein paar 10.000 Jahren zu ihrem Tun veranlasst hat, die Freude daran war, etwas im GEMEINSAMEN RHYTHMUS zu tun. Wer schon mal getanzt hat (und ich meine hier vor allem einfache Reigentänze oder ähnliches) weiß, was für eine geradezu euphorisierende Wirkung es haben kann, sich mit anderen im gleichen Takt und Rhythmus zu bewegen. Und dasselbe gilt für gemeinsames Musizieren. Dazu ist es nun mal notwendig, dass ich technisch in der Lage bin, den Takt zu halten. Wenn jemand die Möglichkeit hat, immer gleich mit anderen (geduldigen) Menschen zusammen zu üben - klasse. Das wird aber eher die Ausnahme sein als die Regel, und daher ist das Metronom in meinen Augen das wertvollste Helferlein, das je erfunden wurde.

2. ich mache auch regelmäßig die Erfahrung, das Schüler der Meinung sind, sie „hätten halt kein Rhythmusgefühl“. Ich sehe es in solchen Fällen NICHT als meine Aufgabe als Lehrerin an, ein solches unrichtiges Selbstbild der Schüler weiter aufrechtzuerhalten. Manchmal ist dann ein wenig ganz bodenständige Faktenvermittlung notwendig (Rhythmusgefühl ist nicht angeboren, sondern erlernt und erlernbar), manchmal ein wenig basale Psychoedukation (solange ich mein Selbstbild u.a. daran festmache, dass ich derjenige bin, der nunmal „kein Rhythmusgefühl“ habe, wird es sehr schwierig, ein solches zu entwickeln. Einfach weil man dann mit Dissonanzen zwischen Ober- und Unterbewusstsein zu kämpfen hat, und in solchen Fällen siegt immer das Unterbewusstsein. Also zuerst mal die Möglichkeit akzeptieren, dass man vielleicht doch lernen kann, im Timing zu spielen, und dass das - surprise! - tatsächlich Spass machen kann).
Die Kunst der Lehrer/in besteht darin, den Schüler, der glaubt, kein Rhythmusgefühl zu haben, behutsam und praktisch vom Gegenteil zu überzeugen. Wenn das gelingt, dauert es meist nicht lange, und die Schüler spielen ein ihrem Können entsprechendes Stück in stressfreier Geschwindigkeit ganz entspannt zum Klick durch und sind vom Ergebnis hocherfreut.

3. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass an diesem Punkt offensichtlich oft was schief geht. Anscheinend gibt es immer noch Lehrer/innen, die das Metronom als eine Art „Strafinstrument“ ansehen und benutzen. Ich hoffe, diese Sorte Lehrer/innen stirbt bald aus.

4. Wenn man das im-Timing-Spielen gelernt hat und damit sofort in der Lage ist, mit anderen zusammen zu spielen (oder notfalls zum Drumcomputer oder zu einem evtl. selbsterstellten Playback mit 2. Stimme), dann macht das so viel Spass, dass sich die Frage nach der „Motivation“ von alleine erübrigt. ES IST EINFACH TURBOAFFENGEIL UND WAS BRAUCHT ES NOCH?!?

5. ich persönlich empfinde beim Üben das Metronom keineswegs als Motivationskiller, sondern als einen super motivierenden Groove, der unermüdlich immer weiter macht und damit auch mich dazu bringt, viel länger zu spielen als ich es ohne Metronom tun würde. Stück 1x durchgespielt, klasse. Metronom klickt aber weiter, also spiele ich es noch mal durch. Usw., bis ich aufpassen muss, dass es nicht wieder eine Blase an irgendeinem Finger gibt… :-)))

6. last but not least ermöglicht einem ein gutes Rhythmusgefühl überhaupt erst künstlerische Freiheit. Wenn ich Pausen mache, die nur dadurch bedingt sind, dass ich meine Finger nicht schnell genug sortiert bekomme, hat das mit selbiger nun mal nichts zu tun (ist eher unkünstlerische Unfreiheit). Erst wenn ich fühle, wie das timing zum Metronom wäre, kann ich bei eher im freien timing gemeinten Stücken bewusst und damit aus meiner Freiheit heraus davon abweichen.

7. Zusammenfassend: ich glaube, dass die Frage nach der „Motivation“ überhaupt erst dann aufkommen kann, wenn man im Unterricht nicht von Anfang an erlebt hat, wieviel Spass es macht, zweistimmig (und das muss ja notwendigerweise im gleichen Timing sein) zusammen zu spielen. Wenn man das im Unterricht regelmäßig macht (und zwar am besten gleich von den ersten Stunden an), macht es ganz einfach so viel Spass, dass sich die Frage nach der Motivation meist von alleine auflöst. Daher treffen die Tipps zum Üben mit Metronom meiner Ansicht nach ziemlich genau den Kern der ursprünglichen Frage.

