Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

BeLinda
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von BeLinda »

Ich rolle das diesmal von hinten auf.

Maira: Das kann ich nur mit JA beantworten. Das betrifft definitiv nicht nur das Musik machen. Jedes "Auftreten" vor anderen Menschen. Also auch schon Referate früher, oder nur an die Tafel geholt werden in Schule um was vorzurechnen oder so. Das zieht sich durch mein Leben seit ich denken kann. Und ich habe auch noch vor vielen anderen Dinge große Angst, z.B. allein unbekannte Strecken mit dem Auto zu fahren (Thema Wuppertaler Harfenrunde) oder allein öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder oder oder.

Nein, mal eben so in den Griff kriegen mit etwas Übung kann und werde ich das auf jeden Fall nicht, da hast du vollkommen Recht. Das weiß ich aber auch. Und ich erwarte auch nicht das es direkt super klappt und das das jetzt DIE Lösung für alle meine Probleme in der Richtung ist. Ich hoffe einfach, dass ich einen Anfang machen kann mit etwas was mir ja an sich Spaß macht und was ich auch MÖCHTE. Die Überwindung an meinen Ängsten beim Fahren unbekannter Strecken zu arbeiten ist z.B. noch schwerer, weil ich das einfach nur vermeiden will und es ja nichts ist was mir generell Spaß macht - so wie Harfe spielen.

Suse34: Das ist auf jeden Fall schön zu hören. Melde dich einfach wenn du kannst und willst, ich freue mich. Mach langsam und gib auf dich acht. Und fühl dich mal unbekannter Weise gedrückt.

Phoenixia: Das tut auf jeden Fall gut das zu hören. Man denkt ja oft man ist allein auf der Welt mit seinem Problem und fühlt sich dann noch doppelt blöd.
Das mit der Firmenfeier klingt ja auch super heftig, du Arme :( Ich kann das so gut nachempfinden.
Wir haben hier auch immer eine Weihnachtsfeier (auch richtig groß, da kommen auch Ehemalige und so) und es spielen jedes Jahr ein paar Mitarbeiter und begleiten uns dann bei den Weihnachtsliedern (meist Keyboard, Gitarre und Querflöte/Trompete). Ich hab tatsächlich von mir aus schon gedacht, wie schön das wäre da mitspielen zu können und das ich das so wunderbar fände. Harfe... Weihnachten... passt in meinem Kopf besonders gut. Aber ich traue mich einfach nicht, das wäre wirklich zu heftig.

Ich kann Sarah mal fragen. Also sie hat mit den anderen beiden "Betroffenen" wohl schon gesprochen, die haben auch große Lust. Es wird wohl Ende Juli sein, einen Termin haben wir noch nicht.
Vielleicht kannst du mir (sonst auch per PN) deinen richtigen Namen mal geben, damit ich bei Sarah auch sagen kann wer da Interesse hat ;-)
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mygga
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von mygga »

Maira hat geschrieben: Mi 31. Mai 2017, 12:00 Negative Erfahrungen die Du wohl als junger Mensch gemacht hast.
Wenn man z.B. seinen Eltern nie genügt hat, egal was man gemacht hat
nie war das für sie zufriedenstellend, dann können solche Probleme
auftreten. Da hilft aber eher ein Facharzt.
@Maira: Nicht für jedes Problem muss gleich ein Facharzt her. Es ist a) die Frage, ob das in angemessener Zeit überhaupt zum gewünschten Erfolg führt - so er denn erforderlich ist -, und b), das halte ich für deutlich wichtiger, ist die Frage, ob das Vorspielen-Können trotz Lampenfieber so dermaßen wichtig ist, dass man sich gleich in professionelle Behandlung dafür geben will.

PS: generell habe ich ein Problem damit, erst mal grundsätzlich hinter allem eine "schlimme Kindheit" zu vermuten und die Leute zum Psychologen schicken zu wollen. Zumal bei anderen und nicht bei sich selbst.

Und du darfst mir glauben, damit kenne ich mich aus.

