Wie »willie« schon schrieb, ist das eine kleine tragbare Orgel, deswegen wird sie auch Portativ (lat. portare = tragen) genannt.
Oft nennt man sie aber auch »Organetto«.
Dieses Instrument ist sehr häufig zu sehen, beispielsweise auch bei den Miniaturen des »Liber Divinorum Operum« von Hildegard von Bingen in einer der geschilderten Visionen.
Hier ergibt sich manchmal die Fehlannahme, schon zu Hildegards Lebenszeit (1098 bis 17.09.1179) wären Organetti/Portative tatsächlich belegt.
Der bebilderte Liber Divinorum Operum (liber = Buch, im Lateinischen Maskulinum) wurde erst nach ihrem Tod im Kloster Lucca in Italien kopiert und wiederum noch später nach dem Text im 13. Jahrhundert illustriert.
Der Rupertsberger Riesenkodex ist möglicherweise noch zu Lebzeiten Hildegards fertiggestellt worden, auch dort findet sich die Textstelle mit dem in diesem Zusammenhang wesentlichen Terminus »organa« (Plural von organum). Hierbei kann man aber nicht belegen, dass es sich um eine kleine Handorgel handelt.
Anbei ein Digitalisat der Textstelle (Lucca-Kodex) und die im »Museum am Strom« in Bingen gezeigte zugehörige Miniatur in der Handschrift (hier nur ein kleiner Ausschnitt der Seite).
Schautafel aus dem Museum am Strom, Bingen (Foto: Jürgen Steiner)
Hans Hickmann hatte zwar in seiner Dissertation »Das Portativ« (1936) auch einen sehr frühen Zeitpunkt für die erste Abbildung beschrieben, aber die genannte Handschrift ist nach heutigem Wissensstand sehr viel später.