Liebe Grüße - auch an Euer Metronom - von Susanne
May Peace and Love be with us. Always.
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Markus Schönfelder
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Re: Motivation??

Beitrag von Markus Schönfelder »

ES IST EINFACH TURBOAFFENGEIL UND WAS BRAUCHT ES NOCH?!?
:_cool_: Amen. Can you see the light? :_cool_:

Liebe Lehrer, üben nach Metronom mag so sinnvoll sein wie es will. Es ist und bleibt ein Motivationsdesaster. Und plötzlich kann ich sehr menschlich nachspüren, welche -entschuldigung- Arroganz des Lehrers es ermöglicht, Motivation zu töten. Wir haben es in diesem Thread gerade vorgemacht. Wir reden am Thema der Threaderstellerin vorbei. Mag die Diskussion so sinnvoll sein wie sie will.
Ich glaube keiner meiner Schüler hat das Metronom jemals als Motivationsdesaster kennen gelernt. Jedenfalls nicht bei mir.
Über antiquierte Lehrmethoden unqualifizierter Lehrkräfte müssen wir an der Stelle nicht reden.
Das Metronom kann - richtig eingesetzt - die am leichtesten verfügbare Variante eines Mitspielers sein. Wenn ich Nachts um 2 plötzlich Lust habe Musik zu machen ist es da und schon habe ich meinen Perkussionisten.
Wie man so eine Erfindung in etwas verdreht, was Schüler abschreckt und Ihnen Angst einjagt ist mir ein Rätsel
Ich finde Susanne hat es in Ihrem Post echt gut zusammen gefasst (find ich super - unterschreib ich so), daher gehe ich an der Stelle nicht weiter darauf ein.

Aber vielleicht noch zwei Sätze zu deiner Kritik (wird wohl doch wieder mehr :_embarassed_: :

Der Punkt der Arroganz ist nicht ganz unberechtigt. Als Lehrer wird man letztendlich dafür bezahlt "es besser zu wissen". Wenn ich mir das nicht einbilden würde hätte ich nicht den Mut mich vor einen Schüler zu setzen, ihm zu erzählen was er tun soll und dafür noch Geld zu verlangen.
Die Arroganz/das Selbstbewusstsein dafür kommt auch nicht aus dem nichts, sondern nährt sich aus den Quellen
a) die Fehler alle selbst einmal begangen zu haben
b) in der Vergangenheit super Lehrer und Coaches gehabt zu haben, die ich emulieren kann
c) meine Unterrichtsstunden gründlich vorzubereiten
( und d) dass es mir wirklich am Herzen liegt aus meinem Schüler das Beste raus zu holen - auch wenn er/sie selbst noch nicht sehen können was alles in Ihnen steckt)

Ein eigener Metronom-Thread ist super. Ein paar hier genannte Methodiken und Tips sind da sicher gut untergebracht.
Aber ich finde nicht dass die Diskussion so weit am ursprünglichen Thema und Problem vorbeigegangen ist. Motivation ist ein Thema das sich nicht mal schnell auf 3 Seiten DIN A4 abhandeln lässt. Es haben sich bisher einige Leute mit wirklich spannenden Einblicken gemeldet - jeder mit seiner speziellen Betrachtungsweise des Problems.
Im aktuellen Stand der Diskussion haben wir uns auf ein Teilthema eingeschossen, aber ich hätte beim Öffnen so eines Threads auch nicht erwartet die ultimative Lösung zu allen Teilproblemen auf 5 Seiten zu finden.
Wenn es so einfach wäre würden wir alle 5 Unterrichtsstunden nehmen und danach unser Instrument - oder zumindest uns selbst komplett beherrschen.

Ich bin am Anfang auf das Metronom zu sprechen gekommen weil die unreflektierte Nutzung durch manche Lehrer sowohl ein Motivationshemmer sein kann, aber es auch das Werkzeug schlechthin ist um an Motivation und alternativen Einflussfaktoren zu arbeiten.
Und letztendlich sind ja Foren auch nciht nur dazu da den Fragesteller eine schnelle Antwort zu geben, sondern auch Diskussion anzuregen und Interessierten die zukünftig auf den Thread stoßen Informationen an die Hand zu geben.
Und ich glaube viele Schüler die hier rein schauen fühlen sich von der Problematik mit dem Metronom angesprochen.
Aber: der Preis dafür war hoch. Es hat lange Zeit gedauert und einen fast unglaublichen Zufall gebraucht, damit ich jetzt, als Erwachsene (!) merke, dass Musik machen tatsächlich Freude machen kann.

