Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Mainzelwölfchen
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Mainzelwölfchen »

Sobald die Boxen höher als die Harfen sind ( ausprobieren ) sollte sich das mit der Rückkopplung geben.
Ahhh! Das hätte ich probieren können, wenn ich es gewusst hätte! Guter Tipp fürs nächste Mal, danke!!
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ysa
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von ysa »

mainzelwölfchen, toller thread, danke!
du hast ja gar nix falsch gemacht. das war halt einfach pech mit der akustik. wenn es die mensa der schule war, dann hat es dort sicher auch sehr gehallt, in solchen räumen ist der geräuschpegel einfach schnell sehr sehr hoch. dann hörst du dich natürlich überhaupt nicht mehr. das sind erfahrungen, die man einfach sammelt.
mit der zeit frustet einen das auch nicht mehr so. manche auftritte laufen gut, bei manchen sind die voraussetzungen einfach nicht gut.
letztes jahr hatte ich ein konzert, das einzige abendfüllende konzert meines lebens (bisher). das war von einem verein zur förderung der musik blablabla in einer kneipe. die kneipe hatte eine kleine bühne, es war nicht voll, also wirklich nicht hoch aufgehängt, hutgage etc.
schon laaaaange im vorfeld hab ich gesagt, dass ich keine technik außer einem tonabnehmer besitze. ob da was vorhanden sei. jaja, da ist verstärkung vorhanden und der dieter (name jetzt willkürlich gewählt) kommt dann und stöpselt dich an, der kennt sich aus.
ich war dann, wie mainzelwölfchen schon sagte, echt lange vorher vor ort. die anderen aßen noch schnitzel draußen, ich hab gewartet. dann sagte mein bekannter, der das konzert für mich organisiert hatte, "wir stöpseln dich jetzt mal an".
gingen rein in die kneipe, da stand jungfräulich die technik auf einem haufen, keine spur vom dieter. das blieb auch so, dieter kam nicht.
ich bin echt total cool geblieben und hab gesagt, ok leute, ich spiele unverstärkt (die akustik kam mir da allerdings echt entgegen), wenn ihr mich hört, hört ihr mich, wenn nicht dann nicht...
die leute waren dann als es losging ruhig und blieben das auch bis zum schluss. da hatte ich wirklich glück!!!
es hätte natürlich auch ganz anders laufen können, klar. wichtig ist, dass man sich tatsächlich mit seinen stücken sicher fühlt und weiß, auch wenn die umstände jetzt nicht passen - ich hab meinen teil getan, für den rest kann ich nix.
(soll nicht heißen, dass man unter druck gerät wegen fehlern - die passieren immer und sind menschlich)
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Harfenjule
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Harfenjule »

Gestern habe ich bei einer Hochzeitsfeier geharft, das war ganz schön. Leider habe ich alte Trödelliese zu Hause so lange gebraucht, bis ich los bin, und habe daher die keltische Zeremonie nicht mitbekommen, die hat ein Dudelsackspieler musikalisch begleitet (u.a. mit "My Heart will go on", klingt auf dem Dudelsack irgendwie witzig, ich hab' davon einen Ausschnitt von einem Handyvideo gehört). Aber ich war ja auch kein geladener Gast. Trotzdem wurde ich total herzlich empfangen, sowohl vom Brautpaar (das ich von der Arbeit her flüchtig kenne) als auch von den Angehörigen, besonders eine Tochter der Braut und deren Mann - der lustigerweise der Neffe einer Kollegin von mir ist - waren sehr zuvorkommend.
Freunde des Brautpaars hatten mich und meine Musik als "Geschenk" gebucht, weil es thematisch gut passte. Die beiden (kenne ich ebenfalls von der Arbeit) hatten mich letztes Jahr bei einer Lesung erlebt, wussten also, was in etwa zu erwarten war, deswegen hatte ich zugesagt.
Wir mussten allerdings zu Beginn etwas herumprobieren, bis wir den richtigen Platz für mich gefunden hatten.
Das Brautpaar hatte sogar ein Gastgeschenk für mich - für jeden gab es die traditionellen fünf Hochzeitsmandeln. Und ich war eingeladen, auch zum Essen und weiteren Feiern zu bleiben. Total lieb. War ein echt toller Tag, das Wetter war traumhaft, die Location (Schloss Paffendorf bei Bergheim; im Schlossinnenhof) super schön, alles perfekt! Die meisten Gäste waren auch passend zum Thema "keltische Hochzeit" gekleidet, viele Ladies in langen Gewändern, zwei Männer in Schottenröcken, viele andere in geschnürten Hemden. Die Braut trug ein wunderschönes rot-weißes Kleid, passend dazu war die Tischdekoration auch rot-weiß mit grünen Efeuranken, auch mit Schnürung am Oberteil und mit wunderbar flatternden Ärmeln aus ganz zartem Stoff. Ihre Trommelgruppe kam nach dem Essen und dann gab es eine imposante Darbietung, bei der sie auch mitgemacht hat. Das war schon echt was ganz Besonderes.

