Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Hat gar nix mit Harfen zu tun, aber du willst es trotzdem unbedingt loswerden? Dann mal los.
Benutzer gelöscht

Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Benutzer gelöscht »

Ich möchte hier eine Diskussion eröffnen, die mit Harfen direkt nichts zu tun hat. Es ist aber eine Thematik, die uns alle als Foren- und damit Internetbenutzer etwas angeht. Ich spreche vom Datenschutz, ein Stichwort, das viele "böse" Assoziationen mit sich bringt. Diese muss ich garnicht erst aufführen, sie entstehen ja schon in euren Köpfen.
Vor allem geht es mir aber hier um die Identität hier im Forum. Was gebe ich preis, und was nicht? Das Internet vergisst bekanntlich nichts.
Manche von euch trennen Internetpseudonym und ihren realen Namen strikt.
Manche von euch benutzen keine Bilder von sich als Avatare.
Manche von euch schreiben sehr sachlich und bedacht, andere schreiben offen, was sie denken.
Manche von euch lassen ihr Profil blank, andere verlinken zu ihrer Firma oder ähnlichem.

Ich denke, es ist wichtig, sich dem Internet und seinen Chancen und Gefahren zu stellen, anstatt sich abzuschotten aus Angst vor dem etwaigen Schäden, die einem dadurch irgendwann in der Zukunft entstehen könnten. Keines der Extreme halte ich für gut, der goldene Mittelweg ist meiner Meinung nach der Richtige.

Ich würde mich freuen, wenn hier eine spannende, gerne kritische Diskussion zustande kommt, bei der beide Seiten - die Datenschützer und die "Offenen" ihre Standpunkte erklären und vertreten können. Hier könnte auch eine Sensibilisierung für all die Benutzer geschehen, die sich noch nicht damit befasst haben.
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Cecilia
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Cecilia »

Hallo Peorth,
bei mir ist das so:
Ich bin gerne ein bißchen anonym, weil ich mir nicht Gedanken über jedes Wort machen will, was ich hier schreibe.
Meine Website gebe ich nicht an, weil sie in erster Linie einen beruflichen Zweck erfüllt. Ich bin hier mehr eine Privatperson, die sich für die Harfe begeistert. Nichts weiter.

LG
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Der Juergen
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Der Juergen »

Liebe peorth,

zuerst möchte ich dir meine Freude darüber mitteilen, dass du (doch) wieder mehr im Forum schreibst.
Dass du dieses Thema "aufmachst" finde ich sehr gut, vielleicht sogar mutig, jedenfalls gratuliere ich dir dazu.

Es kommt jetzt bestimmt trittbrettfahrerisch rüber, man darf es glauben oder, wenn man mag eben auch nicht :_grin_: , dass ich seit gestern in meinem Kopf genau diese Idee gehabt habe, meine eigene ziemlich klare Einstellung dazu zu posten, aber erst einmal hätte ich meine eigenen Gedanken in eine geordnete verbale Form bringen wollen, ehe ich das schreibe (bin leider in manchen Dingen zu perfektionistisch … :_wink_: ).

Es hat auch eine gewisse Ähnlichkeit zu der notwendigen Akzeptanz der gesellschaftlichen, sich im Internet widerspiegelnden, Realität zu tun, die ich im Zusammenhang mit der Kopiererei von Youtube-Videos angeführt habe.
Es gibt eine Realität, die sieht so aus, dass alles was im Internet steht, "nie" mehr weggeht. Es ist Jahr für Jahr mehr möglich (oder mit einfacher zu bedienenden Werkzeugen) herauszufinden, wer wer ist, was er wo gepostet hat, oder jemand anderes über ihn (ob wahr oder gelogen) usw.