So, und nun bitte zurück zum Thema.
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
BeLinda
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von BeLinda »

Mygga: ich habe das jetzt überhaupt nicht als Unterstellung oder sonst wie negativ aufgefasst von Maira. Von daher denke ich, das kann man getrost einfach so stehen lassen.
______________________________________________________________________________________________________________

So, ich habe es also gewagt und habe gestern meiner Mutter "vorgespielt". Ich war überraschend wenig aufgeregt und habe etwas 15-20 Minuten gespielt - mit Freude!
Einmal hab ich zwischendurch doch etwas Stress bekommen, als ich mich bei einem Stück das sonst zu hause sicher klappt drei Mal an der selben Stelle verspielt habe und dabei auch so raus kam, dass ich ganz neu ansetzen musste. Da wurde ich dann doch zittrig und innerlich wütend (auf mich) :_undecided_: , aber konnte mich zum Glück fangen und der vierte Versuch hat dann geklappt. Ich hab das Ganze bei meiner Mutter auch als "ich übe quasi während du dabei sitzt" deklariert.
Das war wirklich schön und ich denke ich werde das sicher mal wiederholen.
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Susanne Globisch
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von Susanne Globisch »

Liebe Belinda,

ich finde es klasse, dass Du Deine Vorspiel-Ängste so mutig angehst! Und toll zu lesen, dass es schon erste Früchte trägt!
Ich hab hier eine Weile „still“ mitgelesen und möchte jetzt - vielleicht auch für andere - einige Tipps geben, die ich auch meinen Schülern oft mitgebe (das Problem der Angst vor dem Vorspielen ist in der Tat gerade beim Instrument Harfe nicht selten).

Offtopic:
Hintergrund:
Ich habe zwar nicht Psychologie studiert, aber vor meiner Tätigkeit als selbständige Harfenistin ca. 3 Jahre lang an einem psychologischen Forschungsprojekt der Uni Bamberg mitgearbeitet. Da ging es zwar um Umweltbewusstsein (Buchpublikation siehe hier: https://www.amazon.de/Ökologische-Sozia ... e+Globisch), aber es war schon nötig, auch ein wenig in eigentlich „therapeutische“ Themen einzusteigen. Seit ich Harfe unterrichte, interessiert mich die Verbindung „Harfe und Psychologie“ sehr, und ich bilde mich durch Lektüre und Seminare auch regelmäßig fort.

1. Es ist sehr hilfreich, sich die Prozesse klarzumachen, die während einer Angstattacke im Körper und v.a. im Gehirn ablaufen. Welche Hirnzentren sind aktiv? Welche Hormone/Botenstoffe schütten sie aus? Was bewirken diese? Was versteht man unter „fight or flight“?
Darüber kann man schon im Internet einiges finden, oder auch sich entsprechende Bücher besorgen.

Dieses Verstehen ALLEIN löst natürlich noch nicht das Problem. ABER es wird einem klar: Es bin nicht ICH, sondern es ist ein Ablauf von Vorgängen in meinem Körper, der diese Gefühle auslöst. Mit meiner Persönlichkeit hat dieser Ablauf nicht das geringste zu tun.
Bei der Recherche wird man auch lernen, dass das Ganze viel mit dem vegetativen Nervensystem zu tun hat. Und dieses lässt sich über den Intellekt nicht steuern. Daher sind alle Ratschläge, die anfangen mit: „Du musst Dir klarmachen, dass….“, nicht wirklich hilfreich. Man kann sehr wohl wissen, dass einem bei einem Verspieler nichts passieren kann - aber Deinem vegetativen Nervensystem ist dieses Wissen herzlich egal, das spult einfach seinen eingeübten Angst-Kaskaden-Mechanismus ab.
Also: Es liegt nicht an Dir, sondern ganz einfach an einem Prozess innerhalb Deines vegetativen Nervensystems. Das zu verstehen, kann schon mal viel Druck von einem runternehmen.

2. Trotzdem kann man natürlich etwas tun - z.B. die Art von sanfter „Konfrontationstherapie“, die Du Dir gerade so mutig selber verordnet hast!
Bei akuten Unsicherheitsschüben hilft es sehr, laaange auszuatmen. Das Ausatmen sollte mindestens 3-4 mal länger sein als das Einatmen. Ein langes Ausatmen wirkt sozusagen direkt aufs vegetative Nervensystem und beruhigt den ganzen Prozess.

