Metallsaiten selbst herstellen?

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Aura
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Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von Aura »

Hallo liebes Forum,

ich habe mal wieder eine Frage zu einem "Sonderfall"... :_wink_: Da mich seit längerem auch das Spiel auf Metallsaiten interessieren würde, habe ich mir Anfang der Woche "zum mal eben Ausprobieren" eine gebrauchte Brian Boru-Paki gekauft. Ja, ich weiß - eine Paki ist bestimmt nicht das Wahre, aber wie gesagt: Lieber probiere ich erstmal auf nem billigen Instrument, als bei einem Harfenbauer eine Harfe in Auftrag zu geben, die mir am Ende dann doch nicht zusagt. Und im Ernst: Den Klang von der Metall-Paki finde ich jetzt gar nicht so verkehrt (bitte nicht hauen!! :_lipsrsealed_: ).

Jetzt aber zum eigentlichen Thema:
Die Harfe ist wie gesagt gebraucht und der Vorbesitzer hat auch schon drauf hingewiesen, dass einige Saiten defekt sind. Tatsächlich fehlen nun (nachdem mir beim ersten Stimmen auch noch zwei Saiten gerissen sind) 5 Saiten. Die aufgezogenen Saiten sind - soweit ich das beurteilen kann - aus Bronze.
Da ich gelernte Goldschmiedin bin, eine kleine Werkstatt im Keller und aktuell sogar Bronze da habe, war ich nun am Überlegen, ob ich mir nicht einfach neue Saiten ziehen könnte. Die gerissenen Saiten habe ich alle hier, d.h. ich könnte bequem den Saitendurchmesser ausmessen und mich danach orientieren.
So wie die Saiten auf der Harfe aussehen sind das tatsächlich nur simple Drähte; im Bass ist auch nix umsponnen oder so (muss das überhaupt???).
Das einzige, bei dem ich nun Bedenken habe, ist das Material selbst: Bei Harfen wird ja - soweit ich weiß - meist Phopshorbronze aufgezogen. Ich habe allerdings nur Zinnbronze (CuSn8) da und weiß daher nicht, ob das von den Eigenschaften her überhaupt funktionieren würde.

Vor Jahren hatte hier auch mal jemand geschrieben, dass er Gitarren- und Mandolinensaiten aus Bronze auf so eine Paki aufgezogen hätte. Das wäre dann vielleicht die andere Alternative.
Oder (dritte Alternative): Ich müsste halt wirklich nen Harfenbauer bzw. Saitenhersteller nach passenden Saiten fragen.

Also falls in diesem Fall irgendjemand Rat weiß, nur her damit! :_grin_:

Liebe Grüße
Aura

PS: Und falls jemand hier weiß für welchen Tonumfang bzw. welche Tonart die Paki-Brian Borus ausgelegt sind, wäre ich auch sehr dankbar für die Info! Aktuell hab ich die Harfe in es-Dur gestimmt mit einem G als tiefstem Ton (die Harfe hat übrigens 30 Saiten).
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bastian
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von bastian »

Ich würde sagen, versuch es. Klangoptimierung steht bei der Paki vermutlich nicht im Mittelpunkt der Betrachtung :P

Ich habe zwar nie Saiten selber hergestellt aber der Maschinenbauer in mir sagt, 8%Zinn ist aus Werkstoffkundesicht nahezu ideal. Gerade noch ziehbar, aber genug Zinn um reißfest zu sein.

Der Phosphor dient ja vor allem dazu, die Gießeigenschaften zu verbessern.

Das Einzige, was du mal überprüfen solltest, ist die Dichte. Wenn die nahezu gleich ist, kannst du die Durchmesser übernehmen. Wenn nicht, müssen die Durchmesser neu berechnet werden. Bist du sicher, das gerade Bronze drauf ist? Ich würde ja tippen, das da Stahlsaiten drauf sind... Ist nämlich billiger.

Oder gibt es hier Harfenbauer mit anderer Meinung?

