Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Mainzelwölfchen
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Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Mainzelwölfchen »

Hallo ihr Lieben,

ich dachte, ich eröffne mal ein Thema für alle, die im Prinzip Spaß daran haben, anderen etwas vorzuspielen oder sogar mehr oder weniger öffentlich (aber als Nich-Profis) aufzutreten, aber vielleicht mit ihren Ergebnissen (noch) nicht zufrieden sind oder als "alter Hase" Tipps geben möchten, damit der Frust nicht überhand nimmt.

Natürlich habe ich mich schon kreuz und quer informiert und möchte diese Dinge hier auf noch einmal kurz zusammenfassen, dann von meinen Erfahrungen berichten und hoffentlich in den Austausch kommen, um vielleicht auch ganz unkonventionelle Methoden kennenzulernen, die noch nicht einschlägig beschrieben sind. Manchmal liegt ja die Lösung so nah, dass man sie übersieht :_wink_:

1. Man sollte leichte Stücke wählen, die man schon länger "im Schlaf" beherrscht und nicht ausgerechnet das tolle Stück, das man gerade erst gelernt hat, auch wenn es in den Fingern juckt, genau das zu präsentieren.

2. Äußere Umstände können extrem irritierend sein, wie ein gemusterter Bodenbelag oder die falsche Beleuchtung.

3. Man sollte darauf achten, sich wohlzufühlen, z.B. einen eigenen Stuhl mitbringen oder vorher in Erfahrung bringen, welche Sitzmöbel vor Ort sind, am besten kurz (auch ohne Harfe) ausprobieren, ob die Sitzposition der gewohnten nahe kommt.

4. Man sollte sich nicht zu viele Stücke vornehmen, lieber wenig und gut, als viel und mittelmäßig.

5. Man sollte rchtzeitig vor Ort sein, damit man auch bei unplanmäßigen Zwischenfällen (Stuhl wurde weggeräumt, Deko steht im Weg etc.) noch reagieren und danach wieder kurz entspannen kann.

6. Wenn Tontechnik eingesetzt wird, vorher unbedingt Soundcheck machen, gerade dann, wenn keine Profis am Werk sind.

7. Nach dem Hinsetzen nicht gleich losspielen, sondern nochmal Klappeneinstellung checken, erstmal durchatmen, sich vergewissern, dass die Finger richtig eingesetzt sind, nochmal atmen :_grin_: und dann erst anfangen.

Bitte gerne ergänzen!!!

LG Mainzelwölfchen
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Mainzelwölfchen
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Mainzelwölfchen »

So, jetzt zu meiner Erfahrung von gestern, die ich so noch nicht hatte und mir bisher auch keine Lösung eingefallen ist:

Ich habe als Hintergrundbespaßung bei einer Kollegenfeier während des Sektempfangs gespielt, es waren ca. 100 Leute da. Ich war gut vorbereitet (siehe oben) und auch das Lampenfieber hat sich in Grenzen gehalten (endlich). Ich wusste, alle unterhalten sich und niemand achtet explizit auf mich, das hatte ich mir auch so gewünscht. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass der Geräuschpegel dermaßen hoch war, dass ich mich selber kaum gehört habe, trotz Mikro. Das hat mich sehr irritiert, weil ich die Melodien im Kopf habe und dann durcheinander gekommen bin. War im Prinzip nicht schlimm, nur Leute, die mich gut kennen, haben es gemerkt, weil ich mein Pokerface irgendwann nicht mehr unter Kontrolle hatte, aber ich hatte selbst keinen Spaß dabei und bin natürlich auch nicht zufrieden (und vielleicht haben es ja doch einige gemerkt, sind ja alle zum Glück zu höflich, um was zu sagen...).

Ideen?

LG Mainzelwölfchen
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Maira
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Maira »

Da gibt es nur eines dazu zu sagen :
Die Leute wollten miteinander quatschen. Punkt.
Da hätte jetzt auch ne CD dudeln können, wäre dann auch keinem aufgefallen.
Oder, was oft passiert, die Leute dachten da spielt wirklich eine CD.
Daß da einer sich life abzappelt registrieren sie nicht,
besonders wenn die Gespräche sehr anregend sind.

