Einfache chromatische Harfen?

wwelti

Beitrag von wwelti »

Hallo Andreas,

Tut mir leid wenn ich euch mit meinen ausufernden Postings nerve. Ich wollt aber doch gern mal mit Leuten über die Sache diskutieren, die mehr Ahnung haben als ich :_wink_:

Das mit dem seitlich mit den Fingern zupfen wusste ich nicht, ich wüsste aber auch nicht wo ich weitere Informationen herbekommen könnte außer von einem Harfenlehrer (kenne aber keinen) -- oder von Euch :_wink_:

Ich will auch garantiert nicht die "normale" Harfe schlechtreden, ich habe schon fantastische Harfenmusik gehört und glaube daß sie ein großartiges Instrument ist.

Trotzdem werde ich diese fixe Idee nicht los. Ich glaube daß eine leicht zugängliche vollständige Chromatik eine tolle Sache ist.

Ehrlich gesagt: Ich möchte jetzt nicht unbedingt eine Doppelpedalharfe im Wert eines Mittelklassewagens kaufen, mehrere Jahre damit verbringen, das Instrument spielen zu lernen, um nachher auf ein anderes System zu wechseln.

Hakenharfen sind zwar bezahlbarer, aber erlauben nur das Spiel von diatonischer Musik (oder irre ich mich da?). Ich glaube das ist nichts für mich. Wenn nicht mindestens ein Versetzungszeichen in einem Musikstück vorkommt, bin ich nicht glücklich :_wink_:

Da ist die Pambuch Harfe schon interessanter. Ich werde sie mir wohl irgendwann mal anschauen :_wink_: ... Allerdings bin ich nicht so ganz von der leichten Zugänglichkeit dieses Instrumentes überzeugt.

Die Weigel Harfe im Deutschen Museum wird man dort wohl leider nicht anspielen können :_wink_:

Im Moment schwebt mir auch eine recht experimentelle Idee vor: Ein einfacher Dreiecks-Rahmen ohne Resonanzkörper, Nylonsaiten mit relativ geringer Spannung (a la Ukulele :_cheesy_: ), Piezo-Tonabnehmer in Form von Brückeneinlagen, über die die Saiten am unteren Rahmenelement gespannt werden. (braucht man halt ein paar). So bleibt alles relativ billig, man braucht nicht stark zu zupfen für ordentliche Lautstärke, und kann die Saiten relativ eng anordnen.

Sooo jetzt hab ich mal genug Spinnereien fabriziert und altgedienten Harfenspielern graue Haare wachsen lassen. Sorry an alle die es gestört hat!

Viele Grüße
Wilfried
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hallo Wilfried,

versuch einfach mal auf eines der (hier immer wieder angekümdigten) Harfentreffen zu kommen.
Dort kannst Du alle möglichen unterschiedlichen Harfen ausprobieren und dir die Techniken zeigen lassen.
Du bekommst dort sicher auch die ein oder andere chromatische Harfe zu Gesicht, auch wenn sie selten sind.

Eine preiswertere Alternative zur Doppelpedal sind übrigens Einfachpedalharfen, wie sie z.B. als Tiroler Volksharfen verkauft werden (nicht vom Namen abschrecken lassen).

Es stimmt übrigens nicht, daß man auf Hakenharfen nur diatonisch spielen kann. Das Umstellen von "Haken" während des Spielens ist eine ganz normale Spieltechnik. Das hat ntürlich seine Grenzen, aber es geht sehr viel mehr als man gemeinhin glaubt. Wer bei Park Stickney den Jazzworkshop mit Hakenharfe mitmacht, lernt auch mehrere Haken gleichzeitig umzustellen oder damit "Slides" ("Ziehen der Töne" ) zu machen. Dazu eine kleine Anekdote: beim diesjährigen Harfentreffen in Lauterbach kam Park auf die Idee zwei Stücke miteinander zu kombinieren. Auf meinen Einwand, daß der Tonartwechsel von (ich glaube) mindestens 4 Vorzeichen nicht besonders hakenharfenfreundlich sei meinte er bloss "Hmm ... lass mich mal probieren" - setzte sich an meine Harfe und machte vor, wie es ginge. Ich hätte allerdings eine high-speed Kamera mit extremer slow-motion gebraucht, um das zu dokumentieren und nachzuvollziehen. Aber wozu hat man fünf Finger an der linken Hand - das reicht für mehr als fünf Haken gleichzeitig!

