Tonholz? Sperrholz? Carbon?

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Tanzmuffel
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Tonholz? Sperrholz? Carbon?

Beitrag von Tanzmuffel »

Super Sendung!
Eine Frage an unsere Experten :
Ist es immer so, dass der 'Deckel ' des Klangkörpers aus mehreren Teilen besteht? Ich kann das bei meiner Harfe weder sehen noch fühlen.

Aus dem Thread zum Thema "Harfenbauer Willi Corall" hat sich eine Diskussion entwickelt, wie eine Harfe gebaut sein sollte. Diese Diskussion habe ich mal abgetrennt. Ursprünglicher Thread: viewtopic.php?f=19&t=7594
bastian
Meeresbrise
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von Meeresbrise »

Tanzmuffel hat geschrieben:Ist es immer so, dass der 'Deckel ' des Klangkörpers ...
Du meinst wohl die Schalldecke? Ja, die besteht EDIT: FAST immer aus mehreren Teilen (wenn sie nicht aus Sperrholz oder aus dem Vollen geschnitzt ist, siehe unten). Wenn es richtig gemacht ist, sieht und fühlt man das nicht. Manchmal ist auch noch ein Furnier darüber.

Recht so?!
Zuletzt geändert von Meeresbrise am Mi 14. Dez 2016, 14:08, insgesamt 2-mal geändert.
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mygga
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von mygga »

Sicher?
Ich meine, es gäbe so was wie Philosophien darüber, ob gestückelt oder nicht.
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Maira
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von Maira »

@ Meeresbrise : Wieviele Harfen hast Du denn schon im Baukurs gebaut ?
Ich eine , meine Schalldecke ist aus Flugzeugsperrholz und nicht gestückelt ( weil schichtweise verklebt und dann ausgeschnitten )
und Mygga auch wenigstens eine.
Christel mindestens zwei.....
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Aber ich mach das wirklich.
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von Meeresbrise »

@Maira: Ich denke, wenn die Schalldecke aus Massivholz* sein soll, muss man stückeln, denn so dicke Bäume gibt es wohl kaum, dass man eine Schalldecke mit quer verlaufenden Jahresringen aus einem einzigen Baum schnitzen kann. Tonholz wird normalerweise radial aus dem Baum gesägt, also wie Tortenstücke. So bekommt man die engste Anordnung der Jahresringe hin. Um eine 1 m lange Schalldecke aus einem Stück zu bauen bräuchte man einen Baum von mehr als 2 m Durchmesser. Handelsübliche Tonhölzer sind 15 bis 20 cm breit, nach Entfernen von Rinde, Kernholz und eventuellen Fehlstellen, d.h. aus Bäumen von 50 bis 70 cm Durchmesser. Das ist also keine Philosophie-Frage, sondern eine ganz praktische Geschichte.

*Außer, wenn es eine gotische oder irische Harfe ist, wo der ganze Schallkörper aus einem Stück geschnitzt ist. Bevor hier der nächste um die Ecke kommt...

Tanzmuffel besitzt eine Fischer-Einfachpedalharfe.
Fischer Harfen hat geschrieben:Massive Resonanzdecke aus Fichtenholz, welches in Hochlagen langsam gewachsen ist, ... Ein spezieller Zuschnitt des Holzes ist notwendig, um eine Resonanzdecke mit stehenden Jahresringen zu erhalten. Diese wird mit einem dünnen Ahorn- oder Eisbirkenfurnier geschützt.
Quelle: https://www.fischerharfen.de/fischer_volksharfe_mod_80
Meeresbrise
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von Meeresbrise »

Je mehr ich drüber nachdenke, desto sympathischer wird mir Herr Corall.