Jemand der sich schon in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in einem Überwachungsstaat wähnte und genau überlegte, ob man das eine oder andere am Telefon sagen darf, weil ja irgendein Geheimdienst mithören könnte, hat der heutigen "Jugend" gegenüber den Vorteil, nicht mehr überrascht zu sein, wenn solche Dinge möglich sind. Wir alle haben "Big Brother" (hier meine ich den Orwellschen, nicht die Fernsehsendung :_wink_: ) intus und können uns dem beugen oder eben auch nicht (natürlich auch oberflächlich gesehen "teilweise").
Vielleicht bin ich schon immer etwas rebellischer und dickschädeliger gewesen als der Durchschnitt, sehr wahrscheinlich hat das mit meinem Verhältnis zu meinen Eltern zu tun, meiner frühen politischen Sozialisation, der deutlichen Relativierung derer davon im Laufe des Hinzugewinnens von Lebenserfahrung usw. usf. Aber ich glaube, dass im Moment ein gesellschaftliches Klima herrscht, in dem sich eine Entscheidungsmöglichkeit pro oder contra Anpassung abzeichnet.

Dazu gehört auch der persönliche Umgang mit den (gar nicht mehr so) neuen Medien.
Dass ich kein Foto von mir als Avatarbild habe, liegt vielleicht an meiner Eitelkeit, die an manchen Punkten zum Vorschein kommt, an manchen, denke ich, eher weniger ausgeprägt ist. :_wink_: Wer sucht, wird mich unter anderem auf karstilos Fotos vom letzten Harfensommer finden. :_smile_:
Dass ich den Forumsnamen "Der Juergen" führe, liegt daran, dass es eine (sogar lautmalerische) Adaption von Wuschels (die Harfentreffler kennen sie) Ausspruch "der Jü-ergen" ist, wenn sie belustigt erstaunt über irgendwas, was ich gesagt habe, es so äußerte. Dass es auch die Konnotation von "der Jürgen" hat, nehme ich in Kauf. (Es kann nur einen geben, hihi!)

Ich schreibe ziemlich offen, auch wenn ich mir durchaus bewusst bin, dass ich sowohl Jürgen Steiner privat bin, als auch im Harfentreffen e.V. der Vorsitzende und Veranstalter des Harfensommers etc. Manchmal, wenn eine Äußerung als "weit aus dem Fenster gelehnt" interpretiert werden kann, differenziere ich das und schreibe eben, dass ich es als Privatperson so sehe. Aber im Prinzip rede ich immer als Jürgen, es sei denn, ich erkläre im Namen des Harfentreffens offiziell etwas.

Doch noch einmal zurück zur gesellschaftlichen Realität! Wir haben eine divergierende Entwicklung zum Verhalten in der Öffentlichkeit.
Ein Teil an einem Spektrumsrand outet sich bis zur Schmerzgrenze (schon früher im Fernsehen, jetzt mehr im Internet), ein anderer, auf der andere Seite, zieht sich aus Angst immer mehr zurück.
Beide Extrema sind Reaktionen auf das was technischerseits zur Verfügung steht, und nur so möglich.

Ich plädiere für einen spielerischen Umgang mit dem dem Medium (eigentlich ist es viel mehr) Internet. Weniger "German Angst" und mehr "rutsch mir den Buckel runter".
Klar weiß ich, dass Personalabteilungsfuzzis googlen, sie werden vielleicht keine Hacker anstellen, die auch den privaten Mailverkehr auslesen, aber weiß man's? Der BND macht das wahrscheinlich, wenn man sich dort bewirbt.
Aber ob ich mich in einem Betrieb anstellen lassen würde, der mich nicht nimmt, weil ich irgendwo auf einem Fetenbild mit Bierflasche in der Hand zu sehen bin? Ich glaube, selbst wenn die mir sehr viel Geld böten, würde mir meine Menschenwürde ein klares "NEIN" entgegenschreien. (Ich selbst habe allerdings schon mit 30 meinem Alkoholismus "Lebewohl" gesagt – es war höchste Zeit!)
Aber ich selbst würde auch keinen Job annehmen, wäre ich genötigt eine Krawatte zu tragen. Da definiere ich mich eben selbst und lasse mich nicht umdefinieren.
Mir ist durchaus bewusst, dass das eine oder andere geschönte Bild nicht nur verlogen, sondern auch zielführig im Sinne einer zweckdienlichen Vorgaukelei sein kann um einen gut dotierten Posten auf seiner Karriereleiter zu erhaschen, das muss jeder für sich entscheiden!
Aber auch da plädiere ich für einen spielerisch-kreativen Stil beim Lügen, um sich wenigstens einen Teil der Menschenwürde zu erhalten.

