Saitenabstand bei it. chromat. Barockharfen

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harfengarten
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Saitenabstand bei it. chromat. Barockharfen

Beitrag von harfengarten »

Hallo Alte-Musik-ExpertInnen,

Wie ist der Saitenabstand der diatonischen Reihe bei italienischen chromatischen Barockharfen im Vergleich zu durchschnittlichen keltischen Harfen oder Konzertharfen?
...Jaja, das ist von Barockharfe zu Barockharfe sicherlich unterschiedlich, aber lässt sich etwas generelles sagen? Auf welches Spielgefühl hat sich der keltische Harfenist/Konzertharfenist bei einer italienischen Barockharfe einzustellen, was den Saitenabstand betrifft?
Ihr könnt mich auch gerne auf alte Beiträge verweisen, die das Thema abhandeln, die ich aber übersehen habe.

Vielen Dank und liebe Grüße

Hendrik
Meeresbrise
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Re: Saitenabstand bei it. chromat. Barockharfen

Beitrag von Meeresbrise »

Nach allem was ich gehört und live gesehen habe ist der in jedem Fall deutlich enger als bei den Konzertharfen. Bei den italienischen Tripelharfen gehört es sogar zur Technik, dass man Saiten "wegschiebt" um an die mittlere Saitenreihe zu gelangen. Bei den spanischen kreuzsaitigen Harfen geht das nicht, obwohl die auch einen sehr engen Saitenabstand haben. Die Techniken und Fingersätze sind auf jeden Fall sehr unterschiedlich und nicht alle Harfen sind für jede Art von Alter Musik geeignet.

Wahrscheinlich ist es am besten, Du fährst mal zu Thurau nach Wiesbaden (das ist ja nicht so weit weg von Dir) und probierst die verschiedenen Modelle aus. Inwieweit Herr Thuraru etwas zur Spieltechnik sagen kann, weiß ich nicht. Oder Du sprichst mal mit direkt mit einem Barockharfenisten (da gibt es nicht so viele, aber vielleicht kommen welche zum Rheingau Musikfestival). Johanna Seitz war letztens in Mainz mit ihrer Tripelharfe, die hätte sicher auch direkt vor Ort Fragen beantwortet.

PS: Du kannst auch mal Harfenkind oder Annunziato im Forum direkt anschreiben, die schauen beide glaube ich nicht so oft hier rein.
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Moya
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Re: Saitenabstand bei it. chromat. Barockharfen

Beitrag von Moya »

Hallo Harfengarten,
Meeresbrise hat schon recht, die Saitenabstände waren im Barock deutlich enger, aber nicht genormt. Es variiert also. Und die Saiten-Spannung war deutlich niedriger. Man kann mit sehr wenig Kraft spielen und hat trotzdem einen vollen Klang. Und das "wegschieben" ist dadurch auch nicht so mühsam.
Ich fand die Umstellung nicht so schlimm, allerdings habe ich schon lange die Böhmische aus der Klangwerkstatt gespielt, die auch engere Saitenabstände und eine niedrige Saitenspannung hat. Da war der Unterschied nicht so groß. Ich habe einmal eine Thurau-Harfe spielen dürfen - sie hatte schon mit einer leichten Berührung einen vollen, runden Ton. Faszinierend.

Wenn Du ExpertInnen treffen willst, dann lohnt sich ein Besuch bei den "Tagen Alter Musik am Bodensee" im Oktober.

LG
Maren-Moya
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Der Juergen
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Re: Saitenabstand bei it. chromat. Barockharfen

Beitrag von Der Juergen »

Wenn wir schon beim Namennennen sind, Monika Mandelartz wäre auch noch ne Anlaufadresse als Harfenspielerin.

www.monika-mandelartz.de/

Und Eric Kleinmann als Harfenbauer (den träfest du aber auch bei den Tagen Alter Musik am Bodensee).

www.eric-harps.de/
#HarpistsForFuturewww.harfenzeit.dewww.harfenbaukurs.de • harfenwinter.de • harfensommer.de • harfenmai.de
Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
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harfengarten
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Re: Saitenabstand bei it. chromat. Barockharfen

Beitrag von harfengarten »

Vielen Dank Euch allen für die Infos!
Das hilft mir dabei, mir ein Bild zu machen.

Grüße
Hendrik
Harfenkind
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Re: Saitenabstand bei it. chromat. Barockharfen

Beitrag von Harfenkind »

Der Saitenabstand der C-Dur-Reihe dürfte meiner Erinnerung nach nicht sehr viel geringer sein als bei einer Konzertharfe, schließlich muß man noch durchgreifen können! Der Abstand der Halbtöne, wenn man beide Ebenen zusammen betrachtet, ist natürlich viel enger. Das können die Tripleharfenspielerinnen aber besser einschätzen. (Würde mich ehrlich auch interessieren!) Ich habe Tripleharfe nur ein mal gespielt, seit ich auf meiner Spanischen Barockharfe die Finger sortiert bekommen habe. Im Vergleich dazu sind die Abstände merklich größer und deulich bequemer zu spielen. Die parallelen Saiten ergeben natürlich auch ein anderes Spielgefühl.
Bei einem Treffen mit Johanna Seitz habe ich sie gefragt, warum fast alle historischen Harfenspielerinnen ausgerechnet Tripleharfe spielen. Nun ja, sie war natürlich eine der verbreitetsten Harfen im Hoch- und Spätbarock, außerdem anscheinend am leichtesten zu lernen, wenn man erst mal Konzertharfe gespielt hat.
Für das "Saiten-Wegschieben" braucht man eine möglichst geringe Saitenspannung, sonst wird das unbequem und schmerzhaft (Saite schneidet in die Haut hinter dem Nagel-Aua!). Je nach Anatomie hat man es da mehr oder weniger einfach. (Meine ist leider etwas ungünstig- Johanna hat mir ihre Fingersätze für bestimmte Stellen gezeigt- bei mir: Aua! Ich muß mir andere überlegen.
Saiten-Wegschieben geht auch bei der Spanischen Harfe, bei mir ist die Kombination Saitenspannung (relativ hoch)-enge Saitenabstände-empfindliche Finger leider ungünstig, so daß ich es meide.
Lieber Hendrik, sicher kannst du auch bei Johanna Probespielen und zeigt dir die Unterschiede. Sie hatte bei sich zu Hause viele chromatische Harfen stehen, als ich sie dort besuchte und gibt eben auch Privatunterricht.

Apropos: Die Spanische Barockharfe spielt sich wie alle parallelbesaiteten Doppias und Triples auch durch Zwischengreifen! Nicht wie eine X-Harfe (7/5 und 6/6) , die oberhalb und unterhalb des Kreuzungspunktes gezupft wird. Auch wenn sich die Saitenebenen kreuzen, der Winkel ist so stumpf, daß es eigentlich eher ein Kreuzungsbereich ist, anstatt ein -punkt. Man kann sie natürlich oben und unten zupfen, aber so weit voneinander entfernt, daß man keinen vernünftigen Fingersatz spielen kann. Es wird gemacht, wenn ein Fingersatz auf beiden Ebenen leichter ist als mit zwischengreifen.
Liebe Admins, würdet ihr das im Harfenwiki abändern? Da steht es leider falsch.
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harfengarten
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Re: Saitenabstand bei it. chromat. Barockharfen

Beitrag von harfengarten »

Danke Harfenkind!

Deine Infos sind wie immer Gold wert. Na, du hast einfach verstanden, welche Dinge mich genau interessieren.

Liebe Grüße!

Hendrik
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