Smartphones beim Harfentreffen

[Wibke]

Vielen Dank Max, du hast wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen!

Ich hoffe doch sehr, dass ich hier nicht als "Diktatorin" rüberkomme. Da sehe ich mich schon eher als Rebellin!

Den Vergleich mit dem Rauchen finde ich auch sehr passend. Exzessiver Smartphone-Gebrauch wird sich eines Tages bestimmt als genauso gesundheitsschädlich herausstellen und besser reglementiert werden. Und das nicht nur zu meinem persönlichen Schutz, sondern zum Schutz aller. Ich sehe mich lediglich als der "Wellensittich im Bergwerk". (Für die, die nicht aus dem Pott kommen: der Wellensittich ist als erster krepiert, wenn die Luft unter Tage zu dünn wurde und hat somit alle anderen gewarnt!)

Letzten Endes sind ja die Leute, die tatsächlich ihre Smartphones bei Konzerten nutzen, in der absoluten Minderheit. Man darf also davon ausgehen, dass die meisten sich von einem Verbot während der Konzerte nicht wirklich eingeschränkt fühlen. Und die, die ein ernstes Problem damit haben, sollten vielleicht überlegen den Konzerten fernzubleiben!

Den Hinweis, dass sich ja auch die Musiker auf der Bühne gestört fühlen, finde ich ebenfalls wichtig!

Und nochmal zur Erinnerung: nicht ich habe als Teilnehmerin des Harfentreffens ein Verbot ausgesprochen. Das hat Ralf von offizieller Seite aus getan. Ich habe lediglich bemängelt, dass das Verbot nicht eingehalten wurde.

Ich perönlich werde versuchen, mir beim nächsten Konzert einen Platz ganz weit vorn zu sichern.

Vielleicht treffe ich ja dort noch weitere Gleichgesinnte!
Euer rebellischer Wellensittich

[Maira]

Es ist wohl so wie oft:
Bei solchen Gelegenheiten zeigt sich eine gute ,, Kinderstube".
Aus Respekt vor den Mitbesuchern schalte ich das Ding ab.
Wenn ich keine gute Erziehung genossen habe oder aber
gar drauf pfeife was mir miene Erziehungsberechtigten zu vermitteln suchten,
dann bin ich ein Störenfried dem die Anderen schnuppe sind.
Ist das denn das was man ,,geil" nennt?

Und Wiebke, es ist richtig daß Du das anmerkst.
Hat nix mit Miesepeterei oder Rebellion oder gar Gängelei zu tun.
Nein, solche bedenkenlosen Händinutzer gängeln alle anderen mit ihrem
unwichtigen Umeinandergebimmel.
Man sollte die Dinge so hinstellen wie sie sind.
Nicht 99 Konzertbesucher mit ausgeschaltetem Händi haben Unrecht, nein,
ein Döösbaddel der es nicht ausschaltet nervt alle anderen.

[mygga]

Ich korrigiere dich ungern, Wibke, aber:
es waren Kanarienvögel, keine Wellensittiche. Ich glaube, davor auch schon mal Spatzen. Hauptsache, es hat Krach gemacht.

[ralf]

Hallo Wibke,

hier nur ganz kurz eine Antwort auf Deine Frage, ohne den Rahmen sprengen zu wollen. Ich bitte um Nachsicht, falls ich damit etwas bereits Gesagtes noch einmal vertieft oder wiederholt haben sollte.

Aber nochmal zum Urheberrecht: gilt das denn nur für "richtige" Kameras und nicht für Smartphones?

Das Urheberrecht gilt unabhängig vom Medium grundsätzlich immer. Selbst wenn es teilweise Ausnahmen gibt (Copyright-freie Musik, CC Lizenzen, traditionelles Liedgut, etc.), wissen wir dies ja nicht vorher und es ist in der konkreten Konzertsituation nur sehr schwer umsetzbar.
Da unsere Bitte "Fotos nur beim letzten Musikstück" von vielen ignoriert wurde, werden wir uns fürs nächste Mal etwas anderes einfallen lassen, immer in der Hoffnung, dass man die kollektive Sensibilität für das Thema positiv beeinflussen kann.

Gruß,
Ralf

[Der Juergen]

Ich muss mich wirklich langsam wundern, was hier inhaltlich (ist es das überhaupt?) zu einer »unendlichen Geschichte« mutiert.

