Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Tanzmuffel
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Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von Tanzmuffel »

Ich habe mal eine Frage zu Unterricht. Ich habe eine Lehrerin, die supertoll Harfe spielen kann. Sie bringt mir sehr viel bei. Leute die mich nach längerer Zeit mal wieder gehört haben sagen, dass ich mich gewaltig verbessert habe. Das freut mich natürlich. Aber im Unterricht gibt es sehr wenig Lob und kaum Motivation. Und ich übe viel und kann einiges. Ich bin Hobbymusiker und spiele für den Hausbedarf. Es ist absolut nicht mein Wunsch im Orchester zu spielen. Ich möchte einfach nur Spaß am Harfe spielen haben nicht mehr und nicht weniger. Manchmal gehe nach Hause und frage mich, ob ich unfähig bin. Hat jemand ähnliche Erfahrungen und kann mir einen Tipp geben. Ich weiß auch, dass ich manchmal zu sensibel bin und ich übereagiere und ich möchte bei meiner Lehrerin bleiben, weil sie einfach fachlich gut ist und man Fortschritte macht.
Zuletzt geändert von Tanzmuffel am Di 21. Jul 2015, 12:16, insgesamt 2-mal geändert.
Meeresbrise
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von Meeresbrise »

Tja, es gibt Lehrer, die sind so, vielleicht ohne böse Absicht. Wahrscheinlich will deine Lehrerin dir einfach nur so viele Tipps wie möglich geben. Vielleicht denkt sie auch, du seist schließlich nicht da, um gelobt zu werden für das was du kannst, sondern um besser zu werden.

Das eine was du tun kannst, ist das so zu akzeptieren und dir das Lob einfach woanders zu holen. Wenn andere deine Fortschritte loben, obwohl die Lehrerin es nicht tut, dann ist das allemal besser als andersrum! Wenn sie dir Hinweise gibt, wie du etwas besser machen kannst, heißt das ja nicht dass du schlecht bist oder dass es persönlich gemeint ist.

Manchmal hilft auch ein Scherz, die Stimmung aufzulockern, so etwa "Also, ich fand mich schon ziemlich gut!" oder "Ja, das wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es nichts auszusetzen gäbe..."

Das andere ist, das Gespräch mit der Lehrerin zu suchen und ihr zu sagen, was du an ihrem Unterricht schätzt und was nicht so sehr. Vielleicht ist ihr gar nicht klar, dass sie dich demotiviert. Vielleicht hat sie selber sehr strenge Lehrer gehabt und kennt es nicht anders.

Und vielleicht könnt ihr ja ab und zu mal eine Stunde einlegen, wo ihr einfach nur zusammen musiziert und die Musik genießt, ohne dass sie dich kritisiert. Du könntest ihr das ja mal vorschlagen, vor allem wenn du dich der Kriik gerade mal nicht so gewachsen fühlst. Und wer weiß, vielleicht fragst du dann auf einmal von dir aus "wie geht das?"

Nur Mut! Du scheinst eine gute Lehrein zu haben und tolle Fortschritte zu machen. Vielleicht gibt es noch eine Lösung!
Harleylady
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von Harleylady »

"Was ist ein guter Harfenlehrer? "....schwer zu sagen: aber ich denke, dass es wichtig ist, dass der Schüler nicht nur etwas lernt, sondern auch Freude hat ! Es gibt immer Bessere, aber auch Schlechtere, nur sollte die Liebe zu diesem wunderbaren Instrument nicht fehlen. Ich für meinen Part lobe sehr viel, auch wenn es nicht so toll ist und versuche dann positive Kritik und Anleitung zu geben.....aber wenn ich nachfrage, um heraus zu finden, ob die Chemie noch stimmt oder es gibt Probleme, bin ich die Letzte, die einen Schüler nicht gehen lässt und empfehle Kollegen; denn Harfenspiel muss auch Freude machen-ciao Ute :_cool_:
Meeresbrise
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von Meeresbrise »

Man sollte vielleicht wissen, dass nicht alle Instrumentallehrer eine pädagogische Ausbildung haben. Manche sind Naturtalente, die haben es einfach raus, andere haben es studiert, aber eben nicht alle.

Und in Asien und Osteuropa (nur mal als Beispiel) hat man es auch nicht so mit dem motivierenden Loben.

