Tonabnehmer zum Aufkleben

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Duesterlady
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Tonabnehmer zum Aufkleben

Beitrag von Duesterlady »

Mangels finanzieller Mittel einen Tonabnehmer einbauen zu lassen möchte ich gern einen zum Aufkleben nehmen. Hab mir bei Thomann auch schon einen ausgeguckt, der in einer Bewertung eines anderen empfohlen wurde. Nun zu der Frage ... wo klebe ich den am besten auf, damit es gut klingt? Meine erste Idee wäre hinten an der breitesten Stelle des Korpus schräg unten ? Da wäre auch am meisten Platz, es ist ein facettierter Klangkorpus.
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bastian
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Re: Tonabnehmer zum Aufkleben

Beitrag von bastian »

Hallo Duesterlady,

ich habe ein AKG C411 in meiner Harfe kleben. Das hatte ich bisher in jeder meiner Harfen.

Tatsächlich ist es nicht trivial, die richtige Stelle zu finden. So ein Klebemikrofon nimmt ja nicht den Luftschall auf, wie wir ihn hören, sondern nur die Schwingung der Schalldecke. Und die schwingt jeden cm anders.

Da hilft nur probieren, hören, andere Stelle probieren, hören und so weiter. Je länger du suchst, im so dichter bist du am sweet spot.

An allen Testpunkten die Höhen, die Mitten und die tiefen Töne miteinander vergleichen. Mal ist ein Bereich viel zu dumpf, mal knallt ein Bereich richtig raus. Suche Stellen, so alle Töne ausgeglichen klingen.

Ich habe die Punkte, die mit an besten gefallen haben innen leicht mit Bleistift markiert und an Ende noch mal gegeneinander verglichen. Das Pickup klebt dann man Siegerpunkt. Der war bei allen Harfen ca. zwischen 1/3 von unten und der Mitte der Schalldecke. Darunter kommen die Höhen nicht mehr raus, darüber die Bässe. Und eher am Rand, nicht so sehr in der Mitte, sonst sind die Saiten in dem Bereich überbetont.

So, jetzt kommt das Ernüchternde: stellt man ein 0815-Mikro einfach im unteren Bereich vor die Harfe hat man das ganze sweet spot-Gehassel nicht und es klingt trotzdem besser. Meine Aufnahmen mache ich inzwischen alle nur noch mit externem Mikro.
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Duesterlady
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Re: Tonabnehmer zum Aufkleben

Beitrag von Duesterlady »

Hallo Bastian,

vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort.

Verstehe ich das richtig, dass du die Tonabnehmer innen in der Harfe auf die Klangdecke geklebt hast?

Zum Mikrofon ... kann man das genau wie einen Tonabnehmer in jeden X-beliebigen Vertsärker stecken? Passen da die Anschlüsse?
Beim letzten Auftritt hatten wir vom Veranstalter ein Mikro für die Ansagen, da musste aber ständig ein Knopf gedrückt gehalten werden. Ist natürlich suboptimal. Worauf muss ich beim Kauf eines Mikros achten, damit das nicht so ist?
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Der Juergen
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Re: Tonabnehmer zum Aufkleben

Beitrag von Der Juergen »

Ich wollte auch schon was dazu schreiben …

Ja, der C411 von AKG wäre auch meine Empfehlung gewesen, zwar knapp über 100 EUR, aber immer noch deutlich unter anderen und macht einen guten Ton, wenn man nicht gerade Abbey-Road-Studio-Qualität erwartet. Die gute Positionierung ist dabei entscheidend, wie Sebastian schrieb.
Bei Konzerteinsätzen von Sabine habe ich den C411 immer außen auf die Klangdecke geklebt, das ist viel einfacher. :_wink_:

Achtung, von dem gibt es zwei Ausführungen. Eine mit normalem XLR-Stecker (C411 PP), was in der Regel auch der Standard für Mikrofone ist (außer in absoluten Low-Budget-Bereich oder für spezielle Einsätze mit kleinen Geräten; eine andere mit einem Mini-XLR-Stecker (C411 L). Diese ist zunächst mal wenige EUR billiger, aber du musst es dann adaptieren, und das kostet letztendlich wieder mehr.

Mikro ist von der Tonqualität immer besser, aber auch rückkoppelungsanfällig, wenn man auftritt und die Verstärkung hoch zieht. Auch das Mikro hat in der Regel einen XLR-Stecker, über den wird auch die sogenannte Phantomspeisung (in der Regel 48 Volt) bereitgestellt.

Bei sogenannten »dynamischen Mikrofonen« brauchst du keine Phantomspeisung, bei Kondensatormikrofonen schon (wenn die nicht eine eigene eingesetzte Batterie verwenden).

Die Phantomspeisung kommt dabei aus dem Mischpult oder aus einem Aufnahmegerät, wie beispielsweise dem Zoom H4n ganz einfach über das XLR-Mikrokabel, sodass du keine weitere Stromversorgung per Batterien oder externem Gerät hast.

Jedes Mikro hat eine bestimmte RIchtcharakteristik, also eine aus eine bestimmten Richtung stärker aufnehmende Eigenschaft oder dies eben nicht (dann spricht man von Kugelcharakteristik oder »omnidirektional«).

Es lohnt sich ein bisschen mit derlei technischem Zeugs zu beschäftigen, ehe man sich entscheidet.
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bastian
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Re: Tonabnehmer zum Aufkleben

Beitrag von bastian »

Duesterlady hat geschrieben: Mi 6. Mai 2020, 14:14 Verstehe ich das richtig, dass du die Tonabnehmer innen in der Harfe auf die Klangdecke geklebt hast?
Ja genau.

---

Anschlüsse für Mikrofone sind genormt. In der Regel ist das ein sog. XLR-Stecker, der in ein Mischpult gesteckt wird. Vom Mischpult geht es dann auf den Verstärker.

Direkt auf den Verstärker geht es idR nicht, zum einen weil das Mischpult das Mikrofon mit Strom versorgt, zum anderen, weil verschiedene Mikrofone unterschiedliche Pegel liefern und man das Mischpult braucht, das auszugleichen. Das ist bei Tonabnehmern aber exakt genau so.

So ein Aufnahmegerät wie ein größerer Zoom hat auch XLR-Abschlüsse, an die man das Mikro direkt, ohne Mischpult, anschließen kann.

Dass ein Mikrofon einen Taster hat ist ein Sonderfall. Manche haben Schalter, viele gar nix.

Ohne Werbung machen zu wollen: ich hatte damals mehrere Mikrofone zum Vergleich. In der Preisklasse um 150€. Das Rode NT5 war dabei, das wird oftmals im Budget-Bereich empfohlen. Das möchte ich aber definitiv für Harfe nicht empfehlen. Ich bin bei Oktava gelandet. Naja. Für mehr Geld gibt es besseres, aber für mich passt das schon. Ein Tischstativ dazu, das hat für meine Harfe dann eine gute Höhe.

Und zur Not kann man es, anders als einen Tonabnehmer, auch mal für andere Zwecke nutzen.

Rückkoppeln ist ein Thema, da sind Mikrofone in Nachteil, besonders wenn der Techniker nicht genau weiß, was er tut. Und in sehr lauter Umgebung hat der Tonabnehmer natürlich den Vorteil, wirklich nur die Harfe aufzunehmen.

Grüße,
Sebastian
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