Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

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Gabriel
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Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von Gabriel »

Ich mache mir gerade Gedanken über Detaillösungen der oberen Verbindung Hals/Knie --> Korpus und der unteren Verbindung Säulenfuß --> Korpus bei meiner Eigenbauharfe.
Normalerweise sitzt da ja Holz auf Holz und das wird mit Schrauben fest zusammengezogen. Schwingungen können dadurch wunderbar in der ganzen Harfe herumwandern. Ist das denn wirklich so erwünscht?

Ich versuche mal meine Gedanken zu erläutern.
Wenn eine Saite angespielt werden ihre Schwingungen am unteren Ende direkt in die Klangdecke geleitet und dort in Luftschall umgewandelt wodurch der Ton erzeugt wird. Soweit ok.
Am oberen Ende der Saite werden aber auch Schwingungen in den Harfenhals geleitet. Diese Schwingungen gelangen auf der einen Seite über das Knie in den Korpus und zur Klangdecke und auf der anderen Seite über den Fuß der Vordersäule. Aber durch den langen Umweg mit einiger Verspätungen! Die Klangdecke war möglicherweise schon fast fertig mit der Tonerzeugung vom unteren Saitenende... und dann kommt da wieder was nach, versetzt die Klangedecke in erneute Schwingungen. Fazit: der Ton wird unsauber
So ungefähr stelle ich mir das jedenfalls vor.

Meine Idee ist in den beiden Verbindungstellen den Korpus von der Vorderstange und dem Hals zu entkoppeln in dem man ein dämpfendes Material zwischen legt. Zum Beispiel ein Stück dickes, weiches Leder. Als Ergebnis würde ich mir davon einen saubereren, knackigeren Ton erhoffen, weil der Korpus nicht mehr die unsauberen Resonanzen aufnimmt.

In den Weiten des Internets finde ich leider überhaupt nichts zu dem Thema. Auch nicht bei den amerikanischen Harfenbauern. Anscheinend schrauben alle immer Holz direkt auf Holz.
Ist das tatsächlich besser?

Ich habe bisher Erfahrungen im Car Hifi und Lautsprecherbau gesammelt. Dort ist es zwingend so das nur die Lautsprechermembran schwingen darf. Alles andere: das Blech und Innenverkleidungen beim Auto, Boxengehäuse insbesondere, selbst in der Wohnung herumstehendes Mobiliar muß am Schwingen gehindert werden, sonst klingt es besch...eiden. Viele kennen sicher das Klirren der Gläser in Vitrine wenn die Musik mal etwas lauter ist. Wobei man natürlich auch zwischen Körperschall und Luftschall unterscheiden muß.
Gute Lautsprecherboxen werden vom Boden entkoppelt, sonst tanzen die Möbel mit.
Da bin ich auch gleich beim nächsten Problem.
Bei unser Mietharfe (Wotan Bardic) brummt der Dielenboden spürbar, wenn man die Basssaiten anspielt. Wäre es nicht sinnvoll den Harfenfuß so zu konstruieren, daß die Harfe vom Fußboden halbwegs entkoppelt steht? Eventuell mit Gummifüsschen die nicht sichtbar angebracht werden?
Bei vielen Harfen sieht man immer blanke Holzfüsse....


Was meint ihr dazu? Sind meine Gedanken totaler Unsinn oder ist da was richtiges dran?
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ralf
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Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von ralf »

Ich finde diese Überlegungen sehr interessant – anstatt die Harfe als gegeben hinzunehmen, denkt man über die akustischen Eigenschaften nach. Vielleicht gibt es ja Optimierungspotenzial...
Zu Gabriels Ausführungen: Die Schallgeschwindigkeit hängt vom Medium ab. Im Holz ist sie weit höher als in der Luft. Schwingungen, die von einer gezupften Saite in den Korpus gehen, breiten sich dort schneller aus, als sie es in der Luft täten. In Zahlen: Luft 343 m/sec, Holz (Ahorn): 4500 m/sec (Quelle: Wikipedia). Dadurch sind auch die zu erwartenden Phasenverschiebungen durch verzögertes Eintreffen desselben "Tons" an einer bestimmten Stelle um den Faktor 13 geringer als in der Luft.
Betrachtet man das ganze System, von dem Du einen Teilaspekt beschrieben hast, wird es natürlich noch komplexer bzw. "chaotisch" im Sinne von: Das Ergebnis ist nur in grober Vereinfachung simulier- oder vorhersagbar.
Weiter gedacht sind diese Effekte eben genau das, was den typischen Klang unserer Harfen formt: Die Interaktion der schwingenden Saite mit den umgebenden Medien, also Holz in Verbundkonstruktion und Luft, die ja auch eine gewisse Trägheit besitzt. Im Vakuum oder unter Wasser klingen Harfen ganz anders – habe ich allerdings noch nicht ausprobiert. :_wink_:

