Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Susanne
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Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Beitrag von Susanne »

Habe den Kurs vor einiger Zeit mal in einem anderen Thread erwähnt, ich glaub', es ging um's Auswendigspielen.

Also ich war da! Und es war klasse. Sollte die Burg den Kurs noch mal anbieten, kann ich ihn wärmstens empfehlen.

Mein wichtigstes Erlebnis war, den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Bedürfnis, mir einfach die schöne Musik vorzuspielen, und der Notwendigkeit zu üben aufzuheben. Andreas' Grundsätze: Es muss IMMER Spaß machen. Und du sollst mit jedem Ton Musik machen. Und du sollst immer in deiner Komfortzone sein (wo kein Stress entsteht, aber auch keine Langeweile).

Wer was über die wichtigsten Prinzipien beim Übertragen des Flow-Prinzips aufs Musikmachen erfahren will, kann auch mal hier nachlesen: www.ueben-im-flow.de

Andreas ist Streicher, und seine Beispiele kamen entsprechend aus der Streicherpraxis und dem Unterricht für Selbige. Anfangs fand ich die Übertragung auf die Harfe schwierig, aber nach kurzer Zeit hat es um so mehr Spaß gemacht, passende Bilder und Konzepte des Körperkontakts für die Harfe zu finden.

Faszinierend fand ich es auch, die Einzelarbeit mit den anderen TeilnehmerInnen mitzuerleben. Es war eine große Bandbreite von Instrumenten (und Fähigkeiten) vertreten, und auf entsprechend verschiedenartigen Wegen verlief bei den Einzelnen die "Flow-Suche". Bei jedem - auf jedem Niveau - waren aber die Veränderungen im Klang und im "Musikhaften" des Übevorgangs auszumachen. Zeitweise stand uns andern im Publikum wirklich der Mund offen.

Jetzt hoffe ich drauf, dass Andreas auch noch seinen Lampenfieber-Kurs auf die Burg verlegt...

Susanne
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De Hermann
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Beitrag von De Hermann »

Hallo Susanne,

von diesen Üben-im-flow hatte ich vor einiger Zeit mal zufällig gelesen und fand es schon spannend. Natürlich wie alles, was gut ist, nicht ganz billig.

Was mir aber aus den Texten auf der Site nicht richtig klar wurde, ist die Frage nach den Vorkenntnissen für mein Instrument, die ich mitbringen muß.

Kannst Du aus nach dem Kurs sagen/einschätzen, ob man mindesten xx Jahre Harfe spielen muss oder ob man als Anfänger auch von dieser Technik profitieren kann?

Viele Grüße
Hermann
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

[QUOTE

Was mir aber aus den Texten auf der Site nicht richtig klar wurde, ist die Frage nach den Vorkenntnissen für mein Instrument, die ich mitbringen muß.

Kannst Du aus nach dem Kurs sagen/einschätzen, ob man mindesten xx Jahre Harfe spielen muss oder ob man als Anfänger auch von dieser Technik profitieren kann?
/QUOTE]Hallo Hermann,

dieselbe Frage hatte mich vorneweg auch bewegt, ich habe Andreas Burzik deswegen vor der Anmeldung angerufen. Er meinte, wichtiger als der Lernstand sei es, wenigstens ein bisschen in einem Übeprozess drin zu sein, also z.B. nicht den Kurs zu besuchen, nachdem man sein Instrument wochenlang nicht angefasst hat. Ich glaube, bei den meisten hier im Forum kann man davon ausgehen, dass sie eine aktive Beziehung zu ihrer Harfe haben. :_grin_:

Die Vorkenntnisse im Seminar gingen von ca. 1 Jahr Spielerfahrung bis zu Profistatus.

Auf die Harfe bezogen denke ich, Basics sollten da sein (beidhändiges Spielen, Fingersätze statt Ein-Finger-Suchsystem usw.).

Im Kurs geht es auch in keiner Weise ums Vorspielen - du kannst die ganzen zwei Tage mit einem einzigen schwierigen Fitzel jede Menge Freude haben.

lg
Susanne
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Re: Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Beitrag von Susanne »

Hermann, du hast gerade an anderer Stelle gefragt, ob ich noch von dem Kurs profitiere. Ich glaube schon, ist aber schwer auf den Punkt zu bringen bzw. überhaupt in Worte zu fassen.

Es gibt halt so Tage, wo sich der Kontakt zum Instrument nicht richtig anfühlt und wo dann auch beim Spielen nicht so recht was draus wird. Das war natürlich auch schon früher so - aber jetzt nehme ich es bewusster wahr und kann mir auch bewusst in Erinnerung rufen, wie sich der richtige Kontakt anfühlt. Das reicht dann oft für eine Veränderung.

Letzte Woche habe ich wieder ein bisschen länger über den Kurs nachgedacht. Ich hatte einen Miniaturauftritt im Seeheimer Folkclub, nachdem schon seit einer ganzen Weile mein Selbstbewusstsein so in den Keller gegangen war, dass ich mich vor der Session in Kibo und Ähnlichem gedrückt habe. Tja, also ich sitz' da so, will mit meinem "Angeber-Set" anfangen und weiß bereits den ersten Fingersatz nicht. Weg. Das Phänomen wird ja auch grad in dem Vorspiel-Thread erörtert. Nur die Begleithand wusste noch: Auf e geht's los. Bis jetzt habe ich in solchen Situationen gesagt "Äh. Mist. Stress. Alles weg." Oder so.