Blockflöten mögen ja von mir aus aus Sperrholz sein (die sollen ja auch nicht schwingen). Aber auf die Schalldecke einer liebevoll von Hand gebauten Harfe gehört ein feines Tonholz, finde ich.
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Maira
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von Maira »

Und am 1.Mai lobte Herr Witsenburg meine Maira ( die mit der Sperrholzdecke).
Er habe noch nicht sehr oft eine so wohlklingende Harfe gehört.
Sie hat ihm ausnehmend gut gefallen.
Eva Curth hat das auch gehört.
Ich finde nix abwertendes dabei , eine Klangdecke aus Sperrholz zu montieren.
Tonholz sieht gut aus , aber Sperrholz ist nicht zu verachten.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von Harfenkind »

Ich kann Maira nur zustimmen.
Ich habe schon genug Harfen mit Sperrholzdecke gespielt, die toll klangen und welche mit schöner Fichtendecke, die enttäuschend fade waren. Das Material der Klangdecke sagt also über die Klangqualität (die ja sowieso subjektiv empfunden wird) erst mal nichts aus. Wobei ich den eher dünnen, trockenen und leisen Klang meiner 7/5-Harfe (mit Fichtendecke) durchaus auch gerne mag (ist auch toll für Alte Musik)...., der Klang der Harfe aber längst nicht so tragfähig und nuancenreich ist wie auf einer Riedel-Hakenharfe (mit Sperrholzdecke) und an klassischem Klangbild orientierten Harfe.
Es kommt bestimmt auch auf andere Details im Harfenbau an als nur auf die Klangdecke. Hoffentlich wird Markus sauch noch einen Beitrag schreiben. Denn genau über diese Fragestellung habe ich mir auch schon öfter Gedanken gemacht.

Zwei meiner Schülerinnen spielen eine Corall-Harfe. (Siefersheim ist bei uns direkt um die Ecke). Ich finde, sie stehen denen, die man sonst auf Harfentreffen vorgestellt bekommt, in nichts nach. Bei Herr Corall habe ich übrigens die erste und bisher einzige Birnbaumholzharfe gesehen.
Herr Coralls Internetseite kann ich allerdings zur Zeit nicht mehr finden, er hatte mal eine...
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mygga
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von mygga »

Jeder Harfenbauer hat sein eigenes Konzept für den Klang der Harfe - und auch für das, was sie kosten soll. Die Klangdecke ist sicher wichtig, aber sie ist EIN Teil der Harfe. Insofern ist die Diskussion, was besser ist oder nicht, wohl rein akademisch und es gibt letztendlich keine Entscheidung.

Ich hab die Sendung am iPad mit recht guter Tonqualität gehört. Mir hat der Klang gefallen, ich fand ihn allerdings nicht so weich und volltönend, wie Corall ihn beschrieben hat, ich habe recht klare metallische punktuierte Töne gehört, auch in den Bässen. Sie klang gut, wirklich - nur hat sich da wieder gezeigt, dass die Maßstäbe einfach verschieden ist. Für ihn wäre meine Gwen vermutlich "matschig" im Klang. ^^

Ich würde die Harfen gerne mal im Original hören und spielen. Aber das lass ich lieber... Ich weiß, wo so was endet.
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Maira
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Re: Sendung "Wie man eine Harfe baut" mit Willi Corall auf SWR

Beitrag von Maira »

@ Mygga :ich glaube , was so ein elektronisches Gerät an Klang ( fülle ) wiedergibt ist
mit Vorsicht zu genießen. Man denke nur an die winzigen Lautsprecher die da verbaut werden.
Hast Du schon mal die ,, Stampfmusik " , die die Kiddies auf ihrem MP3 hören,
auf richtig großen Lautsprechern gehört ? Das ist nur zum Wegrennen, so unerträglich laut sind da die Bässe.
Macht man um diese auf den Minihörern überhaupt zu hören.
Meines Erachtens lässt sich der Klang eines Instruments nur dann beurteilen, wenn man im selben Raum ist,
wobei die Raumakustik auch eine Rolle spielt ( in der schalltoten Kammer drückt es einem so auf die Ohren und alles klingt eigentlich gar nicht )
und in einem schallstarkem Raum ( Kirche u.ä. ) klingt alles matschig ( v.a.wenn man zu schnell spielt).
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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