Aber wie gesagt - das hat natürlich Grenzen. Und eine "echte" chromatische ist schon ein schönes Instrument. Aber so etwas wie eine kreuzbesaitete, eine Pampuch Harfe oder eine Welsh Triple Harp sind erpobte und bewährte Systeme. Schau und hör es Dir einfach mal an und lass es Dir zeigen.

Gruss,
Andreas.
Zuletzt geändert von Andreas am Mi 19. Jul 2006, 10:46, insgesamt 1-mal geändert.
Andreas (aus Hamburg)
Renate

Beitrag von Renate »

....also, ich finde dieses Querdenken ja sehr erfrischend und anregend...Hab grade neulich beim Frühstück auf dein 1. Posting hin mit meiner Tochter ( Mathe-Lk, weil demnächst Informatik-Studium... :_wink_: ) über ein chromatisches Harfenmodell rumgesponnen, und wir haben da auch ne Idee (..mal wieder... :_rolleyes_: ) Nun ist sie am Rechnen, d.h. sie will gern, aber auch ihr Mathe-lehrer konnte ihr für das, was sie da meint, ausrechnen zu müssen, nicht auf Anhieb ne geeignete Formel nennen, das muss jetzt bis nach den Ferien warten.
Aber wenn das mehr als ne abstruse Idee werden könnte, lass ich`s euch wissen :_grin_:
Auch ich hab ein ausgesprochenes Faible für die Möglichkeit, chromatisch spielen zu können (...komme von der Querflöte..) und eine Abneigung gegen Mechaniken, wenn sie keinem höheren musikalischen Zweck dienen ( Pedal-bzw. Klappen-Slides sind schon cool... :_cool_: ), spiele selber die oben erwähnte Einfachpedalharfe als Kompromiss für den Geldbeutel...

Schreib doch mal bei Gelegenheit, wie sich die Piezo-Tonabnehmer-Dreiecksharfenidee so weiterentwickelt....

Ich finde das alles sehr spannend....

Gruß

Renate
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

hmm - wenn ich den Vorschlag der "Dreiecksharfe" richtig verstehen, klingt das nach einer "kreuzbesaiteten" Harfe mit dem Kreuzungspunkt oben (also qasi ein "halbes" Kreuz).

Das wäre dann eine "triangle solid body half cross strung electro harp" !?

Grübelnd,
Andreas.
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Damit mal so richtige Information :_wink_: dazukommt hier ein kleiner Artikel zu "cross strung harps"

http://www.harpspectrum.org/folk/harper_short.shtml

Gruss,
Andreas.
Andreas (aus Hamburg)
wwelti

Beitrag von wwelti »

Hallo zusammen,

Ja, das mit dem Harfentreffen werde ich sicher mal gern wahrnehmen. Kündigt nur was an, ich lese das Forum mit. Ich bring auch ein paar Ukulelen mit :_wink_:

Interessant das mit dem Hakenumstellen während dem Spielen. Ich bin gespannt sowas mal live zu sehen. Kann mir erstmal nur vorstellen daß die Hand die man dafür benutzt in dem Moment nicht mehr voll fürs Spielen zur Verfügung steht...

Danke auch für den Link für die kreuzbesaiteten Harfen. Sehr interessantes Lesefutter!

Tja -- meinen Vorschlag hatte ich etwas anders gemeint (sorry, ich kenne mich mit Harfenterminologie nicht so aus).

