Nylgut - Saiten

[Kai-vD]

...Beim Spielen fasst sich die Nylgutsaite aber genauso an wie Darm und klingt auch so...

Ich habe mit der Inhaberin einer Harfenhandlung gesprochen. Sie sagte mir, dass Silkgut (ist das Nylgut für die Harfe?) viel mehr nach Nylon als nach Darm klingt und deshalb von Kunden kaum gewünscht wird.

[Der Juergen]

Ich habe mit der Inhaberin einer Harfenhandlung gesprochen. Sie sagte mir, dass Silkgut (ist das Nylgut für die Harfe?) viel mehr nach Nylon als nach Darm klingt und deshalb von Kunden kaum gewünscht wird.

Aus Zeitmangel (Harfensommer ) kann ich im Moment nicht groß recherchieren, aber die Googlesuche war schnell erfolgreich.
http://www.aquilacorde.com/index.php?op ... 36&lang=en

Warum Aquila nun die Marke "New Nylgut" führt, weiß ich nicht. Ob das was mit der durch andere Firmen verwendeten Bezeichnung "Nylgut" zu tun hat?
Marken und Markenschutz sind ne Sache für sich …

Will die Händlerin nicht genannt werden?
Ich fände es gut, wenn solche Dinge offener besprochen würden, es ist ja noch nicht einmal etwas Brisantes …

Liebe Grüße
Jürgen

[Kai-vD]

Die Händerlin ist Frau Rus:

http://www.flyingharps.de/

Aber du hast tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass Nylgut genauso klingt wie Darm?

[Der Juergen]

Hallo Kai,

ah, danke! Liliana Rus kenne ich aus mehreren sehr netten Telefonaten, leider habe ich sie noch nicht persönlich getroffen, das wird sich aber wahrscheinlich ändern, sie wurde mir mehrfach als Ausstellerin empfohlen.
Sie vertreibt unter anderem Harfen der Marken Salvi und Lyon&Healy.

Nein, eigene Erfahrungen habe ich nicht gemacht, denn ich spiele nicht selbst Harfe, aber das weißt du anscheinend nicht.
Ich bin aber seit 13 Jahren beim Harfentreffen organisierend tätig und seit einigen Jahren Veranstalter und/oder Organisator von Dingen wie unter anderem dem Harfensommer.

Bei diesen beiden größten Veranstaltungen in Deutschland bin ich die Kontaktperson und so werde ich über Gott und die Welt befragt.
Und von Kunden, Händlern, Instrumentenherstellern, deren Lieferanten usw. bekomme ich eine Menge "mit".
Um möglichst kein verzerrtes Bild zu verbreiten oder im Fall an eine kompetente Person verweisen zu können, ist es einfach hilfreich zu wissen, aus welchem "Mund" eine Aussage stammt.

Hoffentlich lernen wir uns auch mal persönlich kennen, würde mich sehr freuen.

Liebe Grüße
Jürgen

[annunziato]

Aber du hast tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass Nylgut genauso klingt wie Darm?

Wenn ich mich da auch mal einmischen darf - ich habe definitiv die Erfahrung gemacht, dass Nylgut NICHT so klingt wie Darm. Etwas näher am Darm als "normale" Nylonsaiten, aber bei Weitem nicht das ausgewogene Spektrum. Und leider auch gelegentlich - wie bei "Normalnylon" - die ersten und zweiten Obertöne nicht rein, von den Terzen wollen wir mal gar nicht reden. (Die will man ja mit den üblicherweise angewendeten temperierten Stimmungen auch nicht so prominent haben. Aber das mit den Oktaven und Quinten stört gelegentlich schon. Wenn man sowas erwischt - neue Saite ausprobieren!)
Nylgut ist einer der zahlreichen vernünftigen Kompromisse, wenn Du zwischen Haltbarkeit / Stimmungsstabilität, Preis, und Klang rumoptimieren willst - die Haltbarkeit und Stimmungsstabilität spielt nach meiner Erfahrung auf Reisen schon eine grosse Rolle und wirkt im Zweifel nervenschonend. Bei dem derzeitigen Wetter sind Darmsaiten definitiv nicht portemonnaieschonend.
Es kommt natürlich auch darauf an, was du für eine Klangvorstellung hast und was für ein Instrument du aussuchen willst. Hast du aber Darm als klangliches Ziel (egal, ob hoch oder niedrig gespannt), wirst du es mit Nylgut nicht 1:1 erreichen. Als niedergespannter Historiker würde ich sagen, bei hochgespannten "keltischen" Harfen bist du mit Nylgut ziemlich gut bedient, was Brillanz angeht, da fehlt evtl. etwas "Wärme". Bei niedergespannten Harfen wird es mit Nylgut - wie mit Nylon - gelegentlich etwas "flach".
Frohes Ausprobieren
a.