3. Beim Spielen selber rate ich immer dazu, die Töne, die man spielt, innerlich SEHR INTENSIV MITZUSINGEN. So intensiv, dass man fast das Gefühl bekommt, die Harfe spielt, weil man den Ton innerlich singt (und gar nicht so sehr, weil die Finger die Saiten zupfen). Wenn man innerlich so intensiv mitsingt, hat man buchstäblich keine Zeit mehr übrig, sich über anderes Gedanken zu machen (z.B. darüber, ob das Stück beim Vorspielen wohl diesmal klappen wird oder nicht…) Man gibt damit seinem Geist eine hilfreiche Beschäftigung (Töne innerlich singen), die ihn so stark in Anspruch nimmt, dass er für weniger hilfreiche Beschäftigungen (sich sorgen, was gleich passieren könnte) schlicht und ergreifend keine Zeit mehr hat. Das ist erstmal richtig anstrengend, aber meistens hilft es.

Falls Du diese Tipps mal ausprobieren möchtest, würde ich mich sehr über Feedback freuen, ob und wie es auf Dich wirkt.
Und falls diese Tipps bei Dir je gar nicht „anschlagen“ sollten, ist das natürlich auch ok - es gibt da sehr viele verschiedene Ansätze, dann war der richtige einfach nicht dabei. Evtl. kann man dann wirklich mal jemanden fragen, der sich hauptberuflich mit Angstbewältigung beschäftigt - die Leute haben mittlerweile richtig gute "Tricks" auf Lager!

Viele liebe Grüße von Susanne
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von BeLinda »

Hallo Suanne,

danke für deinen tollen Beitrag und das du dir so viel Mühe damit gemacht hast.

Ich bin psychologisch und therapeutisch auch nicht ganz uninteressiert (nicht zuletzt wegen meiner eigenen Problematik) und finde es sehr spannend was du erklärst.
Du hast vollkommen Recht, mein Gefühl sagt mir immer "Ich bin schuld", "Ich stell mich an", "Wäre ich bloß nicht so ängstlich". Mir mal ganz bewusst zu machen, dass ich diese Prozesse nur zu einem geringen Teil steuern kann - das habe ich noch nie probiert.

Atemübungen sind wirklich was Tolles, das kenne ich auch aus der Meditation und von der progressiven Muskelentspannung. Ich bin so ein totaler "Spannungsmensch", so nenne ich es mal. Ich ziehe ganz oft unbewusst die Schultern hoch (Schildkrötenhaltung), beiße die Zähne fest aufeinander und höre z.B. auch "gerne" auf zu atmen wenn ich angespannt bin. Bestes Beispiel: wenn ich bei einem Harfenstück eine schwere Stelle habe, halte ich immer vorher unbewusst die Luft an - damit wird die Stelle aber oft noch schwieriger. Ich werde noch angespannter.... usw.
Meine Lehrerin und ich haben das zum Glück schnell bemerkt und jetzt kringeln wir sowas dann immer ein und schreiben ATMEN drüber und ich atme davor immer ganz bewusst lange aus. Das hilft!

Die Übung Mitsingen im Kopf kenne ich tatsächlich noch überhaupt nicht. Ich frage mich gerade ob ich mich dann noch aufs Spielen und Noten lesen konzentrieren kann, aber ich probiere das gern einfach mal aus.

Schade, dass du mit PLZ 9 so weit von mir entfernt wohnst, ich könnte mir vorstellen das wir uns auch persönlich mal gut über das Thema unterhalten könnten.
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Susanne Globisch
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von Susanne Globisch »

Ich frage mich gerade ob ich mich dann noch aufs Spielen und Noten lesen konzentrieren kann...