Ein elektrisches Instrument hatte ich deshalb geplant, weil man so keine Probleme mehr hat, eine ordentliche Lautstärke zu erreichen, auch wenn man sehr niedrige Saitenspannung verwendet und nur leicht zupft statt voll in die Saiten langt. Ich dachte dann braucht man vielleicht auch keine so großen Saitenabstände mehr weil man die Saiten im Prinzip nur leicht antippen muß um einen Ton zu erzeugen. Unter Umständen kann man das vielleicht sogar noch mit Fingerpicks kombinieren, mal sehen.

Die geringen Saitenabstände erlauben es eine "chromatic inline" Harfe (also mit einer einzelnen Saitenreihe mit chromatisch gestimmten Saiten) zu bauen, auf der man trotzdem weite Akkorde spielen kann.

Gleichzeitig ist die Konstruktion dank fehlendem Resonanzkörper und geringer Saitenspannung nicht mehr so anspruchsvoll, so daß ein einfaches massives "Dreieck" aus Holz als Rahmen ausreichen würde, das sogar ich mit meinen bescheidenen handwerklichen Fähigkeiten hinkriegen könnte. (Wie man Saitenstärken, Spannungen, Mensur usw. berechnet, ist mir zumindest für Gitarren- und Ukulelensaiten klar :_wink_: ).

Das größte Problem liegt momentan darin daß ich diese günstigen China-Steg-Pickups, die ich irgendwo mal für wenig Geld gesehen hatte, nirgends mehr finden kann. Shadows kosten halt locker mal 30 Euro pro Stück, und ich bräuchte selbst für ein kleines Test-Modell 3 oder 4 Stück. Naja ok bezahlbar ist das auch aber ich wollte erstmal nicht zu viel Geld verpulvern :_wink_:

Viele Grüße
Wilfried
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Nicole
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Beitrag von Nicole »

Vielleicht wäre eine "inline" chromatic harp für Dich von Interesse: http://www.mumaharps.com/harps/xharp/inline.html

Viel Spass bei Deiner Suche und Anregungen - viele Deiner Fragen habe ich mir selber schon gestellt!

In der Zwischenzeit bin ich bei sechs Harfen angelangt, eine einzige die all meine Bedürfnisse erfüllen kann habe ich bis jetzt noch nicht gefunden.

Nicole
wwelti

Beitrag von wwelti »

Hallo Nicole,

Danke, aber diese Webseite über Harfen von Muma habe ich schon gesehen. Nur leider finde ich die Saitenanordnung nicht gut. Mir wäre es lieber wenn alle Saiten der chromatischen Tonleiter gleichmäßige Abstände voneinander hätten. Dann würde man erstens weniger Platz verschenken, zweitens wäre das Instrument meiner Meinung nach einfacher zu spielen (wenn man nicht völlig auf diatonische Musik fixiert ist), drittens wäre nur so transponieren wirklich kinderleicht.

Außerdem scheint der Saitenabstand sehr gering zu sein. Ich könnte mir vorstellen daß das bei einem "normalen" Harfendesign tatsächlich problematisch ist.

Ich schätze ein Instrument das alle Bedürfnisse befriedigen kann gibt es nicht, ich hab auch schon einen Haufen Ukulelen :_wink_: ... Aber ich hab schon nen starken Fokus auf chromatisch spielbare Instrumente, liegt vielleicht auch an meinen musikalischen Vorlieben.

Viele Grüße
Wilfried
Zuletzt geändert von wwelti am Mi 19. Jul 2006, 23:35, insgesamt 1-mal geändert.
Eleonore

Beitrag von Eleonore »

Hallo Wilfried,

ich kann deine Denkansätze gut nachvollziehen.. und auch mir kann's nicht chromatisch genug sein...

Deine Harfenidee setzt für mich natürlich eine ganz andere Spieltechnik voraus, ähnlich der Zither, deren Basssaiten ja auch sehr kleine Saitenabstände haben. Aber warum nicht? Spieltechniken gibt es auch für Harfen schon so viele, weshalb nicht noch eine ?!?

