Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

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ysa
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von ysa »

*patsch* grafzahl! (high five)
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Lilly
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von Lilly »

Für mich bedeutet Harfe spielen eine Art Versöhnung mit der Vergangenheit. Seit ich 3 bin, wurde ich von meiner Mutter zum Musikunterricht geschleppt, zuerst musikalische Früherziehung, seit der Grundschule dann Klavier - obwohl ich als Kind ganz andere Talente und Interessen hatte und ich nur Klavier lernen musste, weil es eben schon da war. Ich habe Musik damals als Zwang empfunden und da ich nicht sonderlich gut darin war und keine Noten lesen oder nie zum Vorspielen gehen konnte, habe ich mich immer minderwertig gefühlt. Wohingegen meine Cousine, die meiner Mutter sehr ähnlich ist, ohnehin seit jeher das Musterkind war und freiwillig Klavier gespielt hat.
Dennoch - tief in meinem Herzen habe ich Musik geliebt und mir dann später selbst ein bisschen Gitarre und Sackpfeife beigebracht. Zum Unterricht zu gehen und vor anderen zu spielen habe ich mich aber nie getraut, weil mir als Kind eingeredet worden war, dass ich ohnehin zu schlecht sei und es nicht könne.

Nach dem Studium hatte ich eine ziemliche Sinnkrise und wusste nicht wohin mit mir selbst. In dieser Zeit brauchte ich etwas, worauf ich aufbauen kann - etwas nur für mich, das mich glücklich macht und mir mein Selbstvertrauen zurück gibt. Und da ich schon seit vielen Jahren Omnia Fan bin, irische Musik und Irland überhaupt liebe und Harfenmusik schon immer schön fand, habe ich beschlossen mir meinen Traum zu erfüllen und eine keltische Harfe zu kaufen - auch um mich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen und nochmal von ganz vorne anzufangen - mit einem Instrument, das ich wirklich liebe und auf dem ich jeden Tag gerne übe.
Ich hatte auch das Glück, eine ganz einfühlsame Lehrerin zu finden, die mich nicht unter Druck setzt, sondern mich in meinen Fortschritten bestätigt und mir hilft, an meinen Schwächen zu arbeiten.
Ich weiß, dass ich nie professionell Harfe spielen werde, höchstens in einer kleinen Pagan Folk Band aus Spaß an der Freude. Aber auch wenn ich für mich spiele, macht mich das schon glücklich.
Ich merke, dass ich mich beim Harfe spielen selbst kennenlerne, meine Schwächen akzeptiere und in etwas positives umwandeln kann. So wie meine Finger immer mehr Saiten "erklimmen", wächst auch mein Selbstvertrauen wieder und ich habe etwas gefunden, worin ich gut bin und woran ich arbeiten möchte.
Requiris
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von Requiris »

Mich hat als junges Mädel eine Straßenmusikerin mit ihrer Harfe immer wieder fasziniert.
Jahrzehnte später habe ich selbst angefangen.
Heute spiele ich einfache Stücke zur Entspannung und zur eigenen Freude einfach weil es schön ist...
Wenn es sich irgendwann einmal ergibt, dass ich anderen Menschen mit meiner Musik ebenfalls Freude und Entspannung schenken kann wäre das schön, ansonsten erfreue ich mich eben auch weiterhin selbst daran :_wink_:
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Resa Munde
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von Resa Munde »

Auch wenn hier die letzten Beiträge schon ein paar Monate her sind, und das hier vielleicht keiner mehr lesen wird, beantworte die Frage trotzdem gerne, weil sie mich selbst auch schon eine ganze Weile beschäftigt...

Vorneweg: Spannend, die vielen unterschiedlichen Wege zur Harfe zu erfahren, die ihr hier erzählt habt!