Das hatte ich vergessen zu erwähnen: bei dieser Übung sollte man nicht nach Noten spielen, sondern auswendig (wobei mir da der englische Ausdruck "by heart" die Sache sehr viel besser beschreibt).
Das In-die-Noten-schauen halte ich in solchen Situationen nicht für hilfreich, da es oft dafür sorgt, dass man noch mehr (angstbesetzt) denkt bzw. "im Kopf ist". Ich ermuntere Schüler da eher dazu, sogar mal die Augen zu schließen und mit geschlossenen Augen zu spielen (das geht natürlich erstmal nur mit Stücken, die einen möglichst "verbundenen" Fingersatz haben, d.h. bei denen man am besten nie oder nur sehr selten mit den Fingern die Saiten ganz verlässt. Ich modifiziere die Stücke und Fingersätze dann eben entsprechend.)
Wenn man auswendig oder mit geschlossenen Augen spielt, wird man merken, dass man (vielleicht sogar zum ersten Mal überhaupt!) wirklich HÖRT und FÜHLT was man spielt. Das Notenlesen kann man getrost auf etwas später verschieben, wenn man eine sichere emotionale Verbindung zu einem Stück aufgebaut hat. Und die bekommt man eben am besten, indem man "by heart" - vom Herzen aus - spielt.
Und dann muss man sich eben auf das Spielen gar nicht mehr extra konzentrieren, sondern man singt den Ton innerlich und der Finger spielt ihn. Mit ein wenig Übung wird das sehr einfach und "natürlich".
(Das soll jetzt kein generelles Statement gegen das Notenlesen sein, aber gerade in Deiner Situation würde ich das Notenlesen auf der Prioritätenliste ziemlich weit nach hinten schieben. Das kann man auch aus den Neurowissenschaften heraus sehr gut begründen, aber das würde jetzt doch einen längeren Aufsatz geben...)

Liebe Grüße von Susanne
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von Harfenjule »

Liebe BeLinda,

viele deiner Worte könnten genau so von mir kommen...
Ich weiß auch, dass bei mir die Ursachen in der Kindheit liegen. Die Zusammenhänge haben sich mir durch eine Psychotherapie erschlossen, am Grundproblem hat sich allerdings noch nicht viel geändert. Der von Maira erwähnte Kurs von Eva Curth zum 'perfekten Auftritt' hat mir leider überhaupt nichts gebracht, weil die Problematik zu tief liegt, um mit ein paar Tipps gelöst zu werden.
Als ich neulich den Auftritt bei einer Lesung hatte, habe ich Stücke gespielt, die ich zu Hause wirklich im Schlaf auswendig konnte. Beim Auftritt... sind die Finger öfter auf falschen Saiten gelandet. Aber immerhin habe ich es geschafft, nicht völlig rauszufliegen, das ist für mich schon ein großer Fortschritt. Man hört ja immer wieder, dass Leute einem sagen "einfach weiter spielen" - tja, wenn's so einfach wäre... ich habe für mich noch keine Methode gefunden, das wirksam zu üben. Und das, obwohl ich mittlerweile 13 Jahre Harfe spiele.

Ein Berufsmusiker hat mir noch einen recht guten Tipp gegeben (den meine Therapeutin übrigens auch super fand, weil das teilweise auch zur Therapie von Angststörungen verwendet wird): Sport machen, also den Puls in die Höhe treiben, dann sofort an die Harfe setzen und spielen. Das simuliert wohl einige körperliche Vorgänge in einer Angstsituation, jedoch ohne die psychische Komponente. (leider bin ich ausdauermäßig einigermaßen gut trainiert und mein Puls wird nach sehr kurzer Zeit wieder langsam :_wink_: )

Falls ihr die Selbsthilfegruppe bei Sarah mal erweitern möchtet, wäre ich auch gerne dabei.


Liebe Grüße

Julia
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von Maira »

Das mit dem ,, einfach weiterspielen " ist nicht so gedacht wie es rüberkommt.
Es soll bedeuten : auch wenn Du jetzt was Falsches spielst, spiele weiter.
Denn das passiert sogar den Profis : die Finger sind falsch eingelegt,
es kommen nicht die anvisierten Töne. Jetzt heißt es Mut zur Lücke,
spiel die Finger ab, reg Dich nicht drüber auf ist eh schon angerichtet,
beim folgenden Einstetzen mach es richtig.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von Der Juergen »

Entschuldigt bitte, wenn ich mich hier als notorischer und bekennender Nicht-Harfenspieler reinhänge.

Ich lese den Thread recht regelmäßig mit, wie fast alles hier im Forum, und mir geht es nicht aus dem Sinn, dass ein wenig aneinander vorbei geschrieben wird.
Das was »BeLinda« und nun auch »Harfenjule« schildert, sitzt meines Erachtens wirklich tiefer, als es mit den üblichen oberflächlichen Mitteln angegangen werden könnte (ich hasse das Wort »bewältigt«, es trifft es auch nicht).