Vorausschickend möchte ich mich bekennen, von den verschiedensten gesellschaftlichen Positionen oder Individuen schon als Rebell, Anarchist, Diktator, ja sogar mal als Faschist benannt worden zu sein – äh, nein, als Wellensittig noch nicht.
(Und gesungen »wie a Zeiserl« habe ich auch noch nicht!)

Die Frage nach dem Urheberrecht ist eine, die empfundene Störung durch den Gebrauch oder Tonsignale eines Smartphones eine andere.
Kam hier eigentlich noch gar nicht »das Recht am eigenen Bild« zur Sprache?
Na ja, der Thread ist ja auch noch nicht beendet, würde ich wetten.

Ich erinnere mich noch ganz gut an Versammlungen im Hörsaal VI der Frankfurter Uni (hier spricht der Rebell der 1970er Jahre!) bei der das Kamerateam des Hessischen Rundfunks regelmäßig angegangen wurde – im günstigsten Fall mit »macht die Scheißkamera (oder Scheinwerfer) aus!«.

Wenn dann am frühen Abend die »Hessenschau« lief, hängten all die »Autonomen«, »Spontis«, DKP-Anhänger und so weiter und so fort vor der Glotze (auch die in den besetzten Häusern) und gierten darauf, die Versammlung und möglichst sich selbst zu entdecken.

Diejenigen, die noch wissen, dass Alexander Kluge und andere (auch in der Folge des »Neuen deutschen Films«) vehement für eine Gegenöffentlichkeit plädierten und diese durch »Offene Kanäle« über freie Sendefrequenzen in die heimischen Wohnzimmer erhofften zu transportieren, können sich vielleicht auch noch daran erinnern, dass jedermann (das mit dem Gendern war noch nicht verbreitet) als Produzent und nicht nur als Konsument fungieren können sollte.

Heute (und schon etliche Jahre) haben wir genau diese Möglichkeit.
Die Menschen haben sich nicht geändert, die technischen Mittel sind andere oder neu.

Ich vermute, dass es in weiten Teilen der Welt absolutes Unverständnis hervorriefe, läse man diese »Auseinandersetzung« hier.
Oh! Ach ja, wir sind hier aber in Deutschland …

Ich bekomme regelmäßig Bitten – beispielsweise aus Venezuela – Fotos von unseren Harfenveranstaltungen zu posten oder zu schicken, damit die armen Menschen dort wenigstens ein bisschen teilhaben können an dem Tollen, was wir hier machen.

Auch deswegen habe ich mich in die erste (!) Reihe gesetzt um, unter anderem, Diego mit seinen beiden erstklassigen kolumbianischen Mitmusikern per iPhone zu knipsen und auch zu »filmen«.

Sehr gern bin ich bereit nun den oder irgendeinen Shitstorm über mich ergehen zu lassen.
Vielleicht kommt ja auch (wieder) so ’ne Nase auf die Idee, dass ich schon deswegen nicht berechtigt sei, weil ich gar nicht Harfe spiele.

Das habe ich in der Harfenszene alles lange durch und »Abperlen« ist gar kein Ausdruck dafür.

Sorry, das musste sein!
Euer Jürgen

[Saitenwickler]

Also, gefilmt habe ich auch schon auf einer Convention. Dann aber mit einer vernünftigen Kamera mit Zoom und vor allem hinter der letzten Reihe statt aus der ersten Reihe mit Handy, wo dann sämtliche hinter einem Sitzende das Bildschirmlicht „genießen“ dürfen.

Aber vielleicht ist das dann einfach auch der Unterschied zwischen gewusst wie und Gelegenheitsknipsen, und weshalb es auf der einen Veranstaltung ein Handyverbot gibt und auf der anderen nicht.

[Der Juergen]

vielleicht ist das dann einfach auch der Unterschied zwischen gewusst wie und Gelegenheitsknipsen

Stimmt! Genau, das wird es sein …

[Jonny Robels]

Was so ein bischen Fake-Dudelsack alles auslösen kann...

[Wibke]

Also, langsam macht´s mir hier wieder Spaß mit Euch!

Ich will ja niemanden an den Pranger stellen, sondern nur mal die Meinungen zu Wort kommen lassen, die sonst eher ungehört bleiben. Ich glaube an das Gute im Menschen, und dass niemand wirklich seine Mitmenschen belästigen will. Vielen Menschen ist wohl einfach nicht bewusst, dass der übermäßige Gebrauch mit ihrem liebsten Spielzeug (das ihnen von Herzen gegönnt sei!) andere nerven könnte.