Mach Dir nix daraus, das war eine ,, öffentliche Probe".
Mit dem Nebeneffekt daß Du selbst keine Freude dran hattest.
( Das ist allerdings eher selten der Fall)
Bein nächsten Mal überlege ob Du Dir so etwas nochmal antun möchtest.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Mainzelwölfchen
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Mainzelwölfchen »

Hey Sonja,

dass die Leute quatschen, war ja explizit gewollt, damit mein Lampenfieber besser wird. Ich hätte mich auch als Programmpunkt einplanen lassen können und mit Ansage spielen können, aber genau das wollte ich nicht, um mich nicht vor meinen Kollegen zu blamieren. Irritiert war ich nur, weil ich mich selber nicht gehört habe. Aber ich glaube, ich habe schon eine Lösung, ich nehme das nächste Mal zu so einer Gelegenheit mein Mikro und meinen Knopf im Ohr mit, das habe ich ja auch schon für meine Videos getestet, dann höre ich mich selbst und kann mich dann hoffentlich noch besser aufs Schönspielen konzentrieren.

LG Mainzelwölfchen
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von meinelehrerin »

Wo saßt du denn?
Mitten im Raum oder am Rand? Evtl. war auch die Akustik mies?
Evtl nächstes Mal einen Platz suchen, bei dem du ungestörter und doch gehört spielen kannst?
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Tinka Bell
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Tinka Bell »

Gutes Thema!

Also, ich finde es schon mal richtig mutig, dass du vor so vielen Leuten spielst. Dass dies kein Auftritt ist mit Ansage und alle halten den Atem an und die Gespräche verstummen, kann natürlich nur gut sein bezüglich Lampenfieber. Da hast du Recht!
Wenn man sich selbst aber nicht hört, ist es sehr frustrierend. Aber so eine Harfe verhält sich für viele wie das Hintergrundgeplätscher beim Chinesen. :_sad_: Hättest du eine E-Gitarre, wär das anders gewesen. Die Frage ist, ob man das möchte.....
Ich für meinen Teil zeige zwar Videos von meinen kleinen selbstgebastelten Sachen, aber da habe ich das Handy zwischengeschaltet und spiele nicht live. Ich veröffentliche also nicht die totalen "Ausfälle" :_wink_: Sowas in dem Moment auf den Punkt zu bringen ist eine ganz andere Sache und würde mich sehr nervös machen!

Als ich meine L&H verkauft habe, fragte mich der Käufer, ob ich ein Stück vorspiele. Die Harfe stand beim Esstisch und ich saß ungünstig davor. Auch lagen die Noten platt auf dem Tisch und ich musste einen langen Hals machen. Ich wollte nicht nein sagen, obwohl ich vorher etwas rumimprovisiert hatte und spielte dann los.
Doch er zückte das Handy und nahm auf! Das ging gar nicht! Mei, was hab ich einen Mist zurechtgespielt. Ich hab ihm auch gesagt, er solle das direkt wieder löschen, es hätte heute so keinen Zweck.
Ich hab mich nachher richtig geärgert und war stocksauer auf mich! Und genau DA wollte ich nicht hin! In diese "ich muss gut abliefern-Schiene"!
Bislang beschränke ich mich live auf meine Familie und das reicht mir auch! Ich bin da auch total aus der Übung, obwohl ich damals ständig auftreten "musste" von der Musikschule aus oder auch mal auf einer Abschlussfeier von der Schule. Aber das gilt nur für mich!

An deiner Stelle würde ich versuchen, immer mal wieder im kleinen Kreis zu spielen. Das hört sich doch insgesamt schon ganz gut an.
Zur Ergänzung:
Punkt 8: Harfe vorher stimmen (ICH vergesse das sehr oft und erschrecke mich dann später)
Punkt 9: Ersatzsaiten dabei haben, falls vorher ein Malheur passiert, denn dann geht nicht mehr viel
Punkt 10: Kinder im Raum einbeziehen, sich zur Musik zu bewegen (geht auch beim Auftritt im Altenheim mit älteren Menschen)
oder sich um die Harfe zu setzen - dann liegt der Focus nicht ganz alleine auf dir :_wink_: und wird insgesamt ein netter Auftritt.
Direkt aus dem Kopf auf die Saiten, ganz ohne Kopfnuss :_grin_: - Entspannung pur!
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Maira
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Maira »

Das Problem mit dem Hören und laut sein haben schon die alten Mönche / Priester / Pfarrer gelöst :
Die ,, Kanzel " hat nicht umsonst einen Deckel un Seitenwände.
Das ist der Verstärker aus dem Mittelalter.

Suche Dir eine Ecke im Raum.
Da hast Du den Effekt daß sich hinter der Harfe die Lautstärke bündelt.
Und nach vorne wird das auch lauter.

