Angst von Berufsmusikern

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Maira
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von Maira »

Die gibt es , wenn auch nicht so häufig:
Musiklehrer , die das aus Berufung machen.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Lilly
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von Lilly »

Ich wollte auch nicht unterstellen, dass alle Musiklehrer demotiviert sind oder es nicht als Berufung empfinden, sondern als reinen Broterwerb! :_shocked_:

Ich hatte bei der Aussage eher unseren Musiklehrer aus der Mittelstufe im Blick. Er war bereits Leiter eine privaten Musikschule, ein (für damalige Kleinstadtverhältnisse) bekannter Dirigent und er konnte so wunderbar Klavier spielen, dass ich mich jedes Mal zusammenreißen musste nicht zu weinen. Er war also auf jeden Fall ein begabter Musiker.
Im Unterricht haben wir allerdings nie etwas gelernt. Wir haben immer nur eine CD angehört und (mehr oder weniger) dazu gesungen oder er hat einen kleinen Text diktiert. Einmal im Jahr mussten alle Schüler das Heft vorzeigen - wer zu den Songtexten und Diktaten was gemalt hatte, der bekam ne 2 und wer ein Stück auf einem Instrument vorgespielt hat, der bekam halt ne 1.
So was finde ich einfach extrem schade. Wenn jemand selbst Musiker ist und eigentlich so viel weiß, warum gibt es er dann nicht weiter? Da hatte ich schon das Gefühl, dass er auf uns herab sieht - weil Musik eben "nur" auf dem Lehrplan steht und weil es aus seiner Sicht vielleicht "Verschwendung" gewesen wäre, dieses heilige Wissen mit 25 Nasen zu teilen, die ohnehin kein Interesse haben... das dachte ich zumindest als Schüler. Klar, wenn man in jeder Stunde nur rumsitzt und die gleichen Lieder rauf und runter hört lässt irgendwann auch bei noch so interessierten Schülern die Motivation nach. Aber ich denke jener Lehrer hatte sich den Teufelskreis aus Desinteresse selbst gebaut.

Bei meiner Klavierlehrerin war es dann das Gegenteil, ich denke sie war eine sehr ambitionierte Musikerin und wollte auch unbedingt immer, dass ihre Schüler bei jedem Vorspiel mitmachen und sich präsentieren. Da war ich dann eher durch das zu schnelle Unterrichtstempo demotiviert. Bei ihr denke ich aber schon, dass sie lieber "Vollzeit-Pianistin" gewesen wäre, statt an einer ländlichen Musikschule zu unterrichten. Sie hatte wohl in Russland Musik studiert und ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Bedingungen dort ähnlich streng sind wie an russischen Ballettschulen oder chinesischen Sportakademien. Wer so hart arbeiten muss, der wünscht sich verständlicherweise eine große Karriere.

Aber klar, ich habe auch schon Musiklehrer gehabt, die ihre Sache wirklich super gut gemacht haben, so dass selbst das unmusikalischste Kind am Ende Spaß hatte und die ihr Wissen gerne und vor allem kindgerecht vermittelt haben. Aber diese Lehrer haben meines Wissens nach alle Musikpädagogik oder Lehramt für Musik studiert. Sie hatten also schon im Blick, dass sie gerne anderen die Freude an der Musik vermitteln möchten - wohingegen oben genannte Lehrer eher eine klassische Ausbildung hatten.
Daher meine Annahme :_smile_:
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Maira
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von Maira »

Meine Lehrerin an der weiterführenden Schule war wohl eine Ausnahme.
Was sie vorher machte und welche Ambitionen sie hatte ?
Damals hat man nicht darüber gesprochen.
Aber wer von uns Schülern Interesse an Musik hatte , den hat sie gründlich
ausgebildet. Wir haben viel bei ihr lernen können.
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Tanzmuffel
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von Tanzmuffel »

Lilly, Du hast Recht. Ich habe mir die Vitas der Lehrer, die ich meinte, noch einmal angeschaut. Sie haben Pädagogik studiert.Das heißt wohl, sie wollten unterrichten.
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Phoenixia
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von Phoenixia »

