6 plus 6 Notenschrift

Benutzer gelöscht

6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von Benutzer gelöscht »

Ich bin durch Zufall auf folgendes gestoßen:

http://www.beyreuther-musikprinzip.de/

Wäre diese Art der Notation für die chromatische Harfe nicht ungemein praktischer als die Standart-Notation? :) Keine Vorzeichen, keine Schlüssel, keine Hilfslinien ...
(Ein 6/6 Piano gibt's dort auch.)
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Cecilia
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Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von Cecilia »

Cool :_grin_:
Darauf würd ich gern mal spielen. Leider kann ich dir deine Frage nicht beantworten. Danke aber, dass du uns mit der Seite bekannt machst :_smile_:
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kragi
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Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von kragi »

peorth hat geschrieben:...Wäre diese Art der Notation für die chromatische Harfe nicht ungemein praktischer als die Standart-Notation? :) Keine Vorzeichen, keine Schlüssel, keine Hilfslinien ...
Nein, ich finde nicht. Und zwar aus folgenden Gründen:

- Die Schreibweise der Notenwerte finde ich im herkömmlichen System deutlich einfacher, weil auf einen Blick zu erfassen.

- Möchte nicht nachzählen müssen, wie lang denn nun die Noten ausgehalten werden müssen.

- Keine Hilfstlinien? Im Gegenteil bzw. um den gleichen Tonumfang, wie mit 5 "normalen" Linien darstellen zu können, benötigt man fast doppelt so viele Linien und dann noch einige Hilfslinien dazu. Oder man muss irgendwo dazu notieren, in welcher Oktave man sich befindet. Diese wechselt aber bei den meisten Stücken unentwegt.

- Keine Schlüssel? Ist der Schlüssel nicht DAS Instrument, um die Stimmlage anzuzeigen? siehe oben. Ja, man kann auch vor das System eine Zahl schreiben, die die Oktave angibt oder an die C-Linie dranschreiben, welches C es denn ist, aber nichts anderes ist ja der Schlüssel.

- Zu starke Abweichung vom allgemein bekannten System - ist fast nur von Neulingen erlernbar. Was nicht benötigt wird, was zu Verwirrung führt, das muss geändert werden (aber da gibts noch "schlimmere").


Das Klavier ist aber genial, nur die Farben der Tasten ... besser rot für C und schwarz für F, alle anderen Tasten weiß. Dieses Farbsystem klappt hervorragend mit der Harfe, warum also nicht auch mit dem Klavier? Ja, ich weiß, C und F (links neben den schwarzen Tasten - das ist diatonisch), aber es klappt wunderbar. Ist aber so oder so nur eine Frage der Gewöhnung.

Wäre außerdem gut, wenn sich die 3 schwarzen Tasten und die 3 entsprechenden weißen Tasten im Notenpapier wiederfinden würden, oder nicht?



Liebe Grüße
kragi
I don't play like Miles and Louis. Daher sind meine Noten kein Jazz und können auch nicht weg!
Moppel
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Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von Moppel »

peorth hat geschrieben: Wäre diese Art der Notation für die chromatische Harfe nicht ungemein praktischer als die Standart-Notation? :) Keine Vorzeichen, keine Schlüssel, keine Hilfslinien ...
Die Frage ist doch, für wen? Wer - wie kragi - die herkömmliche Notenschrift vollkommen beherrscht, für den wird es nicht praktischer sein, sich umzustellen. Und das wird für alle Berufsmusiker zutreffen. Aber alle diejenigen, die schon mal sagen: "Das ist mir zu schwierig, da sind ja ... Kreuze oder ... Bs!!!", für die wird es einfacher. Die Farbe der Noten zeigt an, ob ich oben oder unten greifen muss. Einfacher geht es doch gar nicht. Warum soll ich mich da noch mit Kreuzen und Bs auseinander setzen. Allerdings muss man sich die Noten selber schreiben. Mit einer Tabellenkalkulation kann man sich die Notenlinien zusammenstellen.
Zuletzt geändert von Moppel am So 17. Jul 2011, 19:27, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzer gelöscht

Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von Benutzer gelöscht »

Ich finde diese Art der Notation nach wie vor interessant, auch wenn ich es nicht ganz verstanden habe, wie es im Detail funktioniert. :)
annunziato
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Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von annunziato »

...also eine Tabulatur nur für 6/6-Harfe, die kein anderer lesen kann.
Schade, eigentlich ist Notenschrift ja eine Art Lingua Franca der Musik, will man das für einen Tabulatur-Ansatz aufgeben? Tabulaturen starben auch aus, als sie nicht mehr im Sinne einer übergreifenden musikalischen Bildung bei vielen Musikern allgemein voraussetzbar war: Lautentabulatur konnte auch vom Gambisten und Cembalisten gelesen werden - als es dann aber mehr Violinisten und Flötisten gab, die das nicht mehr konnten, einigte man sich auf ein System, mit dem man Partituren schreiben konnte. In ähnlicher Weise sind ja mittlerweile leider auch die sehr praktischen Schlüssel fast ausgestorben, und nur mehr Violin- und Bassschlüssel übrig geblieben - und selbst das wird häufig schon als schwierig empfunden.
Dann führt man jetzt Chromatoharfisch/Chromatopianistisch, Flötisch und Pianistisch ein ... und wie schreibt man Partituren, wenn jemand auf die Idee kommt, zusammenspielen zu wollen?