Also hier auch meiner: Wie viele andere von euch, hat mich schon als Kind die Harfe interessiert, ich wurde aber von meinen Eltern zur Zither überredet, die ich auch einige Jahre lang allerdings mit mäßigem Eifer spielte. Dieser Zeit verdanke ich aber meine musikalischen Grundkenntnisse. Als mein Bruder als Teenager sich für Gitarre zu interessieren begann, färbte das auf mich ab und ich begann, mich selber beim Singen auf der Gitarre zu begleiten und auch den einen oder anderen schwälgerischen Jungmädchentraum in ein eigenes Lied zu verpacken... :)
Meine Mutter begann in dieser Zeit selbst Harfe zu lernen (Tiroler Volksharfe) und so hatten wir dieses große Instrument auf einmal im Wohnzimmer stehen, zu dem ich mich manchmal, wenn ich allein zuhause war, hinschlich und ein bisschen klimperte... Irgendwann hörte die Begeisterung meiner Mama auf und die Harfe wurde langsam zum reinen Möbelstück.
Bei meinem Lehramtsstudium (Grundschule) war es dann Pflicht, Instrumentalunterricht zu nehmen. Da ich für den Anspruch der Schulmusik schon ausreichend gut Gitarrespielen konnte, fragte ich einfach ganz unbedarft nach, welche Instrumente denn zur Auswähl stehen: Gitarre, Klavier, Akkordeon... Harfe! Ohne groß nachzudenken fiel meine Wahl auf... na, ihr wisst schon. :) So ein Glück aber auch, dass die Harfe meiner Mama noch vorhanden war!
Es folgten drei Jahre intensiver Harfenunterricht, in dem ich hochmotiviert war und bestimmt dreimal so viel lernte wie bei der mehr als doppelt so langen Zitherspielzeit. Mein Lehrer war musikalisch spitze und ein Vollblut-Volksmusikant und Klassikliebhaber. Also spielte ich Boarische und Landler und Menuette, doch trotz meines Eifers war ich für meinen Lehrer nie "gut genug". Ich fand es jedoch total spannend, mich selbst sozusagen auf einer "Meta-Ebene" zu beobachten, mein eigenes Lernen bewusst zu beobachten.
Die wirkliche Begeisterung und hemmungslose Verliebtheit in die Harfe stellte sich allerdings erst ein, als ich ein paar Jahre später mit Freunden den Markttag beim Lauterbacher Harfensommer besuchte und zum ersten Mal erlebte, dass sich Harfenmusik ganz und gar nicht nur auf Klassik und Volksmusik beschränkte! Keltische und nordische Harfenmusik, moderne Kompositionen... das war endlich die Harfenmusik, in der ich mich zuhause fühlte! Ich fühlte mich befreit von dem vermeintlichen Musikstil-Korsett, indem ich bis dahin gewesen war... eine ganze Welt tat sich mir auf!
Seither liebe ich es, keltische Musik, aber vorallem auch zeitgenössische Harfenmusik (C. Pampuch, S. Bieber, L. Schaible, D. Fleissner, C. Kuhn usw...) kennen zu lernen und zu spielen. Dabei lerne ich nicht nur die Stücke selbst, sondern mich selbst dabei immer wieder neu kennen. Ich lerne nicht nur neue Spielweisen, Begleittechniken und Melodien, sondern darf während des Spielens ganz in die Klangwelt eintauchen, die sich mir öffnet... und mich verwandeln lassen... und verwandle dabei immer wieder auch die Lieder die ich spiele, fange an zu improvisieren (was ich mir zuvor nie zugetraut hatte!) und weiterzudichten... und mache die Stücke dadurch so ein bisschen zu "meinen eigenen".
Seitdem ich in Elternzeit bin, habe ich so viel Zeit wie nie fürs Harfespielen und ich merke, dass ich auch immer mehr Lust bekomme, nicht mehr nur für mich alleine zu spielen. Also gibt es - wie bereits im Vorstellungsthread geschrieben - mittlerweile einen YouTube-Kanal (https://www.youtube.com/channel/UCEHSSz ... vXQ86UBcqQ), wo ich Lieder hochlade. Das macht mir eine riesen Freude und gerade der Kontakt zu anderen Freunden der Harfenmusik motiviert mich ungemein!

Nach alledem, was ich hier geschrieben habe, kann ich die gestellte Frage ganz schlicht mit einem Satz beantworten: Ich spiele Harfe, weil ich mich dabei so lebendig fühle und wie ein Kind Zutritt bekomme zu dem Reichtum und der Schönheit innerer Welten.

Danke für die Frage!

Liebe Grüße
Theresa
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corvinius
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Die Vierte: die weltallerschönste und singendste EInhorn-Metallsaitenharfe in Eiche, Bronze und Silber von Mary Kissel

Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von corvinius »

Danke für Deine Geschichte, Theresa! Natürlich wird hier noch gelesen und zwar mit großem Interesse und Faszination, wie bunt der Haufen hier doch ist!
Liebe Grüße
Corvinius
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Oxana
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von Oxana »

Mir gefällt Harfenmusik, deswegen übe ich mich Harfe zu spielen. Diese Musik wirkt positiv auf Psyche und Körper.
Mit freundlichen Grüssen,
Oxana
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Maira
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von Maira »

Das sind die sanften Schwingungen-
fast wie Streicheleinheiten :_cheesy_:

Aber diese Schwingungen haben auch - rein mechanisch gesehen -
einen positiven Einfluss auf z.b. die Haut.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Harfenjule81
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von Harfenjule81 »

Weil ich das Thema so schön finde, hole ich es mal wieder hervor. :_smile_:

Hallo zusammen!