Jedenfalls habe ich viel Lob bekommen, das tat schon sehr gut... auch wenn ich mal wieder feststellen musste, dass ich viele Stücke, die ich zu Hause problemlos quasi im Schlaf spielen kann, nicht mehr 100%ig hinbekomme, wenn Publikum zuhört. Und das, obwohl ich gestern nur wenig von meiner üblichen Aufregung verspürt und ich nur als Hintergrundberieselung gespielt habe, nicht als musikalischer Act "aufgetreten" bin.
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Maira
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Maira »

Gegen die Fehlerquote hilft nur :
Auftreten, auftreten und nochmals auftreten.
Leider verliert man die Routine immer wieder wenn es größere Pausen dazwischen gibt.
Aber wir können halt nicht jeden Tag raus und musizieren,
man hat ja auch noch andere Dinge zu erledigen...... :_undecided_:
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Barbara
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Barbara »

Am Wochenende hatte ich einen kleinen aber leider ziemlich schief gegangenen Auftritt: Ich sollte bei der Einweihung unseres neuen Gruppenraumes im Schullandheim spielen. Drei Stücke, Anfang, Mitte und Ende. Ich hatte mich auch sehr drauf gefreut, war auch gut vorbereitet und kaum aufgeregt. Vor Freunden spielen finde ich immer schwieriger, als vor einem unbekannten Publikum.

Das erste Stück lief auch gut. Dann kam die Begrüßung und eine tolle Rede vom Beigeordneten der Gemeinde. Während der Rede ist der kleine Sohn von einem Freund auf meinen Schoß gekrabbelt, das war eigentlich ganz süß. Dann war die Rede zu Ende, und als ich ihn wieder runtergesetzt habe, habe ich gemerkt: mein rechter Arm, mit dem ich ihn gehalten hatte, ist eingeschlafen. Und anstatt zu sagen "Sorry, Leute, gebt mir noch 5 Minuten, bis mein Arm wieder mitmacht." (was in diesem Rahmen durchaus möglich gewesen wäre), habe ich einfach angefangen zu spielen. Eigentlich ein Stück, das problemlos läuft, deshalb dachte ich auch "wird schon irgendwie". Wurde aber nicht. Ich hatte kein Gefühl für die Abstände, musste zwischen drin neu anfangen, wurde aber auch nicht besser. Ich habe mich irgendwie durch das Stück gequält und mich fürchterlich geschämt, eine Wiederholung weggelassen, damit das Drama schneller vorbei ist. Mitfühlender Applaus.

Nächste Rede, dann war das Schlussstück an der Reihe. Die Leiterin, eine Freundin, die Ahnung von Musik hat, dachte, das mittlere Stück sei wegen Lampenfieber schief gegangen, und sie tut mir einen Gefallen, wenn sie mir den Druck durch die Aufmerksamkeit nimmt. Deshalb hat sie schon mal den Sektempfang eröffnet, und ich sollte dann einfach im Hintergrund spielen. Eigentlich nett gemeint, aber so kam es, dass ich das schönste, tollste Stück, das ich extra als krönenden Abschluss eingeplant hatte, perfekt, aber mutterseelenallein gespielt habe, während sich alle auf Sekt und Schnittchen stürzten. Und ich bei allen Anwesenden mit dem Murks, den ich davor gespielt hatte, in Erinnerung bleiben werde.

Mittlerweile kann ich das aus der Distanz etwas gelassener sehen und denke, 'OK, wieder was gelernt.' Aber direkt danach war ich erstmal bedient.
It's the mystery that endures. Not the explanation.
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Maira
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Maira »

Liebe Barbara, das tut mir sehr leid für Dich, das hast du nämlich nicht verdient.
Wenn ich daran denke wie Du und Dein Mann spielen könnt, sagenhaft, da fasse ich mich
immer an meine eigene Nase und denke: Toll, das würde ich auch gerne können.