Zum Abschluss noch ein Beispiel für die Möglichkeiten, die selbst ein einzelner Mensch hat, gesellschaftlich etwas zu bewegen, wenn er sich nicht in eine Art Duckmäusertum nötigen lässt:
Rosa von Praunheim (auch ein Pseudonym :_wink_: ) produzierte 1970 unter sehr schwierigen Bedingungen den Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt". Damals waren homosexuelle Handlungen im Paragraf 175 des Strafgesetzbuches noch mit Strafe bewehrt, erst drei Jahre später wurde durch die damalige sozialliberale Koalition der Paragraf geändert. Viele Jahre später hat Rosa von Praunheim in einer Fernsehsendung unter anderem Alfred Biolek und Hape Kerkeling als schwul geoutet (gegen ihre eigenen Vorbehalte). Diese Handlungen haben die Akzeptanz der Homosexualität derartig vorangetrieben, dass ich persönlich das massive Überschreiten des "Vorgartenzauns" der Prominenten gutheiße.
Rosa von Praunheim ist übrigens ein sehr netter, überlegter, eher ruhiger und umgänglicher Mensch und überhaupt kein manischer "Verrückter".

So, das war mal wieder ein kleiner :_wink_: Einwurf in eine hoffentlich bewegende (im Doppelsinn!) Diskussion. Bei Bedarf gerne mehr :_smile_:
Und noch einmal ein "Danke" an peorth!

Liebe Grüße
Jürgen

PS: Ach so, ja, das war alles von Jürgen Steiner privat :_grin_:
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Jürgen Steiner
Benutzer gelöscht

Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Benutzer gelöscht »

Cecilia hat geschrieben: Ich bin gerne ein bißchen anonym, weil ich mir nicht Gedanken über jedes Wort machen will, was ich hier schreibe.
Meine Website gebe ich nicht an, weil sie in erster Linie einen beruflichen Zweck erfüllt. Ich bin hier mehr eine Privatperson, die sich für die Harfe begeistert. Nichts weiter.
Ist man im Internet wirklich noch anonym? Selbst Emails können recht einfach ausgewertet werden, sofern diese nicht besonders verschlüsselt sind, was in den allermeisten Fällen nicht der Fall ist. Alles, was mit dem Internet irgendwie zu tun hat, wird irgendwo gespeichert und ist im Zweifelsfall abrufbar.
Man hinterlässt im Internet Spuren, egal wie anonym man sich verhält, selbst wenn man nichts öffentlich preisgibt, kein Foto von sich verwendet und so weiter. Durch die IP-Adresse kommt man ganz schnell auf den Menschen hinter der Maske. Schließlich muss man seinen Internetanschluss irgendwo anmelden und dort seinen realen Namen mit Anschrift preisgeben.
Ich bin kein Sicherheitsexperte (wenn ich einer wäre, könnte ich wohl nachts nicht mehr ruhig schlafen :_wink_: ), aber dennoch sträuben sich einem doch da die Nackenhaare, wenn man bemerkt, wie gläsern das Internet wirklich ist!
Natürlich kann man nun agumentieren, Briefe können auch abgefangen werden und Telefonate abgehört, aber das Internet ermöglicht dies doch um ein VIELFACHES einfacher. Zudem wird ja alles für Jahrzehnte auf irgendwelchen Servern gespeichert.

