Harfe kippen

Oliver

Harfe kippen

Beitrag von Oliver »

Hallo zusammen,

ich frage mich schon eine ganze Weile, warum Harfen i. a. zum Körper hin gekippt werden?

Schaut man sich z. B. Maeve Gilchrist an, sieht man, dass sie ihre Harfe, auf einem Ständer ruhend, spielt, ohne sie zu kippen.

Offensichtlich scheinen die meisten Harfen so konstruiert zu sein, dass die Position von Saiten und Klappen resp. Pedalen erst dann "korrekt" ist, wenn die Harfe gekippt wird. Ist die Harfe schlecht ausbalanciert, drückt sie auf die Schulter und verursacht im schlimmsten Fall Schmerzen.

Wozu soll das alles gut sein?

Viele Grüße
Oliver
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Harfenjule
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Re: Harfe kippen

Beitrag von Harfenjule »

Warum weiß ich nicht, aber...
- wenn die Harfe vernünftig gebaut ist, hat sie den Schwerpunkt so weit unten, dass im gekippten Zustand nur ein minimalstes Gewicht auf der Schulter lastet (meine große 20-kg-Harfe kann mehrere Sekunden lang ausbalanciert "gekippt" stehen).
- Maeve kippt die Harfe auf dem Ständer auch, zu sehen z.B. hier
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=hI7bs8Uwb1w[/youtube]
bei 1:00. Im weiteren Verlauf des Videos sieht man ja auch, dass die Harfe während des Spielens nicht stoisch in einer Position ruht, sondern mit Maeves Bewegungen mitgeht (ist vielleicht anders, wenn sie hinter der Harfe herumzappelt :_wink_: ). Würde die Harfe "ruhend" auf dem Boden stehen, wäre das nicht denkbar. So kann man die Harfe in die Körperbewegungen miteinbeziehen - noch ein Grund, warum es eine Harfe und kein Klavier ist :_grin_:

Vielleicht ist es die Gewohnheit, aber ich finde die Vorstellung, dass die Harfe stehen bleibt, sehr befremdlich und unorganisch.


Obligatorische Grüße

Julia
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espero
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Re: Harfe kippen

Beitrag von espero »

Voting: ich bin dafür, dass die Harfe gekippt wird :_grin_:

Viele historische Bilder belegen, dass die Harfe am Körper gespielt wird, gerade wenn sie kleiner sind und die
Tendenz besteht, dass sie auf dem Schoß oder an den Waden gehalten wird. Sicherlich gibt es in der
Palmblatt-Bibliothek auch eine Anweisung hierzu - in Sanskrit natürlich.

... hmmm, wenn hier wieder die Dualität zuschlägt: ich gehe den Mittelweg, die Harfe darf sich an den Harfner anlehnen,
muss aber weiterhin spielbar sein - OK ? :_grin_:

Grüßle
Uli & the charming harps :_cool_:
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Der Juergen
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Re: Harfe kippen

Beitrag von Der Juergen »

espero hat geschrieben:in Sanskrit natürlich
Lieber Uli,

ich möchte dich höflich darauf hinweisen, dass in Sanskrit sich die Bedeutung von »veena« = »Harfe« in den letzten Jahrhunderten zu einer Langhalslaute gewandelt hat.
(ebenso wie das entsprechende Wort in Tamil »yazh« oder »yal«).

:_grin_: :_grin_:
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Ginkgo
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Re: Harfe kippen

Beitrag von Ginkgo »

Meine Lieben,
ich wage ja zu behaupten, dass viele ihre Harfe längst nicht so lieben würden, wenn sie nicht an den/die Spieler gekippt würde!!!! Durch den Körperkontakt übertragen sich die Schwingungen des Instrumentes direkt auf die Knochen der spielenden Person und das ist doch jedesmal fast wie eine Klangschalenbehandlung, oder?
Ich bin fest davon überzeugt, dass das ein großer Teil meines Verliebt sein ins Harfenspiel mitbestimmt! Musik nicht nur zu hören, sondern sie in sich zu spüren!
Habt ihr nicht auch Tage, wo ihr Vorlieben für eine bestimmte Tonart habt? Das sind dann Tage, wo man die Schwingungen dieser Tonart besonders braucht, denke ich!
Niemals würde ich je darauf verzichten das Instrument an meine Schulter zu lehnen beim Spiel!
Das wäre nur der halbe Spass!
Silke
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Anne
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Re: Harfe kippen

Beitrag von Anne »

Also ich könnte meine große, bedingt durch die Form auch ohne sie zu kippen problemlos spielen, aber ich mach es trotzdem, weil ich subjektiv das Gefühl habe, so einen direkteren Kontakt zum Instrument zu haben und auch eher mal "mitgehen" zu können.
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DS aus MOD
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Re: Harfe kippen

Beitrag von DS aus MOD »

Ich denke , daß das auch eher einen praktischen Hintergrund hat.
Eine Harfe die nach hinten gekippt ist, kann halt nicht mehr nach vorne kippen.
Damit mit Sicherheit die Hände zum Spielen frei zur Verfügung stehen, ist es wohl einfach sicherer, die Harfe nach hinten zu kippen, als immer eine Hand auf Sprung zu halten, eine nach vorne kippende Harfe aufzufangen.
Aus diesem Gedanken hat sich dann wohl auch die Saitenausrichtung so eingestellt, daß man letztendlich eine vernünftige Position zwischen Saitenstellung und Spielbewegung hat.
Oder?

Dieter
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bastian
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Re: Harfe kippen

Beitrag von bastian »

Ich stelle jetzt mal die These in den Raum, dass die Harfe stabiler steht, wenn sie an die Schulter gelehnt ist. Das Dreieck Fuß-Fuß-Schulter ist einfach viel größer als die Fußfläche allein.
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
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Re: Harfe kippen

Beitrag von Capella »

Ich könnte mir vorstellen, dass sie auch einfach besser klingt, wenn sie gekippt ist. Müsste man mal ausprobieren und direkt vergleichen. Aber ich denke, der Klangkörper kann besser schwingen, wenn er nur mit einer Kante auf dem Boden aufsitzt.
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Martina
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Re: Harfe kippen

Beitrag von Martina »

Ich mag es, wenn die Harfe an meiner Schulter lehnt. Wenn ich im Stehen spiele und die zwei "Besenstiele" (Füße) benutze, geht es gar nicht anders. Wenn ich im Sitzen spiele und die Harfe auf ihrem Korpus steht, mache ich es vom Boden abhängig. Auf manchen Böden (unsere Kirchgemeinde "hat die Fliesen" ...) rutscht sie mir in gekipptem Zustand leichter weg.
Fachübersetzerin für Musikinstrumente und Tontechnik http://www.martina-reime.de
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