Viele Grüße,
Sebastian

PS: Je dicker eine Saite wird, desto steifer wird sie logischerweise. Das beeinträchtigt den Klang. Deshalb umspinnt man dicke Saiten, damit sie schwer genug sind, um langsam zu schwingen ohne dass sie zu steif werden.
PPS: Berichte mal Deine Erfahrungen.
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Aura
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von Aura »

Hallo Sebastian,

danke für deine Antwort! :_smile_: Nee, ich denke am Klang wird da nicht viel zu machen sein (wobei ich den wirklich nicht übel finde... hatte auch mal ne Paki mit Nylonsaiten in der Hand und die klang wirklich grausam). :_wink_:

Das mit der Dichte ist aber schonmal ein guter Punkt, den ich in meinen Überlegungen noch gar nicht bedacht habe. Wobei es da mit dem Vergleichen wohl schwierig wird. Die Dichte der Bronzelegierung, die ich da habe, ließe sich noch rausfinden. Aber ich bin mir eben nicht zu 100% sicher, dass die aktuellen Saiten auf der Harfe aus Bronze sind. Das Metall ist schon leicht oxidiert, aber ich finde, es sieht farblich weder nach Messing noch nach Stahl aus, da es einen leicht rötlichen Touch hat.
Außerdem habe ich im Netz folgende Infos gefunden (ich hoffe verlinken ist okay), laut denen die Saiten aus Bronze sein müssten:

http://www.eifeler-harfenschmiede.de/in ... index.html

Herrn Wirths, von dem die Seite stammt, habe ich auch schon angeschrieben, da er genau diesen Typ Paki ja wohl mal verkauft hat (bzw. immer noch verkauft), aber leider kam noch keine Antwort.

Ich bin halt am Hin- und Herüberlegen, ob ichs einfach riskieren soll... Aber wenn mir am Ende die Harfe um die Ohren fliegt, hab ich halt auch nix davon (und eigentlich würde ich sie schon ganz gerne spielen).

Viele Grüße
Aura
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bastian
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von bastian »

Die Dichte ist eigentlich das Wichtige bei der Geschichte. Kannst du die als Goldschmiedin nicht irgendwie messen? Eine alte Saite genau wiegen, Volumen aus Durchmesser und Länge berechnen und durcheinander teilen.

Nagut. Schlechter:
Trial-and-Error-Methode eins: eine Saite herstellen. Aufziehen. Vorsichtig aufziehen. Beim Hochstimmen immer wieder die gefühlte Spannung kontrollieren und mit den Nachbarsaiten vergleichen. Wenn die was komisch vorkommt (sprich:sie sich härter anfühlt als die Nachbarn bevor sie auf Höhe ist), sofort aufhören. Wenn sie auf Höhe gestimmt ist und sich das Spielgefühl harmonisch einfügt, bingo.
Bei nur einer Saite sollte zuerst die Saite reisen, bevor die Decke Schaden nimmt. Die Pakis sind auch nicht so auf Grenze belastet, glaube ich.
Es ist bei Metallsaiten auch normal, dass wenn man eine fehlende Saite ersetzt, die benachbarten Saiten etwas tiefer werden. Die müssen daher immer nachgestimmt werden.

Noch schlechter, aber sicherer:
Trial-and-Error-Methode zwei: Saiten 5-10% dünner ziehen. Klingt dann u.U. weniger gut, aber man ist auf der sicheren Seite. Allerdings.... führt einen das leicht in eine Abwärts-Spirale.