Wie dem auch sei, es ist nun auch keine Lösung seinen Internetanschluss abzumelden, darum geht es mir auch nicht. Ich schätze das Internet sehr, bietet es doch auch Kontaktmöglichkeiten zu Menschen aus aller Welt, die man sonst niemals kennengelernt hätte. Viele sind heutzutage vernetzt mit Facebook & Co, und daraus ergeben sich auch nicht selten spannende Zusammentreffen - privat und auch beruflich.
Damit komme ich zum zweiten Punkt: Warum nicht auch im Forum seine Website verlinken? Viele Leute lesen hier mit, finden eine Person womöglich interessant und werden so auf das Geschäft/ die Dienstleistung aufmerksam und nehmen diesen Dienst vielleicht auch in Anspruch, da eine reale, sympathische Person dahintersteht. Bei kreativen oder musikbezogenen Berufen ist das doch durchaus passend!
Einige Harfenlehrer, Harfenbauer, Musiker (und auch einige andere Berufsgruppen) machen hier ja durchaus erfolgreich (passive) Eigenwerbung für sich und erreichen hier mehr Leute, als wenn sie ihre Identität im Forum geheimhalten würden.


Lieber Jürgen, danke für deinen ausführlichen Beitrag. Es war doch klar, dass einer von uns beiden den Schritt machen würde, das Thema öffentlich zu machen. Danke dir nochmal für deine Hilfe!
Sehr stark vereinfach gesprochen gibt es doch zwei Wege:
Entweder ich versuche so gut ich kann, anonym zu bleiben (meiner Meinung nach gibt es einfach keine Anonymität mehr, so sehr wie uns das wünschen) und lebe in Angst, oder ich akzeptiere, dass ich eben nicht anonym bin und öffne mich (wie weit auch immer, das ist wieder eine andere Sache) der Welt und vertraue darauf, dass - sofern ich mich nicht total daneben verhalte - mir daraus keine Nachteile entstehen werden. (Ok, es gibt da auch wieder Ausnahmen je nach Beruf, aber ich weiß auch für mich, dass ich keine Führungsperson oder Managerin o.Ä. werde, soweit verbiege ich mich nicht, das ist nicht mein Stil und muss es auch nicht werden.)
Dafür lerne ich viele Menschen kennen und es bieten sich Chancen, die man niemals für möglich gehalten hätte.
Beispiel: Ich war vor einigen Jahren bei twitter angemeldet und wurde von einem lokalen Trendscout gefunden, der mich zu seiner Fernsehsendung als musikalischen Gast eingeladen hat. Kein Scherz! Das große Networking hat also durchaus auch Vorteile!
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Der Juergen
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Der Juergen »

Danke, liebe peorth,

vor allem für deinen letzten Absatz!

Ich finde, dass dies die einzige Sicht der Dinge ist, die ein Leben in der "modernen" (es gab ja nie etwas anderes, in der jeweiligen Gegenwart war die Welt immer modern, gefährlich, verrückt und was weiß ich, in der Antike nicht anders als im Mittelalter oder der Wende zum 19. Jahrhundert …) Welt menschenwürdig erscheinen lässt.

Übrigens sind ja Elefanten auch sehr süße Tiere – vor allem kleine … :-)

Jetzt gehe ich zusammen mit Anandaprema (aka Stutzi, Sabine) erst einmal zu Jutta und Richard vom Atelier Verdande zum Grillen. Soweit was ganz Persönliches, was vielleicht keinen interessiert, vielleicht aber doch :_wink_:

Bis bald!
Jürgen
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Tornado
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Tornado »

