was hat es mit dem "Boing" auf sich?

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Lorrypet
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was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Lorrypet »

Hallo,
weiß hier jemand was es mit dem besonderen Klang der Saite auf sich hat, wenn man sie recht stramm gespannt hat und genau die Mitte anzupft?
Ich habe dieses Phänomen bei meinen Leiern mit Stahlsaiten, bei meinen Selbstbautonhözern und jetzt auch bei meiner Harfe bemerkt.
Man kann es auch glockigen Klang nennen.
Einfach mal mit nem Zahnstocher zupfenderweise die Mitte suchen, es klingt fantastisch.
Weiß da jemand etwas drüber was dahintersteckt?
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ralf
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von ralf »

Wenn ich's richtig verstehe, beschreibst Du damit einen Flageolett-Ton, bei dem die Mitte der schwingenden Saitenlänge als Knotenpunkt definiert wird.
Damit hat man auf der Harfe und anderen Instrumente eine zusätzliche Klangfarbe, die viele Komponisten kreativ einsetzen (meist steht dann ein Kringel ("o") über oder unter der Note und man streitet sich bis in alle Ewigkeit, ob nun die angezupfte Saite damit gemeint war oder der resultierende Ton :_wink_: )

Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Flageolettton

Eventuell habe ich Dich auch falsch verstanden und Du meinst einfach die Klangfarbe, wenn man die Saite genau in der Mitte anzupft, was dann etwas grundtöniger klingt, oder wenn man die Saite in der Mitte zwischen zwei Finger nimmt und quasi nur in einer Ebene schwingen lässt, was dann etwas "dünner" klingt.

Gruß,
Ralf
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Lorrypet
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Lorrypet »

Hallo Ralf,
den Flageolett-Ton meine ich nicht. Der wird ja bei der Dan-Bau eingesetzt um Obertonmusik zu machen.
Da wird dann z.B. eine c-Saite in der Mitte leicht gedämpft so dass ein c' ertönt.

Ich meine den Klang den die Saite nur in der exakten Mitte angespielt produziert.
...hat sowas glockiges

aber evtl. hängt das irgendwie mit dem Flageolett-Ton zusammen. Kann ja sein dass die Saite da die saubersten Obertöne produziert.

Ich habe den Punkt eben nochmal bei der dicksten Nylon-C-Saite gemacht.
Es ist der mittlere Bereich und nur innerhalb 2 Millimetern funktionierts sehr deutlich.

Könnte es nicht auch was mit der Resonanz der Saite zu tun haben?
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Der Juergen
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Der Juergen »

Hi Lorrypet,

eine Saite, die man exakt in der Mitte auslenkt und dann loslässt (was ja dem Zupfen entspricht), schwingt, wie Ralf schon ansprach, grundtönig.
Das heißt, der Obertonanteil (der außerdem bei real existierenden Saiten immer auch eine innewohnende Inharmonizität der Obertonreihe mit sich bringt), ist auf diese Art am geringsten.

Somit hörst du quasi den »saubersten« Ton, keinen Sinuston freilich, weil ne Menge mitschwingt, aber etwas sinustöniger als an anderen Stellen.
Beispielsweise bei Gitarren hast du den Effekt beim Sul-tasto-Spiel (Anzupfen über dem Griffbrett) der ungegriffenen Saite in der Nähe des 12. Bundes (halbe Mensurlänge), also nicht am Steg oder über dem Schallloch.

LG, Jürgen
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Jürgen Steiner
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Lorrypet
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Lorrypet »

Das ist ja interessant.
Wenn also der "sauberste" Ton für mich was glockiges hat, müsste ja eine Glocke/Klangschale einen sauberen Klang haben und nicht so viele Obertöne wie ein Saiteninstrument.
Ich glaub ich hol mir mal die Klangschale aus unserem Bioladen, die ich bei jedem Besuch mal anhaue :_cheesy_:
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Lorrypet
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Lorrypet »

...ich habe mir vorhin auch mal die Preise anderer Klangschalen reingezogen und deren Probetöne im Netz angehört.
Da ist ja richtig was los und auch wieder dieses Phänomen: je tiefer desto teurer.
Aber um nicht abzuschweifen halte ich jetzt mal die ersten Erkenntnisse und Erfahrungen fest:

Eine in der Mitte angespielte Saite hat den saubersten Ton.

Er ist relativ frei von ungeraden Obertönen.

Dieser besonders saubere Ton ist für mich am leichtesten mit langen, sehr straff gespannten blanken Saiten zu reproduzieren.

