Liebe Julia,
auch, wenn ich nicht der potenzielle Teilnehmer bin, versuche ich eine Einschätzung als Ex-Kollege im Harfentreffenteam und Veranstalter nicht ganz unähnlich gelagerter Events. Achtung: Persönliche Wahrnehmung und Einschätzung!
Wir (und hier meine ich das Harfentreffen, den Harfensommer, den Harfenwinter und vielen andere Veranstaltungen) haben über Jahre, Jahrzehnte eine sehr breite Basis (mit)geschaffen, die immer noch wächst. Für die ist der Kursinhalt bei Weitem zu schwierig.
Die möglichen Nutznießer solcher Kurse auf »Profi-Niveau« sind meiner Wahrnehmung zufolge in den letzten Jahren immer mehr in eigene Projekte eingebunden und verstehen sich zum Teil selbst leider nur noch als Anbieter von Kursleistungen, nicht mehr als »Schüler«.
Sehr schade, denn auch die hätten es meines Erachtens zum Teil für ihre künstlerische Entwicklung nötig. Um hier und da ’nen Euro zu verdienen, braucht es das offensichtlich nicht zwingend.
Vor 9 Jahren (Beispiel: Maeve Gilchrist beim Harfentreffen) war das anders, da beklagten professionellere Teilnehmer im ersten Jahr das nicht ausreichende Level, im zweiten Jahr haben wir mit der Dozentin darauf reagiert und die Cracks waren begeistert, das haben wir heute in der Form nicht mehr.
Viel mehr geht es vielen um »kuschelige« (manche nennen sie auch »chillig«) Veranstaltungen, das kann – auch in meinen – Augen sehr positiv konnotiert sein, ist aber einfach »was anderes«.
Wir selbst als langjährige Veranstalter haben sehr dazu beigetragen, dass immer mehr Events (und Eventchen) propagiert werden, mal hier in dem Mittelgebirge, dort an dem Soundso-See … usw. Dass diese kleinen und Kleinstveranstaltungen meiner Erfahrung zufolge sehr häufig gar nicht stattfinden, wird hingegen nicht mehr allgemein publiziert, allenfalls auf Nachfrage erfährt man den Grund des spurlosen Verschwindens von den Webseiten.
Beispiele könnte ich hier nennen.
Folge ist aber, dass es ein gefühltes riesiges Angebot an Kurs-, bzw. Unterrichtsmöglichkeiten gibt und das dünnt »die Suppe« der Wahrnehmung nebst Wertschätzung der Veranstaltungen mit je 10 bis 16 Kursen, bei denen noch nie ein Kurs – oder in mehr als 10 Jahren vielleicht mal einer – ausgefallen ist, aus.
Preislich vergleiche ich auch immer wieder die Beträge für Unterricht, Essen, Übernachtungen zwischen den verschiedenen Veranstaltungen, da steht das Harfentreffen und der Harfensommer beispielsweise gut da, beide etwa vergleichbar und auch nicht teurer (oft sogar günstiger), als andere Veranstaltungen, pro Übernachtung, Kursstunde bei gleicher max. Belegung usw.
Aber die Geldbörse reicht auch nicht für alles, was man schnappen möchte, zumindest bei vielen in unserer Gesellschaft.
Auf all diese Erscheinungen müssen wir als Veranstalter und Organisatoren reagieren.
Wie das im Einzelnen sein wird, kann man sicher mal diskutieren, oder jeder probiert im Stillen was Eigenes.
Daneben gibt es auch noch den unkalkulierten Faktor »shit happens«, soll heißen, man weiß es nicht, warum ein Dozent (auch mal plötzlich nach vielen Jahren der Rolle »hundertprozentig sichere Bank«) nur 3 Anmeldungen hat.
In der Summe ist das in meinen Augen der Grund für die von dir beschriebene dünne Anmeldesituation (in diesem Kurs).
Liebe Grüße
Jürgen
PS: Ich freue mich auf dich, das restliche Team, die Teilnehmer, die Dozenten, die Aussteller, das Harfentreffen …