Aber es stimmt: hat man einen auf mehrere Häppchen verteilten Auftritt, darf man sich
nicht ablenken lassen, auch wenn das Kind noch so bettelt, wenn die Freundin meint
Deine ,,freie " Zeit in Anspruch nehmen zu können, was auch immer.
Du verlierst Deine Konzentration, der Arm schläft ein, die Finger sind vom Essen verklebt, uva.

Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps, besonders in so einem Fall. :_undecided_:
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Susanne »

Du Ärmste, das tut mir so leid!!

Schreib doch ein Stück für den Kleinen und nenn es nach ihm. (Oder du nennst es "Die Wut über den eingeschlafenen Arm" und baust ein paar Beethoven-Zitate ein ...). Dann kannst du beim nächsten Auftritt vielleicht die Geschichte erzählen.

Kommt doch mal endlich vorbei, dann trinken wir einen auf den eingeschlafenen Arm! :_kiss_:
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Tinka Bell
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Tinka Bell »

Hallo Barbara,

oje, das ist dumm gelaufen. Tut mir leid für dich!
Dabei finde ich viel schlimmer, was beim letzten Stück passiert ist...….Dass alle sofort an das leibliche Wohl denken und keiner nochmal eben stehenbleibt und du ganz alleine spielst...… :_embarassed_: Vielleicht wird noch laut geredet oder rumgepoltert usw.- puh!
Ich habe vor einiger Zeit ein Mädel in der Fußgängerzone gesehen mit einer Gitarre, die sooo genial singen konnte. Einige wenige sind stehengeblieben und haben interessiert gelauscht - zu wenige. Ein Stück weiter saß ein Mann an einem Klavier und spielte eher leichte Standardstücke. Da blieben viele stehen, weil sie die Stücke kannten...…
Es ist also eventuell tröstlich zu wissen, dass diese Menschen deinen zweiten Beitrag auch nicht so schlecht gefunden haben, weil sie vielleicht eh wenig Ahnung haben davon, was genau du da leistest.
Du scheinst ja - den Vorrednern zu folgern - sehr gut zu spielen. Denke einfach daran, was du kannst und dass es demnächst wieder gut läuft.
Aber ich kann den Frust sehr gut verstehen. Ich hab als Jugendliche auch mal ein Klaviervorspiel versemmelt/Blackout mittendrin (es wurde sogar gelacht im Publikum) und dabei lief das so super zuhause. Ich hab mich danach weiter durch das Stück gequält und bin nicht mehr in den Flow gekommen, weil ich so enttäuscht von mir war. Das ist für jeden Spieler einfach Horror.
Direkt aus dem Kopf auf die Saiten, ganz ohne Kopfnuss :_grin_: - Entspannung pur!
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Barbara
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Barbara »

Susanne hat geschrieben: Fr 24. Aug 2018, 12:50...dann trinken wir einen auf den eingeschlafenen Arm!
Sagen wir mal so: Der Sonnenaufgang nach dem versemmelten Auftritt war hübsch, nur leider viel zu hell. :_cool_:
(Lag aber eher daran, dass die Einweihung nur ein Teil eines größeren Festes mit vielen alten Bekannten war.)

Aber das mit dem Vorbeikommen ist überfällig, da hast du recht!
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Ragna
schon länger da
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Ragna »

Heute war mein erster "richtiger" (also jetzt nicht musikschulsommerabschlussveranstaltungsmäßiger) Auftritt mit der Harfe, und ich bin positiv überrascht. Der Vater einer Nachbarin ist gestorben, und da der Pianist kurzzeitig wegen Krankheit ausfiel hat sie mich weniger als 48Std vorher gefragt, ob ich wohl ein Stück vortragen könne, das würde von der Straße immer so schön klingen...
Und das, obwohl ihr Schwiegersohn Organist ist und somit für den Hauptteil der Musik verantwortlich war.
Irgendwie blieb da gar keine Zeit für Lampenfieber.
Wahrscheinlich hat es geholfen zu wissen, dass es jetzt nicht auf "meine" drei Minuten ankommt. Und der "Oh, eine Harfe!-Effekt" kam bestimmt auch zugute.
Vor anderen Leuten spielen hat mir noch nie besonders gefallen (obwhohl ich jahrelang im Kammerorchester herumgebratscht habe), aber trotz einem ziemlichen Patzer habe ich die Kirche (mit schöner Akustik und gut geheizt) mit einem guten Gefühl verlassen.
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