Bist Du mehr im Raum verliert sich das.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Mainzelwölfchen
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Mainzelwölfchen »

Wo saßt du denn?
Mitten im Raum oder am Rand? Evtl. war auch die Akustik mies?
Evtl nächstes Mal einen Platz suchen, bei dem du ungestörter und doch gehört spielen kannst?
Also ich habe sozusagen im Bühnenbereich (wo im Lauf des Abends ja auch noch andere Programmpunkte stattfanden) gesessen, damit man mich sehen kann, aber nicht erhöht, und hatte ein Mikro neben die Harfe gestellt, als ich gemerkt habe, dass es ansonsten zu leise ist. Das Mikro war an eine Würfelbox angeschlossen, die dann etwas weiter weg in Richtung der Gäste ausgerichtet war. Wir hatten vorher schon für eine Gesangseinlage ausprobiert, die Box anders hinzustellen, aber da gab es immer Rückkoppungen, deshalb konnte ich sie nicht weiter in meine Richtung drehen. Es gab auch nicht viel Ausweichmöglichkeiten, weil die Feier in der Mensa unserer Schule ausgerichtet wurde und ich vorher gar nicht richtig in Erfahrung bringen konnte, wo was stehen würde. Das Tontechnik-Equipment war auch alles Schuleigentum, also bestimmt nicht besonders hochwertig. Ich habe zwischendurch mal ein paar Helfer gefragt, ob man denn was hört und hab von allen die Rückmeldung bekommen, dass man es gut hört und als Hintergrundmusik genau die richtige Lautstärke hat. Wahrscheinlich war einfach das Problem, dass das eine ungewohnte Situation war und ich ständig das Gefühl hatte, dass man gar nix hört und ich lauter spielen müsste.
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Mainzelwölfchen »

Ich bin da auch total aus der Übung, obwohl ich damals ständig auftreten "musste" von der Musikschule aus oder auch mal auf einer Abschlussfeier von der Schule.
Das finde ich auch komisch, als Kind und Jugendliche war ich immer ganz vorn mit dabei, hab bei jeder Aufführung (als Kleinste) in der ersten Reihe gestanden und mich um die Hauptrollen gerissen, hatte damals auch schon Lampenfieber, aber in dem Moment, wo es losging, konnte ich immer abliefern. Während des Studiums hab ich das durch einige verpatzte mündliche Prüfungen irgendwie verlernt und jetzt muss ich es mühsam wieder lernen. Aber ich sehe auch mit zunehmender Erfahrung Fortschritte, deshalb auch dieser Thread, ich denke, dass ist alles Trainingssache, man muss es nur wollen und mittlerweile hilft mir der Spruch mit "Krönchen richten", schließlich geht es um nix außer um meinen Spaß. Wer es nicht gut findet, soll es erstmal besser machen und wer es vor lauter Gequatsche verpasst, hat sich selbst um eine neue Erfahrung gebracht, Pech gehabt :_wink_: .

Hat nicht direkt was damit zu tun, aber eine Kollegin hat mir erzählt, dass sie sich meine Videos angeschaut hat, als sie nach einem unangenehmen Termin, den wir zusammen hatten, nicht schlafen konnte und ihr das geholfen hat, besser geht es ja kaum :_cheesy_:
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Re: Auftrittserfahrungen sammeln und teilen

Beitrag von Maira »

Zum selber hören :
Es gibt nicht umsonst Monitore für die Akteure. Wenn das nicht geht hilft nur : Lautsprecher hoch stellen.
Und zwar HINTER einem selbst. Und die Rückwand der Harfe NICHT in den Strahlbereich des Lautsprechers drehen.
Das sollte man im stillen Kämmerlein probieren. Bei Bass und Gitarre langt oft eine umgedrehte Getränkekiste.
Bei Harfe wird das anders sein, eben wegen der Rückkopplung.
Aber es gibt inzwischen Stative für Lausprecherboxen, damit kann man die Dinger sehr hoch aufstellen( Oder mit was auch immer hoch aufhängen ).
Sobald die Boxen höher als die Harfen sind ( ausprobieren ) sollte sich das mit der Rückkopplung geben.
Wenn man Glück hat geben hoch gestellte Lautsprecher dann gleich noch einen Monitoreffekt her.
Womit wir zu : weis nicht wie die Bedingungen sind, kommen.
Das ist blöd, daher immer sehr früh ankommen damit man Zeit hat da noch was zu richten.

Im Übrigen hast Du vollkommen recht : aufrichten , Krönchen grade rücken und weiter im Takt.
Und ja : sollen andere erst mal besser machen.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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