Übungstief :-((

[Blumenkind74]

Hallo in die Runde,

nachdem mir hier schon einmal so wunderbar weitergeholfen wurde, bzgl.Harfenkauf, brauche ich erneut euren Rat.
Inzwischen kann ich eine Gosewinkel Harfe mein eigen nennen, und ich bin so glücklich mit meiner "Hermine" (so hab ich sie getauft).

Ich nehme seit Anfang Januar wöchentlich Unterricht, 1/2 h bei meiner Lehrerin, die ich sehr schätze.

Wir üben gerade den Vogelsberg Walzer und sie sagte mir erneut, dass meine Finger viel zu verkrampft sind. Wenn ich zu Hause täglich mehrmals übe, dann denke ich auch, dass ich es irgendwie technisch nicht hinbekomme und mich einfach zu blöd anstelle. Oft klappt eine Hand sehr gut, dann die andere Überhaupt nicht, wenn ich mich anstrenge/konzentriere, dann wirds oft verkrampft und nix geht mehr.
Das macht mich gerade super traurig

Ich muss dazusagen, dass ich chronisch krank bin und beeinträchtigende Medikamente (Neuroleptika) nehmen muss und mir fällt die Koordination sehr schwer. Nun will ich auch nicht alles auf die Medis schieben, aber frage mich gerade ob es anfangs allen so ging und es nur eine Frage der reinen Übung ist, oder ob die Chancen für mich wirklich schlechter stehen

Wie war das bei euch am Anfang? Kennt ihr Ähnliches?

[danie_s]

Hallo "Blumenkind",

zu Anfang spielen glaube ich, alle mit verkrampften Fingern. Klar, unbekanntes Instrument, ungewohnte Hand-/ Fingerhaltung, auf Noten konzentrieren (die man vielleicht auch noch gerade lernen muss),... Schon ein bißchen viel auf einmal. Ich spiele jetzt knapp 1,5 Jahre und bin bei neuen Stücken immer noch verkrampft. Aber mit der Zeit wird es besser.

Und ganz ehrlich: was ist wichtiger - dass Du Spaß und Freude am Spiel hast, dass Dir die Musik gut tut, oder dass die Fingerhaltung perfekt ist? Bestimmt reisst mir jetzt gedanklich der/die ein oder andere den Kopf ab, aber mir ist Ersteres wichtiger.

Deswegen: es soll Dir Freude machen, der Rest kommt irgendwann von allein, wenn Du einfach dran bleibst!

Schöne Grüße, Daniela

[ClarSach]

Hallo Blumenkind,

Eine gute, so viel wie möglich entspannte Handhaltung ist bestimmt keine einfache Sache. So was auf zu bauen, kostet selbsverständlich die nötige Zeit. Denke eher an verschiedenen Monaten oder, wie in meinem Fall noch langer.

Wichtig ist daß du eine eine Lehrerin hast die Rechnung halt mit deinen Möglichkeiten und dich in einem Tempo die für dich geeignet ist, bisschen bei bisschen lernt worauf zu achten. Denn alles zugleich lernen zu wollen, hat als Resultat daß man viel weniger lernt, als wan man sich immer nur auf einem einzigen Aspekt konzentriert.

Es hilft dir wenig wenn deine Lehrerin sagt daß du 'viel zu verkrampt' spielt. Dan denkst du beim Spielen immer an Verkrampung, und das hilft dir nicht zu entspannen. Besser wäre es wann du du beim Spielen denkst an Entspannung. Gibt deine Lehrerin dir Übungen um besser entspannen zu spielen?

Obwohl ich in Prinzip intermediate Harfenmusik spielen kann, ist es für mich noch immer wichtig auf meiner Handhaltung zu achten. Ich glaube sowas bietet immer Raum für weitere Fortschritte.

Also, Courage und hab Freude an deiner Harfe.

Meine heutige Lehrerin arbeitet mit Metodo per Arpa von Maria Grossi. Die Übungen aus diesem Buch haben mir sehr geholfen mit meiner Handhaltung.

[Ume]

Es tut mir ja richtig leid Deine Worte so zu lesen.
Du wirst ja nicht vorhaben, Profi-Harfenistin zu werden, daher ist das einzig Wichtige an dieser ganzen Sache, dass es Dir gut tut. Wenn Du verkrampft bist und es Dich darüber hinaus traurig macht und frustriert, dann stimmen definitiv Tempo und Leistungsanspruch nicht.
Das kannst Du vielleicht mal sowohl für Dich selbst als auch mit Deiner Lehrerin durchdenken.
Auch gaaaanz einfache Sachen können schön sein und Dich beim Spielen glücklich machen. Wenn dies gegeben ist, dann folgt irgendwann der Fortschritt. Nicht andersrum.

Nicht den Mut verlieren! Finde etwas Kleines, das schon gut und locker klappt und dann mach nur das und hab Freude dran. Das genügt!
LG Ume

[Ume]

...ach und wenn Du vielleicht irgendeinen ganz konkreten Tipp suchst, dann frag Susanne Globisch hier, die hat sehr sehr viel Erfahrung mit solchen - auch emotionalen - Hürden.

[ClarSach]

Blumenkind, verstehe ich richtig daß du nach etwas mehr als eine Monat schon mit 3 Finger links und 3 Finger rechts spielt?
So wie, hier: http://www.harpamundi.de/noten_1/hm1.htm ?

Oder gebrauchst du ein anderes Buch?

