An alle E-Harfenisten

Alles rund um Saiten, Verstärker, Mikrophone, Tonabnehmer, Stimmgeräte usw.
Antworten
Markus Schönfelder
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 257
Registriert: Di 22. Nov 2011, 16:14
Skype-ID: DaMarkiM
Postleitzahl: 08248
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): jeden Tag eine Auswahl aus hundert Haken- und Pedalharfen ;)

An alle E-Harfenisten

Beitrag von Markus Schönfelder »

Hallo liebes Forum,

aufgrund eines kleinen Bastelprojektes versuche ich mir gerade einen Überblick über elektrisch abgenommene Harfen zu verschaffen und freue mich gerne über Feedback aus dem Forum. Vielleicht gibt es ja hier einige Harfenisten, die bereits eine Weile elektrisch verstärken - ob über Mikrofone, Piezos, Haken- oder Pedalharfen. Jeder Hinweis und Erfahrungsbericht ist hilfreich ;)

Vor allem interessiert mich wie denn so für die meisten Harfenisten der Signalweg aussieht. Zuhause, Live und im Studio.
Vielleicht fange ich einfach mal an ein paar Vermutungen aufzustellen:

Bei Hakenharfen wird es wohl zumeist einen Mono- oder Stereoausgang im Format 6,35mm am Instrument geben der dann - eventuell durch ein oder zwei Bodeneffektgeräte (Hall, Delay, Looper?) in einen kleinen Übungsverstärker mit integrierter Box mündet. Die entsprechende Klangregelung wird wahrscheinlich zumeist in neutraler Stellung stehen. Einschleifwege wird es wohl seltener geben? Übt ihr zuhause dann bevorzugt mit Kopfhörer? Mit eingespielten Backing-Tracks?
Für kleinere Auftritte und das Studio wird der Verstärker wohl reichen - zur Not eben mikrofoniert?

Bei Konzertharfen gibt es ja - zumindest bei Camac - 4 getrennte Mono Ausgänge im Klinkenformat. Zumeist wird wohl nur der eine Mix-Kanal durch den Verstärker geschoben, geübt zuhause ohne Kopfhörer? Die Möglichkeit mit 4 Signalen zu arbeiten ist ja für den Heimbetrieb eher unrealistisch. Wahrscheinlich haben die meisten einen kleinen Bass- oder Gesangverstärker?
Bei größeren Bühnen wird der Techniker die Eingänge wahrscheinlich direkt aufs Multicore nehmen und über die Anlage schicken? Oder nutzt jemand hier Verstärker mit DI-Ausgang?

Unter Gitarristen gibt es ja an jeder Ecke den beliebten Tech- und Equipment-Talk ;) Würde mich interessieren welche Erfahrungen und Lösungen ihr als Harfenisten so habt.

Liebe Grüße
Markus
Benutzeravatar
Hans
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 118
Registriert: So 8. Nov 2015, 22:45
Postleitzahl: 72764
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Salvi Diana
Salvi Delta
Fischer Modell 80

Re: An alle E-Harfenisten

Beitrag von Hans »

Hallo Markus,

ist dieser Thread eigentlich noch aktuell/spannend? Sehr viele Rückmeldung gab es ja nun nicht – entweder gibt es hier keine E-Harfenisten oder das Thema ist weitestgehend durch. Beides kann ich mir aber nicht vorstellen, denn dies ist ein weites Feld und es gibt doch große Herausforderungen zu meistern bis etwas Vernünftiges für Harfe herauskommt. Ich spiele überwiegend akustisch, brauche Verstärkung nicht wirklich aber da es super Effekte gibt, die die Harfe in einem komplett neuen Klangspektrum auftreten lassen wollte ich dann doch einsteigen. Ich habe einige Versuche hinter mir, wollte mir allerdings keine E-Harfe anschaffen sondern die Vorhandene(n) nutzen und dann loslegen. Mein Equipment fürs Üben daheim sieht jetzt so aus:

- Dreifach Tonabnehmer, „Pure Piano“ von K&K (Piezo)
- Vorverstärker und PA, Schertler Jam 150
- Guitar Sound Processor, Boss GT-001
- Looper, Ditto X2

Die drei Tonabnehmer sind parallel geschaltet, so dass ich nur einen Kanal brauche. Ich habe viel herumprobiert mit getrennten Kanälen um dann mit getrennten Equalizern mehr herauszuholen. Ein Headaway EDB-2 war dabei eine große Hilfe (der hat 5 Bänder und einen Notch, um einzelne Resonanzen zu dämpfen). Allerdings konnte ich später mit einer geschickten Verteilung und Platzierung der Piezos auf der Innenseite der Klangdecke super Resultate erreichen, so dass ich das Signal jetzt quasi flat durchlaufen lasse.