Na, da habe ich mit meiner Lehrerin wohl viel Glück gehabt, die ist nämlich klassisch ausgebildete Harfenistin und hat trotzdem einen super Unterricht gemacht (auch wenn ich selbst nicht den Anspruch habe in irgendeiner Weise professionelle Musik zu machen). Von klassischen Harfenisten als Lehrer habe ich schon eher schon gehört, dass die sehr hohe Ansprüche an ihre Schüler haben (und weniger, dass sie sich keine Mühe geben). Ich glaube mit einer Lehrerin, die mich zu Höchstleistungen peitschen möchte, hätte ich arge Probleme gehabt, da ich neben einer 40+ Stunden Arbeitswoche sicherlich keinen Bock auf 20 Stunden Harfe-üben habe.
Wenn ich mich in einen Berufsmusiker hineinversetze, kann ich eine gewisse Angst nachvollziehen. Ich bin definitiv nicht der Typ, der entspannt sein kann, wenn er nicht weiß, wie er in zwei Monaten seine Miete bezahlen soll. Mir grummelt schon der Magen, da mein jetziger Arbeitsvertrag nur bis Ende diesen Jahres geht und ich nicht weiß, ob der verlängert wird. Um diese Unsicherheiten und den Leistungsdruck auszuhalten muss man halt dafür gemacht sein und das bin ich nicht (oder vielleicht sollte ich mal den Tipp mit der Meditation probieren :_smile_: ).
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von Nemo »

Ich kenne ein paar Berufsmusiker und das Thema Mobbing ist da auch präsent.
Was neben dem schon erwähnten Leistungsdruck und "Überlebenskampf" aber auch dabei ist, ist das gegenseitige pushen. Man kann es vielleicht auch unter das Kapitel Mobbing fassen, ich würde es aber zum Verständnis separat auffassen.
Wenn -wie meine Bekannte- im Orchester Soloauftritte hat oder erste Flöte spielt, hat sie einen deutlich höheren Druck als das ürbige Orchester (so beschreibt sie das zumindest), weil sich dieses im gesamten "untermischen" kann, wohingegen man bei ihr jeden einzelnen Ton hört und dementsprechend auch jeden falschen Ton. Sie gibt aber auch die Dynamik, die Energie etc. an und kann somit auch das gesamte Orchester pushen und mitreissen und hängt damit entsprechend auch den Maßstab höher oder tiefer, was auch wieder Neider (Thema Mobbing) hervorrufen kann.
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von Kelda »

Auch ich kenne einige Berufsmusiker und einige Musiklehrer.
Meine Überlegung ist, dass sie (zumindest die Berufsmusiker, die ich kenne) ja einen ganz anderen Lebensrhythmus haben: Abends und nachts arbeiten, Wochenende. Da bleibt oft wenig Zeit für die sozialen Kontakte. Und Schlafmangel kommt bei einigen ebenfalls vor, da sie nach dem Auftritt noch ein wenig gepusht sind, dann spät ins Bett gehen, morgens aber, wenn Frau und Kind aufstehen, schon wieder mit wach sind. Vielleicht führt dieser Lebensrhythmus und der vorher beschriebene Druck ebenfalls eher zu Depressionen, Angst, etc.
Klar, wenn ich sie frage, sagen sie "das habe ich mir so ausgesucht".
Aber dann höre ich auch die Sorge auch manchmal nicht genügend Auftritte zu haben, da für Kind und Frau verdient werden muss, man sich aber manchmal nicht mehr umentscheiden kann...
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von ysa »

(andré rieu muss keine angst haben, der spielt playback *gnihi*)

solche aussagen sind echt schwierig. es wäre ja jetzt auch interessant zu erfahren, ob angst (wie auch immer man angst definiert) die vorherrschende emotion bei allen selbständigen ist?
und welche angst? existenzangst? lampenfieber?

aber es ist echt ein interessantes thema

meine erste harfenlehrerin war freiberufliche harfenistin, also sie war klassisch ausgebildet, hatte aber keinen festen job in einem orchester. sie musste halt dort einspringen, wo jemand krank geworden war. für sie hat das bedeutet, dass sie sogar einmal mit einer lungenentzündung aufgetreten ist. ich hab sie zwar nie gefragt, aber ich glaube nicht, dass angst ihre vorherrschende emotion war. (wo eigentlich? im leben? oder wie?)
das sind aber alles nur beispiele.... und wie merit sagte, wen meinen wir mit "berufsmusikern"?
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merit
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Re: Angst von Berufsmusikern

Beitrag von merit »

Playback? Mein HORROR! Das ist nämlich gar nicht einfach.... :-) Mir haben bei Malbrook schon die Versuche mit loops gereicht.
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