Hallo peortth, hallo Jürgen,

Das war aber schon mal ein sehr interessanter Anfang einer sehr wichtigen Diskussion. Ich bin betreffs Internet noch totaler Anfänger (siehe auch meine vielsaitige Vorstellung). Aber ich versuche mich sehr gründlich zu informieren, wenn ich ein Thema begonnen habe :_grin_: . So auch bei Harfe, Keltischem, Gitarre, Judo, Karate, Nord- und Südamerika, Wilder Westen und so weiter und so fort. Insofern bin ich nicht mehr ganz ahnungslos, auch wenn ich etwas Probleme hatte, mich im Forum zurecht zu finden.
Im allgemeinen bin ich wohl schon vorsichtig, wenn da im Internet meiner Meinung nach Fallen lauern, und informiere mich auch bei Fachleuten über mögliche Fallen.
Aber seit meinem Umzug vor einem Jahr ins Schwabenland hat sich für mich eine so total positive Lebensveränderung ergeben, daß ich jetzt (ziemlich überschwenglich :_wink_: ) lockerer an die Sache mit Internet und Forum herangehe.
Nachdem ich endlich mit einiger Mühe einen zweiten oder dritten (endlich erfolgreichen) Einstieg ins Forum gefunden habe, konnte ich schon viele interessante Diskussionen verfolgen. Vor allem aber freut mich immer wieder der freundliche sachliche Umgangston im Forum. Vielleicht habt ihr ja schon bei der Vorstellung gemerkt, daß ich vorsichtig und sehr harmoniebedürftig bin. Jürgen, alle Hochachtung vor der Darstellung deiner Lebenssituation im Forum!!! :_shocked_: Dazu wäre ich vor 1 Jahr noch nicht in der Lage gewesen. Da sind "2 Seelen in meiner Brust": einerseits großes Mißtrauen gegenüber unbekannten Leuten, andererseits Suche nach Harmonie und Vertrauen. Aber nun kenne ich ja ohnehin schon einige Leute im Forum durch die Harfentreffen.
Und so wage ich einfach das Vertrauen hier im Forum, daß die persönlichen Dinge auch im Forum bleiben. Ich denke, das halten die allermeisten im Forum genaus so. Wie ihr schon geschrieben habt, kann man sich vor lauter Sorge, was andere im Internet über einen erfahren, ziemlich verrückt machen und das Leben schwer machen. Ich denke, da muß ich selbst einen gesunden Kompromiß finden, was ich hier von mir erzähle oder nicht.
Wie gesagt: vor dem Umzug mit seiner gewaltigen Veränderung zum Positiven hätte ich mir so einen Kommentar nicht zugetraut. Und so freue ich mich auf weitere Begegnungen mit interessanten und netten Menschen im Forum und beim Harfentrffen.
Viele Grüße und noch schöne Feiertage von Hannsjörg (Tornado)
Sally

Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Sally »

Hallo zusammen,

ein spannendes Thema...
ein sehr spannendes Thema...
Ich denke, wir sind uns einig, das niemand anonym bleibt, wenn gezielt gesucht wird. Von daher sehe ich das wie ihr, schreibe, was ich denke und lasse mir das Leben nicht vermiesen. Das aber auch nur vom privaten PC aus, vom Firmen-PC schreibe ich nur in Ausnahmefällen, wenn's wirklich wichtig ist.
Das hängt aber mehr mit der Firmenpolitik und dem internen Datenschutz zusammen und nicht mit dem Internet als solches.

Dies ist nicht das erste Forum in dem ich schreibe, zur Zeit aber das einzige. Ich habe sowohl sehr positive Erfahrungen gemacht, viele tolle Menschen kennengelernt, ok auch weniger tolle und auch einiges an Steit und Unfrieden mitbekommen, eben weil manche Menschen meinen, weil sie "anonym" sind, könnten sie sich Verbalattacken erlauben, zu denen ihnen der Mut fehlen würde, wenn sie dem anderen persönlich gegenüber stehen würden.
Es waren aber alles in allem Lernerfahrungen, die ich nicht missen möchte.

Hier im Forum ist es meistens anders. Zum einen kenne sich viele durch die unterschiedlichen Treffen persönlich. Das ist gut, denn dadurch ist das Klima gleich anders. Aber auch hier spielen sich Sachen hinter den Kulissen ab, die ich - wenn ich sie überhaupt mitbekomme - oft nicht verstehe und aus denen ich mich schleunigst ausklinke bzw. erst gar nicht einmische, es sei denn, ich werde direkt angesprochen bzw. bin persönlich betroffen.