Er scheint nicht jedem Saitenspieler bewußt zu sein, obwohl ich vermute dass viele (die die Möglichkeit haben) die Saite eher in der Mitte anspielen als am Rand.

Tja, es scheint wohl irgendwie die optimalste Art zu sein eine Saite zum Schwingen zu bringen, ich nenne es einfach mal "eine Saite kitzeln" und wenn sie dann "lacht" klingts besonders schön :_smile_:
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Maira
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Maira »

Also , den ,, schönsten " Klang zu erzeugen , da ist die ,, Mitte " richtig .

Aber , probier mal ,, Xylo " zu spielen. Da kommt das wohl auf die Leistungsfähigkeit der Harfe an ,
aber wenn das passt , klingt das auch sehr gut , vor Allem der Nachhall , den die Harfe produziert.
Richtig zu geniessen in dem Stück Contes Vagues von B . Andres , da wird Xylo mit klar klingenden Saiten gemischt.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Lorrypet »

Maira hat geschrieben:Also , den ,, schönsten " Klang zu erzeugen , da ist die ,, Mitte " richtig .

Aber , probier mal ,, Xylo " zu spielen. Da kommt das wohl auf die Leistungsfähigkeit der Harfe an ,
aber wenn das passt , klingt das auch sehr gut , vor Allem der Nachhall , den die Harfe produziert.
Richtig zu geniessen in dem Stück Contes Vagues von B . Andres , da wird Xylo mit klar klingenden Saiten gemischt.
Xylo (ich musste erstmal herausfinden dass man da unten die Saite leicht andrückt, und war erschrocken was da bei youtube mit der Harfe gemacht wird) macht bei mir nen recht dumpfen Klang, der genau in die entgegengesetzte Richtung geht wie mein "Boing".
Wenn ich die Mitte der Saite mit einem Zahnstocher (nicht Streichholz) anzupfe, erhalte ich einen langlebigen glockigen Klang der eher an eine Marimba, Glockenspiel oder ein Vibraphon erinnert.

@Bernhard
bei der Harfe benutze ich rechts einen Zahnstocher und links meine Fingernägel.
Bei der Leier (kürzere straffere Stahlsaiten) benutze ich selbstgemachte Plektren mit einer rauhen Gummizunge (s.h. Homepage // Wohlklang). Da kommts also nicht auf die Härte sondern eher auf die punktgenaue Anregung der Saite an.
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Maira
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Maira »

Diese Videos sind nicht immer zielführend.
Man kann sich zuweilen einen Überblick verschaffen ,
das wars aber auch schon .
Falls Du Unterricht nimmst , frag mal die Lehrkraft ,
was es mit den diversen Klangerzeugungsmöglichkeiten auf sich hat.
Du wirst eine Menge entdecken.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Lorrypet
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Re: was hat es mit dem "Boing" auf sich?

Beitrag von Lorrypet »

Ja, das habe ich auch schon gemerkt. Ich habe da mal ein Video von einer Dan Bau gesehen und war hin und weg was man mit einer Saite alles anstellen kann. Schnell selbst sowas ähnliches gebaut und dann erst festgestellt wie schwer es doch ist sowas zu spielen.
Hinterher dann gehört das der Musiker 25Jahre gebraucht hat so zu spielen...

Unterricht nehme ich nicht, denn ich bin nicht der typische Harfenspieler. Mir gehts um den Ton/Klang und dann kommen noch ganz einfache Melodien.
Höchstens auf der Leier spiele ich Lieder nach, als ob ich sie summen würde.

Aber eben immer in Richtung Langsam/Leise/Simpel, halt meditativ.

Das komplexe, laute und schnelle musizieren überlasse ich den Musikerprofis und höre ihnen auch sehr gerne zu.
z.B. hatte ich mich mit der Marimba gedanklich beschäftigt, so auf ein Stück Holz klopfen und einen schönen Ton zu hören. Dann habe ich mir Videos angeschaut und hab das Thema schnell wieder weggeschoben. Die spielen da mit 4 Stöcken ... (schnell und komplex)

Das lauteste und beeindruckenste was mir auf meiner Harfe passiert ist: c+as gleichzeitig dann b+g gleichzeitig
Zuerst dachte ich es als Basismelodie auf den Bass-Saiten aber als ich es auf den Nylonsaiten spielte (rauf und runter) da habe ich erst gehört was in meiner Harfe steckt. (da wird das Klavier meiner Nachbarin verblassen :_wink_: )
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