NB: die Stücke, die mir gefallen haben in diesen 8(?) Jahren Klavierspiel könnte ich an meinen Fingern abzählen. Ohne alle zu benutzen.
Was du hier ansprichst ist der Fall von dem wir leider alle schonmal gehört haben und der einigen von uns unter Umständen schon selbst zugestoßen ist. Das komplette Versagen der Lehrkraft - gerade mit jungen Schülern - das richtige Gleichgewicht zu finden.
Nur: Disziplin, Ehrgeiz und Motivation als gleichberechtigte Werkzeuge zum Erlernen zu sehen - hier: des Harfenspiels sehe ich nicht unkritisch.
Unkritisch ist es definitiv nicht! Wenn ich Schüler unterrichte hinterfrage ich meine Methodik in der Vorbereitung ständig selber.
Wenn ich sage "Motivation ist nicht alles - es gibt auch Ehrgeiz, Disziplin, etc." gilt das genauso im Umkehrschluss. Disziplin kann ebenso nicht alleine leisten was eigentlich eine Zusammenarbeit aller Bedürfnisse und Impulse sein sollte.
Im Optimalfall gehen Disziplin, Mühe, Arbeit, Spaß, Spiel, Gemeinschaft, Ehrgeiz, Nervosität,etc Hand in Hand und richten sich auf ein gemeinsames Ziel. Schön wäre es diesen Zustand immer erreichen zu können. Leider aber auch unrealistisch. Und nur wenige dieser Stellschrauben kann ich als Lehrer direkt beinflussen. Viel kommt auch vom Schüler selbst, von seinem Umfeld, von der Musik die er hört, etc.

Mir geht es nur darum dem Schüler die Möglichkeit zu geben einige der Stellschrauben selbst benutzen zu können und seine Ziele auch zu erreichen wenn Motivation oder Disziplin alleine nicht ausreichen oder auch mal gegen einen arbeiten.

Jeder der schonmal auf eine Bühne gegangen ist um etwas vorzutragen, was einem am Herzen liegt und Mühe und Arbeit gekostet hat weiß dass auch "negative Emotionen" ihren Platz haben und einfach nicht zu umgehen sind. Nervosität, der zu hohe Anspruch an sich selbst, Leistungsdruck.
Das kann ein weiterer Motivator sein und das Erleben des letztendlichen Ergebnisses seiner Mühen schärfen und erweitern oder ein Bremsklotz an deinen Bein werden.

Motivation alleine würde mich nicht dazu bringen auf der Bühne in ein Mikrofon zu singen! ;)

Liebe Grüße
Markus
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Lilly
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Re: Motivation??

Beitrag von Lilly »

Ihr Lieben,

zuerst mal vielen, vielen Dank für die tollen Anregungen, verständnisvollen Worte und hilfreichen Tips!
Ich finde es übrigens auch sehr spannend hier mitzulesen und die Entwicklung der Diskussion zu verfolgen - nicht nur um meine eigene Motivationsschwäche zu kurieren, sondern weil ich es schön finde zu lesen, welche Erfahrungen ihr alle gemacht habt. Also lasst euch nicht stören und diskutiert muter weiter - gerne auch über Metronome und sonstige Hilfsmittel :_wink_:

Ich wollte euch nun danken und euch vom Ausgang dieser Geschichte berichten.

Ich bin das doofe Stück jetzt los :_grin_:
Allerdings habe ich "normal" abgeschlossen und nicht gesagt "ich mach das jetzt nicht mehr".