Hier aber ein paar Nachteile deiner Harfenidee:

Eine Saite wird nicht einfach nur "angetupft", sondern kann je nach erwünschter Klangfarbe mit verschiedenen Techniken angespielt werden. Dieser Möglichkeiten beraubst du dich - glaub ich zumindest - wenn du ausschließlich mit Fingerpicks spielst. - Gitarristen mögen mich eines besseren belehren.

Auf keiner mir bekannten chromatischen (ob gekreuzt, inline, nebeneinander) sind so wunderschöne slides möglich. Leider auch nicht auf der von mir vollkommen favorisierten Pampuch-Harfe. Und auf die will ich keinesfalls verzichten!

Wie Nicola immer sagt: wir benötigen eine Doppelpedal-Crossstrung-Klappenharfe mit ca. 5 kg Gewicht und wenn möglich zusammenklappbar...

Bis dahin kann ich mich nur Andreas Empfehlung anschließen: Komm einfach auf ein Harfentreffen und laß dir alles genau zeigen und erklären!

Und: halte uns bitte auf dem Laufenden wie's mit deiner Triangle-harp weitergeht!

grüsslis
Eleonore

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Reidun
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Beitrag von Reidun »

Martina hat geschrieben:Jetzt müsste dir klar sein, warum der Kleine nicht mitspielen darf: er hat keine Chance, dieselbe Ebene wie die anderen Finger zu erreichen, weil er viel zu kurz ist.
Es sei denn, du drehst die Hand so sehr, dass deine Spannweite und überhaupt die Bewegungsfreiheit der Hand dadurch extrem eingeschränkt ist, denn es genügt ja nicht, dass alle Fingerkuppen die Saiten berühren, du brauchst auch noch einen gewissen Wirkungskreis, um die Saiten in Schwingung zu versetzen.

Probier es bei Gelegenheit mal aus.
Ich denke, es hat schon seinen Grund, weshalb die Harfe gerade diese Gestalt und diese Spieltechnik bekommen hat und sich trotz zahlreicher Experimente keine andere Variante so richtig durchgesetzt hat.
Liebe Martina,
die klassische Harfentechnik hat sich durchgesetzt, aber nicht, weil sie die einzige Möglichkeit wäre. Bei den grossen Saitenabständen der Pedalharfen stimmt, was Du sagst. Da kommt der Kleine nicht mit und der Daumen zeigt sehr steil nach oben, um aus den stark gespannten Saiten einen schönen Klang zu holen. Bei diesen Saitenabständen würde die einreihige chromatische Harfe tatsächlich riesig werden. Wenn man jedoch bei adäquater Saitenspannung die Saitenabstände halbiert und dann vielleicht noch mit den Fingernägeln spielt, -oder zumindest mit den Kuppen in senkrechtem Winkel zur Saitenebene- , dann ist der kleine Finger auch direkt vor Ort.
Auf der kreuzsaitigen Harfe benutze ich auch die kleinen Finger, weil sie dort manchmal sogar bequemer liegen als die Ringfinger, und der Daumen ist mal oben, mal unten... und bei der im Vergleich zur Pedalharfe geringen Saitenspannung braucht man auf den Harfen mit engen Saitenabständen (zB. auch der kleinen gotische Harfe) keinen grossen Wirkungskreis oder viel Kraft, um die Saiten in Schwingung zu versetzen.
Und nichts spricht dagegen, eine neue Harfe und eine neue Technik zu entwickeln. :_wink_:
@wwelti:
Warum sich ein Instrument durchsetzt oder nicht, kann daran liegen, dass es taugt oder nicht, aber auch, ob die Zeit dafür reif ist... es ist einfach zur Zeit ein wachsendes Interesse an chromatischen Harfe zu beobachten, das habe ich jetzt gerade wieder in Dinan auf dem französischen Harfenfestival festgestellt.
Wir habe übrigens im November wieder ein chromatisches Harfentreffen.
Liebe Grüsse von Rheidun.
Reidun im Netz: http://www.harpmusic.ie
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