Abgesehen von diesem Effekt: solche eher "technokratisch" (sorry, jetzt werde ich sicher wieder als patronizing beschimpft) anmutenden Notationsüberlegungen gibt es ja seit ungefähr 100 Jahren, als man begann, mit "echter" Zwölftönigkeit zu experimentieren. Haben sich genauso wenig wie letztere bislang durchgesetzt.
Meine These hierzu ist: Diese Notenschriften bilden eben die unserem musikalischen System zugrundeliegende mathematische (gruppentheoretische) Struktur nicht ab. Denn dieses System ist bei der Musik, über die wir hier zum grösten Teil reden, eben doch von modalen Skalen und Funktionalharmonik geprägt und es sind _eben nicht_ alle Töne gleich gewichtet. Das heisst, dass in einer solchen egalitären Notenschrift zwar "die Töne" leichter lesbar werden, nicht aber "die Musik". Will heissen, die musikalischen Zusammenhänge wie "Quartsextakkord" - egal ob in Dur oder Moll - gehen als funktionale Struktur- und Verständniselement verloren.
Und nein, ein Fis ist nicht ein Fis ist nicht ein Ges: ein Fis im C-Dur-Zusammenhang ist was anderes als im Fis-moll-Zusammenhang, und Ges ist nochmal was Anderes. Gerade wenn man musikalisch und harmonisch komplexere Dinge (nicht "echte" Zwölfton-Musik a la Hindemith oder Schönberg) mit viel und kühnen Modulationen macht, ist es sehr hilfreich, diese funktionalen Zusammenhänge auch direkt im Notenbild "sehen" zu können.

Natürlich ist unsere Notenschrift tradiert, über Jahrhunderte entwickelt und für alles mögliche nicht ideal und nicht nur logisch, und es ist sicher sinnvoll, immer mal wieder Alternativen zu denken und zu testen - aber die Latte liegt hier dennoch ziemlich hoch, was die Darstellungs- und Lesbarkeitsoptionen angeht.
Nur durch Harfe spielen lernt man Harfe spielen. (Aristoteles)
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Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von Moppel »

annunziato hat geschrieben:Das heisst, dass in einer solchen egalitären Notenschrift zwar "die Töne" leichter lesbar werden, ... die musikalischen Zusammenhänge ... gehen als funktionale Struktur- und Verständniselement verloren.
was bestätigt, dass die 6 plus 6 Notenschrift nur etwas für Otto Normalverbraucher ist, der von den musikalischen Zusammenhängen nichts weiß.
Kailash
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Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von Kailash »

Ganz im Gegenteil.
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bramosia
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Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von bramosia »

Hmmm ... gute Frage, ob diese Art der Notation optimal oder nicht ist. Das muss ja jeder für sich entscheiden.

Aus meiner langjährigen Erfahrung als Musiklehrerin kann ich nur folgendes berichten:

Viele Schüler - vor allem die Kleinen - haben schon mit fünf Linien ihre Schwierigkeiten, zumal sie ja beim Harfelernen Violin- und Bassschlüssel und oft auch erst die Noten lernen müssen. Die haben ordentlich Probleme, wo denn nun das "Kugerl" steht, ob es durch die Zeile geht oder auf einer Zeile drauf liegt.
Bei den Erwachsenen arbeite ich oft mit einer Art Tabulatur (bei der Gitarre arbeite ich mit Tab und herkömmlicher Notation), da manche oft nur begleiten möchten oder einfach nur aus den Kadenzverbindungen heraus Melodien erspielen und erfinden möchten. Eine Tabulatur im Sinne der Kadenzverbindungen geht da ganz gut. Aber auch da stößt man mit der 6+6 sehr schnell an die "Lernwilligkeitsgrenzen".

Um allerdings wirklich darüber urteilen zu können, ob gut oder nicht, müsste ich das schon ausprobieren und mich da wirklich mal hineinknien. Vor allem wirds interessant, wenn z.B. die Moonlightserenade (die ja wirklich von Kreuzchen, Bs und Auflösungszeichen gradezu durchzogen ist) auf diese neue Notation gebracht würde. Vom Gefühl heraus glaube ich, dass es mehrere Seiten Papier umfassen und nicht gerade einfach nachzuspielen sein würde.

Teilt mir Eure Ergebnisse mit, wenn jemand damit Erfahrungen macht. Würde mich sehr interessieren.

LG Petra
"Seit meine Nachbarin Harfe spielt bin ich nicht mehr sicher, ob ich noch in den Himmel kommen möchte" (Joesi Prokopetz im Frühjahr 2016)
Moppel
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Re: 6 plus 6 Notenschrift

Beitrag von Moppel »

bramosia hat geschrieben:zumal sie ja beim Harfelernen Violin- und Bassschlüssel ... lernen müssen.
Ein klares Plus für die 6 plus 6 Notation von Johannes Beyreuther:
Gleiche Noten stehen in der Melodiezeile und in der Basszeile an gleicher Stelle.
bramosia hat geschrieben:Die haben ordentlich Probleme, wo denn nun das "Kugerl" steht, ob es durch die Zeile geht oder auf einer Zeile drauf liegt.
Ein klares Plus für die 6 plus 6 Notation:
Eine Note, die auf einer Linie liegt, liegt in allen Oktaven auf einer Linie.

Noch ein Plus für 6 plus 6:
Bei der chromatischen 6 plus 6 Harfe zeigt die Farbe der Note an, ob ich die Saite oben oder unten greifen muss.
Lernwilligkeit
Ein klares Plus für die 6 plus 6 Notation:
Kein Verwechseln von H und B, von F und Fis, ..., außerdem kein Problem beim Lesen der Bassnoten. Deshalb bleibt die Lernwilligkeit bei 6 plus 6 erhalten.
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