Warum auch immer: Diesmal ließ ich meine Begleithand auf dem e-moll-Akkord rumgeistern und spielte rechts einfach irgendwas irgendwie drumrum, und nach ein paar Sekunden ging's wie von selbst in die Melodie über. Mein Aussetzer konnte glatt als Präludium durchgehen...

Das habe ich nicht bewusst eingesetzt; ist einfach so passiet - hinterher habe ich dann aber an Üben im Flow gedacht, wo uns auch geraten wurde, an Übestellen "rumzuspielen". Ein toller Akkordeonist dort war sehr überrascht, dass wir alle verzückt seinen "Übegeräuschen" lauschten - es klang nicht viel anders als z.B. die konzertanten Improvisationen von Richard Galliano und Co. D.h. bei bestimmten Arten von Musik spricht eigentlich nix dagegen, das "Umspielen" mit auf die Bühne zu nehmen.

Vielleicht schwätzen wir im September ein bisschen länger?
Susanne
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Re: Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Beitrag von De Hermann »

Hallo Susanne,

der nächste Kurs läuft im November und ich bin eigentlich drauf und dran, mich anzumelden. Aber da Du den Kurs bzw. die Methode kennengelernt hast, wollte ich natürlich vorher noch die Möglichkeit nutzen, Dich entsprechend auszufragen.

Klar können wir uns im September unterhalten. Zumal wir uns ja nicht mal kennen ...
Bei Gelegenheit sollten wir auch mal über die Tageszeit/Uhrzeit unserer September-Session reden. Abbends hätte ich nämlich schon einen Termin (zufälligerweise in Wiesbaden). ... Ach so, das passt jetzt wieder nicht in diesen Thread ...

Sonnige Grüße
Hermann
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Re: Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Beitrag von De Hermann »

Hallo Susanne,
hallo Harfenfreunde,

wie an anderer Stelle gewünscht, gebe ich natürlich gerne meine Eindrücke vom oben beschriebenen Kurs "Üben im Flow" wieder, der im November war. Hatte also bereits Zeit zum "verdauen".

Vorbemerkung: War noch nie auf Burg Fürsteneck und bin jetzt begeistert von der Burg. Richtig schöne Räume, Athmosphäre und super Essen!

Zum Kurs:
Was Susanne im ersten Beitrag schreibt, kann ich unterschreiben (ohne nochmal alles hier als Zitat reinzunehmen).
Habe im Vorfeld versucht, mich über die Flow-Erfahrung zu informieren, aber grau ist alle Theorie. Es ist für mich z. B. theoretisch völlig einleuchtend, dass es einen "Flow-Kanal" gibt, d. h. einen Bereich, in dem sich meine momentanen technischen Fähigkeiten mit den Anforderungen des Musikstücks so decken, dass es "spannend" bzw. "genau richtig" ist.
Die Kunst ist, diesen Bereich bei jedem Über zu finden. Da hilft keine Theorie mehr und ich hatte gedanklich eher eine einzelne Technik hierfür erwartet. Die Zielrichtung des Kursleiters Andreas Burzik ist allerdings, diese Übemethode als neuen, gehirngerechten Ansatz für jegliches Üben zu etablieren. "Rein mechanisches Üben und tausendfache Wiederholungen braucht kein Mensch und auch kein Gehirn", sagt Andreas hierzu und belegt dies durch Ergebnisse der Gehirnforschung.

Der Kurs bestand zum Großteil darin, dass jeder einzelne Kursteilnehmer "therapiert", d. h. von Andreas in diesen Flow-Zustand geführt wurde. Und bei jedem konnte man als Zuschauer/-hörer noch etwas für sich selbst dazu lernen, weil man sogar von außen erkennen kann, wann der Vorspielende im Flow ist. Es war vieles vertreten: 3 Harfen, Gitarre, Flöten, eine Sängerin, Saxophon usw. Die Einzelteile der Methode mussten also jedesmal adaptiert werden, sind aber auf alle anwendbar.

Einzig eine Profi-Harfenistin konnte (im vorgegebenen Zeitrahmen) ihre eingefahrenen Gleise nicht verlassen, um sich auf die Flow-Erfahrung einzulassen. Flow lässt sich nämlich nicht erzwingen, sondern ich kann nur Rahmenbedingungen schaffen, um in Flow zu kommen. Und dazu muß ich erstmal grundsätzlich bereit sein, es fließen (flow) zu lassen, ohne mich z. B. mit der üblichen Reaktion "richtig - falsch" in meinem Innern selbst zu blockieren.
Gerade fällt mir auf, dass diese Erfahrung gar nicht so leicht zu beschreiben ist ... aber am Anfang wurde jeder gebeten, sich eine Situation seines Lebens (nicht unbedingt Musik machen) vorzustellen, in der man etwas Anspruchsvolles/Anstrengendes ohne Stocken, ohne Überlegen fließend bewältigt hat. Die Erfahrungen wurden überraschend einheitlich beschrieben: Zeitgefühl ist völlig weg, Gefühl der Anstrengungslosigkeit, "es" spielt/läuft/tut, usw. Dieser Zustand wird in der Psychologie als Flow bezeichnet und dieser soll für optimales Üben erreicht werden.