Eigentlich müsste sich jeder umso mehr einschränken, je mehr Menschen auf einem begrenzte Raum zusammen sind. Das Gegenteil ist aber häufig der Fall. Die Anonymität in der Masse verführt allzu leicht. ("Die hat ihr Handy auch an. Warum soll ich da auf meins verzichten?")

Wichtig ist, dass man darüber kommunizieren kann und nicht den Kopf in den Sand steckt, weil man glaubt, sich als einziger Mensch auf Erden von der modernen Technik überrollt zu fühlen. Denn es geht vielen Menschen so! Nicht nur den Wellensittichen oder Kanarienvögeln. (Danke Mygga für die Korrektur! - Nur, dass Dir das schwergefallen ist, kann ich irgendwie nicht so recht glauben... )

Zum Urheberrecht:
Wenn sich das Urheberrecht auf alle Medien bezieht, wäre es doch eigentlich nur konsequent, das Smartphone-Verbot wirklich durchzuziehen und statt dessen unseren "passiven Harfenspieler" Jürgen mit einer vernünftigen Kamera ausgestattet irgendwo an den Bühnenrand zu setzen. Dann hätte man eine gute und offizielle Aufnahme, anstatt 20 Wackelaufnahmen. Und das Urheberrecht möglicher einzelner Darbietungen oder Stücke kann man so auch viel besser kontrollieren.

Und was das Versenden von absolut lebensnotwendigen What´s Apps angeht, so würde ich für die Anschaffung von Brieftauben plädieren. Wär bestimmt viel lustiger, die mitten im Konzert loszulassen!

Gruß, Euer Kanarienvogel

[Der Juergen]

Also, langsam macht´s mir hier wieder Spaß mit Euch!

Solange es Spaß macht, bin ich doch gern dabei

Hier also noch einmal der Link zu einer einem meiner Bilder mittels völlig unvernünftiger Kamera eines iPhone 4s von besagtem Diego-Auftritt aus der ersten Reihe.

Ganz lustig finde ich ja immer die ach so »wissenden« Kommentare, wie oder mit welchem Equipment man etwas zu tun sollte.
Die Leute, die meine Vergangenheit ein bisschen kennen, dürften darüber auch schmunzeln können

Aber ohne diese Zeitgenossen wäre das Leben möglicherweise zu eintönig, daher:
Bitte weitermachen! Wir wollen doch alle unseren Spaß

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Einschub zum Urheberrecht:

Das Urheberrecht ist nicht automatisch davon abhängig wer Kopien oder Aufzeichnungen des Werkes anfertigt, lediglich davon, wem der Urheber es zu welchen Konditionen und in welchem Umfang gestattet, darüber hinaus, ob der Kopierende die Kopie/Aufzeichnung des Werkes weiter verbreiten darf. Ob sich der Veranstalter quasi schützend vor den Urheber (Autor, Arrangeur, Verlag oder Interpreten) stellt, obliegt ihm – stillschweigend eigentlich eine Übereinkunft zwischen den Rechteinhabern und ihm selbst voraussetzend.
Zwingend ist das Einnehmen dieser Schutzfunktion auch nicht.
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Wer sich als ungehört empfindet, ebenso wer als unerhört empfunden wird, liegt grundsätzlich im Auge des Betrachters.
Auch das mehrfache Darstellen seiner Position kann nerven, auch wenn »man« glaubt, der Einzige zu sein oder Mitempfinder in der geneigten Leserschaft zu wähnen.

Dazu aus einer PN einer hier beteiligten Person über Facebook explizit zu meinem längeren Beitrag an mich:
Der ist super!! Ich hoffe, da geht jetzt nicht wieder das Im-Kreis-drehen los (an der Stelle folgt ein Tränen-lachender Smiley)

Diese Person möchte sich selbst nicht wiederholen und liest deswegen hier im Thread nur noch mit.
Schade finde ich das, weil es den Lautstarken und »Wiederholern« das Feld überlässt.

Aber so ist die Welt, im Kleinen, wie in der Politik.

Noch etwas ergänzend: Ich halte das Harfentreffen auch ohne meine Mitwirkung immer noch nicht für dem »Grünen Hügel« vergleichbar, der Scala oder der »Met«.

Es hat sich aus dem »Volks-/Folk-Harfentreffen«, das Rüdiger ins Leben gerufen hat, entwickelt und sollte sich in meinen Augen nach wie vor – mit oder ohne Smartphones – eher der Lockerheit verpflichtet fühlen, als den Einschränkungen.


Scan des Einladungsflyers des ersten Harfentreffens (1981): Jürgen Steiner

So weit meine momentanen Gedanken.
Euer Jürgen