Dass Schüler am besten lernen, wenn sie im Unterricht Erfolgserlebnisse und Lob erfahren, hat sich noch nicht überall hin rumgesprochen. Und natürlich sind Schüler auch unterschiedlich.
treespirit
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von treespirit »

Ich denke, es liegt einfach an der Unterrichtssituation, dass du nicht gelobt wirst. Eine Stunde Instrumentalunterricht ist schnell um, man möchte so viel vermitteln wie möglich. Da schleicht sich beim Lehrer leicht ein Effizienzdenken ein: Statt sinnlos über etwas zu reden, was er schon kann, will man lieber über etwas reden, was er noch nicht kann!

Als Schüler bekommt man aber das Gefühl, gegen eine Wand zu rennen: Du kannst noch so viel tun, nie ist es genug.

Vielleicht hilft es, mit deiner Lehrerin mal über deine Gefühle zu reden: Dass du mit dieser Diskrepanz in deinem Leben nicht zurecht kommst, einerseits von vielen für deine Fortschritte gelobt zu werden, andererseits das Gefühl zu haben, auf der Stelle zu treten. Mit ziemlicher Sicherheit kennt sie das, hat es selbst oft aushalten müssen. Ein Instrument wirklich gut spielen zu lernen ist hart, und das, was du gerade durchmachst, gehört, denke ich, mit dazu!

Grundsätzlich finde ich weniger Lob (Schleimerei?) besser als mehr. Sieh es doch mal so: Mit schöner Harfenmusik kannst du Lob, so viel du nur willst, überall bekommen, sei es von Freunden und Familie, beim Spielen im Park, in der Innenstadt, beim Seniorentreff, im Café ... da könnte sich leicht ein Allmachtsgefühl einschleichen, eine Überschätzung der eigenen Genialität, ein Sich-Sonnen im schon Erreichten. Gut dann, einen strengen Lehrer zu haben, der die Dinge wieder ins richtige Licht rückt und dir zeigt, wie viel es noch zu lernen gibt!

Allen Mut verlieren und zugleich die Liebe zur Musik, das sollte natürlich nicht sein ...

Wie gesagt, ich würde das Thema im Unterricht mal anschneiden.
Tanzmuffel
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von Tanzmuffel »

Hallo, vielen Dank für die Antworten. Ja, ich denke ich werde versuchen mit Ihr zu sprechen. Vielleicht hilft es. Sie ist nämlich eigentlich eine super Lehrerin. Vielleicht bin ich ja etwas empfindlich.
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merit
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von merit »

Hallo Tanzmuffel, folgendes ist nicht nur meine Erfahrung :-): Das von Dir beschriebene extrem kritikorientierte Unterrichten ist gängige Praxis beim überwiegenden Teil der Lehrer, die einen "klassischen" Hintergrund haben. Besonders ausgeprägt ist das im stark leistungsorientierten öffentlichen Musikschul- und Unibereich.

Das hat nicht nur mir schon viel zu denken gegeben und war besonders in den letzten Monaten Gegenstand langer, durchredeter Abende mit Musikerkollegen :-)verschiedenster Provenienz. Mein Ding ist das überhaupt nicht, weder als Unterrichtende noch als Schüler (ich lerne da nix dabei).

Aber wenn Du das Gefühl hast, Deine Lehrerin sei "gut", dann guck mal, ob Du das aushälst. Dran denken: Sich ständig schlecht fühlen beim Lernen führt häufig zu einem "Lerntrauma". Schwierig.....

Herzliche Grüße, Merit Zloch
Meeresbrise
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von Meeresbrise »

Wollte noch sagen: Empfindlich zu sein ist dein gutes Recht. Du musst dich wohlfühlen. Und nur du kannst sagen, ob du mit dem Hintergrundwissen über klassisch ausgebildete Lehrer und vielleicht nach einem klärenden Gespräch mit der Situation zurecht kommst. Du musst dich auch nicht schlecht fühlen wenn du letztlich entscheidest, dass das nichts für dich ist.

Ich wünsche dir alles Gute!
Markus Schönfelder
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von Markus Schönfelder »

Ich spiele mal einfach den advocatus diaboli und suche die Kontroverse:

Du buchst ja den Harfenunterricht wahrscheinlich nicht um dort Selbstbestätigung und Entspannung zu tanken. Wenn doch wäre es eventuell sinnvoller Yoga zu machen oder ein Selbstwert-Coaching zu besuchen. Primäres Ziel von Unterricht ist ja doch meistens der Wissens- und Fähigkeitserwerb und sekundär die Charakterbildung.
Als Jemand der selbst schonmal unterrichtet hat stellt sich mir an der Stelle die entscheidende Frage:
Wie trichtere ich möglichst viel davon innerhalb von 45 Minuten in meinen Schüler.