Mein persönliches Üben hat der Kurs ein ganzes Stück weitergebracht und ich kann ihn wärmstens empfehlen.

Dieses neue Herangehen bedeutet u. a., spielerisch und locker mit dem Stück umzugehen, zunächst jeden einzelnen Ton wirklich schön und sauber zu erzeugen, dabei Dynamik und Rhytmus völlig zu ignorieren und gaaaanz langsam vorzugehen, bis der ganze Körper die einzelnen Töne "intus" hat und quasi von selbst schneller werden will. Damit habe ich momentan etwas Schwierigkeiten, weil es vielem wiederspricht, was ich mir im Laufe meines musikalischen Lebens angewöhnt habe ...
Das Neue als alleinige Übemethode in mir zu verankern fällt mir schwer, bin halt ein "Gewohnheitstier". Am schwersten ist es für mich, meinen inneren Kritiker abzuschalten und wirklich zu spielen, Musik zu machen, geschehen zu lassen, statt als Perfektionist eine starre Vorstellung vom gewünschten Ergebnis zu haben und mit aller Gewalt da hin zu wollen ...

Oh, jetzt habe ich mich ganz schön in Fahrt (Flow?) geredet und bin doch recht unstrukturiert vorgegangen (...Mist, schon wieder der innere Kritiker!). Vielleicht kann ich ja trotzdem den einen oder anderen fürs Üben im Flow interesseren.

Grüße
Hermann
Zuletzt geändert von De Hermann am Mi 6. Jan 2010, 14:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Beitrag von espero »

... eine super Beschreibung, dank euch Beiden hierfür! Das erklärt mir nun auch einige Dinge und
der "Flow" ist wohl das, was die Wesenheit "KRYON" als "being in the quantum state" beschreibt.

Und der innere Kritiker hat mir schon häufig genug viel Spaß gekostet, ich ersetzte ihn nun durch
den Zustand "im Fluss" zu sein.

Grüßle
Uli & the charming harps :_cool_:
Ich BIN kreativ - also BIN ich! (Shanti Chironvana, anno Domini 2011)
Live your truth (The Kryon, anno Domini year one (2014))
Susanne
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Re: Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Beitrag von Susanne »

-
Zuletzt geändert von Susanne am Di 22. Sep 2020, 18:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Beitrag von De Hermann »

Hallo espero,

mußte erstmal googeln, um was es jetzt eigentlich geht und wo das mit dem Quantum steht (ach nein, quantum state hieß ja das Stichwort...). Zu meinem Gott sagt man gelegentlich "KYRIE", aber "KRYON" mir kryptisch vor ...
am Anfang wurde jeder gebeten, sich eine Situation seines Lebens (nicht unbedingt Musik machen) vorzustellen, in der man etwas Anspruchsvolles/Anstrengendes ohne Stocken, ohne Überlegen fließend bewältigt hat. Die Erfahrungen wurden überraschend einheitlich beschrieben: Zeitgefühl ist völlig weg, Gefühl der Anstrengungslosigkeit, "es" spielt/läuft/tut, usw. Dieser Zustand wird in der Psychologie als Flow bezeichnet und dieser soll für optimales Üben erreicht werden.
Damit wollte ich (wie Susanne auch) festhalten, dass es beim Flow-Zustand um einen per EEG meßbaren "Gehirnzustand" geht. Mit Esoterik hat das nichts zu tun.
Man braucht keine Überzeugung oder keinen Glauben, um den Flow-Zustand zu erreichen, sondern Übung. Die Frequenzen der Hirnströme im Flow entsprechen dem sog. Alpha-Zustand, den man beim meditieren erreicht. Allerdings handelt es sich hierbei sozusagen um ein "aktives Meditieren", weil ich ja nicht im Ruhezustand verharre, sondern Finger, Körper usw. bewege.

Gruß
Hermann
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Oliver

Re: Üben im Flow auf Burg Fürsteneck

Beitrag von Oliver »

Hmmmmmmmm…

Schon sehr interessant, wie die Reaktionen sind, wenn etwas "Esoterik" ins Spiel kommt.

Man könnte nun lange über Sinn und Unsinn diskutieren. Letztlich ist es so, dass der Mensch für alles eine Erklärung sucht. Er schafft sich Modelle, versucht Vorgänge messbar zu machen usw. Manche Dinge sind tatsächlich mit entsprechenden Geräten messbar, andere nicht. Was jedoch nicht heißen muss, dass sie nicht existent sind.

Manchmal gibt es auch mehrere Modelle oder Erklärungen für ein und dasselbe Phänomen. Jeder sucht sich das, was für ihn selbst am "glaubwürdigsten" erscheint.

Ich weiß, wie sich ein Flow anfühlt…
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