Die Piezos gehen direkt in den Jam 150, dessen Eingangsstufen sind extrem hochohmig und sehr rauscharm, das Ergebnis ist damit wirklich ordentlich. Den GT-001 habe ich in den FX Send/Return des Jam 150 eingeschleift, damit kann ich Originalsignal und Effektschleife getrennt regeln, das funktioniert prima. Wenn ich mit Looper spielen will, schleife ich diesen zwischen FX Send und GT-001 zusätzlich ein, das ginge aber auch umgekehrt. Der Vorteil dieser ganzen Anordnung ist, dass alle Effekte und Digitalisierungen mit einem vernünftig hohen Signalpegel gemacht werden und nicht schon vorne im Signalweg.

Der GT-001 hat nun so ziemlich alles was man braucht, Kompressoren, Flanger, Phaser, Harmonizer, Chorus, Delay, Echoes etc. Damit ist man zunächst einmal überfordert und braucht Geduld bis etwas Gescheites herauskommt. Von den gut 200 voreingestellten Effektmischungen sind 10 für Harfe gut brauchbar, die anderen sind alles Kombinationen um zu tönen wie Jimi Hendrix oder B.B. King. Aber Vollenweider ist eingebaut, damit spielt die Harfe quasi von allein, es ist unglaublich wie schnell man wie „Er“ klingt und wie wenig man dafür tun muss.

Soweit mal,
Grüsse,
Hans
Benutzeravatar
Maira
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 4976
Registriert: So 6. Jan 2013, 17:59
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Maira Bausatz von Klaus Regelsberger, Schwabach
Hobbit von Klaus & Annika Regelsberger, Schwabach
Fischer 80 von Thomas Fischer, Traunstein

Re: An alle E-Harfenisten

Beitrag von Maira »

Ach ja , laut , aber wie ?
Ganz einfach , beim Harfenbauer eine ,, laute " Harfe bauen ( lassen ).
Wenn´s ein wenig mehr sein soll : Holzkiste mit offener Seite drunter.
Wenn es noch mehr sein muss : Mikrofon auf die Klangdecke richten.
Zum Aufnehmen : für´s Studio reicht weder das Geld noch die Fähigkeit.
Also geht das ab in den Keller oder in´s Bad ( Ich hab Glück , bei uns im Haus stimmt die Akustik :_grin_: ).
Mit dem Zoom H1 und der richtigen Einstellung
lassen sich brauchbare ( allerdings nicht hochtechnisch reine ) Aufnahmen machen.
Wenn ich das noch mal mit der Schneiderei in diesem Leben lerne , reicht mir das.
Aber ich hab das leider nicht so mit dem PC.
Aber : kommt Zeit , kommt jemand der mir das zeigt . ( Vielleicht , hoffentlich )
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
Benutzeravatar
bastian
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 2834
Registriert: Fr 29. Aug 2008, 09:53
Postleitzahl: 55246
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): "Die Kleine": Brian Boru von der Klangwerkstatt (Ahorn/Fichte/Stahl)
Cadiz von Henrik Schupp (Eiche/Fichte/Nylgut)
Chromatische Harfe 6x6 von Martin Gust
Wohnort: Mainz-Kostheim
Kontaktdaten:

Re: An alle E-Harfenisten

Beitrag von bastian »

Hallo Markus und alle Interessierten,

rein elektrisch spiele ich nicht, da kann ich nichts zu sagen. Aber über Tonabnehmer kann ich aus eigener Erfahrung ein bisschen was zu diesem Thema beitragen.
Ich habe einen kleinen AKG C411 in meiner Harfe, was ich aber nicht grundsätzlich empfehlen würde.

