So. ich bin lange nicht dazu gekommen aber nun ein Stück weiter beim Experimentieren für die Aufnahme.
Ich benutze das analoge Vorverstärkermischpult inzwischen nicht mehr. Das hat zwar 4 sehr gut klingende Hall-Effekte eingebaut, aber Rauschen geht für mich halt gar nicht.
PC-Interface:
An meinem Laptop habe ich ein Interface angeschlossen. Hier ein Steinberg UR-RT4 das hat 4 Microfon-Preams eingebaut und hat eine zuschaltbare Phantomspeisung, die für Kondensator-Mikrofone benötigt wird.
Weiterer Pluspunkt: es sind zwei Kopfhörer-Ausgänge vorhanden auf die mit der Software (Cubas AI war im Lieferumfang dabei) auch verschiedne Signale (Spuren) gelegt werden können. Ausserdem gibt es noch einige Ausgänge (Main) die ich aktuell mit der Hifi-Anlage (Verstärker und Stero-Boxen) verbunden habe. Weiterhin sind Midi-Anschlüsse vorhanden (derzeit nutze ich die nicht, es kann aber ein Midi-Keyborad oder ein Controller angeschlossen werden) wenn nicht direkt über USB.
Mikrofone:
Da ich leider Corona-Bedingt noch kein Tonabnehmersystem in die Harfe einbauen lassen konnte habe ich bisher zwei Systeme bei Thomann zum testen gekauft:
1) Großmembran-Kondensator Mirkrofon AKG P420
kommt in einem Bühnen- und Reisetauglichen Koffer incl. Spinne
20Hz bis 20.000kHz also komplett alle hörbaren Frequenzen (Gesangsmikrofone vor allem dynamische haben meistens weniger Bassanteil)
Zum Anschluss wird noch eine Mikrofonkabel benötigt. Ich hab hier ein sehr gutes von Klotz genommen.
2) Kontaktmicrofon AKG C411PP
dies wird auf oder besser in die Harfendecke geklebt mittels Klebepaste.
Die Paste ist sehr komisch eine Mischung aus Tesa-Power-Stripes und Fimo-Knete. Ausserdem ist das schwarz und ich habe mich nicht getraut das auf die schöne Holzdecke der Harfe zu kleben.
Nicht so gut: das Kabel ist sehr dünn - für den Bühneneinsazt eher ungeeignet. Ich bin aber im Wohnimmer zuhause und werde gut aufpassen nicht darüber zu laufen und die Harfe nicht darauf abzustellen.
Habe also beide an das Interface angeschlossen Kanal1 und Kanal2 und Phantomspeisung aktiviert.
Das 2) Kontaktmicro innen in der Nähe des Steges der Harfe angeklebt (Paste klebt extrem fest)
Das 1) Großmembran-Mikro in die Spinne geschraubt und auf einen stabilen K+M Mikrofonständer befestigt. Platzierung neben der Harfe etwa Mittig von der Klangdecke.
In Cubase muss erst ein Projekt angelegt werden und Aufnahmespuren denen die jeweils die Eingänge zugewiesen werden.
für die Aufnahme kann ein Metronom aktiviert werden, das ich über Kopfhörer anhöre. Der Main-Ausgang ist runter gedreht damit vom Lautsprecher (oder Monitor-Lautsprecher) keine Störgeräusche wieder mit aufgenommen werden.
Bevor es los geht muss noch eingepegelt werden, also mit der Harfe so laut spielen wie möglich und am Interface die Verstärkung für den jeweiligen Kanal einstellen. Das 2) AKG C411PP musste ich auf ungefähr 50% (12Uhr) stellen. Das 1) AKG P420 dagegen schon auf 75% (kurz vor 3Uhr) damit beide etwa gleich laut sind und der Zeiger nicht in den roten Bereich (Clipping) kommt.
Man kann auch auf das Lautsprechersymbol (Monitoring) des Kanales dabei Klicken um am Kopfhörer mitzuhören.
Also meine Aufnahme hat dann parallel zwei Schallquellen aufgezeichnet und man kann die danach einzeln (Mute-Taste) anhören und vergleichen.
Im Ergebnis würde ich bisher folgendes feststellen:
das Kontakt-Micro AKG C411PP bringt ein sehr starkes Signal, jedoch werden auch alle Klopfgeräusche am Korpus der Harfe verstärkt und die Saiten "klicken" stärker beim Abspielen. Ausserdem werden sogar die Vibrationen des Fussbodens mit aufgezeichnet. Die normalen Gummi-Füße der Harfe reichen also zur Entkoppelung noch nicht aus. Hier werde ich mit einem Stück Filz als Unterleger oder weicheren Füßen noch weiter probieren.
Der Klang war nicht ganz so harmonisch und voll, dafür ist ein längeres Nachschwingen auf der Aufnahme. Das Kontaktmico eignet sich aber hervorragend wenn man auf die Spur Effekte legen will. Chorus, Flanger, Phaser ... etc. in Cubase gibt es selbst schon ein Haufen Effekte und Regler - da kann man seinem Spieltrieb nach neuen Sounds richtig lauf lassen - auch wird dann aus der Harfe ganz schnell eine Rock-Gitarre
Top!
Großmembran-Mikro:
es gibt noch Einstellungen für Niere und Super-Niere Charakteristik. Ich habe mit Niere aufgenommen.
Hier klingt es etwas natürlicher insgesamt und es gibt viel weniger Störgeräusche von Klappern an den Saiten, Klopfen am Korpus oder auf dem Fussboden. Die Spinne sorgt ja für eine Schwingungsfreie Aufhängung und Entkopplung. Profi-Werkzeug.
Der Nachteil - es werden natürlich auch die Raumreflexionen mit aufgenommen, dass kann gut sein (mehr Räumlichkeit) aber auch schlecht (unerwünschter Hall und Überlagerungen). Also kommt das Ergebnis auch sehr auf den Aufnahmeraum an. Ich habe mein Wohnzimmer nun eben nicht mit Absorbern ausgestattet und es ist daher eher hellhörig.
Die erstaunlichste Entdeckung bei dem ganzen Test: Wenn ich beide aufgenommenen Spuren zusammen abspiele klingt das Gesamtergebnis am Besten. Also die Summe aus kräftigen Anschlägen des Kontaktmicros mit den wärmeren Aufnahmen des Großmembran-Mikros dazu kommt noch der Raumnachhall und zweitens der Körper-Nachhall des Harfen-Korpus und der Klangdecke. Alles zusammen ist ein recht eindrucksvolles Ergebnis mit dem ich nicht gerechnet hatte.
In nächster Zeit werde ich noch ein paar andere (normale) Kondensator-Mikrofone testen und weiter die Cubase-Funktionen erkunden. (Filter und Equalizer) mal sehen ob man damit die Störgeräusche vom Kontakt-Mikro noch weg bekommt. Es gibt auch irgendwo noch ganz viele weitere Möglichkeiten (Kompressoren und Limiter z.b.) am Sound zu basteln die ich noch entdecken kann. Bestimmt auch noch Tools um die Unterschiede im Frequenzbereich bei den Mirko-Aufnahmen aufzuzeigen.
Bin gespannt, auch irgendwann mal ein zweizügiges Pic-Up Tonabnehmersystem vom Ralf auszutesten.
Viele Grüße
:D