Warum ich nicht mit meinem richtigen Namen unterschreibe ist eine interessante Frage und hat mit den Spielchen zu tun, die hinter den Kulissen gespielt werden. Ich heiße Eike, ein Name, der sowohl für Frauen als auch für Männer gebräuchlich ist, wenn auch selten.
PNs unterschreibe ich normalerweise mit meinem Vornamen. Nachdem ich nun auf eine PN mit meinem Namen unterschrieben habe, wurde mir unterstellt ich wäre ein Mann, der einen Frauenvornamen als Pseudonym benutzt, um hier irgendwelche schrägen Spielchen zu spielen. Das ist jetzt so ungefähr zwei Jahre her, glaube ich. Ich habe aber absolut keine Lust, das permanent zu erklären, also lasse ich es und unterschreibe mit Pseudonym.

So, ich glaube, das war's erst mal. Außerdem "muß" ich jetzt Snooker gucken.
Wünsche euch einen schönen Abend
Eike (Sally) (ich bin eine Frau, ich darf mir selber widerpsrechen :_wink_: )
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allessandra
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von allessandra »

'Nabend an diesem schönen Ostersonntag!

Finde Eure langen und ausführlichen Beiträge zu diesem Thema äußert interessant. Das Thema erinnert mich bisweilen aber auch ein wenig an die vielen Leute, die sich bis heute nicht trauen per online banking irgendetwas zu machen, da ja ansonsten das Geld nicht mehr sicher sei... (Kenne da so den ein oder anderen paranoiden Bekannten ).
Ich will das ja auch gar nicht veralbern. Mag ja auch alles irgendwo seine Berechtigung haben (online banking abzulehnen etc.) Aber wenn ich mir vorstelle wie sehr in dieser mulitmegamedialen Welt wir alle permanent damit befasst sind erreichbar zu sein, dabei zu sein, informiert zu sein, unseren Senf (wie ich hier gerade :_wink_: ) dazugeben zu wollen, eben im weitesten Sinne "vernetzt" zu sein, kommt es mir beinahe heuchlerisch vor, wenn jemand sagt, ach nee, ich werde alle meine Bilder, meinen echten Namen, etcetc nicht ins Netz stellen, denn dann kann ich ja GEFUNDEN werden! Huch!
Wenn ich heute so durch den Park spazieren gehe, sehe ich bisweilen mehr Leute mit handys telefonieren, simsen, kleine ipods durch die Gegend tragen und viele weitere Geräte, deren Namen ich noch nicht einmal kenne, weil ich mich (noch) nicht mit ihnen befasst habe. Diese Menschen wollen doch "getracet" werden können, sie wollen doch, dass ihre Spuren sichtbar sind.
Das ganze könnte jetzt dramatisch ins Philosophische abdriften, weshalb ich hier besser mal unterbreche.

Will sagen:
wer von uns kann denn schon Sally alias Eike (so sie denn keine website oder ihren vollständigen Namen angegeben hat) nur per Netz finden? Mal ernsthaft? Ich mag ja ein technologischer Dino sein, aber ICH könnte Leute, die hier ihren echten Namen oder ihre website nicht angeben definitv NICHT finden.

Im Übrigen finde ich den Ton im Forum auch (wie Tornado auch, danke schön!) sehr nett und muss sagen ich bin beeindruckt von der Dynamik, die dieses Forum so entwickeln kann.
Wie war das noch gleich mit Harfenjules "Clicks" oder Punkten? Dshinny o.ä. Hast Du damals eigentlch das bekommen, was Du wolltest?

Liebe Grüße an Euch Mitforianer, (akas oder Echte oder True Identities oder secret service agents.... :_rolleyes_: )

allessandra
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bastian
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von bastian »

Hallo,

tja, was für ein großes Thema.