Ich habe nach euren Kommentaren viel darüber nachgedacht wie und warum ich Harfe spiele. Vor allem dass ich die Sache verbissen angehe habe ich reflektiert. Und ja, ich glaube ich gehe viele Dinge verbissen an - vor allem Sport oder wenn ich etwas lernen muss, das mir nicht auf Anhieb leicht fällt. Und ich finde es nach wie vor schwer, das Gleichgewicht zwischen "durchbeißen" und "verbeißen" zu finden. Ich glaube ich brauche einen gewissen Druck um etwas durchzuhalten - und diesen Druck mache ich mir eben selbst, da es bei Hobbys ja nicht um Leistung geht. Aber danke euch habe ich auch erkannt, dass es wichtig ist, manchmal die Zügel ein bisschen zu lockern und langsam aber entspannt zum Ziel zu kommen.
Ich denke ich gehe die Musik als Erwachsene mit einer gewissen Härte an, weil ich mich im Leben nie irgendwo wirklich durchgebissen habe. Es gab immer das, was ich konnte und mir Spaß machte weil es leicht gefallen ist - und die Dinge, die ich nicht konnte und die ich vernachlässigt habe. Ich denke letztlich ist es nicht falsch, seine Kräfte effizient einzuteilen und sich auf die Sachen zu konzentrieren die man eben kann. Bei der Wahl zwischen Mathe und Englisch war das nie ein Thema.
Aber Musik ist für mich etwas anderes. Ich liebe Musik und ich denke ich bin zu einem gewissen Grad musikalisch, aber ich habe keine super Begabung. Wenn ich etwas spielen will, muss ich es mir ehrlich erarbeiten und insgeheim gefällt es mir auch, dass mir nicht alles in den Schoß fällt.
Außerdem habe ich als Kind viele schlechte Erfahrungen beim Klavierspielen gemacht. Wie so manches Kind wurde ich gezwungen und meine Lehrerin war auch keine begabte Pädagogin. Dennoch möchte ich nun ein Instrument lernen das mir gefällt und daher bin ich auch eher dankbar wenn ich etwas langsam aber gründlich lerne.

Letztlich spiele ich aber Harfe, um als Mensch zu wachsen. Seither habe ich viel über mich nachgedacht und ich lerne, meine Schwächen zu akzeptieren. Ich sehe die Saiten wie eine Leiter und ebenso wie die Finger die Saiten erklimmen und stärker werden, kann ich auch als Person stärker werden und mich besser kennenlernen. Dieses Denken hilft mir in gewisser Weise, da ich einiges zu verarbeiten hatte und noch immer mein Selbstbewusstsein zurückerlangen möchte.
Gegen die Methoden meiner Lehrerin kann ich nach wie vor nichts schlechtes sagen. Ich denke sie unterstützt mich schon in meinem Fortschritt und ich merke auch, dass sie auf meine Bedürfnisse eingeht, wenn ich es ihr mitteile. Die Schwierigkeit liegt eher darin mir selbst klar zu machen wo grade der Wurm drin ist.

Ein weiteres Problem ist, dass mein Leben grade im Umbruch ist und sich viele Dinge grade fügen müssen. Diese Unruhe oder Unsicherheit lässt mich auch oft nicht die Muse finden, mich an die Harfe zu setzen und konsequent zu üben.

Gestern habe ich mit meiner Lehrerin gesprochen und wir haben eine gute Lösung gefunden. Ich werde mit dem Unterricht pausieren bis ich weiß, wie es für mich weiter geht. Wenn ich doch mal ein schnelles Coaching brauche, ist meine Lehrerin aber gerne für mich da. Diese Lösung ist für mich optimal!
Danke, dass ihr mir Mut zugesprochen habt, diesen Schritt zu tun, als er nötig war. Ohne euren Zuspruch hätte es sich für mich wie aufgeben oder versagen angefühlt. Aber nun kann ich ein bisschen besser auf meine Bedürfnisse und die innere Stimme hören und mir die Zeit nehmen, die ich brauche.
Ich stehe nun nicht mehr unter dem Druck, üben zu müssen und kann spielen was ich will oder mich auch mal einem anderen Hobby widmen. Wenn ich mal wieder Lust habe, werden Stück für Stück die harpa mundi Hefte durchgearbeitet und wenn ich keine Lust habe, mache ich was anderes!
Es hat mir auch viel geholfen, wieder Omnia zu hören. Jetzt im Frühling fühle ich mich auch danach! Und nachdem das Sheenerlahi Set rauf und runter lief, hab ich sogar die ersten Takte vor mich hingespielt. Einfach so! :_grin_:

Also nochmals danke! Und viel Spaß beim Diskutieren :_wink_:
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Tinka Bell
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Re: Motivation??

Beitrag von Tinka Bell »