[annunziato]

[...] Und leider auch gelegentlich - wie bei "Normalnylon" - die ersten und zweiten Obertöne nicht rein,
[...]
Als niedergespannter Historiker würde ich sagen, bei hochgespannten "keltischen" Harfen bist du mit Nylgut ziemlich gut bedient, was Brillanz angeht, da fehlt evtl. etwas "Wärme". Bei niedergespannten Harfen wird es mit Nylgut - wie mit Nylon - gelegentlich etwas "flach".

Hallo Annunziato,

interessant, dass Deine Erfahrungen meinen so gravierend wiedersprechen.
Die Harfe mit der ich es ausprobiert habe, ist eine niedrig bespannte keltische Harfe. Und gerade weil das Nylgut bei mir warm, klar (und nicht spitz bis matschig) und eben nicht flach klingt, bin ich da gerade so begeistert.

Darf ich sicherheitshalber noch mal genau nachfragen?
Wir reden beide von dem Nylgut der Firma Aquila und NICHT von Nylgut-Saiten die Camac auf einigen Harfen verbaut, bzw. auch NICHT von den Nylonsaiten die Glissando als Nylgut verkauft???

Hallo Karstilo,
das finde ich jetzt auch interessant. Ja, wir reden schon vom "richtigen" Nylgut, Aquila. Also es ist nach meiner Erfahrung fraglos besser als gemeines Nylon, aber vom echten Darm immer noch deutlich unterscheidbar. Insofern reden wir hier evtl. über Nuancen. Wobei meine Erfahrungen mit niedergespannten keltischen Harfen auch begrenzt sind. Könnte mir vorstellen, dass es auch auf die Mensur ankommt. Bei den paar, die ich gehört hatte, hätte ich mir da bei gleicher Präsenz mehr Wärme gewünscht. Ich kenne es als Versuch von Alternativen von niedergespannten historischen Harfen (laaaange Mensur, also nicht beliebig niedergespannt), und da ist zumindest der Unterschied zum Darm deutlich. Gemeines Nylon kommt da eh nicht drauf ;-), insofern fehlt da vorerst der Vergleich. Die Klarheit würde ich bei Nylgut auch (i.a., bis auf die gelegentliche Obertonunreinheit) unterschreiben. Bei der Wärme höre ich i.a. noch den Unterschied zum Darm. Im Vergleich zu dünnen Nylonsaiten ist es sicher wärmer und weniger flach. Aber schau Dir mal die Spektren der drei Typen Nylon, Nylgut, Darm an, da gibt's auch optisch noch Unterschiede. Wie gesagt, ich hab es als einen möglichen Kompromiss verstanden. Würde ich viel mit Harfen reisen, könnte ich mir das auch vorstellen. (Andrew Lawrence King hat das m.W. eine Zeitlang gemacht, insbesondere bei Continuo. Da ist ein bisschen "baff" ja auch gar nicht schlecht.) Aber da ich das im Moment eher selten tue, bleibe ich persönlich derzeit beim Darm. Wenn du meine italienische Tripelharfe hörst, wirst du ahnen, warum ;-).

[espero]

Es wäre auch interessant, wie "wetterfühlig" das Material ist: also wie es auf Luftfeuchte und -temperatur reagiert.

[espero]

Danke Karsten,

in der Tat habe ich das bzgl. Nylon auch beobachtet, es ist leicht vom Wetter abhängig. Im Gegensatz dazu ist Carbon
bei mir überhaupt nicht wetterfühlig. Gut zu wissen, wie sich das neue Material nun verhält. Es hat wohl zusätzlich
eine stärkere Dehnung, wie von Dir beschrieben. Gut zu wissen, danke Karsten!

Es wäre dann noch interessant, wie es bzgl. Haltbarkeit verhält. Aber das wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen.

Grüßle
Uli

[bastian]

Hallo Karstilo,

was mich in diesem Zusammenhang interessiert: hält das Material klanglich, was das Marketing verspricht? Wie ist dein subjektiver Eindruck?

Grüße,
Sebastian

[ClarSach]

Bleibt der Klang von Aquila Nylgut auch nach z.B ein ganzes Jahr (oder langer) lebendig? Oder wird der Klang bald dumpf?

Wenn man zwischen zwei Darmsaiten eine Saite von Aquila Nylgut setzt, kann man dan den Unterschied deutlich hören? (Ich verstehe dass Aquila Nylgutsaiten elastischer anfühlen als Darmsaiten.

Ich frage mich ob Aquila Nylgut auch geeignet sei für eine Hakenharfe mit Pedaldarmsaitenspannung.