Ich halte das ähnlich wie Cecilia. Wenn ich hier schreibe, schreibe ich als Privatperson, die sich ihrem Hobby widmet. Ich bleibe gerne ein bisschen anonym im Netz, zumindest für "normale" Internetuser. Was FBI, BKA und sonstwer macht, interessiert mich nicht wirklich. So interessant bin ich, glaube ich, erstmal nicht. Früher, in der sorglosen Internet-Zeit war ich auch mal in einigen sozialen Netzwerken unterwegs. Der Groschen ist vor ein paar Jahren gefallen, als einer meiner Azubis mich mal als Freund adden :_grin_: wollte. Bei aller Aufoperung für den Dienst, aber da war dann doch eine Grenze überschritten. Daraufhin habe ich mich aus allen diesen Diensten zurückgezogen und vermisse sie auch nicht wirklich.

Ich möchte auch nicht unbedingt, dass sich in der Firma rumspricht, dass ich Harfe spiele. Natürlich wissen das einige Kollegen, zu denen ich auch freundschaftlichen Kontakt pflege, aber dabei soll es dann auch bleiben. Ein bisschen Privatleben darf, denke ich, sein.

Seitdem gibt es eine (oder mehrere) Webidentitäten, von denen aus nicht unbedingt auf mich als Realperson geschlossen werden kann. Nagut, dass ich (Se-)bastian heiße, das ist ein offenes Geheimnis, aber davon gibt es ja hierzulande schließlich einige, selbst in Wuppertal. Ich leide nicht an Internet-Paranoia und bekenne mich auch als Internet-Banking-User.

Wenn man sich über diverse Harfen- und Forumstreffen persönlich kennenlernt, ist das was anderes. Dann nenne ich auch gerne meinen Namen, weil ich mich ja schließlich bei einer jeden realen Begegnung mit Namen vorstelle, egal, wodurch die zustande gekommen ist. Das beruht dann ja auch auf Gegenseitigkeit.

Sebastian

ps:
Vertrauen in die user hier ist das eine. Vertrauen in das Internet was anderes. Dieses hier ist ein öffentliches Forum, das ja von jedem gelesen werden kann. Nicht nur von Mitforianern. Da fehlt die Gegenseitigkeit. Dessen sollte man sich beim Schreiben hier stets bewusst sein!
Zuletzt geändert von bastian am Mo 25. Apr 2011, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
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Meine Harfe(n): 34saitige Harfe aus Esche & Zeder von Pepe Weissgerber, 2010

Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Sesa »

Hallo und frohe Ostern,
ich gehöre ja zu den skeptischeren Zeitgenossinnen (siehe Avatar und nein, Sesa ist auch kein echter Name), das aber bewusst - denn ich gehe mal grundsätzlich davon aus, dass die Zeiten eines "freien" Internets, so es sie je gegeben hat längst vorbei sind. Es gibt solche "Ecken" wie dieses Forum- es gibt aber auch z.B. Facebook, das m.E. primär wirtschaftliche Interessen verfolgt. Ich schreibe das mal als ganz persönliche Meinung, weil ich langsam die Erfahrung mache, mich in einer absoluten Minderheit zu befinden, die ein wenig Misstrauen für notwendig hält.
Ich sage es mal so: ich glaube eben nicht, dass alle "nur spielen wollen" - schon bei den Hunden im Park habe ich das nie geglaubt! Würdet ihr denn z.B. euren (fiktiven oder realen) Kindern eine Homepage mit Angabe von Schule, Adresse und privaten sommerurlaubsfotos einrichten? viele tun dies ja - ich habe mal an einer Schule gearbeitet und war schockiert über die Unreflektiertheit, mit der diese Medien genutzt werden.
Also, ich denke auch, dass man mich finden kann, wenn man das wirklich will, aber muss ich denn auch noch überall "Anreisebeshreibungen" verteilen?! Plädoyer für BEWUSSTEN Umgang also!
Und noch ein Aspekt: wenn ich "offen" bin, gebe ich immer auch Daten Dritter weiter, die dies vielleicht gar nicht wollen. Auch da gilt es also etwas Vorsicht walten zu lassen, glaube ich - andererseits hilft und freut es Pepe hoffentlich , wenn ich hin und wieder meine tolle Harfe von ihm erwähne... ;)
viele nachdenkliche Grüße,
Sesa
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