Da er ja von selbst zu mir gekommen ist gehe ich davon aus den in öffentlichen Schulen leider oft vorhandenen Teil des "zum Lernen motivieren müssen" überspringen zu können. Die eigentlich Lernarbeit erfolgt ganz klar zuhause wenn ich keinen Einfluss auf den Schüler habe. Also nutze ich den Unterricht um so effizient und emotionslos wie möglich die Baustellen aufzuzeigen die da sind. Kritik ist da das einfachste Mittel, welches ich zur Hand habe - im Optimalfall fühlt sich der Schüler umso angespornter je mehr ich ihn/sie/_* auseinandernehme. Klar ist Lob ein mächtiges Werkzeug, aber eben auch eines welches sich schnell abnutzt und sparsam angewendet werden muss.

Die Argumentation "ich habe mich ja inzwischen ziemlich verbessert und mache es nur für den Hausgebrauch" ist an der Stelle ein wenig irreführend. Wenn du gut genug bist brauchst du ja den Unterricht nicht mehr und das Problem hat sich erledigt. Das wöchentliche Besuchen des Lehrers ist ja kein Selbstzweck - dafür war mir als Lehrer meine Zeit selbst auch immer zu schade....Geld hin oder her.
Das Wohlfühlen und glücklich mit dem sein was man erreicht hat ist ein wichtiger Teil des Lernens. Aber der findet eben dann zuhause statt. Oder bei der Jamsession. Oder einem Konzert, etc. Und der Stolz sich durch den Unterricht durchgebissen zu haben - Lernen und Wachsen tut man ja an Herausforderungen und nicht im Leerlauf.

- kurzer Cut -

Aber natürlich sehe ich da auch die Problematik:
nicht jeder Schüler kommt mit diesem System klar. Und die wenigsten Schüler können selber einschätzen welcher Lerntyp sie eigentlich selber sind, auch wenn die meisten denken sie könnten es. Und es bedarf als Lehrer viel Erfahrung und Beobachtungsgabe um das zu erkennen. Das ist vielleicht das was ich als pädagogische Fähigkeit bezeichnen würde.
Es gibt verdammt viele (auch ausgebildete) Lehrer die großartig ihr Instrument und die Unterrichtsmethodik beherrschen, aber diese Fähigkeit nicht meistern konnten oder sich schlicht und ergreifend nicht dafür interessiert haben. Talentierte, verbissene und "lernwütige" Schüler zu unterrichten ist leicht.
Schwierig ist es den richtigen Ton und die richtige Herangehensweise zu finden um Schülern, die eben nicht gewohnt sind so zu arbeiten oder persönlich noch nicht so gestärkt um die Kritik, das Lob und den Unterricht als ganzes als das zu sehen was sie sind, zu helfen Ihre Ziele zu erreichen.
Und dafür ist man als Lehrer in letzter Konsequenz ja da - und manchmal ist es eben nicht einfach einem Schüler bestimmte Denkmuster, Fähigkeiten und Charakterstärken zu vermitteln, von denen er selbst noch gar nciht weiß dass er sie braucht um dorthin zu kommen wo er hin möchte.

Um nach dem ganzen Geschwafel jetzt mal zu einem Punkt zu kommen:
Für mich ist es eben der Umgang mit dieser Problematik die den wirklich guten Lehrer macht. Die richtige Kombionation aus Angst, Trotz, Stolz, Freude, Verspieltheit und Ernsthaftigkeit aus dem Schüler zu kitzeln die es ihm ermöglicht sein Potenzial voll auszuschöpfen.
Egal wie die Situation aussieht: Es ist nie verkehrt sich mit seinen Gefühlen und Problemen an den Lehrer zu wenden - denn am Ende ist offene Kommunikation und Feedback die beste Möglichkeit für dne Lehrer selbst etwas zu lernen :)

Ich wünsche dir auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg mit deinem Unterricht und deiner Musik.

Lg Markus
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Re: Was muss ein guter Harfenlehrer können?

Beitrag von Tanzmuffel »

Vielen Dank für die vielen Antworten und Tipps. Ich habe mit meiner Lehrerin ein klärendes Gespräch geführt. Ihr war gar nicht klar,wie unwohl ich mich fühlte. Jetzt macht der Unterricht wieder richtig Spaß.
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