Gruß,
Ralf
annunziato
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Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von annunziato »

Offtopic:
oder fast offtopic:

Ralf, ich widerspreche Dir ungern, aber im Vakuum klingt gar nix, da es kein schallwellenübertragendes Medium gibt und Schallwellen nunmal Druckwellen in Medien sind. (Anders als elektromagnetische Wellen, die im Vakuum existieren können.)
Sorry, das konnte ich nicht so stehen lassen.
Unter Wasser bin ich selbstverständlich bei Dir :-)
Und bis wir alle den Gesang der Galaxien in Gravitationswellen hören können, wird es wohl noch etwas dauern - auch wenn die Gravitationswellen nun hoffentlich endlich mit der wichtigsten Messung der letzten hundert Jahre nachgewiesen wurden... ;-)
Nur durch Harfe spielen lernt man Harfe spielen. (Aristoteles)
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Der Juergen
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Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von Der Juergen »

Endlich mal wieder ein spannendes Thema :_wink_:

Zu Ralfs Posting möchte ich noch hinzufügen, dass selbst in einer Holzart die Schallausbreitung zusätzlich nicht unerheblich davon abhängt, in welchem Winkel zur Faserrichtung sich die Schallwellen bewegen.

Offtopic:
Ich bin mir recht sicher, dass schon jetzt einige die Gravitationswellen hören, vielleicht die, die auch die Aura eines Menschen in wabernd-leuchtenden Farbe sehen … und vielleicht schon Bücher im Kopp-Verlag zur Auslieferung bereit stehen. :_wink_:
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funstrumentalist
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Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von funstrumentalist »

ach ja...
Zuletzt geändert von funstrumentalist am Di 23. Feb 2016, 10:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Maira
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Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von Maira »

Ich auch will .
Ich habe jetzt nicht die Erfahrung wie man das ganz richtig hinbekommt , aber ich darf das Ergebnis erleben.
Meine Harfen sind beide ,, laut " gebaut, d.h. beide haben für ihr Modell sehr große Resonanzkörper.
Bei der Maira sitzt die Vorderstange auf der Klangdecke aus Sperrholz , bei der Kairos sitzt die Vorderstange nicht auf der Klangdecke ( Zeder).
Beide haben den Effekt daß sie den Fußboden zum Schwingen bringen , bei Holzböden merkt man das auch noch als Zuhörer.
Auch lose Dinge in der Nähe vibrieren gerne mit .
Bei anderen Saiteninstrumenten will man auch den Effekt , umliegendes Holz soll mitschwingen .
Wenn man jetzt was abdämpft , verliert man dann nicht diesen eigentlich gewollten Umstand ?
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Der Juergen
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Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von Der Juergen »

Offtopic:
funstrumentalist hat geschrieben:Bild ...böse, böse Bild
Ich darf doch um ein wenig mehr Ernsthaftigkeit bitten, wir befinden uns in der Harfenszene :_grin_: :_wink_:
(Wenn ich mir die gravierenden Syntaxfehler meines Posts anschaue … Hm, haben mich die Wellen auch schon ganz wuschig gemacht? … :_shocked_: )[/offtopic]
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Maira
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Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von Maira »

:_grin_: Dafür sind wir doch da !!!! :_cheesy_:
Wir lassen die Wellen hoch und noch höher schlagen !!! :_shocked_:

( Warum ? Weils Spaß macht :_grin_: und wir das können :_wink_: )
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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meinelehrerin
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Meine Dritte ist die, die den meisten Wums 💪 hat und deshalb für mich meine Harfe mit „Tiefgang“ ist: Modell Bradl von Petutschnigg, in Onyx-Nuss gebeizt mit hellen Schnitzereien
Meine Kleinste, die Erlan von Glissando in meiner Lieblingsfarbe 💚, macht mein Kleeblatt 🍀 komplett und sie ist nun die, zu der ich schnell mal greife, um mal eben ein paar Riffs 😁 zu spielen
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Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von meinelehrerin »

Wuschig.... So so so :-D
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kragi
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Chromatische Harfe 6x6 vom Baukurs der Klangwerkstatt mit Christoph Löcherbach,
Heiligengrabe, 20. Juni 2010

Re: Ungünstige Schwingungen einer Harfe...

Beitrag von kragi »

Capella oder Oliver,
bitte löscht die gesamte Logorrhoe in diesem Thread!

Das grenzt langsam an Sabotage, was siche einige Foris nicht nur in diesem Thread, sondern in nahezu jedem leisten.

Vielleicht wäre eine Beschränkung auf eine gewisse Anzahl von Posts innerhalb eines bestimmten Zeitraums eine Lösung?

Danke!
Liebe Grüße
kragi
I don't play like Miles and Louis. Daher sind meine Noten kein Jazz und können auch nicht weg!
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