Zuerst einmal: bei allen eingebauten Tonabnehmern ist die Positionierung des/der Tonabnehmer extrem wichtig. Da muss man viel ausprobieren, weil die Schwingungen der Decke nicht homogen sind. An manchen Stellen der Decke schwingen manche Frequenzen gar nicht. Oder sehr stark. Es hat durchaus einen Sinn, an mehreren Stellen der Decke abzunehmen, da es die eierlegende-Wollmichsaustelle, die alle Frequenzen gleichmäßig schwingt, nicht wirklich gibt. In meinem Fall (mit nur einem Tonabnehmer) heißt das auch, mit dem EQ ist deutlich nachzuhelfen. Unschön.
Markus Schönfelder hat geschrieben: - zur Not eben mikrofoniert?
Eher umgekehrt. Ich würde es für "normale", soll heißen Harfen mit Klangdecke, eher als die bessere Wahl sehen, vernünftig zu mikrofonieren. Den Tonabnehmer sehe ich eher als Notlösung, wenn man mal schnell einen Verstärkeranschluss braucht und es auf absolute Qualität nicht so ankommt. Oder zur Beimischung. Aber bessere Qualität bekommt man m.E. mit externer Mikrofonierung. Und das liegt nicht nur an meinem unzureichenden Abnehmer, sondern ich würde das grundsätzlich so bewerten.

So long,
Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
Benutzeravatar
Hans
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 118
Registriert: So 8. Nov 2015, 22:45
Postleitzahl: 72764
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Salvi Diana
Salvi Delta
Fischer Modell 80

Re: An alle E-Harfenisten

Beitrag von Hans »

Maira hat geschrieben:Ach ja , laut , aber wie ?
Ganz einfach , beim Harfenbauer eine ,, laute " Harfe bauen ( lassen )...
@Maira: Mir geht es nicht ums "laut", ich habe eine "laute" Harfe. Mir geht es eher um die Klangräume, die sich auftun. Wenn Du beispielsweise "Stella" von Andreas Vollenweider akustisch spielst, bleibt das einfach flach, egal ob keltische, Volks- oder Konzertharfe. Mit den richtigen Effekten kommt ein unglaublicher "Aha-"Effekt. Das Stück lebt von sauberen und prägnanten Bässen, einem tiefen Chorus und gut ausgefeiltem Hall. Dabei ist es ist nun spieltechnisch wirklich nicht anspruchsvoll...


bastian hat geschrieben:... Ich würde es für "normale", soll heißen Harfen mit Klangdecke, eher als die bessere Wahl sehen, vernünftig zu mikrofonieren. Den Tonabnehmer sehe ich eher als Notlösung, wenn man mal schnell einen Verstärkeranschluss braucht und es auf absolute Qualität nicht so ankommt. Oder zur Beimischung. Aber bessere Qualität bekommt man m.E. mit externer Mikrofonierung...
Sebastian
Der grosse Haken mit Mikrofonen bleibt die Rückkopplung. Auf der Bühne mag das eventuell noch gehen, aber für daheim ist da sicher keine gute Lösung, da bleibt man mit der Lautstärke zu sehr beschränkt.
Die Qualität der Tonabnehmer hat m.E. einen ungerechtfertigt schlechten Ruf. Man muss bei Piezos z.B den Frequenzgang ordentlich anpassen wie die Höhen herausnehmen, und ordentlich am Instrument positionieren. Die Aussteuerung ist mindestens ebenso wichtig, mit einem normalen Vorverstärker ohne ultrahochohmige Eingänge wird das auch nichts. Der Haken bei Piezos sind eher die Nebengeräusche, aber wenn man auf der Klangdecke z.B. Rhythmus klopfen möchte passt es wieder.


Grüsse,
Hans
Benutzeravatar
Maira
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 4976
Registriert: So 6. Jan 2013, 17:59
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): Maira Bausatz von Klaus Regelsberger, Schwabach
Hobbit von Klaus & Annika Regelsberger, Schwabach
Fischer 80 von Thomas Fischer, Traunstein

Re: An alle E-Harfenisten

Beitrag von Maira »

Da sagst Du es selber , Hans.
Mit Piezzos zu arbeiten war schon immer schwierig, Gitarristen haben früher die Dinger oft ausgebaut weil die Technik im Allgemeinen nicht so ausgereift war,
daß die Piezzos gut zu handhaben waren.
Und es kommt auch drauf an , was man machen will.
Selber wollte ich das ganze Verstärker-Kabel- Gedöne los sein. Daher habe ich mich für von Natur aus ,, laute " Harfen entschieden ( die sind wirklich lauter als viele andere incl. mancher Pedalharfe ).
Brauche ich es noch lauter , gibt es das Mikrofon , dann ist das die Sache der Tontechnik , selber will ich das nicht mehr machen.
Am Liebsten habe ich den Sound so , wie er ist , ohne elektronisch zu verändern.
Wollte ich das anders , würde ich weiterhin Gitarre spielen ( da ist das dann insgesamt weniger kompliziert mit der Technik ).
Da gefragt wurde , wie wir das Problem mir der Verstärkung lösen , habe ich erzählt , wie ich das mache.

My 2 cents
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
Antworten