Zum Paki-Klang: mit Metallsaiten klingt jede Zigarrenkiste gut :D
.
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von Aura »

Naja, ich weiß schon, wie ich die Dichte ermitteln kann. Allerdings bräuchte ich dazu eine Feinwaage, um ein Stück einer alten Saite genau abzuwiegen - nur leider hab ich so ne Waage nicht. :_sad_:

Ich denke, ich werde es einfach mal nach der Trial-and-Error-Methode probieren und schauen, wie sich die selbst gezogene Saite verhält. Wenn alle Stricke reißen (oder alle Saiten :_wink_: ) werd ich mir halt doch mal ne Feinwaage anschaffen und versuchen, die alten Saiten zu analysieren.
Ich kann ja mal berichten, wie der erste Selbstversuch so läuft... :_grin_:
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Ginkgo
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von Ginkgo »

Liebe Aura,
schaffe Dir keine Feinwaage an, sondern geh einfach in die nächste Apotheke, die haben eine und werden bestimmt so nett sein, Dir ein Stück Saite bis auf die 4. Stelle nach dem Komma zu wiegen. Ich jedenfalls arbeite in einer Apotheke und habe sowas für Kunden selbstverständlich schon gemacht!
Silke
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bastian
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von bastian »

Ah, dass das im Original CuSn6 ist, wusste ich nicht.
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Aura
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von Aura »

@ Silke: Das mit der Apotheke ist ja ne super Idee! :_cheesy_: Danke, da wäre ich von allein gar nicht drauf gekommen!

@ Karsten: Kurz nachdem ich mein Eingangsposting abgeschickt habe, habe ich dann auch deinen Saitenrechner entdeckt. :_wink_: Ich denke, mit dem werde ich auf jeden Fall arbeiten sobald ich irgendwie das Gewicht eines Saitenendes rausgefunden habe.
Ich hätte den Durchmesser der Saite allerdings nicht mit einer Micrometerschraube, sondern mit meiner digitalen Schieblehre (misst in Millimeter + zwei Nachkommastellen) ausgemessen. Ich denke, das sollte doch ähnlich exakt werden, oder?

Nun ja, dann werd ich morgen früh mal zur örtlichen Apotheke gehen und hoffen, dass die mich nicht für komplett bescheuert halten, wenn ich sie bitte die Saite auszuwiegen. :_grin_:
Ich werd berichten, wie's weitergeht...
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Aura
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von Aura »

So, wie angekündigt war ich vorhin also in der Apotheke vor Ort (die Apothekerin hat zwar etwas verwirrt drein geschaut, aber mir das Saitenstück dann doch ausgewogen :_grin_: ). Ergebnis: Das Saitenstück (Durchmesser 0,8mm; Länge 49,6mm) wiegt 0,2899 Gramm. Laut meinen Berechnungen hat das Stückchen ein Volumen von 0,02493 Kubikzentimeter und ein spezifisches Gewicht von 11,628 Gramm pro Kubikzentimeter (???). Also wäre es definitiv nicht Bronze. :_huh_:

Ich hätte das Ganze jetzt gerne nochmal mit Karstens Saitenrechner überprüft, aber irgendwie macht der bei mir nix. :_huh_: Ich habe alle benötigten Werte im grauen Feld eingetragen und hab dann auf "Gewicht berechnen" geklickt, aber irgendwie tut sich wie gesagt nichts. Kann jemand helfen? Oder hab ich mich womöglich schon bei meinen handschriftlichen Rechnungen irgendwo vertan?

Verwirrte Grüße

Aura

Edit: Ich hab meinen Fehler zumindest beim Saitenrechner gefunden - ich hab die Zahlen natürlich durch Kommata anstatt durch Punkte getrennt (wer lesen kann ist klar im Vorteil! :_rolleyes_: )! Meine errechnete Dichte von 11,628 Gramm stimmt demnach... aber was ist das dann bitte für ein Metall (bzw. Legierung)??
Meeresbrise
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Re: Metallsaiten selbst herstellen?

Beitrag von Meeresbrise »

Eine Dichte von 11,6 wäre höher als die von Blei - das kann eigentlich kaum sein. Ich tippe mal auf Rechenfehler bzw. multiplizierte Ungenauigkeiten. Bei so kleinen Abmessungen sind 30% Abweichung nicht unwahrscheinlich. Eine Schieblehre ist eben doch keine Mikrometerschraube.
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