Sehr interessant, @Lilly....... Also Stück für Stück die harpa mundi Hefte durchackern - ach nö! Das hat schon wieder so was von "lernen müssen". Ich kann das gar nicht gut!
Also ich für meinen Teil schwanke ja auch immer zwischen dem "genauso Spielen, wie´s der Lehrer verlangt" und "Spielen, wie es etwas losgelöst von all der Theorie trotzdem gut klingt" Ich bin Pragmatiker, leider auch oft ungeduldig und möchte in dem mir möglichen Rahmen gut klingende Musik machen. Insofern habe ich mir ja das leichtere Nightingale-Stück rausgesucht und bastele mir einfach Noten dazu, improvisiere usw. Leider habe ich das Problem, das immer alles im Kopf so festzuhalten, um es dann reproduzieren zu können und das größere Problem, dass mir die Fingerfertigkeit natürlich noch fehlt. Aber ich hab auf den Moment gewartet, wo ich wieder loslassen konnte vom "an den Noten kleben", um einfach aus mir heraus Musik machen zu können. Das geht zwar nicht so wie auf dem Klavier, aber es macht Spaß so, denn es ist kreativ und nichts muss perfekt sein! Und ich komme auch von selbst mit Stücken, die ich meiner Lehrerin einfach zeige und die wir dann spielen. Es ist schön, dass sie sich drauf einlässt und es sind ja auch keine schweren Stücke. Das gäb nur Frust.
Ich möchte einfach das spielen, was ICH mag und was ich gerne höre. Darum spiele ich Harfe. Und genau deshalb hab ich damit angefangen. Bis ich allerdings das spielen kann, was ich WIRKLICH toll finde, wird noch viel Zeit vergehen. Aber dieses Ziel hab ich immer im Hinterkopf, es geht nur nicht so schnell, wie ich das gerne hätte. Mal kucken, was Ende Jahr so ist, oder nächstes Jahr.......
Direkt aus dem Kopf auf die Saiten, ganz ohne Kopfnuss :_grin_: - Entspannung pur!
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Re: Motivation??

Beitrag von Mainzelwölfchen »

Liebe Lilly,

die Lösungen, die du gefunden hast, finde ich super, kann ich aus meiner Erfahrung als Lehrerin (an einer Schule - und nicht Musik :_grin_: ) und Harfenlernende nur unterstützen. Manchmal ist reden wichtiger als spielen (oder in meinem Job halt schreiben, lesen). Ich spiele erst seit gut einem Jahr Harfe und war von Anfang an so verliebt, dass ich gedacht hab, ich werde natürlich nieee Motivationsprobleme haben. Und hatte - zack - nach einem halben Jahr eine Sehnenscheidenentzündung auf beiden Seiten, was mich auch psychisch ziemlich mitgenommen hat. Ich musste mich übungstechnisch umstellen und hatte solche Angst davor, dass die Schmerzen wiederkommen, dass ich mich plötzlich zum Üben aufraffen musste. Um mich aus dem Tief rauszuarbeiten, habe ich Folgendes eisern durchgehalten: Auch wenn ich keine Lut hatte zu üben, hab ich jeden Tag meine Harfe gestimmt, so nach dem Motto: Wenn ich mich schon nicht aufraffen kann, mir selbst was Gutes zu tun, tue ich meiner Harfe was Gutes, denn sie entwickelt sich ja auch über die Jahre klanglich nur weiter, wenn sie wenigstens gut gestimmt ist ( Da kam auch eine Ermahnung von meinem ganz persönlichen Harfenbauer :_grin_: ). Es ist nur ganz selten dabei geblieben, dass ich nur gestimmt habe, meistens habe ich dabei Lust bekommen, wenigstens noch was Kleines zu spielen und meistens wurde es viel länger, als ich vorher gedacht hatte.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass mein Unterricht offenbar anders funktioniert, als bei einigen anderen hier: Ich habe eine Zehnerkarte, lege die Termine mit meiner Lehrerin individuell fest und habe mich auf einen einmonatigen Rhythmus eingeschossen, den ich als ideal empfinde. Aber ich kann nachvollziehen, dass das nicht für jeden Harfenlehrer machbar ist. Außerdem habe ich von Anfang an die Stücke, die ich spielen wollte, zum Unterricht mitgbracht und bespreche mit meiner Lehrerin dann Fragen, die ich beim selbstständigen Erarbeiten hatte, oder sie weist mich auf Fehler hin. Nebenbei sorgt sie aber auch dafür, dass ich immer ein paar "Hausaufgaben" in der Harfenschule von Uschi Laar mache, damit ich auch technisch weiterkomme. Also insgesamt hat man als erwachsener Lerner ja den Vorteil der Metaebene und kann seine Balance finden. Als es mir mal in einer Unterrichtsstunde ganz schlecht ging und ich nichts mehr auf die Reihe bekommen habe, obwohl ich gut geübt hatte, hat meine Lehrerin gesagt: "Ok, du brauchst jetzt eine Klangbad", hat mir was vorgespielt und mir das dann zum Üben mitgegeben und das spiele ich bis heute immer mal wieder, wenn ich merke, dass ich zu verbissen werde und sich meine Handgelenke wieder melden.

LG Mainzelwöfchen
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