Was »Harfenjule« mit »Puls in die Höhe treiben« schreibt, scheint mir ziemlich in die Nähe dessen zu kommen, was Kirsten Ecke (Prof. Kirsten Ecke, Harfenistin und Coach in der Nähe von Freiburg, leitet die Harfenklasse der Musikhochschule Freiburg) in einem in meinen Augen exzellenten Vortrag beim diesjährigen VDH-Treffen am 1. Mai in Ingolstadt erklärt hat.

Nebenbei ist Kirsten in der Lage und durch ihre Ausbildung befugt, auch psychische Störungen zu erkennen und anzugehen, was auf der scharlatanesken Ebene vernünftigerweise untersagt ist.

In dem Vortrag ging es um die Beschreibung dessen, was eigentlich organisch dazu führt, dass man schwitzt, oder müde wird, oder die Muskeln zittern, oder man flüchten möchte usw.
Dass es (soweit ich es verstanden habe) einen ganzen Satz an sehr, sehr einfachen körperlichen (!) Möglichkeiten gibt, diese völlig natürlichen und auch evolutionär bedingten (an sich sinnvollen) Reaktionen zu verhindern oder abzuwenden, war mir vorher nicht geläufig.

Ich würde mich hier zu weit aus dem Fenster lehnen, detailliert zu beschreiben, was Kirsten dem »Prinzip Säbelzahntiger« entgegengesetzt hat.
Vielleicht kann man sie ja auch direkt konsultieren oder etwas bei ihr buchen.

Anbei ein Foto, das ich bei der Veranstaltung gemacht habe (der erhobene Zeigefinger war in diesem Moment gemeint als »das Gehirn schaltet auf ›Achtung!‹«, nicht als drohende Mahnung :_wink_: ).

Bild
Foto: Jürgen Steiner

Der Einfachheit halber ein Link zu Kirsten Eckes Coach-Ecke.
#HarpistsForFuturewww.harfenzeit.dewww.harfenbaukurs.de • harfenwinter.de • harfensommer.de • harfenmai.de
Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
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Re: Miteinander und füreinander spielen, zur Angstbewältigung (Raum GL, GM und SU)

Beitrag von mygga »

@ Julia:

Der Tipp mit dem Sport könnte tatsächlich funktionieren. Ist eigentlich logisch, wenn man ein bisschen über Angstreaktionen weiß. Es gibt grundsätzlich drei - fight, also Kämpfen, flight, Fliehen, oder fright - erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange, der sogenannte Totstellreflex. Bei den ersten beiden braucht der Körper jede Menge Adrenalin, um auf den Punkt leisten zu können. Bei der dritten stellt er mehr oder weniger alle Funktionen weitgehend ein - und das kann tatsächlich bis zum Aussetzen der Atmung gehen.

Ich schätze, wenn man beim Vorspielen an der Harfe sitzt, setzt in der Regel dieser "fright"-Reflex ein, man kann die Finger wirklich nicht mehr vernünftig kontrollieren, bekommt seine Umgebung nur noch eingeschränkt mit und wäre am liebsten einfach nicht mehr da.

Wenn man dann Sport macht und den Puls so richtig in die Höhe treibt, simuliert man einen der anderen beiden Zustände. Statt hilflos an der Harfe festgepappt zu sein, hat der Körper den Eindruck, jetzt voll geladen zu sein und die Energie in Spielen umsetzen zu müssen.

Wenn tatsächlich Angstblockaden die Ursache sind, kann man die mit Sicherheit auch ohne professionelle Hilfe bis zu einem gewissen Grad überwinden. Der Weg dahin ist aus meiner Sicht tatsächlich am ehesten, mit sicheren Stücken und gut vertrauten Zuhörern anzufangen. Und mit Stücken, bei denen man sich selber sicher ist, zu denen man einen Bezug hat, mit denen man etwas zu sagen hat. Es braucht Zeit und Geduld, aber mit der Zeit werden Dinge möglich, von denen man vorher nicht zu träumen gewagt hat. Insofern ist der Weg mit dem Zusammenspiel aus meiner Sicht gut gewählt.
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