Das ist die graue Theorie.Silke hat geschrieben:Wieso ist es für den Taschenmacher einfacher, wenn er gleich zahlenmäßig größere Aufträge bekommt? Das ist doch eigentlich nur dann sinnvoll, wenn mehrere _gleiche_ Sachen auf einmal bestellt werden, so dass Zeit, Geld oder Arbeit gespart werden kann.
Im allgemeinen funktionieren Dinge desto besser, je weniger Leute zwischengeschaltet sind. Kommunikation fließt besser, Infos kommen direkter an und gehen weniger leicht verloren, Fragen können schneller beantwortet werden, und billiger ist es daher meistens auch noch.
(Frage, Silke, bist Du irgendwie in einem intellektuellen Beruf, Lehrerin, oder so?)
Als Harfenbauerin mit sattsam Erfahrung mit diversen Taschenmachern sage ich Dir hiermit:
Die Praxis ist (grausam) anders!
Simples Beispiel: Wenn Du eine Schachtel Pralinen willst, gehst Du auch nicht in die Schokoladenfabrik.
Ein Taschenmacher fertigt nicht nur Harfentaschen, denn sonst würde er pleite gehen, sondern er macht Gitarrentaschen, Geigentaschen, Drehleiertaschen; Flötentaschen, Klarinettentaschen, Tubataschen...
Der näht halt den ganzen Tag Taschen und hängt nicht am Telefon. Das machen nämlich die Instrumentenbauer, die ihre jeweiligen Kunden mit Engelsgeduld beraten und in dieser Zeit leider auch nicht an Ihren Instrumenten bauen können, aber meistens mehr Ahnung von Instrumententaschen haben als der durchschnittliche Harfenspieler selber.
Fakt ist: Taschenmacher haben keine Lust auf "Kommunikation".
Genauso wie ein Saitenmacher auch nicht einzelne Saiten an Harfenspieler, Gitarristen, Geiger, Drehleierspieler, Klavierspieler, Cembalospieler abgeben, denn dann kämen sie nicht mehr zum Saitenmachen.
Übliches Gespräch am Telefon:
-(Aufgeregt) Meine F-Saite ist gerissen!
- Ganz ruhig! Welche F-Saite denn?
- Moment, bleib mal am Telefon.
(Wartwartwartwartwart)
-Es ist die in der Mitte, ich glaube, F1. Oder? Mmmmh...
- Ist es eine Darm- oder Nylonsaite?
- Weiß nicht, die ist auf jeden Fall schwarz.
- Gut, dann zähle doch mal sicherheitshalber nach. Die wievielte ist es denn von oben?
- Moment.
(Wartwartwartwartwart)
- Die Nr. 11
- Die Nr. 11???!!!
- Ja, die Nr. 11.
- Das kann nicht sein.
- Doch, die Nr. 11.
- Von oben oder von unten?
- Von unten natürlich, hast Du doch gesagt.
................................
Bei Harfentaschen ist es ähnlich, nur daß der Taschenmacher keine Lust hat, jedem einzelnen Kunden zu erklären, wie man einen Taschenplan zeichnet, den Trageschwerpunkt bestimmt, warum manchmal eine Rucksacktasche sinnvoll ist, wann lieber nicht, daß eine Harfentasche im Flugzeug das Instrument absolut nicht schützt, sondern man besser ein Flight Case braucht. (Hi, Wolferl, Spatzel, hab' für Dich recherchiert, bin aber noch nicht endgültig fündig geworden, ich bleibe dran!)
Übrigens: Saitenmacher haben auch keine Lust auf Kommunikation!
Vielleicht wäre dies mal ein Thema für die Sendung mit der Maus?
(Erheitert und geduldig lächelnd)