Bei mir war es so, dass ich in der Schule nie großes Interesse an Instrumenten hatte. Ich kannte eigentlich nur Klavier und Gitarre und das war ein Buch mit 7 Siegeln für mich, Noten erst recht. Dann haben alle aus meiner Klasse Blockflöte angefangen, was ich auch ok fand, aber die richtige Begeisterung blieb aus. Das Vorspiel in Familie war dann zu Weihnachten bei uns erzwungen, ich habe es gehasst, weil ich immer großes Lampenfieber hatte (das ist übrigens noch immer meine größte Herausforderung... :_shocked_: :_embarassed_: ). Nach 2 Jahren hatte ich dann keine Lust mehr und die Flöte staubte ein. Da wir dann auch als Erwachsene zu Weihnachten im Familienkreis gesungen haben, hatte ich dann nach 20 Jahren spontan wieder die Idee, doch wieder die Flöte rauszukramen. Da habe ich dann gemerkt, dass es blöd ist, dass man nur einen begrenzten Tonumfang spielen und auch nicht mitsingen kann. Irgendwie bin ich dann auf die Harfe gekommen, die Idee, die mal schön spielen zu können, hat mich total geflasht. :) Klavier und Gitarre finde ich immer noch uninteressant (zum selber spielen, versteht sich!).
Das war vor 5 Jahren. Seitdem nehme ich Unterricht, ich habe eine wirklich tolle private Lehrerin gefunden, die mich motiviert und nicht so striezt, weil sie weiß, ich (voll berufstätig) mache das für mich und habe nicht viel Zeit und Muße zu üben. Ich habe etwa 2x im Jahr Vorspiel im sehr kleinen Schülerkreis, das sind dann so meine Etappenziele. Jedes Mal gibt es ein neues Stück. Zu Beginn war mein langfristiges Ziel, Lieder aus dem Radio, die mir gefallen, nachzuspielen. Aber das dauert wohl noch etwas, bis ich das hinkriege. Mittlerweile habe ich großen Gefallen daran gefunden, im Duett zu spielen, und möchte das gern ausbauen.
Typische Harfemusik (keltisch) mag ich weniger, mir gefällt, wenn man moderne Popmusik auf der Harfe spielen kann.

Die Harfe hilft mir oft, runterzukommen. Auch wenn ich konzentriert spiele, kann ich meine Gedanken schweifen lassen und etwas abschalten.
Irgendwann möchte ich auch mal dazu singen können, das klappt bisher noch nicht. Ich könnte mir aber auch vorstellen, zu harfen und jemand anderes singt. Harfe zu spielen bedeutet für mich auch, dass man etwas schaffen kann, wann man sich richtig anstrengt. Für mich war das damals mit Ü30 eine große Herausforderung, auch wenn das jetzt blöd klingt...
Und toll finde ich, dass es so ein simples und altes Instrument ist, mit dem man auch ohne viel Schnickschnack tolle Musik machen kann. Ich bin immer noch verliebt... :_grin_:
Egal, wie alt Du bist, ein Eierschneider ist immer eine Harfe. :_grin_:
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Maira
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von Maira »

Ü 30 klingt gar nicht blöd !
Es gibt so manchen der hat mit Ü 60 erst zur Harfe gefunden.
Und ?
Alles gut. Harfe ist schön, macht Freude und glücklich.
Noch Fragen ?
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Harfenjule81
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Re: Warum spielt Ihr Harfe, was ist euer Ziel

Beitrag von Harfenjule81 »

Liebe Maira,

jetzt denke ich auch, dass das mit dem Alter damals totaler Quatsch war. :_cool_: Aber der Grund, warum ich tatsächlich erst nach 20 Jahren wieder ein Instrument in die Hand genommen habe, war, dass ich dachte, dass es, wenn man als Erwachsener anfängt, viel zu schwer ist, es zu lernen. Wenn ich mich mit meinen 15 Jahre jüngeren Mitschülern vergleiche, dann merke ich schon, dass es einen Unterschied macht, ob man nach 8 h Büro in den Unterricht kommt oder nach 1 oder 2 Vorlesungen. :_wink_:
Jetzt im Dezember hatte ich wieder Vorspiel und da habe ich deutlich gemerkt, was für Fortschritte ich im letzten Jahr wieder gemacht habe und das hat mich total stolz gemacht. Und ich war zu meiner Überraschung auch nicht die einzige Erwachsene Schülerin. :_smile_:
Eine meiner Kolleginnen meinte letztens, dass sie auch Harfe lernen will, die habe ich also schon bekehrt. :_grin_:
Ich denke auch, dass man nie zu alt ist...
Egal, wie alt Du bist, ein Eierschneider ist immer eine Harfe. :_grin_:
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