[Tinka Bell]

Blumenkind74, JA - wir alle kennen das.
Ich glaube, jeder ist immer mal wieder an einem Punkt, wo es hängt und nicht richtig weitergeht. Mensch, du bist doch grade erst angefangen. Vielleicht verlangst du dir einfach zu viel ab.
Deine Harfenlehrerin sollte dein Tempo erkennen und ggf. die Anforderungen runterschrauben. Es gibt schöne Stücke mit sehr einfacher Begleitung. Man braucht doch grade anfangs Erfolgsmomente, damit man weitermacht und auch immer wieder später, damit man dranbleibt.
Harfe ist eben keine Triangel und verlangt einiges ab. Es hilft aber trotzdem, sich immer wieder zu sagen, dass man dies nur für sich selbst macht, keinem Leistungsdruck unterworfen ist oder etwas abliefern MUSS. Wenn mir Stücke nicht gefallen, dann übe ich sie erst gar nicht oder breche ab. In dem Moment, wo man das alles hinter sich lässt, ist man weniger verkrampft. Und vieles, was gestern noch unmöglich erscheint, klappt dann plötzlich irgendwann. Und das wird auch bei dir so sein!

[Vera]

Hallo Blumen Kind
Erstmal Glückwünsche zur neuen Harfe
Und dass dir die neue Harfe grundsätzlich gefällt freut mich.
Dann war die Gosewinkel ja eine gute Wahl.
Was das verkrampfte Spielen betrifft, wurde ja schon einiges geschrieben und ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen.
Auch ich beobachte, dass ich bei manchen Stücken ziemlich verkrampft in die Saiten greife.
Und mit "Gewalt entkrampfen" das geht nicht.
Dann versuch ich einfach langsamer zu spielen, das hilft manchmal, oder lass mal eine Note weg, damit es einfacher zu greifen ist.
Versuch es doch mal mit einfachen Akkorden.... die Finger sozusagen langsam abrollen lassen (sorry, mir fällt grad keine bessere Beschreibung ein)
Das klingt auch schön, und ist bestimmt weniger anstrengend.
Auch würde ich mir überlegen ob mir wöchentlicher Unterricht in dem Fall nicht zuviel wäre.
Wenn die Lehrerin versucht da möglichst viel rein zu packen, damit du auch was hast für dein Geld, ist vielleicht der Druck recht gross.
Vielleicht nur ein zweimal im Monat, das gäbe dir mehr Freiheit einfach mal auch nur so "rum zu klimpern, bzw zu zupfen" und nicht nur fleissig die "Hausaufgaben" bis zur nächsten Unterrichtsstunde zu machen.

Zu deinem "Handicap " mit der Erkrankung :
sieh es doch als Chance dass dir die Harfe über den Weg gelaufen ist.
Ich könnte mit gut vorstellen, dass dir das Harfe spielen dabei helfen kann deine wie du schreibst "eingeschränkte Koordinationsfähigkeit" zu verbessern.
Mach dir am besten so wenig Druck wie möglich.
Ich spiele schon über 2 Jahre... und zur Zeit hab ich das Gefühl ich komm nicht vorwärts.
Ich spiel halt einfach die Stücke, die ich mag und die mir gut von der Hand gehen.
Auch damit ich sie nicht verlerne.
Irgendwann kommt nochmal was neues dazu.
Aber ich hab's nicht eilig.
Ich werde in diesem Leben keine grandiose Harfenspielerin mehr, aber das hatte ich auch nie vor.
Und du bestimmt auch nicht.
Wenn du den Vogelsbergwalzer aus dem Pampuchheft meist.
Den fand ich am Anfang auch recht schwer.
Besser kam ich mit dem Wasserfall oder dem Morgengruss klar.
Und dazu bisschen improviesieren, dann macht das Spielen vielleicht/hoffentlich wieder mehr Spass.
Schön wäre es auch bestimmt wenn du einen Harfenspieler in deiner Nähe finden würdest, mit dem du dich ab und zu mal zusammensetzen könntest...
Oder mach doch mal einen Workshop... das war für mich auch jedes mal ein Motivationsschub
Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du dich nicht entmutigen lässt,
Liebe Grüsse
Vera

[Blumenkind74]

Blumenkind, verstehe ich richtig daß du nach etwas mehr als eine Monat schon mit 3 Finger links und 3 Finger rechts spielt?
So wie, hier: http://www.harpamundi.de/noten_1/hm1.htm ?

Oder gebrauchst du ein anderes Buch?

Ja, ich spiele schon rechts und links mit drei Fingern, nach ca.1,5 Monaten. Vielleicht ging das auch alles ein bisschen zu schnell vorwärts. Hab das Gefühl, dass eben meine Technik viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat und nun habe ich auf alles gleichzeitig zu achten...noten lesen ( kann ich nicht flüssig) , Finger richtig einsetzen und sauber in die Hand spielen, aufs Tempo achten und dann immer wieder ein neues Stück. Ich dachte ehrlich gesagt, das vorgegebene Tempo wäre normal und ich stell mich einfach nur zu dumm an. Habe mehrere kleine, ganz kurze Stücke ( Kinderlieder) bisher gelernt...aus der Harfenschule von Katharina Hippe
Da kam jetzt wohl die Überforderung.

[Blumenkind74]

[quote=Vera post_id=78577 time=1550848844 user_id=30

Zu deinem "Handicap " mit der Erkrankung :
sieh es doch als Chance dass dir die Harfe über den Weg gelaufen ist.
Ich könnte mit gut vorstellen, dass dir das Harfe spielen dabei helfen kann deine wie du schreibst "eingeschränkte Koordinationsfähigkeit" zu verbessern.
Mach dir am besten so wenig Druck wie möglich.

[/quote]
Das es mir helfen kann meine Koordinationsfähigkeit zu verbessern hatte ich mir auch vorgestellt. Und nach wie vor macht es mir Spaß, ich setze mich sehr gern an meine Harfe und seh es eigentlich auch als Entspannungsort und Kopf frei kriegen.